Hallo Chinese,
anscheinend leiden viele Menschen unter starker Schüchternheit (bis hin zur Sozialphobie), Minderwertigkeitsgefühlen oder ständiger Scham. Diese Gefühle oder Selbstbilder scheinen nun gerade nicht förderlich im Leben zu sein,
Doch, als schwächster in einer Steinzeit- Sippe kannst Du mit
einem solchen Verhalten überleben, ohne regelmäßig Opfer des
Faustrechts zu werden. Damit wird die Hierarchie gefestigt und
unnötige Kämpfe vermieden.
Klar, es gibt auch Tiere, die sich unterordnen und dadurch Kämpfe vermeiden. Aber ich glaube, es gibt da einen Unterschied zur Tierwelt: Tiere scheinen nicht so sehr darunter zu leiden. Und es gibt auch tatsächlich einen klaren evolutionären Vorteil. Die Hierarchie wird geklärt, und dann wissen alle, woran sie sind. Beim Menschen aber gibt es das, dass Menschen über Jahre unsicher sind, darüber grübeln, Hilfe in Form von Psychotherapie, Ratgeberbüchern u.ä. brauchen. Ich sehe auch keinen evolutionären Vorteil, wenn ein Mensch so gehemmt ist, dass er in Gruppen oder beim anderen Geschlecht kaum ein Wort rauskriegt, ins Stottern kommt oder nur noch Mist baut. Oder sich völlig zurückzieht.
Das geht doch weit über „Kämpfe vermeiden“ oder „Alternative zum Austragen von Konflikten“ hinaus.
Dazu kommt noch, dass die Betroffenen von ihren Fähigkeiten her vielleicht eine höhere Position verdient hätten, was auch der Gruppe dienen würde, nur die Schüchternheit verhindert es.
Wie kann es sein, dass Menschen auf elementare Dinge verzichten aus Angst vor anderen
Menschen, auch wenn diese anderen Menschen ihnen nichts
wirklich Böses tun (also sie zum Beispiel nicht körperlich
angreifen), sondern schlimmstenfalls schlecht über sie denken?
Neben dem Faustrecht gibt es noch die Erpressung, viele Arten
der Sanktionierung die sehr unangenehm sein können, nicht nur
soziale Ausgrenzung.
Also wenn ein junger Mann schüchtern ist und sich nicht traut, auf die Mädels zuzugehen (und deshalb keine abbekommt), dann handelt er sinnvoll, weil er sonst sanktioniert würde? Ebenso der Sozialphobiker, der nicht mehr vor die Tür geht und seine Lebensmittel im Internet bestellt?
Kann man das wissenschaftlich irgendwie erklären?
Dazu reicht der gesunde Menschenverstand und das Betrachten
von Tieren, die es ähnlich machen.
Nein, das würde ich eben bestreiten, dass der gesunde Menschenverstand und das Betrachten von Tieren einem das erklären. Wenn das so stimmen würde, wie du es sagst, dann wäre das ja alles nur sinnvoll. Es wäre also völlig verkehrt, wenn der Sozialphobiker mithilfe einer Therapie versuchen würde, aus seiner Phobie rauszukommen.
Deine Theorie mit der Gruppenhierarchie erklärt maximal, warum es überhaupt so etwas wie ein Gefühl für den eigenen Wert gibt. Was dann so kolossal schiefläuft bei Menschen mit den genannten Problemen, wäre dann die nächste Frage.
Meine Meinung.
Gruß
Mike