Wann hat das mit den Niedrigst-Zinsen ein Ende?

Heute im Bundestag:

[EZB-Chef Mario Draghi hat vor dem Europaausschuss des Bundestages für seine in Deutschland umstrittene Nullzinspolitik geworben. Die Europäische Zentralbank habe mit ihren Maßnahmen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und einer besser laufenden Wirtschaft beigetragen, sagte der Italiener laut Redetext vor den Abgeordneten. Seine Anhörung war nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.][1]

Ist das nicht schön, diese niedrigen (mehr oder weniger nicht vorhandenen) Zinsen? Schäuble freut sich, dass er trotz unnötiger Milliardenausgaben (zB für die Flüchtlinge) einen ausgeglichenen Haushalt in seiner Amtszeit präsentieren kann. Und die Südländer freuen sich, dass sie kostenlos Schulden aufnehmen können und weiter am Euro partizipieren können. (Dass der Euro in wenigen Jahren zusammenbricht und wir mit hunderten Milliarden haften werden, werden andere Politiker ausbaden.)

Und wir Verbraucher freuen uns natürlich auch über die ungeahnten Konsummöglichkeiten. Dumm nur, dass einstmals bedeutsame Banken (wie die Deutsche Bank) vor dem Zusammenbruch stehen. Oder dass die Kunden der Versicherer (zB Lebensversicherung, PKV) vor ungeheuren Lasten stehen. Ganz zu schweigen von der Immobilienblase, deren Platzen noch zu einigen langen Gesichtern führen wird.

Aber wie gesagt, das werden die Draghis, Hollandes, Merkels und Schäubles nicht mehr erleben. Zumindest nicht in ihrer Amtszeit. Und wenn doch, ist die Versorgung gesichert.

Ernstgemeinte Frage: Wann soll man bitte die Zinswende einleiten, wenn nicht jetzt? Besser wird es der Wirtschaft zumindest in den erfolgreichen Ländern (D, NL, AUT, DK) nicht gehen. Wenn man die Zinsen erst dann wieder erhöht, wenn sich die Wirtschaftslage abkühlt, dann wird das doch die Talfahrt noch anheizen, oder?

@C_Punkt und andere, vielleicht könnt ihr ja was dazu sagen…
[1]: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/draghi-bundestag-zinsen-101.html

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Stimmt, die sollte man einfach verhungern lassen. Sarkasmus aus.

Weißte, dass man zum Beispiel den minderjährigen Flüchtling heute am Getränkemarkt verhungern lassen sollte, habe ich nicht geschrieben. Jedoch bin ich der Meinung, wer erst eine Flasche Bier einsteckt und vor dem Laden dann bei dem deutschen Mitarbeiter, der es gesehen hatte, so ein Drama abzieht und sich zu Boden wirft und als Opfer ausgibt, sollte doch besser in seiner Heimat versorgt werden als von meinen Steuergeldern und Sozialabgaben. Dass das nicht geschieht, halte ich für ein Zeichen des Versagens unserer Politik.

Indes war meine Frage auf die Niedrigzinspolitik der EZB gerichtet. Aber trotzdem danke für deinen Beitrag.

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Es gibt Menschen (Teddybärchen… etc. ) die diese Problematik nie verstehen werden. Da kannst sachlich argumentieren wie du willst. Unsachliche und aus der Nase gezogene Argumente sind dann eben die Reaktion. Shit happens.

Hallo,
warum sollte man eine Zinswende nach oben einleiten? Leistungsloses Einkommen generieren? Weil alle der Meinung sind, die Wirtschaft braucht Wachstum, wir muessen mehr als die benoetigten Produkte herstellen, wird man eher noch versuchen, statt Erhoehung die Zinsen weiter zu senken. Die Schuldenkaeufe der Zentralbank sind ein Ausdruck dessen. Weil sie die Zinsen so wie es heute laeuft, nicht senken koennen. Eigentlich muesste das Ausweichen in Bargeld versperrt werden, alternativ der Werterhalt bei Bargeld abgeschafft werden (Schwundgeld), dann koennten die Zinsen weiter gesenkt werden.
Gruss Helmut

Warum - Warum kann sie nicht einfach auf diesen Niveau verweillen, warum muss sie ewig wachsen?

Warum sollte man die derzeit einleiten, denn die Inflation ist recht niedrig, wenn man die Einfache Rechnung aufmacht Zinsatz nominal - Inflation = Zinssatz real wirst du feststellen, dass die Zinsen real kaum schlechter sind als vor 10 oder 20 Jahren.

Sagen die Versicherungen, aber weißen gleichzeitig Rekordüberschüsse 2015 und Dividenden aus, sollten / müssten die nicht, wenn es so wäre lieber das Geld als Rücklage im Unternehmen behalten?

Die angesprochenen Blase ist in ein paar Metropolregionen zu merken, vor allen auch im Berliner Raum, dieser war aber Jahrzehnte unterbewertet wenn man diesen in Vergleicht zu anderen deutschen Städten und auch europäischen Städten vergleicht. in vielen Orten sind die Kaufpreis sogar rückläufig, da der Staat leider es verpasst hat die Raumordnung effektiv vorran zu treiben, so dass es keinen Sturm auf die Ballungscentren gibt.

Welche Versicherungen sind denn das und warum (d.h. in welchen Bereichen) haben diese Rekordgewinne erwirtschaftet?

Sofern die Deutsche Bank vor dem Zusammenbruch stünde (womit ich nicht sagen will, dass das so ist), wäre die Ursache im Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter und im Organisationsversagen zu finden. Schließlich ist für die katastrophale Ertragsentwicklung und die erheblichen Mittelabflüsse aufgrund von Strafen und Vergleichen nicht die EZB verantwortlich, sondern sie sind Resultat des Verhaltens der Bank um Umfeld der Immobilienblase in den USA, im LIBOR-Skandal usw.

Die Zinspolitik der EZB und die regulatorischen Kosten belasten die Ergebnisse der Kreditinstitute zwar, aber davon ist die Deutsche Bank weitaus weniger betroffen als die kleine Sparkasse oder Volksbank um die Ecke.

Prinzipiell richtig, aber vor dem Dilemma, die Wirtschaft nicht abwürgen zu wollen und Inflation zu vermeiden, steht jede Zentralbank. Die Frage ist, wie man das Dilemma auflöst und die EZB hat sich nun einmal dafür entschieden, entgegen ihrer in der Satzung der EZB festgelegten Aufgaben (bzw. Aufgabenhierarchie) vor allem Wirtschafts- und nicht Währungspolitik zu betreiben.

Das Problem ist, daß es kaum eine Möglichkeit gibt, dagegen etwas zu unternehmen. Die EZB ist unabhängig und die Staaten, die allenfalls unauffällig ihren Einfluß geltend machen könnten, haben ja nun wirklich keine Veranlassung, sich darüber zu beschweren, daß die EZB über das niedrige Zinsniveau einerseits ihre Kreditkosten reduziert und andererseits durch den Aufkauf von Staats- und anderen Anleihen ihnen die Kreditaufnahme erleichtert.

Es ist im übrigen auch nicht so, daß eine Geldpolitik in einem wirtschaftlich inhomogenen Wirtschaftsraum ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Zwischen Meck-Pomm und BW, zwischen der Extremadura und den Balearen und zwischen Turin und Kalabrien waren die Unterschiede auch nie viel größer als sie es heute zwischen Deutschland und Griechenland sind.

http://boerse.ard.de/aktien/rekorddividende-bei-der-allianz100.html

. . .ebenso besser ab wie das Geschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen, das 3,32 nach zuvor 2,7 Milliarden Euro ausweist. . .

hoffe es langt dir ein Beispiel, für mehr zu suchen bin ich gerade zu faul.

Die EZB will gerade die Infaltion nach oben treiben, da diese so niedrig ist, du meinst wohl daher Deflation.

Währungspolitik ist immer auch Wirtschaftspolitik. Gerade die Stabilität der Währung ist sehr stark von der Wirtschaft abhänig; diese ist gerade in einigen Euroländer sehr Mau und muss stabilisiert werden, was die Politik mal wieder nicht schaft.

Nein, sie wird sich nicht noch anheizen.

Mal abgesehen davon, daß die Allianz zumindest für Deutschland das einzige Beispiel für „die Versicherungen“ ist, das Du finden wirst, war der zweite Teil meiner Frage nicht ganz irrelevant. Daß der Allianz die Kapitalmarktsituation durchaus zu schaffen macht, läßt sich dem Geschäftsbericht entnehmen.

Nein, ich meine, daß Preisstabilität (und die definiert die EZB im Bereich von 2% Preissteigerung, was auch OK ist) die oberste Aufgabe der EZB ist, was sich im übrigen in der Satzung nachlesen läßt:
Nach Artikel 105 Absatz 1 dieses Vertrags ist es das vorrangige Ziel des ESZB, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der
Gemeinschaft, um zur Verwirklichung der in Artikel 2 dieses Vertrags festgelegten Ziele der Gemeinschaft beizutragen.

Die Förderung der Wirtschaftspolitik ist also ganz klar nachrangiges Ziel.

Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

Hallo,

ein Sternchen genügt mir da nicht. das ist ein grundlegender Beitrag, der auch viele andere Fragen in diesem Wissensgebiet beantwortet.

Auch die Probleme hast Du aufgezeigt.

Nur noch eine Bemerkung: Der Aufschwung der europäischen Wirtschaft ist im Moment zu schwach für höhere Zinsen. Es gibt Unsicherheiten (Brexit, Rechtspopulismus, mögliche negative wirtschaftliche Entwicklungen nicht nur in Griechenland, Spanien und Protugal sondern auch in Italien und Frankreich).

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

na dann für dich die Generalie

In Deutschland stieg der Gewinn aus dem Lebensversicherungsgeschäft um 17 Prozent auf 439 Mio. Euro.
http://versicherungswirtschaft-heute.de/unternehmen/generali-erzielt-rekordgewinn/

oder die Axa 2014/2015

Der Allianz -Rivale Axa hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von 3,1
Milliarden Euro erzielt. Positive Effekte gab es durch den schwachen
Euro, aber auch die Lebensversicherung und Vermögensverwaltung des
Konzerns. http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/08/04/allianz-rivale-axa-erzielt-rekordgewinn/

Klar kalgen die Versicherungen ihr leid und wollen bessere Konditionen um noch mehr abschöpfen zu können, so wie die sache mit den Beitragsreserven die sie durchgedrückt haben.

Ich werde diesen Nebenkriegsschauplatz nicht durch weitere Kommentare aufwerten. Wenn Du glaubst, daß die Versicherungen wegen oder trotz des Zinsniveaus entgegen jede Logik Rekordgewinne machen, ohne daß es dafür ganz spezielle Gründe gibt, die entweder den Anlegern oder den Mitarbeitern oder der Gesellschaft nicht zwangsläufig gefallen müssen, dann soll es so sein.

Was möchte denn die EZB mit der Geldschwämme erreichen?

Genau die ca. 2 % inflation Primär um das zu erreichen muss aber auch die Wirtschaft anspringen, das eine geht nicht ohne das andere.

Das hätte ich gerne näher erklärt, wie das eine ohne Auswirkung auf das Andere gehen soll. Meiner Meinung greifen die ineinander wie Zahnräder in einen Getriebe

Das erinnert mich an den Ausspruch von Helmut Schmidt, ihm seien 5% Inflation lieber als 5% Arbeitslosenquote. Inflation heißt, daß das Angebot an Geld höher ist als die Nachfrage bzw. daß das Gleichgewicht zwischen Geld und Realwirtschaft aus den Fugen geraten ist. Weder aber führen Wirtschaftswachstum noch Geldmengenwachstum zwangsläufig zu Inflation. Derzeit ist das Problem der EZB, daß das überschüssige Geld mehr oder weniger komplett in den Kapitalmarkt fließt und so keine Wirkung auf dem Gütermarkt entfaltet, d.h. die gewünschte Wirkung auf die Preise ausbleibt. Hinzu kommt, daß die Privathaushalte und Unternehmen bei Konsum und Investitionen aufgrund der eher unsicheren Lage zurückhaltend sind, was die Preisentwicklung weiter dämpft.

Das hätte ich gerne näher erklärt, wie das eine ohne Auswirkung auf das Andere gehen soll. Meiner Meinung greifen die ineinander wie Zahnräder in einen Getriebe
[/quote]

Wirtschaftspolitik ist ein Instrument der Politik, um die Wirtschaft nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen.

Die Instrumente der Währungspolitik (Zinspolitik, Wechselkursfestlegungen) gehören jedoch in Volkswirtschaften mit unabhängiger Zentralbank in den Bereich der Zentralbank und werden dort eingesetzt, um den Außen- und ggfs. den Innenwert der Währung zu beeinflussen.

Die EZB betreibt nun mit ihrer Geldpolitik beides: Währungspolitik und Wirtschaftspolitik, obwohl letzteres lediglich eine der Preisstabilität untergeordnete Nebenaufgabe ist.

meine Frage war nicht wo das ganze in der Wissenschaft angesiedelt ist, sondern wie die eine Maßnahme funktionieren soll ohne die Anderen Bereiche zu beeinflussen.

Nein, das war nicht Deine Frage, sondern dieses hier: