wäre hier nicht eine Unterstützung

für die Bauern angebracht? Ein Kaufboykott von Milchprodukten bei Aldi und Co. könnte diese evtl. zum Umdenken bewegen.

Folgende Nachricht:
Aldi und Lidl demonstrieren ihre Macht: Milchbauern bekommen noch weniger
Milchbauern sind seit Wochen nicht gut auf Aldi und Lidl zu sprechen, weil die beiden Discounter in den Augen der Bauern viel zu wenig für die Milch bezahlen. Momentan erhalten sie 27,7 Cent pro Kilogramm, also 4,3 Cent weniger als noch im Jahr 2001.
Die aufkeimenden Proteste nach der Reduzierung um einen Cent von Aldi will nun Lidl noch eins drauf setzen. Sie wollen in Neuverhandlungen mit den Lieferanten sogar zwei Cent weniger bezahlen.
In nächster Zeit drohen den Molkereien weitere Einbußen, weil Aldi auch noch Neuverhandlungen über den Butter- und Schnittkäsepreis durchführen wird.
Die Discounter drohen bei Nicht-Akzeptieren von Preisen mit dem Verbannen der Produkte.
Quelle: www.spiegel.de

Diese Ausnützung einer relativ marktbeherrschenden Stellung ist wie man hier sieht nicht immer von Vorteil.
wenn jetzt jemand sagt, dass unsere Bauern ja sowieso verkappte Millionäre wären, dem empfehle ich mal, bei einem Bauern zu arbeiten.
Nicht umsonst gehen immer mehr Familienbetriebe pleite, geben auf.
Und ob die Bildung von lanwirdschaftlichen Großbetrieben (Kolchosen) so erstrebenswert ist, wage ich zu bezweifeln.
Grüße
Raimund

Hi,

Kaufboykott

nette Idee…

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Gruß
Cornel

hallo Cornel,
das Problem ist hier nicht unser Geldbeutel, sondern dass die Milch z.B. schon zu Minimalsteinkaufspreisen erstanden wird und zum überhöhten verkauft.
Hier soll auf Kosten der Erzeuger der Gewinn gesteigrt werden.
Für uns als Verbraucher würde sich doch nichts ändern: ob wir nun 0,55 € zahlen, oder 0,56 €.
Grüße
Raimund

Einige Einsichten
Hallo Raimund,

das Problem ist hier nicht unser Geldbeutel, sondern dass die
Milch z.B. schon zu Minimalsteinkaufspreisen erstanden wird
und zum überhöhten verkauft.

Ich kann Dir versichern, an der Milch wird kein (nennenswerter) Gewinn gemacht. Im Gegenteil, die Supermärkte würden die Milch auch verschenken, wenn sie dürften. Warum ist das so?
Ganz einfach: (Frisch)Milch gehört zu den kurzfristigen Gebrauchslebensmitteln, d.h. die Milch ist eines der Produkte, die Dich in den Supermarkt treiben. Da erfahrungsgemäß die meisten Menschen, wenn sie erst einmal im Supermarkt sind, noch hundert andere Dinge entdecken, die sie haben möchten (und davon ca. die Hälfte kaufen), ist es sehr attraktiv einen niedrigen Milchpreis zu haben, da man sich damit die Kundschaft sichert, die dann „beim Milchholen“ die wirklichen gewinnspannenbehafteten Produkte kauft.
Hier setzt nun ein eigentlich gut gemeinter Mechanismus der sozialen Marktwirtschaft auf perverse Art und Weise ein:
Da die Supermärkte die Milch nicht unter ihrem Produktionspreis (EK-Preis plus Transport, Lagerhaltung etc.) verkaufen dürfen (Dumping), aber den Verkaufspreis der Milch so niedrig wie möglich drücken wollen, müssen sie versuchen den Einkaufspreis der Milch, das ist nämlich der einzige variable Faktor, so weit runter zu bekommen, wie möglich.

Hier soll auf Kosten der Erzeuger der Gewinn gesteigrt werden.
Für uns als Verbraucher würde sich doch nichts ändern: ob wir
nun 0,55 € zahlen, oder 0,56 €.

Das ist doch Unsinn. Eine Erhöhung des Einkaufspreises von einem Cent, hätte locker eine Erhöhung um 3-4 Cent zur Folge. Dann würdest Du aber nicht mehr zum Discounter gehen, um Deine Milch zu kaufen.

Grüße,

Anwar

für die Bauern angebracht? Ein Kaufboykott von Milchprodukten
bei Aldi und Co. könnte diese evtl. zum Umdenken bewegen.

hi raimund,

das wäre der falsche Weg. wenn alle Bauern sich einig wären und würden Aldi die Milch einfach nur für 60 Cent verkaufen, und keiner unterböte den Preis, dann wäre da Thema weg.

aber weil, wie in D üblich jeder meint, Geschäfte könnte man nur über den preis machen, wird eben immer ein Oberschlauer auch die Milchj mal fr 0,5 cent verkaufen.

dass Wegschütten (nicht produzieren) kostengünstiger wäre kapiert keiner.

gruss

Hallo,
Beimuns in der Gegend (und bestimmt auch anderswo) verkaufen immer mehr Bauern ihre Milch direkt an den Endverbraucher.
früher war das leider verboten. Doch seit einigen Jahren darf das der Bauer.
man sollte das (wie auch immer) forcieren.
Könnte mir vorstellen: die Bauern einer Gegend tun sich zusammen und eröffnen einen Bauernladen. jeder liefert dort hin und verkauft seine Ware zu günstigen (und für Ihntrotzdem höheren Gewinn) Preisen.
Der Zwischenhandel wäre so gut wie tot. Klar, Aldi & Co würden immer ein paar Dumme finden, die nach dem Motto liefern: ich produziere 1 l Milch für 30 Cent und verkaufe für 20 Cent: Und von diesen 10 Cent Differenz lebe ich. Oder Aldi kauft im ausland. So einen Bauernladen gibt es bei uns. Nun, nicht ganz so, doch ähnlich. Da kosten die großen Eier (frisch vom Plop aus der henne) 16 Cent. Die supergroßen mit 2 Dottern 18 Cent. Der Laden geht prächtig! Den habe ich noch nie leer gesehen.
Würdest Du bei Aldi für 50 Cent 1 l Milch (Auslandsmilch) kaufen, wenn Du in erreichbarer Nähe Milch aus der Gegend frisch von der Kuh, für 40 Cent haben kannst?
Nachteil: du müsstest ein Behältnis mitbringen.
Grüße
Raimund

Hallo Anwar

Ganz einfach: (Frisch)Milch gehört zu den kurzfristigen
Gebrauchslebensmitteln, d.h. die Milch ist eines der Produkte,
die Dich in den Supermarkt treiben. Da erfahrungsgemäß die
meisten Menschen, wenn sie erst einmal im Supermarkt sind,
noch hundert andere Dinge entdecken, die sie haben möchten
(und davon ca. die Hälfte kaufen), ist es sehr attraktiv einen
niedrigen Milchpreis zu haben, da man sich damit die
Kundschaft sichert, die dann „beim Milchholen“ die wirklichen
gewinnspannenbehafteten Produkte kauft.
Hier setzt nun ein eigentlich gut gemeinter Mechanismus der
sozialen Marktwirtschaft auf perverse Art und Weise ein:
Da die Supermärkte die Milch nicht unter ihrem
Produktionspreis (EK-Preis plus Transport, Lagerhaltung etc.)
verkaufen dürfen (Dumping), aber den Verkaufspreis der Milch
so niedrig wie möglich drücken wollen, müssen sie versuchen
den Einkaufspreis der Milch, das ist nämlich der einzige
variable Faktor, so weit runter zu bekommen, wie möglich.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Aufschlag von 100 % ein Draufzahlgeschäft ist. Denn die Milch will aldi & Co für 25 Cent einkaufen. Dieser Liter kostet im laden dann 55 Cent. Also die kalkulation wäre wohl grundsätzlich falsch.
Ich komme selbst aus dem Groß- und Einzelhandel. Ich weiß wie kalkuliert wird. Ein 100 % Aufschlag ist ein Gewinn.

Hier soll auf Kosten der Erzeuger der Gewinn gesteigrt werden.
Für uns als Verbraucher würde sich doch nichts ändern: ob wir
nun 0,55 € zahlen, oder 0,56 €.

Das ist doch Unsinn. Eine Erhöhung des Einkaufspreises von
einem Cent, hätte locker eine Erhöhung um 3-4 Cent zur Folge.
Dann würdest Du aber nicht mehr zum Discounter gehen, um Deine
Milch zu kaufen.

Bei einem EK von 26 Cent pro KG (= etwa 1 Liter)statt 25 Cent/kg kann es keinen Preisaufschlag von 4 Cent kommen.
Bei uns gibt´s Bauern.
OK, Städter sind da arm dran. Doch auch hier könnte man solche Läden wie oben erwähnt aufmachen: vom Erzeuger direkt zum Verbraucher!
die Qualität ist sowieso besser, denn die großen Molkereien rahmen die angelieferte Milch noch einmal ab.
Und dann hat man auch noch das gute Gefühl, dem diskounter geholfen zu haben: er braucht dann nicht mehr zum Gestehungspreis die Milch anbieten und kann sich auf andere Produkte konzentrieren

Grüße,

Anwar

Milch ist nicht gleich Milch
Hallo Raimund,

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Aufschlag von 100 %
ein Draufzahlgeschäft ist. Denn die Milch will aldi & Co für
25 Cent einkaufen. Dieser Liter kostet im laden dann 55 Cent.

Die letzten Zahlen, die ich gehört habe, sind 49 Cent, nicht 55. Das sind dann zwar immer noch 100% vom EK, allerdings ist die eingekaufte Milch auch noch nicht homogenisiert, verpackt und zum Kunden transportiert, ganz zu schweigen verkauft worden.
Nach meiner Erfahrung sind ca. 45% Aufschlag notwendig um einen soliden Gewinn zu fahren und das bei Produkten, die nicht noch weiterverarbeitet werden müssen. Wenn überhaupt ist in den 49 Cent ein minimaler Gewinnanteil enthalten - und das muss ja auch so sein, laut Gesetz!

Also die kalkulation wäre wohl grundsätzlich falsch.
Ich komme selbst aus dem Groß- und Einzelhandel. Ich weiß wie
kalkuliert wird. Ein 100 % Aufschlag ist ein Gewinn.

Wie gesagt, dass bezweifle ich. Ich kann nächste Woche ja mal versuchen rauszufinden, was z.B. eine 1 Liter Tetrapack-Verpackung so kostet, das werden auch einige Cent sein.

Grüße,

Anwar

Hier soll auf Kosten der Erzeuger der Gewinn gesteigrt werden.
Für uns als Verbraucher würde sich doch nichts ändern: ob wir
nun 0,55 € zahlen, oder 0,56 €.

Das ist doch Unsinn. Eine Erhöhung des Einkaufspreises von
einem Cent, hätte locker eine Erhöhung um 3-4 Cent zur Folge.
Dann würdest Du aber nicht mehr zum Discounter gehen, um Deine
Milch zu kaufen.

Bei einem EK von 26 Cent pro KG (= etwa 1 Liter)statt 25
Cent/kg kann es keinen Preisaufschlag von 4 Cent kommen.
Bei uns gibt´s Bauern.
OK, Städter sind da arm dran. Doch auch hier könnte man solche
Läden wie oben erwähnt aufmachen: vom Erzeuger direkt zum
Verbraucher!
die Qualität ist sowieso besser, denn die großen Molkereien
rahmen die angelieferte Milch noch einmal ab.
Und dann hat man auch noch das gute Gefühl, dem diskounter
geholfen zu haben: er braucht dann nicht mehr zum
Gestehungspreis die Milch anbieten und kann sich auf andere
Produkte konzentrieren

Grüße,

Anwar

Hallo anwar,
wenn Aldi & Co die Milch selbst weiterverarbeiten würden, so würde ich das akzeptieren.
Nur: alsi kauft verkaufsfertige Produkte ein.
Sprich: 25 Cent pro verkaufsfertig verpackte kg. Dazu kommen die variablen und fixen Kosten + Gewinnspanne.
Ist´n happiger Gewinn!
Grüße
Raimund

Schönen Abend auch,

wenn Aldi & Co die Milch selbst weiterverarbeiten würden, so
würde ich das akzeptieren.
Nur: alsi kauft verkaufsfertige Produkte ein.

Echt? Ich hätte gedacht die haben ihre eigene Abfüllfabrik. Das interessiert mich jetzt aber. Muss ich mal rumfragen, ob jemand das genau weiss. Oder hast Du einen Link o.ä.?
Wäre sehr interessant.

Sprich: 25 Cent pro verkaufsfertig verpackte kg. Dazu kommen
die variablen und fixen Kosten + Gewinnspanne.
Ist´n happiger Gewinn!

Dann wohl schon.

Grüße,

Anwar

hallo Anwar,
ich habe mal einen Bericht gelesen über Aldi und seinen Zögling Lidl.
Die Produkte, die die verkaufen, sind meist Markenprodukte aus Überproduktionen.Du kannst immer wieder auf den Dosen, Packungen… lesen: abgefüllt für Aldi… usw.
Aldi, Lidl, Norma, Plus… sind fast 100 % Vertriebsfirmen. Vielleicht sogar 100 %.
Grüße
Raimund.

Anmerkung
Hallo Ihr beiden,

ich hänge mich hier mal einfach in Eure Diskussion über die Gewinnspannen ein und gebe folgendes zu bedenken:
Aldi und andere kaufen die Milch nicht(!) bei den Bauern sondern von den Meiereien (Molkereien).
Diese, obwohl meist genossenschaftlich organisiert, wollen natürlich auch leben.
Leider fallen sie zum Teil ihren Lieferanten (den Bauern) in den Rücken, indem sie Abschlüsse mit den Handelsketten akzeptieren, die preislich unter denen des Vorjahres liegen (Müllermilch u.a.). Davon kann kein Milchbauer mehr leben, von „Betriebsgewinn“ gar nicht zu reden.
Größte Perversion der „real,-“-Prospekt für die 22. Woche:
1 Liter H-Milch = 0,41 Euro; 1 Liter Gerolsteiner Wasser(!) = 0,48 Euro!
Ein alter Bauer sagte mir kürzlich, daß die Menschen mal wieder zwei Jahre Hunger leiden müßten, damit sie den Wert der Lebensmittel zu schätzen wüßten.
Wie wahr!

Einen schönen Sonntag wünscht
Frank

Hallo Raimund,

ALDI und Co. kaufen keine Überproduktion ein…die ordern eigene Produkte bei den Markenherstellern…
Zum Beispiel laufen bei folgenden Molkereien Produkte im Auftrag von ALDI vom Band:
BREISGAUMILCH , MÜLLER MILCH , NORDMILCH , ZOTT

ähnliches gilt auch für die anderen Disounter…

Wobei dabei folgende Zuordnung gilt:

ALDI (Nord und Süd) = Familie Albrecht in Essen

LIDL (mit KAUFLAND/HANDELSHOF/KAUFMARKT ) = Lidl-Stiftung in
Neckarsulm

NORMA = Familie Roth in Nürnberg

PENNY = REWE -Gruppe in Köln

PLUS (mit Kayser`s Drugstores/Tengelmann) = Familie Haub in
Mülheim an der Ruhr

Filialstärkster in D ist die Familie Albrecht mit 3.500 Filialen,
gefolgt von PENNY und LIDL…

Mfg

Frank

Hallo Frank,

also ich fahre nicht wegen der Milch zu Aldi und Co.

Ich kaufe die Milch da wo ich alle bekomme was ich gerne haben möchte.

Die von mir gekauften Produkte sind oftmals in ALDI und Co nicht zu haben.
Da gebe ich lieber mehr Geld aus als eine Odyssee durch zig Geschäfte zu machen.

Daher bin ich bekennender Markauf, Kaufland oder Edeka Michkäufer. Egal ob sie da 25 cent mehr kostet oder nicht.

Gruß Ivo

hallo Frank,
hier muss ich leider berichtigen:
klar, sie ordern auch „eigne“ Produkte, also Produkte, die nur bei diesen Läden zu haben ist.
Doch ist ein Großteil der Aldi & Co - Produkte Überproduktion von Markenartikeln (lt dem Bericht, den ich erwähnte und diversen Finsnztest-Tests). Wie übrigrens auch das Benzin der Freien Tankstellen von Shell, Exxon, usw ist.
Zur Milch: klar kauft Aldi & Co nicht direkt beim Bauern. Die wenigsten Bauern könnten sich eine eigene Abfüll- und Verpackungsfabrik leisten.
Das geht zu 100 % über Großhändler (= Molkerei).
Trotzdem kaufen die Ware MIlch zu 25 Cent pro kg ein und wollen jetzt (Aldi) nur noch 24 Cent zahlen. Der Ziehsohn Lidl will sogar nur 23 Cent zahlen.
Grüße
Raimund

Hallo Ivo,
wenn Du nicht zu weit in der Stadt wohnst: kaufe mal bei einem Milchbauern Deine Milch. Du glaubst, ein anderes Getränk gekauft zu haben.
Klar: H-Milch gibt´s da nicht. Die Kuh wurde noch nicht gezüchtet!

Grüße
Raimund

Deutschland ist nun einmal kein Agrarland, dazu viel zu klein. Die seit Jahren subventionierten Bauern auch noch unterstützen? Auf keinen Fall. Überproduktion auf allen Gebieten, der Verbraucher wird mit Produkten erschlagen.Kein Wunder, das die Konzerne wie Lidl und Aldi da rigoros vorgehen und die fetten Bauern abmahnen. Das Leben ist hart,auch für die Bauern, also bitte mal Verbindung mit der Realität aufnehmen. Ich trinke meine Milch, weil sie günstig ist, und nicht weil ich für subventionierte Bauern einen Cent gebe.

für die Bauern angebracht? Ein Kaufboykott von Milchprodukten
bei Aldi und Co. könnte diese evtl. zum Umdenken bewegen.

… an der Klatsche? (hätt ich jetzt fast gefragt)
Nie und niemals nicht!
Wenn denen ihr heissgeliebter Kapitalismus nicht passt, sollen sie gefälligst Revolution machen. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir Proleten & Co vor den bösen Kapitalisten schützen würden??? Dann hätten sie ja garkeinen Klassenfeind mehr. Nein, Raimund, so geht das nicht.

fragt sich:
Frank

Hallo Anwar,

wir reden hier nicht nur über Milch. Auch Joghurt, Käse, Pudding, …
Da stecken ganze Industrien mit richtig viel Umsatz dahinter.

Gruß
Frank

Hallo Raimund,

der Erzeuger kommt kaum über die Runden, das Geld bleibt in der Weiterverarbeitung und Distribution hängen und dem Verbraucher würde es in keiner Weise schaden, müßte er wenige Cent mehr bezahlen. Der Landwirt ist der Gekniffene. Aber geht es hier wirklich um den armen Bauern und die bösen, mächtigen Handelsketten? Ich sehe vielmehr 2 elementare Schwächen, die jeden anderen Unternehmer mit jedem anderen x-beliebigen Produkt in die gleichen Nöte bringen würde:

  • Es gibt ein Milch-Überangebot. Jeder Produzent, der in einen gesättigten Markt liefert, spürt unangenehmen Preisdruck.

  • Jeder Produzent, der mit seinem Vertrieb die Bequemlichkeit sucht und deshalb die Dominanz einzelner Kunden zuläßt, holt sich ein existenzgefährdendes Risiko ins Haus. Das Spiel kann lange gut gehen, aber sobald der dominierende Kunde seine Dominanz ausspielt, steht der Produzent mit dem Rücken an der Wand.

Deshalb halte ich Eingriffe in das Geschehen, wie z. B. einen Boykott bestimmter Handelsketten, unabhängig von der Durchführbarkeit für nicht marktgerecht. Die einzig sinnvolle Vorgehensweise besteht in der Anpassung von Milcherzeugern und Molkereien an den Markt. Dabei bleiben Landwirte auf der Strecke, was ich aber für unvermeidbar halte. Molkereien müssen sich überlegen, ob sie groß genug sind, sich einen Kunden wie Aldi überhaupt leisten zu können. Jeder Produzent muß sich diese Frage unabhängig vom Produkt immer wieder stellen, wenn er unkalkulierbare Abhängigkeiten verhindern will. Dafür hält man sich einen Vertrieb und macht Risikoanalysen. Scheinbar unterbleibt das alles und die Leute freuen sich nur über einen großen Kunden, ohne zu analysieren, ob und wie sich die Risiken auffangen lassen. Sollen sich Vertrieb und Marketing der Molkereien doch endlich etwas anderes einfallen lassen, als nur billig und schiere Masse.
Nach Eintreten des Risikofalls nach Boykott zu schreien, ist der Gipfel der Unfähigkeit.

Raimund, Du kommst aus dem Versicherungsgewerbe. Kein Versicherer geht mit gierigem Blick auf die Prämie ein Risiko ein, daß ihn bei Eintritt des Versicherungsfalls kippen läßt. Er bedient sich eines Rückversicherers oder backt kleinere Brötchen und läßt die Finger von dem Risiko. Das gilt überall. Im Normalfall baut kein Produzent Kapazitäten für einen einzelnen Kunden auf. Dann bleibt man lieber eine Nummer kleiner, als mit diesem Kunden alles zu gefährden.

Gruß
Wolfgang