Information statt Gruppenkuscheln
Hallo Salesia,
Pädagogen lieben Spielchen, die meisten Eltern nach meiner Erfahrung nicht. Wohl fügen sie sich in der Regel weitestgehend ohne Murren, mögen tun sie das, was da von ihnen verlangt wird, aber dennoch keineswegs.
Zudem hat man in einer Elterngruppe immer auch Leute, die (rede-)gehemmt sind oder Probleme mit der Rechtschreibung haben. Diese überfordert man mit Rede- oder Schreibaufforderungen schnell - und die meisten werden sich hüten, sich noch ein weiteres Mal zu einem Elternabend zu bemühen. Vor allem dann, wenn man Vielrednern und Selbstdarstellern auch noch gleich beim ersten Mal ein Podium bietet.
In diesem Zusammenhang finde ich z.B. auch die Idee mit der positiven Eigenschaft des Kindes für ein erstes Treffen schwierig. Manche Eltern kann das in die Situation bringen, plötzlich gegen etliche (scheinbare) „Wunderkinder“ antreten zu müssen, die von eloquenten Eltern wortreich präsentiert wurden.
Namen und Kinderzugehörigkeiten merkt sich ohnehin kein Mensch, wenn er sie einmal gehört hat. Ich würde einen solchen ersten Elternabend anders strukturieren.
Wenn man weiß, wer kommt, kann man Namensschilder vorbereiten (einige Blankoschilder für unerwartete Teilnehmer bereit halten)und diese entweder zum Selbstnehmen auf einen Tisch legen oder von einer Erzieherin durch persönliche Begrüßung aus einem Körbchen überreichen lassen. Wenn man nicht weiß wer kommt, tut es auch das gute alte Tesakrepp-Band und ein Edding, mit dem jeder Gast seinen Namen selbst schreiben kann.
Ich würde Gruppentische stellen, so dass sich zufällige Tischgemeinschaften bilden, die leichter miteinander ins Gespräch kommen als alle im Stuhlkreis. Dabei hat jeder die Freiheit, nach spontaner Sympathie zu entscheiden, wohin er sich setzen möchte. Zudem bietet ein Tisch auch etwas zum Festhalten und damit Sicherheit. Wenn jeder einen Platz gefunden hat, sind die Erzieherinnen mit Informationen dran. Die meisten Eltern kommen zu einem ersten Treffen, um Wichtiges zu erfahren, nicht um pädagogisch belästigt zu werden.
Wenn die Informationen durch sind, kann man die Leute auffordern, sich an den Gruppentischen kurz miteinander bekannt zu machen und gemeinsam zu überlegen, ob es Fragen gibt. Jeder Tisch hat dazu einen Stapel kleiner Zettel und einen Stift dort liegen. Ein Schreibwilliger wird sich immer finden, und die Eltern haben erst mal im geschützteren Rahmen die Möglichkeit, eventuelle Fragen zu finden, von denen jede einzeln auf einen der Zettel notiert wird.
Nach einer Viertelstunde werden diese dann von den Erziehern eingesammelt und an einer Pinnwand aufgehängt. Dabei werden sie grob thematisch geordnet, so dass man ähnliche Fragen in einem Aufwasch beantworten kann. Ein Ausblick auf künftige Elternabende/ Veranstaltungen rundet das Ganze ab.
Niemand, der nicht reden möchte, muss reden, und die Darsteller haben wenig Gelegenheit dazu. Wenn alle Fragen beantwortet sind, kann man zum informellen Teil übergehen, vor dessen Beginn alle, die gehen möchten, auch die Gelegenheit haben sollten zu gehen, ohne dass das negativ bewertet wird. Die Verbliebenen rutschen zusammen und können sich bei Knabbereien und Getränken noch ein Weilchen unterhalten.
Nach meiner Erfahrung sieht man danach mehr Eltern beim nächsten Elternabend wieder, als wenn man versucht, alle beim ersten Mal auf Kuschelkurs zu bringen.
Aktivitäten wie Elterncafé oder regelmäßige Elternstammtische können Interessierte dann im Laufe der Zeit näher zusammenführen.
Schöne Grüße,
Jule