Warum fanden manche Merkels Flüchtlingspolitik gut?

Hallo,

im Zusammenhang mit der Wahl habe ich mehrmals in den Medien Stimmen gehört, die sagten, sie fanden es gut, wie Merkel in der Flüchtlingssache gehandelt hat. Darunter Promis ebenso wie Menschen von der Straße.

Ich persönlich fand und finde Merkels damalige Flüchtlingspolitik falsch und würde gerne von denen, die es richtig fanden, ihre Gründe dafür verstehen.

Nun ist es ja so, dass die allerwenigsten von uns ganz genau wissen, was die rechtlichen und faktischen Möglichkeiten damals waren. Trotzdem hat ja fast jeder eine Meinung dazu, ob es eher richtig oder eher falsch war. Daher bitte nicht in die ganz tiefen Detailfragen gehen, sondern eher so die Hauptargumente und Gefühlslagen nennen, warum ihr es richtig fandet. Meine sind:

  1. Diese Menschen waren nicht unmittelbar bedroht, sondern hatten vorher einige andere sichere Länder durchquert. Sie mussten nicht unbedingt nach Deutschland kommen, sondern hätten auch z.B. in der Türkei leben können.

  2. Diese Menschen waren überwiegend junge männliche Muslime aus Ländern mit radikalislamischen Gruppierungen (Afghanistan, Irak, Syrien), also genau die Gruppe, aus der heraus ein nennenswerter Anteil an Kriminalität, Extremismus und Terror zu erwarten ist.

  3. Es sind noch viel mehr Menschen vor diesen Bürgerkriegen geflohen, und es können sowieso nicht alle zu uns kommen. Es ist überhaupt kein Kriterium ersichtlich, warum gerade diese Menschen so eine großzügige Aufnahme bei uns erfahren haben, während andere in irgendwelchen Flüchtlingslagern über die Runden kommen müssen. Das einzige Kriterium, das ich sehe, ist: Sie standen halt bei uns an der Grenze. Es war sowieso klar, dass der Zustrom irgendwann gestoppt werden würde, warum also gerade diese paar hunderttausend reinlassen, danach aber die anderen nicht mehr? Ich verstehe diese Logik nicht. Es kommt mir wie Gefühlsduselei vor.

Ich will mich nicht streiten und auch gar nicht diskutieren, wer nun recht hat. Ich will nur die Hauptgründe erfahren. Aus den Medien hab ich die nämlich kaum erfahren, da war meist nur Polemik („ein offenes Herz zeigen angesichts von Krieg und Vertreibung“), Meinungsmache („Lösung für den Fachkräftemangel“) und Diffamierung von Menschen wie mir („angstgesteuerte Abgehängte“) zu lesen.

Ich frage mich auch, ob die Haltung in dieser Frage vor allem an der unterschiedlichen Einschätzung der Flüchtlinge hängt. Also potenzielle Problememacher, Quelle für Terrorismus und Kriminalität vs. Kriegsopfer, bedauernswerte Flüchtlinge, die viel durchmachen mussten.

Danke für alle konstruktiven Beiträge!

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Servus,

Du scheinst ja „diese Menschen“ recht genau zu kennen.

Wenn man über Dich ebensolche Stereotypen äußert, nennst Du das Diffamierung. Was ist der Unterschied?

Schöne Grüße

MM

Genau meine Gedanken… Analog gilt das für die kritisierte Polemik und Meinungsmache.
Die schnelle Sortierung in „echte“ und „unechte“ Flüchtlinge vom warmen sicheren Wohnzimmersessel aus finde ich mindestens anmaßend.

Bufo

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Hallo!

Mich stören nicht die armen, bedürftigen und echten Bürgerkriegsflüchtlinge, die wir gern aufnehmen.
Ich verstehe nur nicht das von den letzten Regierungsparteien CDU+CSU+SPD gebilligte und nicht widerrufene Statement:
„Ich lade alle Flüchtlinge herzlich ins reiche Deutschland ein“.

Somit ist die Flüchtlingspolitik von Frau Merkel gut!

MfG.

Abgesehen davon, dass zu dem damaligen Zeitpunkt immer noch Tausende und Abertausende Menschen direkt aus Syrien flohen, waren und sind die Flüchtlingslager in den Anrainerstaaten drastisch unterfinanziert, weil die westlichen Industriennationen (inkl. Deutschland) die notwendigen Gelder nicht oder nur teilweise an die UN überwiesen und überweisen. Deshalb musste das UN-Flüchtlingshilfswerk die Lebensmittelrationen drastisch kürzen, und deshalb erforen in dem Winter auf 2015 Menschen in den Flüchtlingslagern im Libanon. (Dieser Fehler widerholt sich übrigens gerade ). Auch wenn einem gerade keine Bomben auf den Kopf fallen, kann die Notlage lebensbedrohlich bzw so groß sein, dass sie eine Flucht mehr als rechtfertigt. Außerdem brauchen Menschen mittel- bis langfristig mehr als nur Abwesenheit von Bomben und Anwesenheit von Zelten und Essensrationen - sie brauchen Schulen für die Kinder, Arbeitsmöglichkeiten und die Hoffnung auf eine Zukunft.

Und dann klopfen wir einmal die weiteren angeblich sicheren Länder ab: In der Türkei bleibt ein Goßteil der Füchtlinge unversorgt und ist, da es ihnen offiziell nicht gestattet ist zu arbeiten, Ausbeutung und Willkür ausgesetzt. Griechenland kann kaum die Griechen ernähren und ist deshalb überhaupt nicht in der Lage, Flüchtlinge aufzunehmen; die Situation in den griechischen Flüchtlingsunterkünften war bereits vor 2015 derart menschenrechtswidrig, dass keine Asylbewerber mehr nach Griechenland zurücküberstellt wurden. Ich möchte bei der Gelegenheit auch an die Zustände in Idomeni erinnern. Noch heute herrschen aberwitzige Zustände in den Auffanglagern. In Mazedonien wurden die Flüchtlinge mit Tränengas „begrüßt“, die Balkanstaaten reichten sie dann quasi mmer weiter, bis es schließlich in Ungarn zu einer Situation kam, in der ganz offensichtlich eine humanitäre Katastrophe kurz bevor stand: http://www.zeit.de/2016/35/grenzoeffnung-fluechtlinge-september-2015-wochenende-angela-merkel-ungarn-oesterreich

Abgesehen davon, dass der Anteil der Männer unter den Flüchtlingen nicht so hoch ist, wie die Flüchtlings"kritiker" gerne glauben machen wollen, und dazu auch gerne Jugendliche gezählt werden, flohen sie ja gerade vor radikalislamischen Gruppierungen. Und wie kommst du auf die Idee, dass muslimische junge Männer grundsätzlich krimineller seien als chritliche oder atheistische? Xenophobia much?

Die „Argumentation“, dass wir ja nicht allen helfen können und deshalb am besten keinem helfen sollten, ist meiner Ansicht nach zynisch und menschenverachtend.

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Gibt es für diese Aussage eine seriöse Quelle?

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Kannst du mir bitte einmal sagen, wann die „letzten Regierungsparteien CDU, CSU, SPD“ diesen Satz „Ich lade alle Flüchtlinge herzlich ins reiche Deutschland ein“ gesagt oder gebilligt haben?

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Es bringt nichts, die Augen vor Problemen zu verschließen. Die Lage in den Anrainerstaaten war und ist bedenklich, es wurde und wird ignoriert (BTW sind auch nicht alle Flüchtlinge ausschließlich nach DE gekommen).

Und in den Zufluchtsländern leben ausschließlich unbescholtene Menschen? Man muss relativieren, nicht polemisieren, da fällt diese Argumentation recht schnell in sich zusammen. Ach, und wie war der Grund der Flucht noch gleich? Wegen radikaler Gruppierungen? Da passt was nicht…

Meinst du nicht, dass es sinnvoller ist vielleicht auch nur einer Person zu helfen als keiner?

Meine Großeltern waren auch Flüchtlinge. Wenn ich mir deren Schilderungen so anhöre, ist das keine Entscheidung die man morgens locker bei einer Tasse Kaffee trifft. Ich mag mir nicht vorstellen, wie es ist alles zurückzulassen und zu hoffen unversehrt in einem sicheren Land anzukommen.

Gruss,
Little.

Hi!

Immer, wenn ich so etwas oder ähnliches lese, fällt mir immer nur der Text von „Nur Idioten brauchen Führer“ von … But Alive ein - dazu ein paar Textausschnitte:

Fallt auf alte Männer rein in kackbraunen Hemden
die euch immer wieder sagen das Problem sind die Fremden
uns geht es gut, weil es ihnen schlecht geht,
dem ersten einen Preis der von euch das versteht

Dieses Land wäre ohne die Ausbeutung nichts
wann begreifst du endlich, dass du auf der Welt nicht alleine bist
das Treiben an der Börse ist nichts als Gewalt
unsere Erste Welt macht täglich die Dritte Welt kalt

Und sie kommen hierher auf ein besseres Leben
dieses Recht auf Leben willst du ihnen nehmen
und du prügelst auf sie ein ohne jedes Erbarmen
ohne einmal zu fragen warum sie kommen oder kamen

Gibt es nicht genug zu essen dann braucht niemand mehr Moral
hast du alles verloren dann wird dir Katzengrillen egal
dieses Land ist nur ein Bruchteil und deshalb so dick
weil es gestern wie heute den Rest der Welt fickt

Dieses Land ist reich und jeder kann es sehen
und so schlecht wie ihnen wird es dir niemals gehen
und sie leben im Dreck und wir leben hier
erzähl mir keinen Scheiß das ist Wohlstandsgier

Und mE die Zeilen, die den Zustand am Besten beschreiben:
Und der Schwache muss sich immer den Schwächeren suchen
ihn kriminalisieren, verdammen und verfluchen

Grüße,
Tomh

PS: Es ist kein deutsches Phänomen … siehe die gerade stattgefundene Nationalratswahl hier in Österreich

Hallo!
Lese im Bundestagsprotokoll + wir schaffen das; nach!
MfG.

Der Ausschluss einer Obergrenze kommt der recht blumig formulierten Einladung in der Konsequenz gleich.

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Super, dass du 3 Worte von einem ganzen Interview heraus reißt. Ohne Zusammenhang, ohne den Kontext. Das ist genau die Polemik, die wir in dieser differenzierten Sachlage nicht gebrauchen können. Es gibt nicht nur 3 Worte, keine einfache Lösung (außer, du sieht die Wiedereinführung des Schießbefehls an deutschen Grenzen als „Lösung“)

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Die Gleichsetzung des Schiessbefehls (wer war das gleich nochmal? SED, dann PDS, jetzt LINKE, achso) an der innerdeutschen Grenze mit der Aufgabe der Regierung, die deutschen Aussengrenzen wirksam zu schützen, ist natürlich höchst unpolemisch.

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Es dürfte hier eher um die mausgerutschten Schießbefehl-Fantasien der AfD gehen.

:paw_prints:

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Wir waren zu dem Zeitpunkt gerade im Urlaub im Ausland und hatten das Ganze gar nicht so detailliert mitbekommen.

Was ich mitbekommen habe:
es ist ziemlich plötzlich zu einer sich rasant ausbreitenden Massenbewegung aus den Krisenregionen Richtung Mitteleuropa gekommen.
Die in Deutschland ankommenden Menschen hätten ja auch schon z.B. an Österreichs Grenzen abgewiesen werden können. Warum eigentlich nicht?
Frau Merkel hat dann gesagt „Wir schaffen das“. wenn bei uns jemand um Hilfe bittet, dann versuchen wir Hilfe zu geben. Dies halte ich für ein sehr christliches, soziales, solidarisches Verhalten!
Ja warum eigentlich nicht? Deutschland ist ein reiches Land, das Geld müsste nur anders verteilt werden…
Und wir haben es ja auch „geschafft“. Kein Mensch muss hungern, kein Mensch musste auf etwas verzichten.

In gewisser Weise hast Du recht: es kommt drauf an, wie man die Welt und seine Mitmenschen sieht und einteilt und bewertet.
Ich sehe z.B. an erster Stelle: da sind Menschen, die Hilfe brauchen. Ich schaue, was ich machen kann.
Du siehst: da sind Fremde, die so tun, als ob sie Hilfe brauchen. Die können sie auch woanders bekommen, also brauchen wir nichts zu tun.

Ein ganz andere Sache ist dann die konkrete Lösung, welche Hilfe nötig und möglich ist.
Hier bin ich durchaus der Meinung, dass hier in Deutschland Verbesserungspotential besteht, vor allem durch Bürokratieabbau und Vereinfachung von Regelungen.

Beatrix

Liebe Karin!
Ich habe doch geschrieben: „…Somit ist die Flüchtlingspolitik von Frau Merkel gut“
MfG

Der Ausschluss der Obergrenze ist die logische Konsequenz der Asylgesetzgebung.

Das Problem ist, dass von den Kritikern permanent Migration und Asyl durcheinandergeworfen wird. Für Asyl kann es, formal, tatsächlich keine Obergrenze geben - für Migration schon. Das es ganz real eine Obergrenze geben muss, steht auf einem anderen Blatt, nur muss man sich dem Problem eben anders nähern als einfach mal so ne Zahl in den Raum zu klatschen.

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Wieso? Sie schreibt doch was von Wiedereinführung…

Hallo,
einen positiven Aspekt koennte die Zuwanderung bringen. Wir haben in D eine schrumpfende Bevoelkerung, die These von unendlichem Wachstum, zu wenig Arbeitende fuer zu viele Rentner. Hier ist es einvernehmliches Wissen, dass bei einem halb so grossen Volk (theoretisch) immer noch gleich viele Autos oder Dachziegel verkauft werden muessen, sonst bricht die Wirtschaft zusammen.
Wenn viele junge Leute zuwandern, steigt die Anzahl der Kaeufer und der Arbeiter, so kann die Produktion aufrecht erhalten werden. Hilfreich ist, wenn nur Arbeiter (das will ich unabhaengig von der Ausbildungsstufe verstanden wissen) zuwandern und wenig Mitesser, Omas, Kinder… Mit den vielen maennlichen jungen gesunden Fluechtlingen schien diese Tendenz erfuellt. Vielleicht bringt es in einigen Jahren die angedeuteten wirtschaftlichen Fruechte.
2015 hat sich die Wirtschaft pro Einwanderung geaeussert.
Schlecht gemacht war aber, dass es Monate bis Jahre dauerte, festzustellen, wer bleibt und wer geht, wer ausgebildet werden darf und wer noch warten muss auf Ausbildung. Fertig und passend Ausgebildete waren nicht allzu haeufig dabei, selbst diese durften nicht sofort arbeiten. Dazu noch die Sprachbarriere, die auch nicht so richtig parallel zur Wartezeit sondern eher nachher erst bearbeitet wurde. Jede Menge adminRegeln mit Zeitbedarf (zusaetzlich Probleme wegen der schieren Anzahl Leute), die die Motivation bei Fluechtlingen und Firmen reduzierten.
Soviel zu dem einen Gesichtspunkt „es kommen Arbeitskraefte und Konsumenten“
Gruss Helmut

Findest du auch die damalige Flüchtlingspolitik in Deutschland nach 1945, die 13 Millionen Menschen betraf, falsch?
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Bild zu: „Sudetendeutsche Vertreibung“.

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dto. Schlesien.