Hallo Anna,
das ist wirklich eine sehr interessante Thematik, die Du in Deiner Fragestellung anschneidest. Ich habe Deine Frage(n) so verstanden: In der Bibel (und zwar im mosaischen Gesetz) gibt es Speisevorschriften, die das Essen von Krustentieren (u.a. Shrimps) den Israeliten verbot. Ebenso gibt es Aussagen in der Bibel, die Homosexualität verbieten. Warum wird Homosexualität in der Öffentlichkeit so stark negativ belegt, was aber den Verzehr von Krustentieren angeht, verliert niemand ein Wort.
Da ich davon ausgehe, dass Du – wie Du ausdrücklich betonst – diese Frage ernst meinst, möchte ich Dir gerne erläutern, welche Antwort sich bei genauer Betrachtung des Wortes Gottes ergibt. Und da beide Verbote aus der Bibel stammen, sollte man natürlich auch die Antwort auf dieser Grundlage suchen. Mal sehen, welchen Aufschluss wir dort finden.
Wie Du bei Deiner Frage gerade auf „Shrimps“ kommst, konnte ich nicht ganz nachvollziehen, denn bei den Speisevorschriften in Gottes Gesetz, die er durch Moses seinem Bundesvolk Israel gab, wird nicht über eine spezielle Wassertierart als unrein gesprochen, sondern es heißt in 3. Mose 11 Vers 9-12 (Paralleltext in 5. Mose 14 Vers 9-10) nur:
_ „Dies ist, was ihr essen dürft von allem, was in den Wassern ist: Alles, was Flossen und Schuppen hat in den Wassern, in den Meeren und in den Wildbächen, dieses dürft ihr essen. Und alles in den Meeren und in den Wildbächen, was keine Flossen und Schuppen hat, von allen Geschöpfen, von denen die Wasser wimmeln, und von jeder lebenden Seele, die in den Wassern ist, sie sind für euch etwas Widerliches. Ja, sie werden euch etwas Widerliches werden. Ihr sollt nichts von ihrem Fleisch essen, und ihren toten Körper sollt ihr verabscheuen. Alles in den Wassern, was keine Flossen und Schuppen hat, ist für euch etwas Widerliches.“ _
Wem hat Gott dieses Gesetz gegeben und warum? Wie schon erwähnt: dem damaligen Volk Israel, das er im Jahr 1513 vor unserer Zeitrechnung (andere sagen vor Christus) aus der ägyptischen Sklaverei befreit hatte. Mit diesem Volk hat Gott am 3. Monat nach dem Auszug aus Ägypten einen Bund geschlossen, den sogenannten „Gesetzesbund“. Die Bedingungen des Gesetzesbundes besagten, dass die Israeliten ein besonderes Volk für Gottes Namen – „Jehova“ oder „Jahwe“ – würden. Sie würden ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein und seinen Segen erhalten, wenn sie den Bund hielten (siehe 2. Mose 19 Vers 5+6 und 5. Mose 28 Vers 1-14). Wenn sie allerdings den Bund brächen, den die Israeliten nach Ihrer Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft aus freien Stücken und mit voller Überzeugung eingegangen waren, würde dies entsprechend negative Folgen für sie haben (siehe 5. Mose 28 Vers 15-68) und er würde ihnen seinen besonderen Schutz und seinen Segen entziehen.
Ist dieser Gesetzesbund mit den darin enthaltenen Speisevorschriften, den Gott mit dem damaligen Volk Israel schloss, heute für einen Christen immer noch maßgeblich und bindend? Nein, denn zum Beispiel in Kolosser 2 Vers 13+14 wird deutlich gezeigt, dass das Mosaische Gesetz mit seinen Verordnungen durch Jesu Tod aufgehoben worden ist. Dort heißt es:
„ . . .ER hat uns alle unsere Verfehlungen verziehen und die gegen uns [lautende] handschriftliche Urkunde, die aus Verordnungen bestand und gegen uns war, ausgelöscht; und ER hat sie aus dem Weg geräumt, indem sie an den Marterpfahl genagelt wurde.“
Das wird unter Anderem auch in Epheser 2 Vers 15 und Galater 3 Vers 13 bestätigt. Demnach hat das Gebot, dass bestimmte Tiere als unrein gelten und nicht gegessen werden dürfen, für uns heute keine Bedeutung mehr. Natürlich hatte dieses Speisever-/gebot damals seinen Sinn, was von der vorbeugenden Weisheit Jehovas zeugte, der sein Volk dadurch vor den gesundheitlichen Folgen schützte. Aber die bindende Wirkung war mit dem Tod Jesu aufgehoben und das Volk Israel auch nicht mehr das auserwählte Volk Gottes. Auch wenn der Grundgedanke hinter dem Gesetz Gottes (z.B. den ersten 10 Geboten) natürlich unverändert geblieben ist, da Gott seine Einstellung nicht ändert, sind doch die konkreten Einzelgesetze und -verordnungen heute nicht mehr bindend.
Damit komme ich auf den ersten Teil Deiner eigentlichen Frage zurück: das Verbot, Krustentieren (inklusive der von Dir erwähnten Shrimps) zu essen, hat für einen Christen heute keine Gültigkeit mehr und ein Essen dieser Meerestiere ist nur noch eine Sache der persönliche Vorliebe und hat nichts mehr mit Gehorsam oder Ungehorsam Gott gegenüber zu tun.
Wie sieht das nun mit der Homosexualität aus?
In der Bibel finden sich mindestens 5 Textstellen, die Gottes Ansicht über Homosexualität ganz deutlich machen. Das erste Mal wurde das Verbot in dem vorhin erwähnten Mosaischen Gesetz erwähnt. Wir finden es in 3. Mose 18 Vers 22:
„_ Und du sollst nicht bei einer männlichen Person ebenso liegen, wie du bei einer Frau liegst. Es ist eine Abscheulichkeit _ („… etwas Hassenswertes“ gemäß The New Jerusalem Bible).“
Wie ernst Jehova dieses Verbot meinte, zeigte er zum Beispiel durch die Vernichtung von Sodom und Gomorra. In 1. Mose 9 Vers 4-25 wird davon berichtet und gezeigt, dass die meisten Bewohner von Sodom homosexuelle Praktiken pflegten. In 2. Petrus 2 Vers 6-10 erwähnt der Apostel Paulus unter göttlicher Leitung das Vorgehen Gottes mit Sodom und Gomorra und bezeichnete ihr Verhalten als gesetzlos und zügellos. Paulus schrieb über Jehovas Vorgehen:
„… und indem er die Städte Sodom und Gomorra einäscherte, verurteilte er sie, wodurch er sie Gottlosen als ein Beispiel kommender Dinge hinstellte; und er befreite den gerechten Lot, der schwer bedrängt war durch den zügellosen Wandel von Personen, die dem Gesetz trotzten — denn jener Gerechte quälte durch das, was er sah und hörte, während er unter ihnen wohnte, Tag für Tag seine gerechte Seele wegen ihrer gesetzlosen Taten —, Jehova weiß Menschen von Gottergebenheit aus der Prüfung zu befreien, Ungerechte aber für den Tag des Gerichts zu ihrer Abschneidung aufzubehalten, besonders aber diejenigen, die weiterhin dem Fleisch nachgehen mit der Begierde, [es] zu beflecken, und die auf [die] Herrschaft herabblicken.“
Das war also zu der Zeit, als das Volk Israel noch das Bundesvolk Gottes war. Wir haben ja aber festgestellt, dass das Mosaische Gesetz als solches heute keine Gültigkeit mehr hat!
Im Gegensatz zu den heute nicht mehr gültigen Speisevorschriften, wurde die Verurteilung der Homosexualität aber für Christen mehrfach und sehr konkret wiederholt … und zwar nach Jesu Tod und als maßgebliche Richtlinie für alle Nachfolger Christi (für Christen):
(Römer 1 Vers 24-27) _ „Daher überließ sie Gott entsprechend den Begierden ihrer Herzen der Unreinheit, damit ihre Leiber untereinander entehrt würden, ja diejenigen, die die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und eher der Schöpfung Verehrung und heiligen Dienst darbrachten als dem Schöpfer, der immerdar gesegnet ist. Amen. Deshalb übergab Gott sie schändlichen sexuellen Gelüsten, denn sowohl ihre weiblichen Personen vertauschten den natürlichen Gebrauch von sich selbst mit dem widernatürlichen; und desgleichen verließen auch die männlichen Personen den natürlichen Gebrauch der weiblichen Person und entbrannten in ihrer Wollust zueinander, Männliche mit Männlichen, indem sie unzüchtige Dinge trieben und an sich selbst die volle Vergeltung empfingen, die ihnen für ihre Verirrung gebührte.“ _
(1. Korinther 6 Vers 9+10) _ „Was? Wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Königreich Gottes nicht erben werden? Lasst euch nicht irreführen. Weder Hurer noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Männer, die für unnatürliche Zwecke gehalten werden, noch Männer, die bei männlichen Personen liegen, 10 noch Diebe, noch Habgierige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Erpresser werden Gottes Königreich erben.“ _
Die Homosexualität ist also kein alternativer Lebensstil, der für Jehova annehmbar ist. Der eine oder andere fragt sich vielleicht: Rechtfertigen es denn nicht die Gene, das Umfeld oder traumatische Erlebnisse (wie sexueller Missbrauch), dass jemand einem homosexuellen Verlangen nachgibt? Keineswegs. Dazu folgendes Beispiel: Jemand hat vielleicht nach Auffassung einiger Wissenschaftler einen erblich bedingten Hang zum Alkoholismus oder ist in einer Alkoholikerfamilie aufgewachsen. Bestimmt würde ein solcher Mensch den meisten leidtun, doch niemand würde ihn ermuntern, sich weiterhin zu betrinken oder seinen Kampf gegen den Alkohol aufzugeben, nur weil er die Neigung vielleicht geerbt hat oder in einem entsprechenden Umfeld aufgewachsen ist.
Die Bibel verurteilt niemand, der gegen einen Hang zur Homosexualität ankämpft. Doch sie billigt es nicht, dem Hang nachzugeben, ganz gleich, ob er genetisch bedingt ist oder eine andere Ursache hat (siehe auch 1. Korinther 9:26+27). Wie 1. Korinther 6 Vers 11 zeigt, ist es Personen in der Vergangenheit gelungen, solche aus Gottes Sicht verwerflichen Handlungen abzulegen und in ein gutes Verhältnis zu Gott zu gelangen. Dort heißt es:
_ „Und doch waren das einige von euch. Aber ihr seid reingewaschen worden, aber ihr seid geheiligt worden, aber ihr seid gerecht gesprochen worden im Namen unseres Herrn Jesus Christus und mit dem Geist unseres Gottes.“ _
Damit sind wir nun beim 2. Teil deiner Frage: es steht gemäß Gottes Wort außer Frage, dass das Verbot der Homosexualität ein für Christen heute bindendes Verbot ist. Auch wenn dieser Standpunkt von vielen Geistlichen inzwischen aufgeweicht oder sogar völlig verworfen wird, weil sie „mit der Zeit gehen“ wollen, ändert das nichts an der Tatsache, dass unser Schöpfer seine Sicht der Dinge völlig klar und unmissverständlich dargelegt hat und die Bibel keinen Raum für Rechtfertigungen, Zugeständnisse und Doppeldeutigkeit in diesem Punkt lässt.
Wie wird sich ein Christ jedoch gegenüber jemandem Verhalten, der den homosexuellen Lebensstil praktiziert und auch kein Interesse zeigt, sich diesbezüglich zu ändern und an sich zu arbeiten? Was, wenn sich Homosexuelle zusammenschließen, um ihren Lebensstil zu rühmen und um von anderen zu verlangen, das gleiche zu tun?
In den meisten Teilen der Welt – sogar in sogenannten liberalen Ländern – wird die Homosexualität noch von vielen verurteilt und verachtet. Homosexuelle und diejenigen, die man verdächtigt, homosexuell zu sein, werden oft zur Zielscheibe von verächtlichen Bemerkungen, Schikanen und Gewaltakten. Selbst religiöse Führer haben auf diese Weise ihren Hass kundgetan. Manche haben sogar, wie es aussieht, eine Art Privatkrieg gegen Homosexuelle begonnen.
Rechtfertigt es die Bibel, dass wir solche Personen öffentlich anprangern, uns an diesbezüglichen Protestmärschen beteiligen oder solche Personen schroff und verächtlich behandeln?
Ganz allgemein gesagt, hassen Christen nicht ihre Mitmenschen. Selbst wenn sie eine starke Abscheu gegen bestimmte Lebensweisen empfinden, sind sie nicht darauf aus, anderen Schaden zuzufügen, und sie hegen auch keinen Groll gegen diese Menschen und wollen ihnen nichts Böses. Vielmehr rät die Bibel Christen, ‘mit allen Menschen Frieden zu halten’ (siehe Römer 12 Vers 9 + 17-19).
Ganz unabhängig von Gottes klarem Standpunkt zur Homosexualität: grundsätzlich trifft die „goldene Regel“, die Jesus im Rahmen seiner Bergpredigt Christen gegeben hat, auf Menschen aller Art zu. Wir lesen in Matthäus 7 Vers 12:
_ „Alles daher, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun; in der Tat, das ist es, was das GESETZ und die PROPHETEN bedeuten.“ _
Und wenn Jehova Petrus angeleitet hat, in 1. Petrus 2:17 aufzuschreiben „Ehrt [Menschen] von allen Arten, . . .“, dann trifft das auf unser Verhalten allen Menschen gegenüber zu, … auch Homosexuellen gegenüber.
Als Fazit kann gesagt werden, dass weder die Homosexualität noch die Protestmärsche dagegen für einen Christen akzeptabel sind. Auch wenn ich bezweifle, dass die meisten der Protestteilnehmer dies wirklich aufgrund ihrer religiösen Überzeugung tun, ist dies doch eindeutig der falsche Weg, einen Menschen von den weisen göttlichen Maßstäben zu überzeugen. Das kann nur - wie es Jesus und all seine Jünger taten - durch persönliche Gespräche und auf der Grundlage von Gottes Wort erfolgen. Und das auch nur dann, wenn jemand dies wirklich wünscht und die Bibel selbst als echte und zuverlässige Anleitung von Jehova kennenlernt und sich bemüht, das Gelernte in seinem Leben umzusetzen.
Mit einem lieben Gruß
Andreas