Paradigmenwandel
Hi Claus,
„In der Geschichte des Westens kommt es gelegentlich alle paar
hundert Jahre zu einem… Umbruch (…) wie ich es in einem
früheren Buch - NEUE REALITÄTEN, 1989 - nannte.“
Vermutlich spielt er auf den Begriff des Paradigmenwechsels an, der vorher bereits durch (meines Wissens) Fritjof Capra geprägt wurde, der damit auf den Wandel des westlichen Weltbildes zu einem asiatisch-spirituell geprägten Paradigma anspielt (auch wenn das natürlich nicht alle so sehen).
Thomas Kuhn hat den Grundgedanken übernommen und eine allgemeine Theorie des Paradigmenwechsels formuliert. Viel früher als Capra, nämlich in den 60ern, hatte bereits Michel Foucault Überlegungen über die Wandlungen von Weltbildern und damit verbundenen Wandlungen des Wahrheitsbegriffs angestellt.
Hier ein Zitat:
http://www.calsky.com/lexikon/de/txt/t/th/thomas_sam…
„Wissenschaftliche Revolutionen
Kuhn sieht in der Entwicklung der Wissenschaften nicht ein fortschreitendes Anwachsen des Wissensvorrates durch Akkumulation von Erkenntnis, sondern einen Prozess der gekennzeichnet ist durch dezidierte Brüche.
Nach Kuhn gibt es in der Entwicklung einer Wissenschaft Phasen von „normaler Wissenschaft“, in denen Fakten gesammelt und die Leitideen, die sog. Paradigmen, verfeinert und ausgearbeitet werden. Ein Paradigma ist aber nicht nur als Summe der theoretischen Annahmen zu verstehen. Ein Paradigma wirkt sich auf tieferen Ebenen aus: es betrifft selbst die Wahrnehmung der Wissenschaftler. Vorläufer bezüglich dieser Behauptung sind in Ludwik Fleck (Die Entstehung einer wissenschaftlichen Tatsache) und Norwood Russel Hanson (Patterns of discovery). Aufgrund der kognitiven Dimension von Paradigmen vergleicht Kuhn Paradigmenwechsel mit sog. Gestaltwechseln. Diese kennzeichnet ein plötzlicher Wechsel von einem zu einem anderen Perzept.
Normale Wissenschaft nach Kuhn, ist Problemlösen. Häufen sich bei dieser Arbeit Schwierigkeiten und Widersprüche, so nehmen Konflikte und Diskussionen zu (Krisen) und schließlich kommt es zu Paradigmenwechseln, bei denen Paradigmen verworfen und durch andere ersetzt werden.
Im Gegensatz zu dem falsifikatorischen Ansatz Karl Poppers behauptet Kuhn, dass Paradigmen nicht falsifiziert werden können. Ein Paradigma wird erst dann aufgegeben, wenn es durch ein anderes ersetzt werden kann. Ein Aufgeben des Paradigmas durch die wissenschaftliche Gemeinschaft ohne Ersatz würde, Kuhn zufolge, die Aufgabe der wissenschaftlichen Tätigkeit per se bedeuten. Ebensowenig kann Evidenz zwischen zwei um die Paradigmavorherrschaft kompetierenden Theorien entscheiden. So behauptet Kuhn, dass es zur Zeit der Erfindung des Kopernikanischen Systemss keine Evidenz gab, die dieses System über das damals etablierte Ptolemäische System erhoben hätte. Dieses Argument ist heute als Unterdeterminierung von Theorien durch Evidenz bekannt und wird insbesondere von Empiristen wie von Bas van Fraassen verwendet.
Kuhn übernahm für seine Theorie den Begriff des Paradigmas aus der Linguistik und prägte den inzwischen gängig gewordenen Begriff des Paradigmenwechsels.“
Zitat Ende.
Gruß
Horst