War der Türkeiputsch eine Inszenierung?

Hallo,

der Putsch in der Türkei und vor allen Dingen die generalstabsmäßige, erfolgreiche Niederschlagung ist so schnell und professionell abgelaufen, dass ich denke, das war ein inszenierter Schachzug von Erdogan, um jetzt in der Armee und Justiz gründlich aufräumen zu können.

Es riecht nach mehr Macht, unbequeme Richter loswerden, Todesstrafe und …Köfke

Hallo,

alles Spekulation. Wir werden sehen, was folgt.

Ich befürchte aber auch, dass sich des Herren Erdogans wahres Gesicht zeigen könnte.

In den Nachrichtensendungen mehren sich solche Stimmen seit heute Mittag.

Wäre natürlich der Hammer, da auch eine Wiedereinführung der Todesstrafe (für Putschisten) im Raum steht. Eventuell sehen wir Erdogan irgendwann in Den Haag…

Glückauf!

Angesichts der vielen Toten [aktuell sollen es 265 sein], ist es kaum denkbar das ein Mensch bzw. eine Regierung so skrupellos sein könnte.
Wenn man aber bedenkt welche Türen sich jetzt für Erdogan öffnen - wer weiß…?

Gruß Crack

Hallo!

Der Putschversuch war kaum beendet, als bereits eine Liste mit aus ihren Ämtern zu entfernenden Richtern bereit lag. Abgesehen davon, dass es mit unabhängiger Justiz in der Türkei offensichtlich nicht weit her ist, kam der Putschversuch gelegen oder war inszeniert. Das Land wird nun an den entscheidenden Stellen auf Erdogan-Linie getrimmt. Der nächste Schritt wird militärisches Eingreifen in Syrien sein.

Gruß
Wolfgang

Skrupel sind keine Kategorie, wenn es um Macht geht.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

der Pfusch war dermassen verputscht geplant, dass er nicht funktionieren konnte.

Ein Putsch kann nur funktionieren, wenn er

(a) vom Volk mitgetragen wird

oder

(b) von einer Gruppe Generalstabsoffizieren in Schlüsselpositionen, die mit der Hilfe von Kommadooffizieren samt Truppen ganz schnell die staatliche Infrastruktur unter ihre Kontrolle bringen.

Es müssen die Medien kontrolliert und (größtenteils) die Staatsregierung arretiert werden, damit vorerst nur die eigene Story verbreitet wird.

Die Putschisten hatten viel zu wenig Leute in viel zu niedrigen Positionen und keinen Plan. Offenbar hofften sie, dass das Volk hinter ihnen stünde und sich der Rest von selbst ergäbe. Kein ausreichender Zugriff auf die Luftwaffe, keiner auf die Polizei und die Medienkontrolle war auch nicht erreicht. Von der Festnahme der bisherigen Staatsführung fehlt jede Spur. Da waren Stümper am Werk.

vdmaster

Ich hatte unwillkürlich auch einen brennenden Reichstag vor Augen.

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Hallo,

die Einführung wäre kein Grund für einen Prozess in DH. Eine rückwirkende Bestrafung wäre rechtswidrig nach den Gepflogenheiten eines Rechtsstaates. Vor allem aber würde sich damit der EU-Beitritt erübrigen.

Ich hab heute in den „Njuhs“ einen Kommentator sich über diesen Punkt „Todesstrafe“ ergiessen gehört. Beinah konnte man ihm zusehen, wie er sich über den soeben geäußerten, eigenen Schei… ärgerte. Er hatte doch glatt behauptet, dass die Wiedereinführung der TS im atlantisch-europäischen Wertesystem, der EU und der NATO und dem Westen überhaupt gar nicht ginge und das quasi ein Tabubruch wäre. :flushed:

Ob er wohl als Auslandskorrespondent in Washington geeignet wäre? Scheint ja ein Experte zu sein.
Abschluss in Medienwiesenschaften und arythmischer Astrologie :joy:

Gruß
vdmaster

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Den Haag nicht wegen der Einführung der Todesstrafe, sondern für das [vt] „Opfern“ der Putschisten durch selbige [/vt].

Gruß Oberberger

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Ich glaube es war @scope!

Hchrm,

das gilt zwar grundsätzlich so. Ausnahmen bestätigen die Regel. siehe Angela Merkel (Bundeskanzlerin).

Gruß mki

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Hallo,

Eine Gruppe blieb unerwähnt. Die Politiker der übrigen, na ja, was man so sagt, „Demokratien“ in der EU. Die stießen bloß Kreidewolken hervor und sagten ganz heiser: Militärisch Putschen ist UNRECHT. Aber was sonst?

Komm lass uns putschen! Egal wie. Wen oder was würden wir uns vornehmen? Ich ließe mich sofort begeistern.

Gruß mki

Was ist das denn für ein Geräusch?

Deiner Aussage zu Merkel stimme ich zu!

Glückauf!

PS: Das war aber leider so ziemlich das einzige, was die Dame auf die Kette bekommen hatte.

Hallo!

Die Bundeswehr ist in Afghanistan engagiert. Opfer wurden und werden in Kauf genommen - für nichts. Die BW wird für Machtspielchen in den Baltischen Staaten gegen Russland missbraucht. Skrupel? Fehlanzeige! Man sollte sich nichts vormachen, wenn es um Macht geht, sind alle Staatsspitzen für jedes Verbrechen und jede Dummheit bereit. Oder kannst Du mir verraten, wofür ungefähr 50 BW-Soldaten in Afghanistan gestorben, viele verletzt und eine unbekannte Anzahl traumatisiert wurden? Außerdem werden dort Milliarden € sinnlos und aus schierer Dummheit verbrannt. Nein, mit 9/11 hatte Afghanistan nichts zu tun. Mit mehr Berechtigung hätte man Hamburg-Harburg, Saudi-Arabien und Flugschulen in den USA bombardieren können. Afghanistan kam Herrn Bush einfach so in den Sinn, weil er meinte, zur Festigung seiner innenpolitischen Stellung irgendwas veranstalten zu müssen.

Aber ich schimpfe auf die falschen Leute. Die skrupellosen Politiker, die großen Teilen ihres Wahlvolks das Fell über die Ohren ziehen, werden nämlich aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen seit Jahrzehnten gewählt. Mir würde der Kugelschreiber abbrechen, würde ich versuchen, bei einer C-Partei (schon seit Adenauer/Globke ein indiskutabler Haufen), seit Kommisskopf-Doppelbeschluss-Schmidt und Agenda 2010 bei der SPD und seit Afghanistan-Fischer bei den Grünen ein Kreuzchen zu machen. So lange sie sich von solchen Fehlern nicht distanzieren, sind sie allesamt unwählbar.

Gruß
Wolfgang

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Du scheinst mittlerweile an Gedächtnisschwund zu leiden. Al Kaida befand sich in AFG unter dem erklärten Schutz der international nicht anerkannten Taliban-„Regierung“.

Am 27. September 1996 marschierten die Taliban in Kabul ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan, das lediglich von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt wurde. Die Regierung des Islamischen Staates Afghanistans, zu der der Verteidigungsminister Massoud gehörte, blieb jedoch die international anerkannte Regierung Afghanistans (mit Sitz bei den Vereinten Nationen).

Gab es in der UN irgendeine Anrufung des Sicherheitsrates durch die Regierung AFGs, als die USA die Taliban und Al Kaida aufrieben und vertrieben?

Btw aus der selben Quelle:

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen begingen die Taliban systematische Massaker unter der Zivilbevölkerung, während sie versuchten, ihre Kontrolle im Westen und Norden Afghanistans zu konsolidieren.[49][50] Die Vereinten Nationen benannten 15 Massaker in den Jahren 1996 bis 2001.[49][50] Diese seien „höchst systematisch gewesen und alle auf das Verteidigungsministerium [der Taliban] oder Mohammed Omar persönlich zurückzuführen.“[49][50] Die sogenannte 055 Brigade al-Qaidas war ebenfalls an Greueltaten gegen die afghanische Zivilbevölkerung beteiligt.[47] Der Bericht der Vereinten Nationen zitiert Zeugenaussagen, die beschreiben, dass arabische Milizionäre lange Messer mit sich trugen, mit denen sie Kehlen aufschnitten und Menschen häuteten.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bezeichnete die Anschläge in den Vereinigten Staaten in seiner am 12. September 2001 gefassten Resolution 1368 als „Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit“. Zudem wurde das „naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, das in der Charta der Vereinten Nationen anerkannt wird“ betont. In diesem Zusammenhang wurden die Anschläge des 11. September 2001 als bewaffneter Angriff im Sinne der Artikel 39 und 51 der UN-Charta eingestuft. Damit wurde den Vereinigten Staaten das Recht auf Selbstverteidigung implizit zugesprochen.

Und dieses Recht bestand auch dann, wenn - wie hier - eine

(a) (de facto) territoriale Macht (Taliban) den Angreifer nicht selbst bekämpft bzw. ausliefert

und

(b) die (de jure) offizielle Regierung des Staates nicht in der Lage ist, die Angreifer zu neutralisieren.

Das ist Dummfug.

Mein Kommentar richtet sich an interessierte Mitlesende. Dein Weltbild ist diesbezüglich ohnehin in Beton gegossen.

Gruß
vdmaster

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Servus,

imho kann es kaum Zweifel daran geben, dass dieser „Putsch“ inszeniert wurde.

Wie @vdmaster völlig richtig schrub, hatte der Putsch niemals eine Chance und derjenige, der für die Planung verantwortlich war, musste das wissen. Erdogan war nie in Gefahr, da er sich zu dem Zeitpunkt zufällig im Urlaub befand und wenn man sich die Anzahl an beteiligten Soldaten ansieht (ca. 3000 inkl. 29 Oberste und 5 Generäle), kann man kaum von einem ernsthaften Putschversuch sprechen.

Der große Gewinner ist Erodgan, der gleich drei Ziele vor Augen hat:

  1. Endlich hat er einen Vorwand um das Militär nachhaltig zu säubern. Das hatte er schon einmal versucht, war aber wegen einer nicht willfähigen Justiz gescheitert. Aber das Militär war gar nicht das eigentliche Ziel.

  2. Womit wir bei Punkt zwei wären. Der Putschversuch war noch gar nicht richtig vorbei, da wurde rund ein Drittel aller türkischer Richter suspendiert. Auch fünf Mitglieder des Hohen Rats der Richter und Staatsanwälte sind davon betroffen. Und hier wird es spannend, da das türkische Parlament vor kurzem eine Justizreform verabschiedet hat. Kern der Reform ist eine Verkleinerung der beiden höchsten Gerichte, die nicht nur massiv verkleinert werden, sondern wo auch alle Richter neu gewählt werden müssen. Für die Wahl ist eben der Hohen Rats der Richter und Staatsanwälte zuständig. Jetzt hat Erdogan nicht nur dafür gesorgt, dass fast nur mehr regierungstreue Richter zur Wahl stehen, er wird auch die 5 neuen Mitglieder des Hohen Rates sicher sorgsam aussuchen, die dann in seinem Sinne entscheiden werden. Damit hat Erdogan die Justiz mehr oder weniger im Sack.

  3. Als Sahnehäubchen gibt Erdogan mal wieder seinem Erzfeind Gülen (wie bei allem was in der Türkei schief läuft) die Schuld und fordert lautstark dessen Auslieferung. Das wird zwar zu nichts führen, aber es lenkt ein bisschen ab.

TL;DR Die Armee war nicht das Ziel, sondern die Justiz.

Lg,
Penegrin

Tach auch,

da bist Du evtl. schon der Propaganda des (selbstgefühlten) osmanischen Mahdi aufgesessen. Das sind diejenigen, die sofort entlassen (ggf. auch tlw. verhaftet) wurden. Nach Einschätzungen des BND war an dem Putsch niemand aus der Generalität beteiligt.

Entweder wurden sie entlassen, weil sie beteiligt waren (Oberste/Majore), weil ihnen Putschisten unterstellt waren (Generäle) oder weil man sich ihrer nun en passant entledigen konnte, statt auf eine „Reform“ oder den Altersrruhestand warten zu müssen.

Das sieht vordergründig so aus. Tatsächlich aber ist er angeschlagen. Denn er hat nun fünf Krisenherde am Hals. Den IS, die Kurden, die Putschisten, die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft. Die TÜR destablisiert zusehens.

Die Frage wird sein, ob er alle Bälle jonglieren kann und als Präsident mit (zukünftig) semidiktatorischen Befugnissen über Wasser bleibt oder in der Isolation endet. Die Verfassungsänderung wird er jetzt durchboxen, zumal sein Premierminister nur noch eine Handpuppe ist und er auch die Kurdenpartei im Parlament in der Zange hat.

Aber wie sieht es mittelfristig aus? Wenn die Wirtschafts ins Stocken kommt, dann wird auch die Bevölkerungsmehrheit unwirsch werden und nicht nur die „städtische Jugend“.

Möglich wäre es in der Tat, dass der Putsch inszeniert war. Allerdings nicht mit direktem Auftrag an die Putschisten, sondern als verdeckte Operation des Geheimdienstes, die den Putschisten ggf. vorgaukelten, dass auch andere Teile des Militärs involviert wären.

Hier wären auch die Personalien interessant. Waren die Putschisten tatsächlich Kemalisten, dann kann Gülen nicht der Drahtzieher gewesen sein. Denn er selbst ist für einen bedeutend islamistischeren Kurs als Erdogan. Waren es aber Islamisten, dann käme Gülen sehr wohl in Frage.

Gruß
vdmaster

Ich nahm die Zahl, da sie wohl das Maximum ist. Gemessen an ca. 600.000 wäre das ein geradezu lächerlicher Putsch und wenn man sich die Fernsehbilder ansieht, dürften es wohl eher ein paar hundert gewesen sein.

Bis auf die Putschisten hatte er alle Probleme schon vorher und ich bezweifle, dass die ihm schlaflose Nächte bereiten werden. Mit der gleichgeschaltenen Justiz kann er aber nun viel freier mit IS, Kurden und der Zivilgesellschaft umgehen. Die Vorteile uberwiegen die Nachteil imho bei weitem.

Wäre Gülen der Drahtzieher gewesen, dann wären auch seine Leute auf Straße gestanden. Er hat noch immer Millionen von Anhängern und schon alleine der Maßstab spricht gegen ihn. Afaik hat er sich ja auch von Anfang davon distanziert und sich gegen die Putschisten ausgesprochen.

Lg,