Wann zerbricht die EU?

Hallo,

  • Seit es Börsen gibt, gibt es Aktienblasen.
  • Staatspleiten gibt es so lange, wie es Staaten gibt und das
    auch ohne Sozialstaat.
  • In der Natur gibt es keine Systeme, die endlos wachsen.
    Stattdessen sind gelegentliche Katastrophen normal.

die Behauptung lautet, daß der Kapitalismus am Ende ist und das bezog sich auf die aktuelle Situation. Diese Situation wurde aber nicht durch den Kapitalismus verursacht, sondern durch staatliches Handeln.

Der Kapitalismus ist nicht daran schuld, daß die Staaten die Basis für die Vorgeschichte geschaffen haben und sich anschließend auch noch über beide Ohren verschuldeten, um die Folgen abzumildern.

Solange der Immobilienboom u.a. in den USA und in Spanien prächtig gedieh, waren alle glücklich und zufrieden und verkauften die positiven wirschaftlichen Effekte noch als Erfolg der Politik.

Nun geht der Schuß nach hinten los und die Staaten verurteilen Banken und den „zügellosen Kapitalismus“. Das ist nichts anderes als der Versuch, von eigenem Fehlverhalten abzulenken. Im übrigen sollte man auch nicht vergessen, welche Kreditinstitute am stärksten betroffen sind. Das sind in Deutschland wie in den USA vor allem die ganz oder teilweise in staatlichem Besitz befindlichen Kreditinstitute bzw. im Fall der HRE ein Kreditinstitute, das für die Finanzierung der öffentlichen Haushalte eine erhebliche Bedeutung hat.

Wir hatten also nicht deswegen eine Finanzkrise, weil Banken
gezockt haben, sondern wegen staatlicher Eingriffe?

So ist das. Die Geschäfte hätten sich nicht gelohnt, wenn die Zinsen nicht künstlich niedrig und die Liquidität im Markt nicht künstlich erhöht wurde. Hinzu kommt die implizite Staatsgarantie, die selbst dem größten Zocker die Sicherheit gab, im Notfall aufgefangen zu werden.

Der in westlichen Ländern übliche ordnungspolitische Ansatz ist ja, den Akteuren Vorgaben zu machen, um den nackten Kapitalismus einzudämmen. Wenn die Vorgaben nichts taugen bzw. die staatlichen Eingriffe den nackten Kapitalismus befeuern, muß man sich nicht über die Konsequenzen beklagen.

Das ganze ist vergleichbar mit Eltern, die ihrem Kind Streichhölzer und ein Täschen Benzin hinstellen und ihm vor dem Opernabend sagen: „sorg dafür, daß es schön warm ist aber steck uns nicht das Haus in Flammen.“

Und an Immobilienblasen, wie in Japan, Spanien und eines Tages
in China ist der Staat schuld?

Japan: die Notenbank hat das Wachstum über extrem niedrige Zinsen befeuert. Der daraus resultierende Wirtschaftsaufschwung war allen recht, solange es immer schön weiter nach oben ging.

Spanien: die Gebietskörperschaften waren am Immobilienboom wesentlich beteiligt, indem sie in großem Stil auf Kredit (gerne auch finanziert durch die staatlichen Sparkassen) Grundstücke erschlossen, um sie dann als erschlossenes Bauland teuer verkaufen zu können.

Die Vorstellung, dass unkontrollierte Märkte sich auf magische
Weise immer zum Wohle der Menschen entwickeln ist religiöses
Dogma und hat mit der Realität nichts zu tun.

Es geht nicht um unktontrollierte Märkte, sondern darum, daß es kontraproduktiv ist, dem Kapitalismus Vorgaben zu machen, um dann an anderer Stelle durch eigene Eingriffe Feuer ans Pulverfaß zu legen.

Wie erwähnt: die Immobilienkredite in den USA hätte es in diesem Umfang ohne die niedrigen Zinsen, die im Übermaß bereitgestellte Liquidität, die staatseigenen Kreditinstitute bzw. -vermittler und die implizite Staatsgarantie für die großen Akteure gar nicht gegeben. Die anschließende Verbriefungen hätten sich ohne die niedrigen Zinsen und die extreme Begünstigung dieser Transaktionen bei der Eigenkapitalunterlegung ebenfalls nicht gerechnet.

Nicht zuletzt waren insbesondere in Deutschland vor allem die Landesbanken an der Party beteiligt. Dies wiederum lag daran, daß a) unfähige Anteilseigner mit den Geschäften überfordert waren, b) die Gewährträgerhaftung von diesen Institute dazu genutzt wurde, sich massiv mit billigem Geld vollzusaugen und c) die Eigentümer verlangten, klotzig Geld zu verdienen, was ihenn aufgrund der Strukturen auf dem Heimatmarkt nicht möglich war. Blieben die ABS-Transaktionen, die sich rechneten, weil die Institute a) billig an Geld kamen bzw. gekommen waren und b) kaum Eigenkapital (was gerade bei den Landesbanken immer knapp war) gebunden wurde (s.o.).

Wie gesagt: gezündelt haben die Banken, aber man muß sich doch fragen, wer ihnen Benzin und Streichhölzer gegeben hat. Hinzu kommt wie beschrieben, daß die Staaten und Eigentümer gewaltig von dem Boom profitierten, solange es gut lief. Anschließend wollte man von seinen eigenen Entscheidungen natürlich nichts mehr wissen und zeigte auf die Banken - in deren Aufsichtsräten Politiker und Sparkassenfunktionäre saßen (und sitzen), die einerseits die Geschäftspolitik der Institute vorgaben und die Geschäfte kontrollierten und andererseits die Vorstände bestellten.

Das hat mit Kapitalismus weniger zu tun als mit staatlichen Handeln.

Gruß
Christian

Hallo exc,

ich habe dir zu danken!
Schon zum zweiten Mal bestätigst du, was die Öffentlichkeit schon immer wähnte aber noch von niemand laut bestätigt bekam:
Die Gier,das Unvermögen und das Geschäftemachen hart am Rande der Legalität, unserer Geldinstitute.
Sich so zu verhalten wie OttoNormalo in Geldangelegenheiten - sowas erwartet man im Allgemeinen ja nicht von ausgebildeten Fachleuten.
Eigenes bewußtes Fehlverhalten damit zu entschuldigen, dass der Andere in diskret dazu ermuntert habe,ist, glaube ich, unverfroren oder wahnsinnig.

Ein Lerneffekt wird erst eintreten wenn jeder Verantwortliche wieder persönliche Konsequenzen für sein Tun zu tragen hat.Dieses Arbeiten mit der Stellvertreterfunktion hat diese Selbstverständlichkeit in aller Stille ausgehebelt.

Mal sehen, wie unsere Regierung auf die nächste Krise reagieren wird.
Diese ist ja schon in Sichtweite.Mit den gleichen Vorzeichen,den gleichen Akteuren und den selben Folgen für das Volksvermögen.

Als Zocker würde ich dieses Mal noch darauf wetten, dass die Regierungen wiederum alles Mögliche als systemrelevant erklären, wimmernd die Schuld auf sich nehmen und mit eingezogenen Schwanz das Volk über die „Alternativlosigkeit“ der Entscheidung informieren werden.

Danach allerdings würde ich mich ,als Zocker,schleunigst anderen Dingen zuwenden wollen.

So long

T-

Wendehälse

schon immer wähnte aber noch von niemand laut bestätigt bekam:
Die Gier,das Unvermögen und das Geschäftemachen hart am Rande
der Legalität, unserer Geldinstitute.

Von „hart am Rande der Legalität“ war nicht die Rede.

Sich so zu verhalten wie OttoNormalo in Geldangelegenheiten -
sowas erwartet man im Allgemeinen ja nicht von ausgebildeten
Fachleuten.

Ein Fachmann für Immobilienfinanzierungen macht vor allem Immobilienfinanzierungen und zwar schließt er so viele ab, wie es nur geht. Kommen ihm Zweifel am Produkt, hat er ein Problem. Kommen ihm Zweifel am Markt bzw. sieht er eine Blase, kann er das seinem Chef sagen. Wenn sein Chef das seinem Chef sagt und der oberste Chef, d.h. der Ministerpräsident, der Präsident der Vereinigten Staaten usw. dem dann sagt, daß er mal schön weitermachen soll, dann macht er das.

In einigen wenigen Fällen haben sich Institute aus dem fraglichen Segment zurückgezogen. Da hatten die Fachleute dann einen Chef mit Rückgrat. Die Deutsche Bank ist aus dem ersten Teil der Krise mit wenig Schaden herausgekommen, weil sie die problematischen Papiere Dritten verkauft und sich gegen den Rest abgesichert hat. Das hätte aber auch schief gehen können und Ackermann wäre nicht das Genie gewesen, sondern der Typ, der die Deutsche Bank Milliarden an Gewinn und Absicherungskosten gekostet hat.

Eigenes bewußtes Fehlverhalten damit zu entschuldigen, dass
der Andere in diskret dazu ermuntert habe,ist, glaube ich,
unverfroren oder wahnsinnig.

Ich habe Verständnis dafür, wenn man sich die Welt schön einfach machen will und alles einem Schuldigen anlasten möchte. Es ist aber leider wenig realitätsnah.

Mal sehen, wie unsere Regierung auf die nächste Krise
reagieren wird.
Diese ist ja schon in Sichtweite.

Die Krise war nie weg.

Mit den gleichen
Vorzeichen,den gleichen Akteuren und den selben Folgen für das
Volksvermögen.

Daws erinnert mich an das Politikergerede von der Kreditklemme, das irgendwann 2008/2009 einsetzte. Die Politiker, die eine offenherzigere Kreditvergabe der Banken verlangten und sogar teilweise zur Kreditvergabe zwingen wollten, waren die gleichen, die die unverantwortliche Kreditvergabe der Banken für die Krise verantwortlich machten. Mal abgesehen davon, daß es nie eine Kreditklemme gab, ist das genau der gleiche Sachverhalt: ob ich nun einem nahezu mittellosen Menschen einen Kredit auf seine blauen Augen und die zukünftige Wertentwicklung seines Hauses gebe oder einem Mittelständler, der mit tiefroten Zahlen aufläuft und einen Kredit für Lageraufbau mit Verweis auf seine Planung haben möchte.

Als Zocker würde ich dieses Mal noch darauf wetten, dass die
Regierungen wiederum alles Mögliche als systemrelevant
erklären,

Das war nur einer der vielen Fehler, der am Anfang der Krise gemacht wurde. Man hätte besser die Akteure auf den eingegangenen Risiken sitzen lassen und die Guthaben der Privatkunden unabhängig von den Instituten schützen sollen.

Gruß
C.

Hallo Christian,

das was du schreibst ist alles schön und gut, aber ich möchte zurück zur Frage, wann und wo der Kapitalismus auf Dauer zuverlässig funktioniert hat.
Wir haben ca 2,5 Jahrtausende Menschheitsgeschichte einigermaßen dokumentiert. Da wird sich doch was finden lassen, oder?

Der Kommunismus klingt in der Theorie auch gut, aber in der Praxis hat er kläglich versagt.
Und das ist der entscheidende Unterschied. Der Kapitalismus kommt der menschlichen Natur entgegen (Gier als Grundlage), entwickelt sich aus dem Tauschhandel von selbst und funktioniert in der Praxis recht passabel.
Wogegen ich mich stelle, ist die Behauptung, dass der unkontrollierte Kapitalimus perfekt funktioniert.
Wir leben in einer hochkomplexen Welt. In der Finanzwelt werden immer komplexere Systeme und Produkte entwickelt. Und das Ganze soll dann zum Wohle der Gesellschaft am Besten laufen, wenn es keine Regeln und staatlichen Eingriffe gibt?

So was kann man nur glauben, wenn man religiös verblendet ist.

Gruß
Carlos

Hallo,

ich würde erst mal grungsätzlich in Abrede stellen, dass es einen unkontrollierten Kapitalismus jemals gab oder irgendwann geben kann.
Kapitalismus ist kein Naturphänomen, sondern eine soziale Veranstaltung und fußt auf Konventionen.

Diese mögen mehr oder weniger differenziert sein und mehr zugunsten des einen oder des anderen Beteiligten gestaltet sein, aber die sogenannte „freie Marktwirtschaft“ ist der (imaginäre) Götze derer die von einer bestimmten Regulierung profitieren die sie selbst dann frei nennen.

Gruß
Werner

Hallo exc,

ich glaube es ist klar, dass ein Bankangestellter in einer Filiale von nebenan sicher nicht als der Schuldige dargestellt werden sollte.
Wir alle sprechen von den Entscheidern.
Denn diese einfache Lieferkette wird immer wieder gerne aus dem Ärmel geholt wenn es heißt, Entscheidungen zu rechtfertigen die man im Nachgang schnell unter der Rubrik „Nebenkriegsschauplatz“ ablegen will.
Wenn wir einmal die Situation in der Hochzeit der Krise betrachten ist klar zu sehen, dass infolge der Komplexität und der Geschwindigkeit der sich verschlechternden Situation und der absurd hohe Fremdfinanzierungsqote die Banken eigentlich gar nicht wußten ob der Wert ihrer Aktiva überhaupt ausreichte um Anleihen und Einlagen zu bedienen.Unisono herrschte Ratlosigkeit was andere Häuser betrifft.

Ob nun die Politik Einfluss nimmt,versucht sich dadurch eine günstige Ausgangsposition für permanent anstehende Wahlen zu sichern - ist sicher nicht von der Hand zu weisen.Daneben zielt aber die Idee der totalen Abhängigkeit der Banken.

Seltsam finde ich es auch, auch jetzt noch zu glauben dass der freie Markt es schon richten wird.Als hätte er nicht genau das Gegenteil bewiesen.

Gruß

T.

Hallo,

ich glaube es ist klar, dass ein Bankangestellter in einer
Filiale von nebenan sicher nicht als der Schuldige dargestellt
werden sollte.

das ist leider den wenigsten klar aber es ist schön, daß das mal erwähnt wird.

Wir alle sprechen von den Entscheidern.

Von denen spreche ich auch nicht unbedingt. Ich spreche von den weltweit vielleicht 500 Leuten, die die problematischen Wertpapiere gestrickt haben und teilweise die innewohnenden Risiken (intern wie extern) mehr oder weniger bewußt verschleierten.

der absurd hohe Fremdfinanzierungsqote die Banken eigentlich
gar nicht wußten ob der Wert ihrer Aktiva überhaupt ausreichte
um Anleihen und Einlagen zu bedienen.Unisono herrschte
Ratlosigkeit was andere Häuser betrifft.

Das lag aber nicht daran, daß die Leute in den Banken blöd oder unfähig waren, sondern daran daß ein Großteil der Aktiva zu Marktpreisen zu bilanzieren war und es in vielen Bereichen auf einmal keinen Markt mehr gab. Bear Stearns und Lehman Brothers standen nicht vor dem Abgrund, weil sie echte Ausfälle zu verzeichnen hatten, sondern weil die Kreditgeber den Werten in ihren Bilanzen mißtrauten und deswegen ihrer Gelder abzogen.

Bis heute hat sich nur ein kleiner Bruchteil der befürchteten Verluste tatsächlich eingestellt, was im übrigen auch für die deutschen Institute gilt. Bisher sind vor allem Buchwertverluste zu verzeichnen und kaum echte Ausfälle bei dem, was alle Welt eine Zeitlang so kundig („hier kann jeder ein Experte sein“) „Schrottpapiere“ nannte.

Das Problem lag - wie gesagt - darin, daß man für Wertpapiere einen Wert ermitteln mußte, für die es keinen Marktwert gab und bei denen kein Mensch wußte, welche Cashflows über die Laufzeit von teilweise an die 100 Jahre noch fließen würden.

Mittlerweile stellt sich heraus, daß sich die tatsächlichen Verluste bei den besseren Tranchen in Grenzen halten. Mit anderen Worten: die Strukturen haben in den meisten Fällen genau das gehalten, was versprochen wurde. Das interessiert nur niemanden mehr.

Gruß
C.

Hallo,

das was du schreibst ist alles schön und gut, aber ich möchte
zurück zur Frage, wann und wo der Kapitalismus auf Dauer
zuverlässig funktioniert hat.

es mag sein, daß Du dahin möchtest, aber dann solltest Du erst einmal definieren, was Du unter „versagen“ und „funktionieren“ verstehst.

Der pure Kapitalismus funktioniert, wie ich schrieb, nur bleiben da ein paar auf der Strecke, nämlich die, die nicht selbst für sich sorgen können. Ist das schon ein Versagen?

Der Kommunismus klingt in der Theorie auch gut, aber in der
Praxis hat er kläglich versagt.

Inwiefern?

Wir leben in einer hochkomplexen Welt. In der Finanzwelt
werden immer komplexere Systeme und Produkte entwickelt. Und
das Ganze soll dann zum Wohle der Gesellschaft am Besten
laufen, wenn es keine Regeln und staatlichen Eingriffe gibt?

Das will nun wirklich niemand.

C.

Hallo,

Das mag sein. Deshalb diskutieren wir hier ja.

Na zum Glück ist das möglich.

Oder gilt nur noch die gemässigt-sozialistische Einheitsmeinung?

Nee, es ging nur darum, dass man so ziemlich alles Gesagte oder Geschriebene unterschiedlich interpretieren kann. Insbesondere, wenn man eben nicht weiß, was sich der Andere dabei gedacht hat und die Aussagen relativ knapp sind erhöht sich dieser Spielraum

Es wird sicherlich noch eine Billion Euro an Banken und Pleitestaaten fliessen, bis der Bürger merkt, was passiert. Es muss ihm erst selbst weh tun. Dann wird er wach, der Michel.

So wie nach dem letzten Krieg auf hiesigem Boden?

So wie danach, oder auch vielleicht so wie davor. Das werden wir sehen.

O.K. Dann muss mal genauer fragen: Wann vor oder nach dem letzten Krieg war der Michel wach? Odr noch anders: Wie hat sich dieses „Aufwachen“ geäußert?

Es wird jedenfalls mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr so weitergehen wie bisher.

Na da wird wohl jeder zustimmen. Oder war es in der Vergangenheit jemals so weitergegangen wie davor?

Bleibt nur zu hoffen, dass dann keine neue politische Bewegung über die Brandmarkung des „Brüsseler Schandvertrages“ an die Macht kommt, um deutsches Hegemoniestreben auszuleben…

Ob dann die ganzen Rentner noch groß für irgendwelche Hegemoniebewegungen außerhalb ihres angestammten Sitzplatzes beim täglichen Mittag im Pflegeheim zu gebrauchen sind? ;o)

Die sind doch mittlerweile alle recht rüstig. 70 ist das neue 50!

Naja, bei der allgemeinen Trägheit der Deutschen was das Revoluzzertum angeht, habe ich da trotzdem meine Zweifel. Sonntags mal zur Demo zu fahren und dann wieder bequem im eigenen PKW ins eigene Heim zurück, ja, und wehe dann ist die Einfahrt zugeparkt. Da wird der Michel mobil. Aber so richtig Revolution mit eigenes Auto, Haus, Gesundheit und Leben riskieren? Da muss wahrscheinlich noch viel mehr passieren

Nö, wenn das Geld eh bald nichts mehr wert ist, dann ist das nur konsequent.

Aha, Du denkst, ich leihe mir jetzt mal schnell 10 Mios bei
der Bank und bezahle in 10 Jahren nur noch 3 zurück…?

Nö, ich bin ja nicht der Staat. Und auch der zahlt in 10 Jahren sicherlich 10 Mio. zurück. Wenn die 10 Mio. dann noch dem Gegenwert eins halben trockenen Brötchens vom Vortag entsprechend, ist das kein problem.

Naja, Bayern und sogar München schaffen das.

Auf Dauer? Nichts gegen die Bemühungen und Erfolge in dieser Richtung dort, aber ich befürchte, dass sich da auch ein paar Buchhaltertricks dahinter verbergen.

Sicherlich. Aber wenigstens definiert man das Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes.

O.K. Das definieren die alle. Obwohl mir auch manchmal ein bißchen komisch vorkommt, was da überhaupt unter ausgeglichen verstanden wird.
Da gibt es zum Beispiel eine Stadt, die geht in ihrer Haushaltsrechnung davon aus, dass Schulen 50 Jahre lang halten und schreibt daher jedes Jahr 2% ab. Und schon sind die Ausgaben viel geringer. Die haben ja inzwischen alle die Doppik für sich entdeckt. Das bietet gleich nochmal neue Gelegenheit für Tricks.

Wir sollten uns auf vier BL beschränken.

Die sollten dann aber nichts ein- und ausführen dürfen (oder die umliegenden Länder sollten ala Russland immer mal die Verbindungen kappen) und sofort alles selbst machen. Wenn sie aus ihrer Insellage mal rauswollen, ordentlich Maut und Zoll kassieren und sinnlos bei der Ein- und Ausreise schikanieren (die ganzen hier rummarodierenden Gerüstschüttler werden sich freuen).

Wieso?
Wer spricht denn von Abschottung?

Das ist so ein Problem mit der Interpretation der niedergeschriebenen Worte. Ich war analog zu einer Kern-Union von einem Kern-Deutschland ausgegangen. Das war dann eine Fehlinterpretation.

Und natürlich sollten ehemalige Agrarstaaten wie Bayern alle Beihilfen, die sie in der Vergangenheit als Empfänger-Länder bezogen haben, mit entsprechender Verzinsung „zurückzahlen“.

Das hat Bayern hundertfach getan.

Soviel? Und das hätte es auch ohne diese Hilfen gekonnt?

Achja, nicht zu vergessen natürlich die Rückgabe des gesamten von dort stammenden Atommülls.

Den können wir billig in Sibirien lagern. Nur unsere grünen Gutmenschen verhindern das.

Also dann doch ein bißchen mit eigenen Erfolgen glänzen und Probleme auslagern?

Könnte zwar die schicken Bilanzen ein bißchen verhageln, aber vielleicht lernen sie dann auch noch ein bißchen was dazu.

Wer hier von wem lernen sollte, ist die große Frage, die das Land spaltet…

Vielleicht auch eher die Frage, was gelernt werden sollte. Wenn da jemand kommt und sagt, hier bei uns ist alles besser und die anderen sind doof und sollten von uns lernen, dann ist das vieleicht nicht der richtige Weg. Noch dazu wenn es vielelicht genau die Transfers zu einer anderen Zeit waren, die jetzt die guten Bilanzen ermöglichen. Und natürlich profitieren diese Länder im Moment besonders davon, dass sie Güter unkompliziert ausführen aber auch Rohstoffe, Personal importieren können. Man stelle sich mal vor Meck-Pomm und Brandenburg wären ebenso gut. Dann könnten Bayern und BW vielleicht nicht mehr soviel exportieren und müßten im Kampf um gutes Personal und Rohstoffe noch höhere Preise zahlen.
Ich finde es ganz gut, wenn sich solche Industriezentren herausbilden. Das kann es nicht überall gleichzeitig geben. Das hat durchaus enorme volkswirtschaftliche Vorteile. Die Verteilung des Wohlstand muss dann eben auch irgendwie organisiert sein.

Auch das wird der Deutsche noch lernen. In 20 Jahren möchte ich kein Staatsbediensteter oder Pensionär mehr sein.

In Bayern, wo Milch und Honig fließen, oder in der Nicht-Kernzone (haha, ist dann vielleicht mal ein schönes Wortspiel)?

Egal wo in Europa.

Nö, in Osteuropa ist etwa der Dienst als Verkehrpolizist sehr begehrt. Wegen des „Zusatzeinkommens“. ;o)

Egal, denen wird es weiter genauso gehen, wie dem großen durchschnittlichem Rest. Ich habe allerdings auch schon gehört, dass die Beamten in der Landeshauptstadt München bereits jetzt zumindest dort keine Staatsbediensteten sein wollen. Scheint also eine Frage des Standpunktes zu sein.

Naja, die Wertschätzung eines luxuriösen Altersgeldes ist bei jungen Polizisten voielleicht noch nicht so verbreitet…

Welches luxeriöse Altersgeld, wenn es die Inflation aufgefressen hat? Wenn man sich die Handstände ansieht, die man bei der Polizei in München macht, um Nachwuchs zu bekommen (das anschließende Halten scheint dabei das eigentliche Problem zu sein), der auch nur ein bißchen mehr als Lesen und Schreiben kann, dann scheint das Altersgeld den aktuellen Dienst und Verdienst nicht annähernd aufzuwiegen.
Da müßte man vielleicjt ein bißchen mehr bezahlen. Wäre natürlich schlecht für die eigene Bilanz.

Grüße

der Kapitalismus, die Banken und die Lösung
Hallo,

Aber umgekehrt wird ein Schuh daraus: Gerade WEIL die Banken
eben aufgrund des von Dir zurecht angesprochenen Wettbewerbs
hirnlos Risiken eingehen, muss die Bankenaufsicht verändert
werden, nicht umgekehrt (weil die Bankenaufsicht versagt
hätten, wären die Banken unvertretbare Risiken eingegangen).

Dazu habe ich einiges in meiner Antwort an Carlos geschrieben (16.10.). Ich bin da grundsätzlich anderer Ansicht. Der Staat will, daß die Banken bestimmte Aufgaben übernehmen und bestärkt sie in ihrem Handeln durch die entsprechenden Rahmenbedingungen und stattet sie mit den notwendigen Hilfsmitteln aus.

Wenn man Kreditinstituten praktisch kostenlos unbegrenzt Geld gibt und ihnen sagt, daß es der Wunsch des Staates ist, daß jeder Bürger ein eigenes Haus haben soll, zusätzlich Verbriefungen eigenkapitalschonend reguliert und implizit die Rettung im Krisenfall in Aussicht stellt, dann muß man sich nicht wundern, wenn es zu Exzessen kommt. Genauso könnte man einen Alkoholiker in einem Weinkeller aussetzen und ihm sagen, er solle nur so viel trinken, wie gut für ihn ist.

Konkurrenz tut - logisch ist die Renditechance höher wenn das
Risiko höher ist, das ist ja gerade das Fatale! Deshalb kann
ich doch nicht diesen Unsinn mitmachen!) und nicht noch im
Nachhinein Schuldige dafür woanders suchen.

Es sind nicht die Banken, die Schuldige suchen, sondern ich bin es, der versucht, die Sichtweisen etwas zu verändern. Ich bin schon lange der Ansicht, daß Kreditinstitute zurückgestutzt werden sollten, ein realwirtschaftliches Geschäftsmodell brauchen und nicht die Existenz eines Kreditinstitutes geschützt werden muß, sondern nur dessen Verbindlichkeiten gegenüber Nichtbanken. Dennoch bin ich der Ansicht, daß das Verhalten von Staaten und Notenbanken die Krise ausgelöst und zusätzlich befeuert hat.

mit dem Totalverlust leben kann, aber nicht mein gesamtes
Vermögen) Und Transparenz ist das Zauberwort. Komplexes
Reporting dafür die Grundlage. Die Aufsicht muss künftig
besser und früher wissen, was Banken treiben und sie müssen
endlich qualitätiv prüfen, nicht quantitativ.

Inwiefern ist denn welches Reporting im Moment nicht ausreichend?

Nebenbei: der von Dir genannte § 13 KWG ist relativ uninteressant. Interessant ist vielmehr, wie die Kreditnehmereinheit in § 19 KWG definiert wird und da hat sich ja in der jüngsten Zeit auch einiges getan.

Produkt auch nicht mehr…). Ich habe auch das schon hier im
Brett beschrieben: Als es noch klassische Sicherheitenprüfung
bei den Kreditnehmern gab, wusste man viel mehr über die
Qualität der zedierten Forderungen (wie auch der gesamten
Produktionskette incl. Vorräte und Asset Conversion Cycle).
Diese Zeiten sind längst vorbei und auch dem Rotstift zum
Opfer gefallen und war auch hier dem Wettbewerb „geschuldet“.

Die alten ABS-Strukturen haben doch mit dem, was und wie heute verbrieft wird, nicht allzu viel zu tun. Heute werden auf einen Streich tausende von Forderungen verbrieft, die sich naturgemäß nicht en detail angeschaut werden. Die notwendige Sicherheit erhält man durch die Tranchierung, die in der Regel auch funktioniert und auch bei vielem funktioniert hat, was man so vollmundig als „Schrottpapier“ bezeichnet hat.

Hinzu kommt, daß die Aufsicht seit neulich die Durchschau auf die einzelnen Kreditnehmer haben will.

Risikostreuung ist eines, das Portfolio zu kennen ein
weiteres. Vergessen wir nicht, Volatilität auf dem
amerikanischen Immobilienmarkt war so „überraschend“, wie das
immer wieder jedes Jahr plötzlich in den Alltag einbrechende
Weihnachtsfest.

Das kam nicht überraschend, jedenfalls nicht für viele oder gar alle. Es war halt so wie auf dem Aktienmarkt: wer zuerst abspringt, verliert und wer zu lange überlegt, fällt in die Grube.

Bereits im Winter 2006 und im Frühjahr 2007 gab es zwar erste Liquiditätsengpässe im CP-Markt, aber wer hätte damals verantworten wollen, ausgerechnet die Papiere mit Milliardenverlusten auf den Markt zu werfen, mit denen man in den Vorjahren so bombastisch verdient hat, ohne sicher zu wissen, daß der Markt völlig abstürzt?

früher Bankauszubildenden im Dritten (sowas gabs auch mal)
Lehrjahr beigebracht… Es gab mal Hypothekenbankgesetze und
strenge Kriterien, was als Sicherheit eines Immobilienkredites
anzusehen ist. Es gab sowas wie Realkredite (60% eines von
einem „unabhängigen Gutachter“ bewerteten Beleihungswertes…)
und darüber hinaus haben seriöse Banken maximal 20% als
Zusatzsicherheit anerkannt, wenn neben der Grundschuld auch
die individuelle Bonität des Schuldners stimmte (manche
nannten den über 60% Beleihungsauslauf liegenden Teil
„Personalkredit“, weil auf die Bonität der Person zusätzlich
abgestimmt!). Alles darüber hinaus war BLANKO.

Und was hätten diese strengen Vorschriften geholfen, wenn man unter deren Berücksichtigung eine Hütte in einer der besonders gebeutelten Gebiete finanziert hatte? Selbst wenn die Immobilienpreise nur um 30% gefallen wären, bezieht sich dieser Wert auf die zustande gekommenen Verkäufe. Ein Wert von 70% hilft nicht viel, wenn ich ihn realisieren muß.

Was glaubst Du, warum die HRE mit > 100 Mrd. gestützt worden ist? Sie ist die größte Pfandbriefbank der Welt. Niemand wollte sehen, was passiert, wenn das deutsche Pfandbriefgesetz seinem ersten großen Test unterworfen wird. Nicht zuletzt, weil sich die deutschen Gebietskörperschaften zu einem nicht unwesentlichen Teil über die HRE finanzieren. > 100 Mrd. war der Preis, um eine Immobilienkrise wie in den USA in Deutschland zu verhindern. Oder was meinst Du, was passiert wäre, wenn in Deutschland auf einmal zigtausende Objekte im Wert von einigen 100 Mrd. in die Verwertung gekommen wären?

Aber kommt es
aus USA, ist sexy ABS und tripple A und schön verschachtelt,
schwups wird eine Supersicherheit daraus…(besser verzinslich

  • warum bloß…).

So toll verzinst waren die Papiere nicht – jedenfalls nicht die AAA-Tranchen. Das hat sich nur gerechnet, weil die Refinanzierungskosten so niedrig waren. Ursache war in den USA die Notenbank und in Deutschland waren es die Banken, die als quasi-Staatsbanken zu AAA-Preisen auf dem Kapitalmarkt zulangten. Das sind genau die staatlichen Eingriffe, von denen ich oben geschrieben habe.

  • Es müsste eine klare Trennung zwischen Markt und Risiko
    erfolgen, aber nicht wie bisher Markt analysiert, beauftragt
    Schätzer, schreibt zusammen mit der früheren
    „Kreditabteilung“, die jetzt bonusabhängig am Tropf der
    Marktseite hängt, die Analyse und die zentral irgendwo
    ansässige Risikoabteilung „analysiert“ im Schnellverfahren
    (wenig Personal), indem sie das im Affentempo liest und
    beurteilt, was andere (einschließlich Bilanzanalyse und
    Ratingermittlung) gebastelt (und oft genug vorentschieden)
    haben. Schluss damit. Risikoabteilungen bekämen in der Bank
    eine ganz andere Bedeutung. Sie würden personell besser
    ausgestattet (Kapazität), sie hätten eine starke Säule in der
    Bank, die ganz unten anfängt (bei der wieder verstärkt
    dezentralen Analyse). Es gäbe eine zweite Linie neben der bis
    zu einem unabhängigen Risikovorstand (der immer auch
    gleichberechtigter Mitvorstandssprecher wäre) nämlich auch zur
    Bankenaufsicht (auf allen Ebenen! Schluss mit blinder topdown
    Organisation, auch zum Schutz des „kleinen Analysten“ auf
    unterster Ebene). KEIN lean Banking mehr bei Ratingagenturen.
    Gib dem Markt was des Marktes ist, aber gib endlich auch
    (wieder) dem Risiko was des Risikos ist!

Keine Ahnung, von welcher Bank Du redest. Das einzige generelle Problem bei allen Banken ist, daß es nur einen Risikovorstand gibt aber mindestens zwei Marktvorstände. Da der Vorstand aber Teile seiner Kompetenzen auf ein Gremium delegieren kann, in dem der Markt nicht die Mehrheit haben darf, ist das Problem nicht so groß, wie man glauben sollte.

Alles andere, was Du da beschreibst, habe ich weder irgendwo erlebt noch jemals so erzählt bekommen.

  • Die Gehaltsstrukturen würden angepasst (Ansätze, allerdings
    als Gummiparagraph nennt Basel II bereits, warum wohl?). Es
    geht um das Missverhältnis zwischen Markt und Risiko

Wenn man von den kapitalmarktnahen Produktleuten absieht und die Altersunterschiede herausrechnet, kann ich besonders große Gehaltsunterschiede nicht erkennen, sondern lediglich einen größeren variablen Anteil bei den Marktleuten, während mein Fixum das gleichaltriger Marktleute deutlich übersteigt.

  • Das Reporting wird grundlegend verändert (wie oben bereits
    angedeutet). Das fängt bei der Datenbewertung (Recovery
    Ratio/LGD) an, geht über die Datenerfassung, -sortierung,
    -prüfung, -dartellung.

Was ist denn am derzeitigen Reporting falsch? Das interne Reporting kannst Du ja nicht meinen, weil es ungefähr 1000 verschiedene Reportings in Deutschland geben dürfte. Also geht es um das externe und dazu kannst Du ja dann sicherlich konkret werden.

  • Wirtschaftsprüfer würden eben NICHT mehr vom zu prüfenden
    Unternehmen beauftragt (eben auch nicht bei Banken…) Die
    Alternative ist schwierig, aber machbar. Es würden
    Prüfungskommissionen eingesetzt (ähnlich einem Aufsichtsorgan)
    die Besetzung folgt strengen Richtlinien (keine Mitglieder,
    die der Führung nahestehen oder standen), die
    Aufsichtsbehörden sind AKTIV eingebunden (sowohl bei
    Besetzung, als auch bei Prüfung).

Du meinst so etwas wie die DPR? Die gibt es nun seit 7 Jahren und die ist auch recht fleißig. Bei uns ist die jedes Jahr im Haus und macht die Wirtschaftsprüfer mit Detailfragen verrückt.

  • Bankenaufsicht würde zunehmend qualitativ. Das wird zu
    vielen Diskussionen führen, aber die sind nicht zu vermeiden.
    Das Personal bei den Aufsichstbehörden muss sich revolutionär
    ändern dazu.

Ich habe nicht nur einmal mit Bundesbankprüfern zu tun und das sind – im Gegensatz zu ihrem Ruf – richtig pfiffige Kerlchen, die sich von den Bankmitarbeitern nichts vormachen lassen. Daß die Schwächen im qualitativen Bereich hätten, kann ich absolut nicht bestätigen.

  • Die Bankenaufsicht würde authorisiert, in sehr frühem
    Stadium aktiv in Investitions-/Kreditentscheidungen
    einzugreifen (Portfolioanalyse als auch Einzelinvestments -
    das wird zu vielen Streitfällen führen - nicht zu
    vermeiden…)

Das wäre ja absurd. Bundesbank und Bafin beaufsichtigen, entscheiden aber nicht über Kredite. Wenn dem so wäre, bräuchte man eine Aufsicht für die Aufsicht.

  • Eigenkapitalerhöhung ist ja schön und wichtig, Risk Weigthed
    Assets Berechnungen auch. Aber das alles in Relation ist
    statistische Durchschnittsbetrachtung aufgrund mehr oder
    weniger zuverlässiger Daten. Das ersetzt nicht individuelle
    Risikobewertung. Die ist zwar die Grundlage für diese
    Berechnung. Aber die Grundlagen werden eben unzureichend
    geprüft!

Inwiefern?

Schau nur jetzt Griechenlandforderungen. Was nützt die
schönste Durchschnittsberechnung, wenn weder der Totalausfall
(oder meintewegen 50 oder 70%) in den Büchern berücksichtigt
sind, noch die Dominoeffekte bekannt sind, wenn andere Banken
deshalb ausfallen und in Folge auch Bankenforderungen gegen
Banken ausfallen und das Eigenkapital dann eben schlicht und
ergreifend wech is?

Deswegen gibt es ja weitergehende externe und interne Streßtests.

Das sind nur einige Anmerkungen. Und es würde zu
weitreichenden Eingriffen in den freien Markt der Banken
bedeuten, daher sollte es global passieren.

Was geeignet wäre, die Kreditinstitute zu stoppen und einer sinnvollen Verwendung zuzuführen, habe ich hier mal zusammengestellt:
/t/kapitalismus–5/5624528/8

Falls die Links irgendwann gar nicht mehr funktionieren:

  • Privatwirtschaftliche Kreditinstitute dürfen nur noch in Rechtsformen geführt werden, die eine persönliche Haftung der Geschäftsleiter mit sich bringen, also KG, KGaA, oHG.

  • Begrenzung des Geschäftsvolumen (also Bilanzsumme und außerbilanzielle Geschäfte) auf einen Betrag, der sich von der Wirtschaftskraft des Sitzlandes ableitet (z.B. 3% des BIP, d.h. für Deutschland rd. 60 Mrd.

  • Konzentration auf das originäre Einlagen- und Kreditgeschäft

  • Verbot staatlicher Stützungsmaßnahmen, lediglich Beibehaltung der Einlagensicherung für private Anleger

  • maximal drei Hierarchiestufen

  • Verbot von an Aktienkurse geknüpfter Gehaltsbestandteile (natürlich nicht nur für Kreditinstitute)

  • erfolgsabhängige Bestandteile für Führungskräfte werden frühestens nach fünf Jahren ausgezahlt und auch nur, wenn der Erfolg angehalten hat

  • persönliche Haftung (im Sinne der Strafbarkeit) von Mitarbeitern bei Verstößen gegen aufsichtsrechtliche Vorgaben und Bilanzierungsvorschriften

  • Begrenzung jeglicher Art des Risikotransfers aus Transaktionen auf Dritte auf maximal 50%

  • Eigenkapitalquote mindestens 15%

Ein bißchen drastischer als Dein Programm – und im Zweifel auch wesentlich wirksamer.

Gruß
C.

Hallo Christian,

Hallo,

das was du schreibst ist alles schön und gut, aber ich möchte
zurück zur Frage, wann und wo der Kapitalismus auf Dauer
zuverlässig funktioniert hat.

es mag sein, daß Du dahin möchtest, aber dann solltest Du erst
einmal definieren, was Du unter „versagen“ und „funktionieren“
verstehst.

Das ist einfach. Ein funktionierendes Wirtschaftssystem soll allen Teilnehmern nutzen. Es sollte möglichst ohne Störungen, Kollapse oder Katastrophen auskommen.

Dann sind die gleichen Kriterien, die ich beispielsweise an eine Wasserversorgung, Stromversorgung oder an einen Öffentlichen Nahverkehr anlege.
Solche Systeme funktionieren häufig sehr gut, ohne dass Jemand auf der Strecke bleibt, bzw. nur extreme Einzelfälle.

Der pure Kapitalismus funktioniert, wie ich schrieb, nur
bleiben da ein paar auf der Strecke, nämlich die, die nicht
selbst für sich sorgen können. Ist das schon ein Versagen?

In der Zeit der römischen Republik, gab es über eine längere Zeit eine Phase, in der reiche und mächtige Familien kleine Bauern mit Gewalt von ihrem Land vertrieben und es dann in Besitz nahmen.
Dabei war es irrelevant, wie gut die Bauern für sich selbst sorgten. Sie blieben auf der Strecke, im schlimmsten Fall mit eingeschlagen Schädel auf dem Feld zurück.

Diese „Landflucht“ führte zu einem starken Ansteigen der Bevölkerung in Rom. Um Aufstände und ungünstige Wahlausgänge zu vermeiden entwickelte sich der römische Sozialstaat.

Wenn heute ein Zimmermädchen in einem Hotel 3,- €/h bekommt, heißt das, dass sie auf der Strecke bleibt, weil sie nicht für sich sorgen kann?

Gruß
Carlos

Hallo Christian,

Falls die Links irgendwann gar nicht mehr funktionieren:

  • Privatwirtschaftliche Kreditinstitute dürfen nur noch in
    Rechtsformen geführt werden, die eine persönliche Haftung der
    Geschäftsleiter mit sich bringen, also KG, KGaA, oHG.

  • Eigenkapitalquote mindestens 15%

Wenn ich deine interessanten und recht überzeugende Vorschläge so lese, finde ich deine Form des Kapitalismus gar nicht so schlimm.

Gruß
Carlos

Hallo,
deine Vergleiche lassen aber schon tief blicken.

Du charakterisierst Banker implizit als verantwortungslose, unreife Kinder und als haltlos Suchtkranke.

Und da wunderst du dich dass man nach strengeren Regeln verlangt und den Bankern mit Mißtraugen begegnet?

Gruß
Werner

Guten morgen,

Du charakterisierst Banker implizit als verantwortungslose,
unreife Kinder und als haltlos Suchtkranke.

im Gegensatz zu weiten Teilen der Bevölkerung bin ich durchaus in der Lage, zwischen ganz normalen Bankangestellten, die den überwiegenden Teil der Bankmitarbeiter ausmachen, und einer kleinen Teilmenge zu unterscheiden.

Die Mitglieder dieser Teilmenge sind an nachhaltigen Kundenbeziehungen und einem gleichmäßigen Ertragsaufkommen nicht interessiert, sondern arbeiten abschlußorientiert und vertreiben nur eines oder wenige Produkte. Kurzum: denen geht es erstens um den schnellen Euro, der sich am besten noch im nächstjährigen Bonus niederschlägt und zweitens eben nicht um Beratung (beraten kann ich nur, wenn ich mehrere Lösungen anbieten kann).

Solche Leute gibt es aber nicht nur in Kreditinstituten, sondern in Versicherungen, im Elektronikfachhandel, in der Tourismusbranche usw. Daß es diese Leute gibt, ist auch nicht weiter verwunderlich. Die meisten Menschen gehen wegen des Geldes arbeiten und sind der Ansicht, daß mehr Geld besser ist als weniger Geld. Je enger die Entlohnung an Arbeitserfolge geknüpft ist, desto stärker werden Arbeitserfolge angestrebt.

Wenn nun die Entlohnungspraxis des Arbeitgebers auf den schnellen Euro abzielt und nicht auf nachhaltige Kundenbeziehungen und Erträge, dann kommt eben das bekannte dabei heraus.

Es ist ja nun auch nicht so, daß die meisten von uns ein sechsstelliges Festgehalt und einen u.U. siebenstelligen Bonus ablehnen würden. Der Fehler des Systems liegt doch nur darin, daß uns das keiner anbietet. Mir braucht auch niemand zu erzählen, er würde ein Produkt nicht vertreiben, für dessen Vertrieb er wie beschrieben bezahlt wird, nur weil daraus u.U. irgendwann mal ein volkswirtschaftliches Problem resultieren würde.

Tatsächlich verdient mindestens die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland sein Geld mit einer Arbeit, die je nach Blickwinkel in irgendeiner Art und Weise ethisch, ökologisch oder ökonomisch problematisch ist - und das für ein deutlich niedrigeres als das o.g. Gehalt.

Und da wunderst du dich dass man nach strengeren Regeln
verlangt und den Bankern mit Mißtraugen begegnet?

Ich wundere mich nur noch über relativ wenig. Insofern wundere ich mich nicht, versuche aber zu erklären, daß ein Herumgeschraube an bestehenden Regeln nicht viel ändert. Wenn es tatsächlich das Ziel ist, den Finanzsektor auszubremsen und ihn auf seine ursprüngliche Aufgabe (nämlich die Versorgung der Realwirtschaft mit Geld durch Fristen- und Größentransformation) zurückzuschneiden, dann geht das nur auf eine drastische Art und Weise.

Wie aber auch im restlichen Leben ist die Beseitigung von Besitzständen mit erheblichen Widerständen verbunden. Im Falle des Finanzsektors sind das nicht nur die von mir genannten Einschnitte, sondern auch (steht in der Liste so explizit nicht drin) die Auflösung der öffentlich-rechtlichen Säule, d.h. der Sparkassen und Landesbanken.

Ohne das jetzt im Detail erläutern zu wollen, ist deren Existenz bzw. deren „Geschäftsmodell“ die wesentliche Ursache dafür, daß die Immobilienkrise seinerzeit überhaupt zu uns heruüberschwappte.

Gruß
Christian

Hallo,

Der pure Kapitalismus funktioniert, wie ich schrieb, nur
bleiben da ein paar auf der Strecke, nämlich die, die nicht
selbst für sich sorgen können. Ist das schon ein Versagen?

nur dass das mit der Zeit immer mehr werden, auch hier. Schliesslich diffundiert das Geld ja immer in Richtung der höheren Konzentration, nur kann die Entropie nicht kleiner als 1 werden. Also muss es zyklisch zu einem Schnitt kommen, wo dann viele auf der Strecke bleiben.

Solange es bloss ein paar Neger in Afrika trifft weil die Getreidepreise immer höher werden interessiert das hier ja niemanden. Die könnten ja mehr arbeiten und für sich selbst sorgen.

Am besten vergessen wir die Zeit der Aufklärung und wer nicht für sich selbst sorgen kann, kann dann die Frohe Botschaft vom schönen Leben nach dem Tode im Glaubenstempel hören, während andere das Geld anbeten.

Gruß
T.

Hallo,

Ohne das jetzt im Detail erläutern zu wollen, ist deren
Existenz bzw. deren „Geschäftsmodell“ die wesentliche Ursache
dafür, daß die Immobilienkrise seinerzeit überhaupt zu uns
heruüberschwappte.

Das finde ich sehr seltsam. Zwar verstehe ich, dass Sparkassen als Kreditgeber vor allem von Normalbürgern stark in Immobiliengeschäften involviert sind, aber dabei sind sie es doch gerade das klassische Geschäftskunden Bankmodell verkörpern (also Einlagen verwalten und kredite vergeben) und nicht mit irgendwelchen Derivaten u. ä. rummachen.

Außerdem ist diese öffentlich rechtliche Säule doch m.W. etwas im Ausland weitgehend unbekanntes, die finanzkrise fand aber international statt und nahm auch dort ihren Anfang wo es solche Banken gar nicht gibt. Auch hat es Deutschland nicht am schwersten getroffen, da scheint es mir unlogisch ausgerechnet hier den Schlüssel zum Porblem zu sehen.

Gruß
Werner

Hallo,

In der Zeit der römischen Republik, gab es über eine längere
Zeit eine Phase, in der reiche und mächtige Familien kleine
Bauern mit Gewalt von ihrem Land vertrieben und es dann in
Besitz nahmen.

Das ist dann allerdings nicht Kapitalismus, sondern Gewaltherrschaft. Kapitalistisch wäre es gewesen den Kleinbauern ihr Land abzukaufen. Die wären dann mit ihrem neuen Geld nach Rom gegangen, um dort von griechischen Lehrern (die idealerweise auch keine Sklaven sein sollten, aber das geht hier gerade zu weit) gegen Bezahlung neue Arbeitsmethoden zu lernen.

Die meisten dieser Neustädter würden ein genauso mäßiges Leben führen wie vorher, nur in einer neuen Branche (Manufaktur statt Landwirtschaft). Aber einer von ihnen könnte, ermöglicht durch seine Erfahrung in der Landwirtschaft und sein neu erworbenes Wissen, eine revolutionäre Erfindung im Bereich des Ackerbaus machen, die dann wiederum durch erhöhte Erträge allen zu Gute kommen würde.

Soweit die Theorie.

Gruß

Anwar

Hallo exc (oder Christian),

ich hatte zwar gehofft, dass wir schneller zu einem Konsens über die Ursachen kommen (schließlich sind wir aus dem gleichen Lager) und uns damit umso mehr den Fragen des WAS TUN widmen können, aber da das eine nun mal vom anderen abhängt, muss ich da wohl durch…

Wenn man Kreditinstituten praktisch kostenlos unbegrenzt Geld
gibt und ihnen sagt, daß es der Wunsch des Staates ist, daß
jeder Bürger ein eigenes Haus haben soll, zusätzlich
Verbriefungen eigenkapitalschonend reguliert und implizit die
Rettung im Krisenfall in Aussicht stellt, dann muß man sich
nicht wundern, wenn es zu Exzessen kommt. Genauso könnte man
einen Alkoholiker in einem Weinkeller aussetzen und ihm sagen,
er solle nur so viel trinken, wie gut für ihn ist.

Dennoch bin ich der
Ansicht, daß das Verhalten von Staaten und Notenbanken die
Krise ausgelöst und zusätzlich befeuert hat.

Es ist elementar wichtig, dass Banken hier die Verantwortung (zunächst mal verbal und mit innerer Überzeugung) übernehmen. Das ist lessons learnt Teil 1. Es gibt auch (oder gerade da) im freien Markt Schwankungen in der verfügbaren Geldmenge, die bei den Banken landet. Es kann nicht angehen, dass wir da den schwarzen Peter woanders hinschieben.

Ich will das Thema nicht dauernd wiederholen. Die Banken wollen viel Geschäft machen und viel Geld drehen – dann sind sie es, die damit verantwortlich umgehen müssen, wenn das gewünschte viele Geld da ist.

Ganz gleich aus welchen Gründen da mehr Geld vorhanden ist und welche neue supersexy Anlagetypen sich da auftun, die eine schlafende Aufsicht nicht als Risiko angesehen hat und wenig Kapital bindet oder der Staat es gar zur Erhaltung des schwachen Wachstums gefördert (und Geld gedruckt) hat (das alles ist ja längst bekannt und unbestritten) und ganz gleich, ob es da viele andere Banken gibt, die das doch auch so machen und mit höherem Gewinn (return on equity) die Aktionäre glücklich machen. Dass letztgenannter Punkt (Konkurrenz um höchsten return on equity) ein Problem ist, ist klar und daher braucht es

a) eine globale Lösung und b) eine in-und externe Aufsicht, die, insbesondere wenn es keine globale Lösung gibt (was ich befürchte), Exzesse auch dann verbietet, wenn zum Beispiel eine Citi im Ausland dies trotzdem macht…

Inwiefern ist denn welches Reporting im Moment nicht
ausreichend?

Das gesamte Reporting ist nicht unzureichend. Wie ich schon sagte, fängt das mit der Datenbewertung und –erfassung an. Schau Dir die Nachrichten der Tage an: Die Aufsichtsämter sind wieder mal überfordert mit der Frage, was passiert, wenn Bank A Pleite geht, weil das Reporting nicht alle Folgen aufzeigt. Die Banken vertrauen sich untereinander nicht mehr. Warum? Weil nicht klar ist, was passiert, wenn… weil das Reporting unzureichend ist. Wäre es das nicht, könnte man leicht die Märkte mit substanziellen Informationen beruhigen (wenn es die Banken denn überleben würden….) oder klar sagen, wie sie es überleben würden. Dieser Tage hat sich die FAZ einen Scherz daraus gemacht, die Pfade, die zum Staatstrojaner führten, Seitenweise abzudrucken. Ein schöner Datensalat. Ich gebe zu, die Folgen der verschiedenen Szenarien bei der Bankenkrise aufzuzeigen, ist viel Arbeit, aber wir leben im Computerzeitalter und dann muss eben zur Abwechslung mal der Schwerpunkt auf diese Datenverschränkung gelegt werden. Das wäre mal ein spannender Datensalat… Die Stresstests müssen viel komplexer werden und alle Abhängigkeiten der Banken untereinander und der notleidenden Schuldner zeigen (ist ja keine neue Erkenntnis…).

Nebenbei: der von Dir genannte § 13 KWG ist relativ
uninteressant. Interessant ist vielmehr, wie die
Kreditnehmereinheit in § 19 KWG definiert wird und da hat sich
ja in der jüngsten Zeit auch einiges getan.

Der genannte § 13 ist von mir aufgeführt worden, um zu zeigen, dass Konzentrationsrisiken heute viel komplexer sind, als lediglich Großkredite. Und Portfolioanalyse steht ja auch erst am Anfang. Der 19.2 ist da nur die Grundlage (auch für den 13). Allerdings eine spannende Frage, um auch im Interbankengeschäft endlich aussagefähig eine Grundlage für wichtige Stresstests zu bekommen (ich hatte bereits erwähnt, dass hier die Datenqualität nicht stimmt).

Die alten ABS-Strukturen haben doch mit dem, was und wie heute
verbrieft wird, nicht allzu viel zu tun. Heute werden auf
einen Streich tausende von Forderungen verbrieft, die sich
naturgemäß nicht en detail angeschaut werden. Die notwendige
Sicherheit erhält man durch die Tranchierung, die in der Regel
auch funktioniert und auch bei vielem funktioniert hat, was
man so vollmundig als „Schrottpapier“ bezeichnet hat.

Hinzu kommt, daß die Aufsicht seit neulich die Durchschau auf
die einzelnen Kreditnehmer haben will.

Hier geht es um Risikostreuung in mehrfacher Hinsicht. Das Retailbanking hat sich in den letzten 30 Jahren enorm verändert. Es basiert heute auf Scoringmodellen, die allerdings weiter entwickelt werden müssen. Wenn Du heute als Ottonormalkunde einen Kredit (auch Immobilienkredit) haben willst, kann es sein, dass die eher konventionelle Bank stundenlang Deine individuelle Bonität (Beruf, Einkommen, Vermögen, Objektlage) prüft und – heute nicht selten – ablehnt. Bei der nächsten Bank, mit husch husch Scoring, funktioniert es plötzlich, der Kredit wird genehmigt (Wettbewerb eben).

Und dann gibt es Banken, die übernehmen Risiken für Portfolios (ich hatte Einblick in mehrere due diligences bei Portfoliokäufen und konnte nur den Kopf schütteln) und das noch Kreditnehmer betreffend, die tausende Kilometer entfernt in einem anderen Staat beheimatet sind, während sie gleichzeitig in einer anderen Abteilung ihrer Bankorganisation bei den vorgenannten Einzelkreditanfragen im heimischen Markt sehr restriktiv und konservativ – nach individueller Einzelprüfung - sind (wohlgemerkt ich spreche nicht von Kreditklemme, da sind wir uns einig). Ich könnte hier Banknamen dazu nennen… Also hier hat man jegliches vernünftige Maß verloren, das ist mehr als schizophren – hier fast blinde ausländische Portfolioübernahme – dort aufwändige Einzelprüfung inländischer Kleinkredite.

Es gab mal Hypothekenbankgesetze und
strenge Kriterien, was als Sicherheit eines Immobilienkredites
anzusehen ist. Es gab sowas wie Realkredite (60% eines von
einem „unabhängigen Gutachter“ bewerteten Beleihungswertes…)
und darüber hinaus haben seriöse Banken maximal 20% als
Zusatzsicherheit anerkannt, wenn neben der Grundschuld auch
die individuelle Bonität des Schuldners stimmte (manche
nannten den über 60% Beleihungsauslauf liegenden Teil
„Personalkredit“, weil auf die Bonität der Person zusätzlich
abgestimmt!). Alles darüber hinaus war BLANKO.

Und was hätten diese strengen Vorschriften geholfen, wenn man
unter deren Berücksichtigung eine Hütte in einer der
besonders gebeutelten Gebiete finanziert hatte? Selbst wenn
die Immobilienpreise nur um 30% gefallen wären, bezieht sich
dieser Wert auf die zustande gekommenen Verkäufe. Ein Wert von
70% hilft nicht viel, wenn ich ihn realisieren muß.

Was glaubst Du, warum die HRE mit > 100 Mrd. gestützt worden
ist? Sie ist die größte Pfandbriefbank der Welt. Niemand
wollte sehen, was passiert, wenn das deutsche Pfandbriefgesetz
seinem ersten großen Test unterworfen wird. Nicht zuletzt,
weil sich die deutschen Gebietskörperschaften zu einem nicht
unwesentlichen Teil über die HRE finanzieren. > 100 Mrd. war
der Preis, um eine Immobilienkrise wie in den USA in
Deutschland zu verhindern. Oder was meinst Du, was passiert
wäre, wenn in Deutschland auf einmal zigtausende Objekte im
Wert von einigen 100 Mrd. in die Verwertung gekommen wären?

Hier geht es um zwei Dinge:

  1. Wer erstellt in welchem Auftrag (in welchem Interesse!!!) den Schätzwert folglich Beleihungswert einer Immobilie (dazu später) und

  2. Warum sehe ich nachrangige Immobilienkredite in einem tausende Kilometer entfernten Gebiet eines anderen Landes als werthaltigen Kredit (Investition) an, wenn ich bei heimischen Krediten schon ab 60% Beleihungsauslauf sehr kritisch die Bonität des Kreditnehmers prüfe??

Was wollen wir denn den deutschen Bürgern hier erzählen, denen nicht selten gesagt wurde, ihre Bonität sei nicht ausreichend (ich kenne viele Fälle, da waren gute Einkommen dabei)??? Darum geht es bei den besagten 80%.

Eine HRE hatte Irlandthemen und außerbilanzielle Spekulationsgeschäfte in zumindest dreistelligem Milliardenbetrag. Das ist genau das Gegenteil von klassischem Hypothekengeschäft.

Und was soll der Hinweis auf Verwertung bedeuten? Zum einen war mein Hinweis auf die unterschiedliche Handhabungsweise bei der Prüfung von Blankokrediten gemeint (siehe oben) und zum anderen willst Du nun eine vorsichtige Immobilienbewertung in Frage stellen, weil man den Wert sowieso nicht bekommt, wenn man tausende Immobilien gleichzeitig verkauft? Sorry, aber darum ging es gar nicht und das ist schlicht irreführend und schlicht falsch. Erstens hat hier niemand für oder gegen die Rettung von HRE geschrieben (vielleicht wäre ich auch dagegen gewesen) und zweitens käme es natürlich nicht zu einem Verkauf aller Immobilien gleichzeitig bei einer Pleite, sondern die Finanzierungen werden soweit intakt, übernommen (schon rechtlich nicht möglich). Und selbst wenn verwertet würde, dann doch hoffentlich vorsichtig geschätzt, gemäß Hypothekengesetz, wie von mir beschrieben. Hätte man immer und überall derartige Vorsicht walten lassen, wäre HRE kein Thema gewesen.

  • Es müsste eine klare Trennung zwischen Markt und Risiko
    erfolgen, aber nicht wie bisher Markt analysiert, beauftragt
    Schätzer, schreibt zusammen mit der früheren
    „Kreditabteilung“, die jetzt bonusabhängig am Tropf der
    Marktseite hängt, die Analyse und die zentral irgendwo
    ansässige Risikoabteilung „analysiert“ im Schnellverfahren
    (wenig Personal), indem sie das im Affentempo liest und
    beurteilt, was andere (einschließlich Bilanzanalyse und
    Ratingermittlung) gebastelt (und oft genug vorentschieden)
    haben. Schluss damit. Risikoabteilungen bekämen in der Bank
    eine ganz andere Bedeutung. Sie würden personell besser
    ausgestattet (Kapazität), sie hätten eine starke Säule in der
    Bank, die ganz unten anfängt (bei der wieder verstärkt
    dezentralen Analyse). Es gäbe eine zweite Linie neben der bis
    zu einem unabhängigen Risikovorstand (der immer auch
    gleichberechtigter Mitvorstandssprecher wäre) nämlich auch zur
    Bankenaufsicht (auf allen Ebenen! Schluss mit blinder topdown
    Organisation, auch zum Schutz des „kleinen Analysten“ auf
    unterster Ebene). KEIN lean Banking mehr bei Ratingagenturen.
    Gib dem Markt was des Marktes ist, aber gib endlich auch
    (wieder) dem Risiko was des Risikos ist!

Keine Ahnung, von welcher Bank Du redest. Das einzige
generelle Problem bei allen Banken ist, daß es nur einen
Risikovorstand gibt aber mindestens zwei Marktvorstände. Da
der Vorstand aber Teile seiner Kompetenzen auf ein Gremium
delegieren kann, in dem der Markt nicht die Mehrheit haben
darf, ist das Problem nicht so groß, wie man glauben sollte.

Alles andere, was Du da beschreibst, habe ich weder irgendwo
erlebt noch jemals so erzählt bekommen.

Hier sind wir an einem entscheidenden Punkt, in den alle anderen Punkte hineinlaufen: Trennung von Markt und Risiko, Interessenkonflikte. Ich spreche hier nicht von Exotenbanken (nur insofern, als dass das, was hier per System geschieht, sehr „exotisch“ ist…). Basel selbst gibt die Möglichkeit vor,

http://de.wikipedia.org/wiki/Marktfolge

dass Bilanz- Bonitäts- und Marktanalyse von der Marktseite kommen. Die frühere Kreditabteilung ist nun „Produktabteilung“, die ERTRAGS- nicht (Kreditausfall-) ziele (= „Druck“) erhält, bonusberechtigt ist (abhängig vom erzielten ERTRAG, nicht Ausfall) und den gesamten Kreditantrag incl Analyse und Bewertung erstellt. Ihre Hauptaufgabe ist aber nun geworden, das Produkt Kredit so teuer wie möglich zu verkaufen! Jetzt kommt die Marktfolge, die den Zweitcheck macht. Was bedeutet das? Analysiert sie noch mal die Bilanz (sie liegt ihm meist gar nicht mehr vor - geschweige denn den nie verlangten WP-Bericht)? – nein, bewertet sie nochmals die Sicherheiten? – nein. Schon per System hat sie gar nicht die Kapazität dazu (weil diese Arbeit nicht komplett doppelt gemacht werden soll). Ergo: Der erfolgs- (NICHT risiko-) abhängige Markt erstellt die Analysen und die Bewertung und die Marktfolge kann nur noch Plausibilitätsüberprüfungen und Stichproben machen, muss sich überwiegend seine Prüfung auf die Voranalyse und Bewertung stützen, die VON DER MARKTSEITE kommt. Oft genug sitzen diese Leute heutzutage weit ab vom Schuldner (Europäisierung).

Das ist ein sehr sehr poröser Grundpfeiler einer Bank (er ist längst eingestürzt…). Es braucht klare Trennung von Markt und Risiko unter Berücksichtigung der Interessenkonflikte!!

Ich gestehe zu, dass das im klassischen Firmenkreditgeschäft von Bank zu Bank sehr unterschiedlich ausgeprägt ist, aber allein die Tatsache, dass das Basel zulässt (gar festschreibt) ist eine Katastrophe. Die Auslandsbanken machen das schon lange wie vorstehend beschrieben. Die kennen seit mehr oder weniger 20 Jahren keine Kreditabteilung mehr. Diese Abteilung verkauft seither Kredite mit Ertragszielen! Es wäre nicht das erste mal, dass die Banken, die da bisher zurückhaltender sind, dem schnell folgen (weil alles gute aus dem angloamerikanischen Raum kommt…). Viele deutsche Banken haben dieses Modell in der sehr ausgeprägten Form schon.

Und selbst die Banken, die da im klassischen Kreditgeschäft noch etwas konservativer sind, haben schon Spezialabteilungen, bei denen der bonusabhängige Markt, die Analyse/Bewertung vornimmt/“veranlasst“ (Real Estate, Leverage Finance etc). Schau nur, welche Folgen das in der Krise 2007/8 hatte: Die deutschen (nicht amerikanischen) Immobilien waren völlig falsch bewertet. Das lag ausdrücklich NICHT am Preisrückgang für diese Immobilien in Deutschland. Das lag daran, dass völlig verrückt gewordene Marktleute in der Bank Neugeschäft gemacht haben, koste es was es wolle – und selbst die Wertermittlung dazu „organisiert“ haben. Bei einer sauberen Trennung von Markt und Risiko wäre das nicht passiert. Die Immobilienwerte waren utopisch zu hoch – und zwar nach Marktlage VOR der Krise! Das zu oben 1. Beleihungswertermittlung.

Wenn es im klassischen kreditgeschäft wieder vorbildlich liefe, hätte das - in meinem Modell - Auswirkungen auf das Gesamtgeschäft, auf ABS Due Diligence, auf Immobilienbewertung, auf Banken- und Staatsanalyse und -bewertung.

  • Die Gehaltsstrukturen würden angepasst (Ansätze, allerdings
    als Gummiparagraph nennt Basel II bereits, warum wohl?). Es
    geht um das Missverhältnis zwischen Markt und Risiko

Wenn man von den kapitalmarktnahen Produktleuten absieht und
die Altersunterschiede herausrechnet, kann ich besonders große
Gehaltsunterschiede nicht erkennen, sondern lediglich einen
größeren variablen Anteil bei den Marktleuten, während mein
Fixum das gleichaltriger Marktleute deutlich übersteigt.

Die Gehaltsunterschiede (dort wo sie vergleichbar sein sollten) in der Branche sind enorm. Das ist Teil des Problems und das hat auch Basel erkannt (leider nur mit Gummiparagraph).

  • Das Reporting wird grundlegend verändert (wie oben bereits
    angedeutet). Das fängt bei der Datenbewertung (Recovery
    Ratio/LGD) an, geht über die Datenerfassung, -sortierung,
    -prüfung, -dartellung.

Was ist denn am derzeitigen Reporting falsch? Das interne
Reporting kannst Du ja nicht meinen, weil es ungefähr 1000
verschiedene Reportings in Deutschland geben dürfte. Also geht
es um das externe und dazu kannst Du ja dann sicherlich
konkret werden.

Siehe oben ansonsten mehrfach genannt. Es fehlen die im Interbankgeschäft zusammengefassten Risiken pro Bankengruppe incl. aller Garantien anderer außerbilanzieller Geschäfte, Versicherungen, Konzerngesellschaften/SBC’s etc etc . Es fehlen Stressszenarien zu Konzentrationsrisiken incl. Bankeninsolvenzen, Branchen, Regionen (bis gestern ja wohl auch die der Staatsinsolvenzen). Aufgrund der oben genannten Fehler bei Trennung von Markt und Risiko sind die Ratings, Recovery Ratios, Wertberichtigungen, LGDs fehlerhaft - das ist die Datengrundlage!

  • Wirtschaftsprüfer würden eben NICHT mehr vom zu prüfenden
    Unternehmen beauftragt (eben auch nicht bei Banken…) Die
    Alternative ist schwierig, aber machbar. Es würden
    Prüfungskommissionen eingesetzt (ähnlich einem Aufsichtsorgan)
    die Besetzung folgt strengen Richtlinien (keine Mitglieder,
    die der Führung nahestehen oder standen), die
    Aufsichtsbehörden sind AKTIV eingebunden (sowohl bei
    Besetzung, als auch bei Prüfung).

Du meinst so etwas wie die DPR? Die gibt es nun seit 7 Jahren
und die ist auch recht fleißig. Bei uns ist die jedes Jahr im
Haus und macht die Wirtschaftsprüfer mit Detailfragen
verrückt.

Es geht um ein dezentrales Aufsichtsorgan (ähnlich dem Aufsichtsrat), das die Wirtschaftsprüfer auswählt, beauftragt, kontrolliert und den WP Bericht kommentiert sowie Konsequenzen daraus ableitet. Das Problem der Interessenkonflikte der Wirtschaftsprüfer wird ja langsam erkannt (nach Jahrzehnten, in denen Warnungen nur einzelner ungehört verhallten). Endlich etwas Wirksames dagegen tun! (ich habe mehrfach auch hier darauf hingewiesen).

  • Bankenaufsicht würde zunehmend qualitativ. Das wird zu
    vielen Diskussionen führen, aber die sind nicht zu vermeiden.
    Das Personal bei den Aufsichstbehörden muss sich revolutionär
    ändern dazu.

Ich habe nicht nur einmal mit Bundesbankprüfern zu tun und das
sind – im Gegensatz zu ihrem Ruf – richtig pfiffige Kerlchen,
die sich von den Bankmitarbeitern nichts vormachen lassen. Daß
die Schwächen im qualitativen Bereich hätten, kann ich absolut
nicht bestätigen.

Hier geht es um die tägliche Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden. Lassen wir mal beiseite, was da bisher hätte geprüft und gefunden werden müssen… Es geht zunächst um die an qualitativen Merkmalen zu prüfende Banken in der täglichen Arbeit, nicht mehr vorwiegend um quantitative Merkmale. Das ist sportiv genug, das ist mir klar (würde zu endlosen Diskussionen führen – ja das Leben kann hart sein) Aber das ist ja der Witz dabei! Endlich einmal kontrovers diskutierern, was das an SCHönem im Portfolio schlummert… Die Personalauswahl ergibt sich zwangsläufig daraus. Wir kennen derartige Verhandlungen auch mit Verbandsprüfern oder mit Wirtschaftsprüfern, die Interessen der öffentlichen Hand vertreten (Beispiel Sanierungen). Das geht, wenn es sich eingespielt hat.

  • Die Bankenaufsicht würde authorisiert, in sehr frühem
    Stadium aktiv in Investitions-/Kreditentscheidungen
    einzugreifen (Portfolioanalyse als auch Einzelinvestments -
    das wird zu vielen Streitfällen führen - nicht zu
    vermeiden…)

Das wäre ja absurd. Bundesbank und Bafin beaufsichtigen,
entscheiden aber nicht über Kredite. Wenn dem so wäre,
bräuchte man eine Aufsicht für die Aufsicht.

Eben hatten wir es noch vom 13 (Großkredite). Auch bei Großkrediten ist bereits das Aufsichtsamt einbezogen. Das ist ausbaufähig… „Mitwirkung/Einzugreifen“ wäre zu definieren in den anderen Bereichen. Es geht um große Transaktionen und um Konzentrationsrisiken auch außerhalb von Kredit (Derivate, Sicherheitenkonzentration, Branchenkonzentration, Investments, Garantien, hedges etc etc)- logischer Weise nicht um unbedeutendes Geschäft.

  • Eigenkapitalerhöhung ist ja schön und wichtig, Risk Weigthed
    Assets Berechnungen auch. Aber das alles in Relation ist
    statistische Durchschnittsbetrachtung aufgrund mehr oder
    weniger zuverlässiger Daten. Das ersetzt nicht individuelle
    Risikobewertung. Die ist zwar die Grundlage für diese
    Berechnung. Aber die Grundlagen werden eben unzureichend
    geprüft!

Inwiefern?

Die Daten haben eine hohe Fehlerquote. Da sind Flüchtigkeitsfeheler dabei genauso wie Wunschdenken aufgrund der rosaroten Sonnenbrille und dem Duft von Boni in der Nase (siehe Interessenkonflikte).

Ich habe hier schon mehrfach erläutert, wie es zu dieser Entwicklung bei den Banken kam:

Enorm gestiegener Wettbewerb (auch außerhalb der Banken – Stichwort Bondfinanzierungen), Globalisierung, Europäisierung, Zentralisierung, innovative neue Produkte (Eigenhandel, Derivate – die Banken versuchen ihre Marktstärke und ihren Wissensvorsprung gewinnbringend für sich zu nutzen). Einführung der Kostenrechnung bei Banken durch kritiklose Adoption der Modelle der Industrie (mit fatalen Fehlern). Kreditabteilung/Risikomanagement als Hauptkostenträger identifiziert. Folge Personalabbau bzw Personalkostenabbau (= Abbau der durchschnittlichen Qualität und des Gehalts der Mitarbeiter, angebliche Effizienzsteigerung durch verkürzte Bearbeitungszeit pro Kredit etc etc.)

Die Marktseite hatte das Sagen. Heute ist das Verhältnis zwischen Markt und Risiko völlig aus der Balance geraten (siehe oben). Das sind dien wahren Gründe der Misere bei den Banken!

Nun zu Deinen Vorschlägen:

Was geeignet wäre, die Kreditinstitute zu stoppen und einer
sinnvollen Verwendung zuzuführen, habe ich hier mal
zusammengestellt:
/t/kapitalismus–5/5624528/8

Falls die Links irgendwann gar nicht mehr funktionieren:

  • Privatwirtschaftliche Kreditinstitute dürfen nur noch in
    Rechtsformen geführt werden, die eine persönliche Haftung der
    Geschäftsleiter mit sich bringen, also KG, KGaA, oHG.

Ein verlockendes Angebot und mit Sicherheit populär. Ich bin sicher, das würde die Mehrheit der Bevölkerung gut heißen. Ich habe auch viel über Haftung der Geschäftsleitung nachgedacht. Ich will nicht sagen, dass es nicht helfen würde, aber es ist nicht DIE Lösung. Ich kenne einige (ex)-Privatbanken und weiß, dass Privathaftung nicht vor Torheit schützt.

Aber als ergänzende Maßnahme interessant, das stimmt.

  • Begrenzung des Geschäftsvolumen (also Bilanzsumme und
    außerbilanzielle Geschäfte) auf einen Betrag, der sich von der
    Wirtschaftskraft des Sitzlandes ableitet (z.B. 3% des BIP,
    d.h. für Deutschland rd. 60 Mrd.

  • Konzentration auf das originäre Einlagen- und Kreditgeschäft

Bei den beiden vorstehenden Punkten (wie bei den anderen) muss ich ein wenig schmunzeln, da Du hier die Tage noch als Verfechter des vermeintlich gänzlich freien Marktes aufgetreten bist (ich wusste ja, dass Du da nur provozieren wolltest und das nicht Deine wirkliche Meinung war…:wink:. Ich muss auch hier zugeben, dass diese Vorschläge sehr populär sind und sich vielleicht sogar durchsetzen werden (wie man aktuell auch an überraschenden die politischen Lager übergreifenden Allianzen sieht).

Ich gehe hier einen etwas anderen Weg, der weniger quantitativ ordnungspolitisch als qualitativ (siehe oben aktive Beteiligung der Aufsichtsbehörde und insbesondere wiedererstarkte Risikoseite) ordnungspolitisch zu sehen ist. Bei einer starken Risikoseite, die nicht nur auf das Kreditgeschäft beschränkt ist, sondern auf die Gesamtbankgruppe (mit allen Investitionen und Derivaten) in Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden würde das aber funktionieren. Die Banken dürften weiterhin groß sein und auch Eigenhandel betreiben – aber unter strenger individueller Kontrolle. Ich bin nicht für den Ansatz eine Bank darf nicht „too big to fail“ sein. Ich weiß, dass in diesem Punkt meine Meinung nicht sehr populär ist. ich habe nichts gegen big, aber was gegen fail (wenns vermeidbar ist).

  • Verbot staatlicher Stützungsmaßnahmen, lediglich
    Beibehaltung der Einlagensicherung für private Anleger

Einverstanden! ABER dazu muss ich alle Dominoeffekte kennen – und daher umfangreiches Reporting und aktive Rolle der Aufsichtsbehörden, denn wenn ich die A Bank Pleite gehen lasse, muss ich unter Umständen ALS FOLGE die Ersparnisse der B, der C, der D etc etc Bank auch stützen (eben Dominoeffekt).

Bitte glaube nicht, dass das die Marktseite auch nur eine Sekunde davon abhalten wird, ihren Vorteil im riskanten aber ertragreichen Neugeschäft wie bisher zu suchen, ihre hohen Gehälter mitzunehmen und zum nächsten Arbeitgeber zu wechseln bevor die Pleite da ist (mit oder ohne dem letzten fünftel der offenen Boni - zahlt der schon heiße neue Arbeitgeber als Huntingfee…). Aber es ehrt Dich, dass Du als Banker diesen Vorschlag machst.

  • maximal drei Hierarchiestufen

Klingt ganz gut – flache Hierarchie ist immer gut wenn die Kapazitäten stimmen (!) und die Risikomanagementseite (incl Analyse ! und Bewertung!) der Bank autonom und stark genug wird. Ein Problem ist ja nach wie vor, dass Aktionäre und Geschäftsführer bei großen Banken überhaupt nicht überblicken, welche Probleme es an der Basis gibt. Dafür sind sie aber selbst verantwortlich, da sie zunehmend top down organisieren/ und hirnlos globalisieren (weil man vermutet, die Basis wäre sowieso gegen Veränderungen, weil es ja um ihren eigenen Hintern ginge) und den Kontakt zur Basis längst verloren haben. Mit guter Personalqualität an der Basis könnte man viel Kompetenz übertragen und viele Führungsebenen abbauen (und Kosten sparen). Dazu muss man wieder mehr Wert auf gutes Personal an der Basis legen (und dort das ersparte Geld in Weiterbildung und attraktive Gehälter) investieren.

  • Verbot von an Aktienkurse geknüpfter Gehaltsbestandteile
    (natürlich nicht nur für Kreditinstitute)

Wie ich schon sagte, gebt dem Markt, was des Marktes ist, aber endlich auch dem Risikomanagement, was ihm zusteht. Ich habe überhaupt keine Probleme, den Marktleuten das blaue vom Himmel zu versprechen, wenn sie Geschäft machen, aber sie müssen immer auf Augenhöhe mit der Risikoseite stehen und dürfen nichts mit der Risikobeurteilung zu tun haben. Insofern bin ich da auch nicht für Einschränkung des freien Marktes (bin mir aber bewusst, dass Dein Vorschlag sehr populär ist und vielleicht auch kommen wird). Publikums-AG’s, das wird im globalen Markt mit all dem Spielgeld immer klarer, ist sowieso verhängnisvoll für die Wirtschaft (egal ob Bank oder Industrie/Handel). Mehr Mittelstand mit Nachhaltigkeit braucht das Land (aber das ist ein anderes Thema).

  • erfolgsabhängige Bestandteile für Führungskräfte werden
    frühestens nach fünf Jahren ausgezahlt und auch nur, wenn der
    Erfolg angehalten hat

Das bringt nichts – das ist jetzt schon klar. Ist ja schon weit verbreitet. Es würde jetzt zu weit führen, das hier auch noch zu erklären. Aber wie oben gesagt, wären auch hohe Boni und deren Sofortauszahlung bei klarer Trennung von Markt und Risiko und starker Risikoseite kein Problem (aber auch dieser Vorschlag von Dir ist sehr populär). Für gut gehaltene Akquisiteure erhalten die noch offene Boni einfach als Ablösesumme vom neuen ungeduldig auf das Genie wartendenden Arbeitgeber (…„man“ verlässt das sinkende Schiff…)

  • persönliche Haftung (im Sinne der Strafbarkeit) von
    Mitarbeitern bei Verstößen gegen aufsichtsrechtliche Vorgaben
    und Bilanzierungsvorschriften

Klingt in der Theorie gut, aber ich sehe in den Missorganisationen der Banken das Praxisproblem. Ich kenne leider unzuverlässige Hierarchiestrukturen und die Unfähigkeit (und den Unwillen) der Justiz sich in komplexe Vorgänge bei Banken einzudenken. Es würde meist die Falschen treffen. Es gibt heute schon viel zu viele Bauernopfer bei Banken. Das Risikomanagement muss stark sein. Das Aufsichtsorgan muss eine zeitnahe aktive Rolle bekommen und die WPs müssen endlich richtig prüfen, das ist in diesem Zusammenhang das Wichtigste. Aber auch dieser Vorschlag von Dir wird populär sein.

  • Begrenzung jeglicher Art des Risikotransfers aus
    Transaktionen auf Dritte auf maximal 50%

Ich habe kein Problem mit unbeschränktem Risikotransfer, ich habe ein Problem mit Intransparenz und mit Interessenkonflikten bei der Risikoerkennung und –beurteilung (siehe oben).

  • Eigenkapitalquote mindestens 15%

Um so mehr Eigenkapital, desto gut (klar). Ich bin allerdings für eine differenzierte Anforderung, abhängig von dem Portfolio der Bank (klar wäre das noch mit Leben zu erfüllen, was das im Detail bedeutet). Eine starke Risikoseite, die damit frühzeitig Risiken erkennt, vermeidet und wo nicht vermeidbar konservativ wertberichtigt und das Eigenkapital wird reichen…

Fazit: Einiges Deiner Vorschläge ist sehr weitgehend, einiges auch geeignet, aber diese Maßnahmen alleine beseitigen nicht annäherungsweise die Hauptprobleme der Banken. Dazu habe ich Vorschläge gemacht. Dreh und Angelpunkt ist eine starke und unabhängige Risikoseite vom Scheitel bis zur Sohle (Transparenz, Analyse und Bewertung) und unter Einbeziehung aller Bankgeschäfte, der Rest ergäbe sich von alleine.

Allerdings glaube ich auch, dass die Etablierung Deiner Maßnahmen wahrscheinlicher ist. Sie sind populärer und, das haben wir mit den Amerikanern gemeinsam, es lässt sich leichter etwas verkaufen, was leicht verständlich ist, sich klar messen lässt (wir Deutschen messen gerne…) und den Klischees des bösen Bankers entspricht. Aber es ist nicht ein Datum, das hier fehlt, es sind die schwer greifbaren softfacts, die zu hardfacts werden aufgrund einer falschen Organisation.

Ich habe nichts gegen einen hungrigen Akquisiteur, der den Tunnelblick aufgelegt hat und den big deals hinterher hächelt. Ich habe nur etwas dagegen, wenn diese Leute die Richtung der Bank bestimmen. Außerdem sei die Frage erlaubt, ob das, was viel Geld bringt auch langfristig einer nachhaltigen Kundenverbindung dient (vielleicht helfen da ja dunkle Sonenbrillen, damit der Kunde seinen Betreuer nicht mehr erkennt?) Aber das soll der Markt unter sich ausmachen.

Ich weiß, dass es vielen „Kredit-/Riskleuten“ schwer fällt, meine Forderungen öffentlich zu vertreten. Nicht wenige erhalten inzwischen Boni, von denen sie vor einigen Jahren nur geträumt haben, andere (viele exzellente Leute) hat man in die Wüste geschickt, andere haben Angst, unter Kollegen die Probleme anzusprechen (das Thema Finanzmarktkrise wird auch fast nicht URSÄCHLICH diskutiert in den Büros…), aber viele erfahrene Kreditleute berichten im Vier-Augen-Gespräch immer wieder von genau dieser von mir beschriebenen verhängnisvollen Entwicklung der letzten 20 – 30 Jahre bei den Banken. Viele haben diese Misere kommen sehen, wenn auch nicht die Quelle und den zeitpunkt, aber dass es bei diesem Missverhältnis einmal so kommen wird.

Mal so das, was alles schief ging in den letzten Jahren, revue passieren lassen und nach den Gründen suchen und dann macht es klick – es waren meist die Interessenkonflikte, die für die Probleme verantwortlich waren.

In diesem Sinne

Schönen Gruß von

ikarusfly

Hallo Christian,

Wie aber auch im restlichen Leben ist die Beseitigung von
Besitzständen mit erheblichen Widerständen verbunden. Im Falle
des Finanzsektors sind das nicht nur die von mir genannten
Einschnitte, sondern auch (steht in der Liste so explizit
nicht drin) die Auflösung der öffentlich-rechtlichen Säule,
d.h. der Sparkassen und Landesbanken.

Ohne das jetzt im Detail erläutern zu wollen, ist deren
Existenz bzw. deren „Geschäftsmodell“ die wesentliche Ursache
dafür, daß die Immobilienkrise seinerzeit überhaupt zu uns
heruüberschwappte.

Denke hier müssen wir etwas differenzieren:

Die Sparkassen wären die größten Gewinner der Krise, wenn sie nicht gleichzeitig (Mit-)eigentümer der Landesbanken wären. Denn bis auf ihre nach wie vor Unfähigkeit, die Landesbanken zu führen und zu lenken, haben die Sparkassen sich wohl von allen Marktteilnehmern am Besten verhalten. Große Sparkassen haben auch gute Leute, die vom Kreditgeschäft nicht selten mehr verstehen, als so mancher großkupferter international Banker. Hinzu kommt, dass die Sparkassen (wohl auch die Volksbanken) sich (wohlgemerkt im Durchschnitt) fairer und „nachhaltiger“ gegenüber ihren Kunden verhalten, als die Geschäftsbanken.

Trotzdem ist auch bei den Sparkassen viel Unsinn passiert in den letzten Jahrzehnten. Eine notwendige Konsolidierung des Netzes ging einher mit gestiegenem Druck auf die Kundenbetreuer. Es waren also besonders dort Fehler, wo man eine (auch bei Sparkassen) berechtigte Gewinnerzielungsabsicht überzog und die Gebaren der Geschäftsbanken (des freien Marktes) immitierte…

Zu den Landesbanken: die Schieflagen sind bekannt, aber die Gründe?

Es stimmt, dass einige Landesbanken Probleme damit haben/hatten, ihr Geschäftsmodell zu finden. Das gilt aber bei weitem nicht für alle Landesbanken. Das kann man schon gar nicht für die Landesbank BaWü sagen, die ideal in die Mittelstandslandschaft des Landes Baden Württemberg passt. Sie hat bis heute einen excellenten Ruf in der Region (wenn sie nur die Finger vom international Blödsinn gelassen hätte…)

Auch nicht für die Landsbank in Bayern (das sind mehr politische Gründe).

Bei den anderen Landesbanken gebe ich Dir Recht. Sie finden Ihren Platz nicht. Es war aber die angebliche Liberalisierung des Marktes durch die EU Kommission, die den Grundstein zur Immobilienkrise bei den Landesbanken legte: Man wollte „freien“ Markt und hat den Landesbanken die Berücksichtigung der Gewährträgerhaftung (und damit das triple A Rating) entzogen. Folge: die Landesbanken wollten international Geschäftsbank speilen, wie es die EU von „freien“ Marktteilnehmern forderte. Man investierte wie blöd in subprime Schrott.

Auch die WestLB (mit namhaften Vorständen aus der Privatwirtschaft) wollte ein international big player werden - das Ergebnis haben wir gesehen.

Die Berliner Bank hatte die blühenden Landschaften Berlins geglaubt…

Die Helaba hatte ihre Lektion weitestgehend aus dem Immobiliendesaster von 1976 gelernt und mit zumindest bis vor wenigen Jahren sehr starkem Riskomanagement (Riebell - auch im Firmenkreditgeschäft) sehr erfolgreich vorgemacht, was eine starke Riskorganisation alles möglich macht! Ob sie das richtige Geschäftsmodell hat, ist eine andere Frage.

Fazit: Sparkassen und Volksbank sind aktuell DIE Banken für den überwiegenden Teil der Bevölkerung (ok beim Pricing muss man auch kritisch prüfen). Sie sind die gewinner der Krise - in jeder Hinsicht!

Landesbanken sollte man endlich restrukturieren. Die richtige Lösung wäre eine Trennung von Sparkassengeschäft und sonstigem Geschäft: dazu braucht man EIN Zentralinstitut in Frankfurt.

Dann bildet man in den Regionen dezentrale Sales Offices, nur wo es passt (BaWÜ zum Beispiel). An dem Regionalen Geschäft beteiligen sich die Länder und regionalen Sparkassenverbände wenn und wie hoch sie wollen (oder lassen es eben) und übernehmen die Haftung für die Geschäfte. Daneben gibt es ein Zentralinstitut, das zentralisiertes Business gegen Verrechnungspreise anbietet, also reines Salesoffice für die Regionen. Fertig. Wer nicht bestehen kann, wird liquidiert oder der Steuerzahler zahlt. Er wird es bei der nächsten Landtagswahl berücksichtigen…

Schönen Gruß von

ikarusfly

Hallo,

solche Banken gar nicht gibt. Auch hat es Deutschland nicht am
schwersten getroffen, da scheint es mir unlogisch ausgerechnet
hier den Schlüssel zum Porblem zu sehen.

ich schrieb nicht, daß sie der Schlüssel zum Problkem sind, sondern daß die Struktur des öffentlichen Sektors dazu führte, daß die Immobilienkrise zu uns heruüberschwappte.

Die Sparkassen und die Landesbanken konnten sich bis 2005 äußerst günstig refinanzieren und unterlagen zudem der sog. Gewährträgerhaftung. Das führte dazu, daß sie Kredite viel günstiger vergeben konnten als die privaten und genossenschaftlichen Banken.

Das machte es allen anderen Banken in Deutschland sehr schwer, mit Krediten Geld zu verdienen. Hinzu kam, daß die Landesbanken sich vor dem Auslaufen der Gewährträgerhaftung 2005 massiv mit billigem Geld vollsaugten.

Weil die Landesbanken das Geld aber nicht in Krediten anlegen konnten, wurden alternative Anlagemöglichkeiten gesucht und das waren die berühmten Papiere in den USA. Dies wurde durch Restriktionen der Sparkassen (denen die Landesbanken ganz oder teilweise gehörten) hinsichtlich des Geschäftes im Falle einiger Landesbanken noch verstärkt, d.h. man suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, Geld zu verdienen.

Die einzige nicht-Landesbank, die unmittelbar (die HRE litt unter den Verwerfungen auf dem Kapitalmarkt, die Folge der Immobilienkrise in den USA waren) durch die Immobiliengeschichte in den USA in nennenswerte Schwierigkeiten geriet, war die IKB. Diese hatte sich auf mittel- und langfristige Investitionsfinanzierungen bei Unternehmen spezialisiert - einen Bereich, der dem oben beschriebenen Margendruck unterlag.

Margenträchtiges Geschäft mit den IKB-Kunden blieb vielfach bei den kurzfristigten Kreditgebern hängen, so daß auch die IKB auf das schmale Brett kam, in großem Stil in den USA Geschäfte mit Verbriefungen zu machen.

So viel in aller Kürze. Man könnte über das Thema ganze Romane schreiben, aber das oben geschriebene faßt die Kernpunkte wohl ganz gut zusammen.

Gruß
Christian