Hallo.
Wirklich? Ich dachte, dass eher die Zukunftsangst um sich
greift, dass die Kinder später noch einen Job bekommen.
LOL. Das auch, aber dieses Phänomen geistert bei den Eltern herum, nicht bei den Kindern. Und wenn, erst kurz vor dem ersten Abschluß.
Wirklich zufrieden wäre ich auch nur bei einer 1,
Selbst da fände man immer noch dran auszusetzen.
aber man muss doch auch mit schlechteren Zensuren leben können.
Ich habe nichts anderes gesagt, nur daß dieses „damit leben können“ nicht in falsche Zufriedenheit umkippt.
Sowas sagt man doch auch, um dem Kind nicht so viel Stress zu machen
und nicht evtl. Ängste aufzubauen.
Schon klar. Ich verstehe das schon, nur sollte irgendwo der Eigenantrieb der Kinder ganz subtil angestachelt werden, nach Verbesserung zu streben.
In deinem Fall sagen sie es vielleicht auch, weil sie keinen
Nachhilfeunterricht mehr bezahlen wollen, kann das sein?
Ich bin eigentlich äußerst preisgünstig in meiner individuellen Nahchilfe.
Speziell bei Waldorf-Kindern? Sind die Mängel da stärker
ausgeprägt?
Bisher hatte ich stets Waldorf-Schüler, die im Vgl. zu einem [vergleichbaren] Realschüler/Gymnasiasten erheblich mehr Lücken hatten. Insbesondere bei gewissen Grundlagen, die recht früh gelegt werden - also in der Schonzeit der Waldorfschule.
Zwar ist das berüchtige Bruchrechnen schon immer das Steckenpferd eines jeden Schülers gewesen, aber einem Walddorfler in der Klasse 9 zu erklären, was ein Hauptnenner ist?
Da bin ich mit der Titulierung „Lücke“ sehr human.
Das gab es früher aber auch schon.
Das habe ich auch gesagt. Ich meinte nur, daß es inzwischen häufiger und heftiger vorkommt.
Ich finde, mit 14 oder so sollten
die Jugendlichen das „reale Leben“ kennen lernen, und nicht in
einem Elfenbeinturm verbleiben, wo sie in der Regel von
Menschen unterrichtet werden, die doch meistens nur Schule,
Uni, Schule kennen.
Hier finde ich die Formulierung schon mehr als problematisch.
Ich denke - am Beispiele einer Realschule gemessen - wird den heranwachsenden Kindern ausreichend Einblick gegeben in die Frage nach dem „Warum?“ und „Wofür?“.
Man sollte diesen Punkt aber nicht überbetonen.
BESONDERS HEUTE kann NIEMAND mehr in der Schule überblicken, was später im Lebne wichtig ist und was nicht. Man weiß nie, wohin einen das Leben verschlägt.
Ich bin vehementer Kritiker dieser Praxisnah-Extremisten, denn es geht um zehnklassige ALLGEMEINBILDENDE Schule - nicht um Berufsschule.
Ein Kind kann gar nicht richtig überblicken, wozu viele Sachen gut sind. Viele fallen aus allen Wolken, wenn schon bei vermeintlich schlichten Handwerksberufen (Dachdecker, …) plötzlich jede Menge Mathematik (Geometrie, …) auf die Matte schlägt.
Da kommt es dann überhaupt nicht gut, sich mit „Mathe ‚4‘“ zu bewerben.
Des weiteren gehört einfach eine entsprechend sprachliche und kulturelle Bildung dazu. In Deutschland kommt dann für mich sogar noch der Selbstanspruch als Nation der Dichter & Denker dazu, sozusagen Bildungspatriotismus.
Man kann im Leben nicht genug wissen - egal ob kulturelle Bildung, naturwissenschaftliche, geschichtliche, sprachliche.
Diese Null-Bock-Einstellung kommt m.M.n. wohl auch viel daher,
dass es einfach zu langweilig wird, irgendwelche Aufgaben zu
lösen, die sich ein mehr oder minder interessierter
Erwachsener ausgedacht hat, und deren Lösung eigentlich keinen
Zweck erfüllt, außer angeblich oder wirklich auf irgendein
späteres bis viel späteres Leben vorzubereiten.
Ach, und wer sagt, daß es keinen Zweck erfüllt? Sorry, aber hier schießt Du in bezug auf Breitenbildung total quer und reduzierst alles auf eine ÖKONOMISIERTE Sichtweise.
Darüber hinaus befürwortest Du in einem ungesunden Maße diese Null-Bock-Einstellung.
Selbt wenn der Unterricht langweilig ist: Woher nimmt der Schüler die Weisheit, die Erkenntnis den Unterricht *danach* beurteilen zu wollen?
An dieser Stelle rate ich immer zu einer gesunden Zurückhaltung.
Zwar mag einen nicht jeder Unterricht in den Stuhl drücken vor Spannung, dennoch muß sich bei jedem eine gewisse Reife entwickeln, sich zu arrangieren. Das ist vorallem für später mehr als notwendig - es geht nunmal nicht immer nach Lust und Spaß im Leben – genau diesen Unsinn propagiert aber die Spaßgesellschaft seit geraumer Zeit.
Man muß auch gewähren lassen können, sich sozusagen hinsetzen und etwas tun; oft stellt sich nämlich gerade bei den verpöhnten Langweilern heraus, daß sie einen fachlich guten Unterricht durchziehen. Das eröffnet sich aber erst später und kann nicht von einem Schulkind überblickt werden. Schon gar nicht heute und in der Arbeitswelt, die in Zukunft auf uns zukommt.
Die „Null-Bock-Einstellung“ rührt auch nicht von vermeintlich langweiliger Schule her, sondern hat ihre Wurzeln in Erziehung und Gesellschaft/ Umfeld. Die Schule dient dann nur als Projektionsfläche, an der die Mißstände sich dann auch deutlich zeigen.
Niemand verlangt von den Schülern, die tollsten Streber zu werden - doch wenn ich in der Nachhilfe sehe, was vielen Kindern trotz gewaltiger Freizeit, Unmenge an Taschengeld und Wohlstand dann schon an Handgriffen für die Schule zuviel ist - tja, da kann das nichts werden; und dann wird auch die Nachhilfe zur echten Geduldsprobe.
Immer vor Augen halten: Schüler haben ihr ganzes Schülerleben defacto NICHTS ANDERES zu tun, als sich um das bißchen Hausaufgaben, Arbeitsmittel und hier und da etwas Lernen zu kümmern.
Ich fände es wesentlich besser, wenn in der Schule schon
wesentlich mehr Wert auf Praxis gelegt würde; wenn da
vielleicht wirklich etwas hergestellt würde, was auch verkauft
oder veröffentlicht wird.
Du unterschätzt den notwendigen Aufwand dafür. Bedenke, was an solchen Projekten alles dranhängt. Bedenke die MEchanismen des Marktes, daß eben auch ein „Bedarf“ respektive eine „Nachfrage“ vorhanden sein muß.
So etwas ist vielleicht punktuell vorstellbar, aber nicht in großem verordneten und durchorganisierten Rahmen.
Wenn die Menschen wissen, wofür sie lernen und was sie damit
anfangen können, macht es wesentlich mehr Spaß, und sie sind
motivierter.
Das ist zwar richtig. Man hört dieses Argument oft - doch rechtfertigt dieser Gedanke in keinster Weise den Umkehrschluß von vielen, daß man ohne Spaß Verweigerung üben darf.
Die Fehlkalkulation der Eltern muss nicht unbedingt eitel
sein.
Ist sie aber meistens, weil ich das quer durch die Republik immer wieder exemplarisch erlebe. Natürlich ist das nicht repräsentativ, aber das Scheme wiederholt sich doch auffallend oft in fast dergleichen Weise.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Eltern ihr Kind unbedingt
auf dem Gymnasium haben wollen, weil sie ihrem Kind eine gute
Zukunft wünschen, halte ich für wesentlich größer.
Dabei übersehen die Eltern in ihrer „MEIN-MEIN-MEIN-Kind-muß-auf-das-Gymnasium“, daß der Weg der Frühselektierung prinzipiell falsch ist.
Es ist rein von der Entwicklung der Kinder her viel gesünder, erst an einer normalen Schule zehn Klassen absolvieren zu lassen und dann die Optionen zu haben, also auch die Oberstufe nachschieben zu können.
Wenn auch bei vielen Lehrstellen nur noch Abiturienten genommen
werden, ist das doch klar.
Hier vertauschst Du Ursache mit Wirkung.
15% der Lehrstellen in Deutschland bleiben jährlich UNBESETZT, weil die Arbeitgeber keine ausreichend gebildeten Schüler mehr vorfinden.
Überspitzt: Die Arbeitgeber MÜSSEN auf Abiturienten zurückgreifen, weil der Rest mehr und mehr verblödet.
Das meinte ich damit, der Realschulabschluß verlöre mehr und mehr an Zug. Wenn ich in meine alten Hefter schaue, was wir noch gelernt haben, in welchem Tempo, auf welchem Niveau und ich vergleiche das mit einer entsprechenden Realschule von heute, frage ich mich echt, ob das schon Absicht ist, die Kinder derart vergammeln zu lassen.
Außerdem haben viele Realschulen den Ruf, dass dort mehr
Gewalt herrscht und mehr geraucht wird. Das gönnt ja auch
niemand seinem Kind.
Na das halte ich aber auch nur eventuell in Städten für gerechtfertigt.
Außerdem sollte man sich immer solches Hörensagen selbstpersönlich prüfen. Man hat die Schulwahl.
Und meiner Erfahrung nach sind die Realschulen mehrheitlich noch ganz in Ordnung.
Es ist doch nicht mein Problem, wenn die Schulen heutzutage zu blöde sind, das Rauchen und die „Gewalt“ zu unterbinden.
Komisch, daß das plötzlich nicht mehr funktionieren soll, wo es doch Jahre/Jahrzehnte geklappt hat.
Hier spielt aber natürlich eher die Erziehung eine Rolle. Das von Dir genannte Verhalten von wegen Gewalt und Rauchen ist doch ein Abbild der Erziehungslage der Gesellschaft. Die Schule ist also einmal mehr Projektionsfläche.
Das ist natürlich schwierig, wenn die Hälfte der Lehrer selber
raucht.
Erzähl nicht. Bei uns hat auch das halbe Lehrerzimmer wie bekloppt geraucht und trotzdem *getraute* sich kein Schüler zu qualmen.
Die Lehrer haben das sowieso immer im Lehrerzimmer getan, wo prinzipiell ja nichtmal das Reinschauen erlaubt war/ist.
Gewußt wie. An solchen Dingen hängen Abstrakta wie Respekt, Autorität etc. dran.
MfG