Hi,
Ich kann dir deine Fragen nicht sicher - sicher nicht
beantworten, aber weil mir zwei Aspekte auffallen, die ich
anders betrachte als so häufig zu lesen ist, gebe ich meinen
Senf vorsichtshalber OffTopic dazu
Ich find’s nicht off topic.
warum sie sich in der Evolution erhalten haben?
Haben sie das?
Wären sie sonst da? Oder meinst du, es sei die letzte aller Mutationen gewesen?
Kann man das wissenschaftlich irgendwie erklären?
Nein. Man kann lediglich Annahmen treffen.
Hypothesen reichen mir schon, vielleicht noch mit ein paar Belegen oder Hinweisen.
Evolution wird häufig derart verstanden, dass sie (eine häufig
anzutreffende naturwissenschaftliche Grundannahme in vielen
Bereichen) in irgendeiner Form zielgerichtet sei
Gerichtet in Richtung der Fortpflanzung / Erhaltung / Herausbilden der der Umgebung angemesseneren Gene.
determiniert, oder zufällig. Sie ist nichts davon. Sie ist
richtungslos, eine lose Abfolge von Replikation und
Veränderungen, möglicherweise gewissen empirisch
nachvollziehbaren Gesetzmäßigkeiten unterworfen, die jedoch
aufgrund fremder äußerer Umstände (un)verändert zur Anwendung
kommen können oder auch nicht.
Dass die Umstände sich ändern können, steckt doch schon in den Gesetzmäßigkeiten?
Man kann nun dennoch
verschiedenste Annahmen treffen, weshalb „Gefühl“ überhaupt
entstanden und notwendig ist, Homosexualität unter Tier und
Mensch einen „Zweck“ haben müsste
Nun, wenn sie keinen Zweck haben, dann gibt es einen anderen Grund, warum sie existieren. Vielleicht sind sie Überbleibsel von irgendwas, oder „Nebenwirkung“ einer anderen Sache. Irgendeinen Grund müssen sie haben, und warum sollen wir nicht danach fragen?
Wenn wir aber nicht einmal
wissen,
- ob sie (Scham, Schüchternheit, etc.) Voraussetzung für oder
zwangsläufige Folge von diesem derzeitigen evolutionären Stand
von homo sapiens sind?- ob und in welche Richtung sie sich noch weiter entwickeln?
dann erübrigen sich deine Fragen nach „Warum sie sich erhalten
haben“ und der „wissenschaftlichen Erklärbarkeit“ m.E. schon
von alleine.
Erstens, mir ist nicht klar, welche Rolle die Zukunft zur Klärung der Vergangenheit spielen sollte.
Zweitens, auch wenn wir nicht wissen, ob Scham, Schüchternheit, etc. Voraussetzung für oder zwangsläufige Folge vom derzeitigen evolutionären Stand sind, so können wir doch Hypothesen darüber aufstellen und schauen, ob es Argumente für die eine oder andere Hypothese gibt. Argumente für die Henne-Hypothese und Argumente für die Ei-Hypothese.
„Evolution“ unterliegt einer derart umfänglichen
Unbestimmtheit, dass sich zwar zahlreiche Annahmen treffen,
aber niemals sicher bestätigen lassen.
Nein, natürlich nicht, aber das hält Wissenschaftler ja offensichtlich nicht davon ab, solche Annahmen munter zu treffen und zu untersuchen. Und es gibt ja offensichtlich bestimmte Annahmen, für deren Richtigkeit sehr viel spricht, und andere, wo man im Dunkeln tappt. Sicher ist sowieso nie was, aber es gibt ja gewaltige Unterschiede im Grad der Sicherheit. (Wenn ich einen Stein nach dir werfe, wird er dir ziemlich sicher weh tun, wenn du nicht ausweichst.)
Und m.E. daher auch
wissenschaftlich letztendlich nicht erklär- oder voraussehbar
bar sein wird.
Ist es nicht so, dass man bestimmte Annahmen bereits im Labor getestet hat, indem man z.B. Bakterien bestimmten äußeren Bedingungen unterworfen hat, und diese sich dann tatsächlich in der erwarteten Weise veränderten?
Und ist es nicht so, dass das Prinzip Evolution selbst auch allgemein in der Biologie anerkannt ist, aufgrund vielfältiger Belege?
Ich meine, willst du alles in Zweifel ziehen? Die Tatsache, dass es Dinge gibt, die wir (heute noch) schlecht erklären können (dazu mögen Homosexualität und Scham zählen), bedeutet doch nicht, dass es allgemein sinnlos wäre, nach solchen Erklärungen zu suchen oder dass es nicht Dinge gibt, die wir heute schon recht gut erklären können. (Recht gut = gestützt durch viele Beobachtungen.)
Mir ist nicht so ganz klar, was du eigentlich sagen willst. Dass alles zu unsicher ist und wir deshalb zu fragen aufhören sollten?
Schüchternheit …, Minderwertigkeitsgefühle oder ständiger Scham. Diese Gefühle oder Selbstbilder
Die Grundlagen für die tiefen unangenehmen Gefühle wie
Scham/Minderwertigkeit/Schüchternheit (und selbstverständlich
auch für andere Emotionen) sinda) das (subjektive u/o falsche) Selbstbild, welches man von
sich selbst erschafft
b) die Fähigkeit zur Reflexion (sich Gedanken über Gedanken
machen) und
c) das „eigene“ und fremde Publikum (mit Regeln und Normen).In Summe und Qualität dieser Fähigkeiten und Voraussetzungen
unterscheidet sich darin der derzeitige homo sapiens
(deutlich) von anderen Tieren.
Nun, das ist doch schon eine ziemlich plausible Erklärung oder ein Teil davon. Wenn das auch nicht wissenschaftlich bewiesen sein mag, hilft es mir doch weiter, diese Phänomene einzuordnen, zu verstehen.
Wenn man alle drei Aspekte
zusammen betrachtet, ohne ins Detail zu gehen, dann kommt man
schon nicht mehr umhin zu glauben, dass Gefühle wie Scham
unausweichlich sind.
Nun plötzlich nicht nur erkläbar, sondern gar unausweichlich!
Wissen tue ich es aber nicht. Ich nehme nur an, …
Das tun wir doch alle.
Danke für deinen Beitrag
Mike