Warum hat in München kein Supermarkt am Sonntag auf?

Das ist doch totaler Mist! Überall sonst kann man bis spät Abends und am Sonntag einkaufen - nur hier in München nicht. Daran werde ich mich nie gewöhnen :frowning:

Dieser Beitrag ist hiermit editiert

Hallo Wolfgang,

da verschiebst Du, scheint mir, ungefähr zehn Jahre.

Obwohl sich praktisch alles Erträumte und Erhoffte nachher als Luftschloss bzw. Luftnummer entpuppte, war das letzte der 1960er Jahre schon ein Meilenstein, und nachher schien alles anders als vorher (und erst ungefähr 1977 war dann jedem oder fast jedem klar, dass nichts wesentliches anders war).

Die Metaller und die IG Chemie erzielten regelmäßig zweistellige Tarifabschlüsse, die sich nur durch eine heftige Inflation neutralisieren ließen; der erste aus meiner Grundschulklasse, der sein Haus fertig gebaut hatte, war Bierfahrer (genauer: Bier-Beifahrer, weil es ihm bloß bis 7,5 Tonnen gereicht hatte - er war beinahe Analphabet), und der Kadett C (mit Polyester-Fuchsschwanz an der Antenne) wurde durch den Manta abgelöst, den sich bereits die neu erfundenen „Azubis“ leisten konnten, wenn sie im Bau- oder Installateursgewerbe waren und ordentlich Feierabend- und Wochenendstunden schruppten.

Die Aufnahmeprüfung für die Oberschule wurde abgeschafft, damit „wir“ in der Statistik nicht zu weit hinter der DDR zurückblieben - jeder, der wollte, und dessen Eltern ihn so lang ernähren konnten (aber es gab ja „Honnef“ und später BAFöG als verlorenen Zuschuss), sollte das Abi machen, und nicht bloß so ein billiges wie die aus dem „roten Hessen“ und Niedersachsen, sondern ein richtiges.

Metallarbeiter kamen aus der Türkei und Krankenschwestern aus Korea, plötzlich war es verboten, sturzbesoffen Auto zu fahren, wenig später musste man sich im Auto anschnallen, es gab Leitpläne und Pläne für alles mögliche, die Marktflecken und Städte wurden zu Unter-, Mittel- und Oberzentren, die mit geheimnisvollen „Entwicklungsachsen“ verbunden waren. Die alte Schmalspurbahn fuhr auf ihrer letzten Fahrt die eigenen Gleisjoche ab, wenig später rückten riesige Maschinen an und bauten die Strecke in Normalspur zur Feier des „Leber-Plans“ wieder auf. Gesetze trugen plötzlich so seltsame Titel wie „Gesetz zur Neuordnung und Bereinigung des Rechts im Verkehr mit Lebensmitteln, Tabakerzeugnissen, kosmetischen Mitteln und sonstigen Bedarfsgegenständen“ (15.08.1974), die Gewerbeaufsicht kümmerte sich um Preisauszeichnung und Angabe von Handelsklassen, und die Leute, die fanden, das sei ja eine kommunistische Gängelei „wie drieben“, waren gar keine Freunde der F.D.P. - die spielte bei der Gängelei nämlich mit und plakatierte „Weg mit den alten Zöpfen!“

Zwar gab es noch den Direx am Progymnasium unseres Ortes, der (selber ein „weißer Jahrgang“, er hatte es bloß knapp zum Flakhelfer gebracht) ohne besonderes Aufsehen die Haar- und Kleidungstracht eines Schülers kommentierte mit „Dich hat man auch vergessen zu vergasen!“ - später, als ab 1990 die Horden des örtlichen Antiquitätenhändlers mit Motorsägen und DM-Bündeln bewaffnet plündernd durch Böhmen zogen, unterstrich er dann seine Frömmigkeit, indem er sich eine Rokoko-Kanzel ins Wohnzimmer stellen ließ.

Aber es gab auch - und den hatte es vorher in den Sechzigern nicht gegeben - den Studienrat, der plakativ im Blauen Anton mit Engländer und Siebzehner-Gabelschlüssel in der Brusttasche ins Theater ging und der Ordnerin, die ihm den Einlass verwehrte, erklärte, für wen Theater geschrieben und gespielt werden müsste, wenn es was taugen sollte. Es gab den Begleitlehrer, den ersten aus der Familie eines Fünfkuhbauern, der dank „Honnef“ studiert hatte, der uns beim Sprachkurs in London die rußgeschwärzten Hauswände zeigte (Trümmergrundstücke gab es ja auf „unserer“ deutschen Seite bis etwa 1992 noch genug) und daran erinnerte, dass lange vor Dresden und Köln die Zerstörung von Rotterdam, der Feuersturm in Coventry und die V1 auf London waren.

Wie auch immer: Die seit 1957 geregelten Ladenschlusszeiten, die abgesehen von einzelnen Erleichterungen bis 1989 galten, wurden bereits in den 1970ern weitgehend eingehalten (da auch kontrolliert), und am Sonntag geöffnete Läden waren Ende der 1970er extrem selten geworden. 1980 kannte ich, Auszubildender in der Landwirtschaft und kraft Alters trotz guter Verpflegung im Lehrbetrieb fast immer hungrig, alle Adressen, an denen man am Sonntagvormittag (Sonntag zwischen Stallzeit und Stallzeit war wertvolle, unkontrollierte Freizeit) Lebensmittel bekommen konnte. Viele waren es nicht mehr.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Auf Rügen haben die Supermärkte auch sonntags nachmittags geöffnet, ist halt nur etwas weit weg von München. :smiley:

Servus,

wenn man Westgeld dabei hat, machen die auch nachts um drei auf.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Servus,

noja, wenn Du das nötige Kleingeld für den „Späti“ hast? Das sind Kioske, keine Supermärkte. Supermärkte dürfen am Sonntag nur mit besonderer Genehmigung öffnen.

Übrigens: Die Öffnungszeiten von Edeka am Flughafen München sind deutschlandweit einzigartig.

Sonst gehst halt an den Hauptbahnhof oder an den Ostbahnhof.

Und dann kannst Du immer noch maulen.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hallo MM,

dann schau doch mal in Cuxhaven oder in Husum oder in Niebüll an einem Sonntag um 12:00 oder um 14:00 Uhr bei EDEKA oder ALDI oder LIDL oder PENNY vorbei.
Die haben geöffnet. Zu Preisen, wie unter der Woche. In Niedersachsen und SH sind die Öffnungszeiten am Sonntag selbstverständlich. Jedenfalls war das vor 2 Wochen noch so.

Schöne Grüße.
Maralena

1 Like

Hallo!

Auch in Australien, England, etc. Aber halt nicht in Deutschland. Also Standard - und nicht die Ausnahme. Der behauptet mehr oder weniger, dass alle offen hätten - nur eben in München nicht.

M.E. ein kleiner Troll, der Ferien hat.

Gruß
Falke

1 Like

Nun, wenn es in Untermingharting keinen Supermarkt gibt, der abends und sonntags geöffnet hat, stimmt die Aussage schon mal nicht, daß es das „überall außer in München“ gäbe…

1 Like

Hallo!

Daran wirst Du Dich gewöhnen. Auch in meinem Wohnort kann man an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr nicht einkaufen. Es gibt rein gar nichts, keinen Laden, keine Kneipe, nicht mal einen Zigarettenautomaten. Aber morgen ist Rush hour, dann kommt der Bäcker. So ist das nun mal in einem Biosphärenreservat. Seit ein paar Jahren verbringt ein Paar aus Australien hier regelmäßig den Sommer. Im Outback ist zu viel los, sie suchen Ruhe.

Mein letzter Besuch in München ist zwar schon ein paar Jahre her, aber wenn ich mich recht erinnere, gab es dort damals noch den einen oder anderen Laden. Sind die denn inzwischen alle dicht?

Gruß
Wolfgang

Hm, da kannst Du sicher ein Beispiel in Untermingharting präsentieren, wo der Supermarkt abends und sonntags geöffnet hat…

Es gibt länderspezifische Ladenöffnungszeiten, so ist 0-22Uhr, Mo-Sa hier in NRW recht häufig. Bayern ist da wohl ein wenig konvervativ. Zudem gibt es Ausnahmen für Erholungsorte, so dass in meiner Heimatstadt jeden Sonntag (mit Ausnahme einiger Adventsonntage) geöffnet werden dürfte. Aber dem kann die Gemeinde wiederum einen Riegel vorschieben (z.B. bei uns: nur jeder erste im Monat).

Hallo Martin!

Andere Zeit. Damals gab’s keinen Ladenschluss. Na gut, die Ladentür war abgeschlossen, aber dann klingelte man eben beim Inhaber, der oben drüber wohnte. So konnte mancher Zeitgenosse seinen Survivalbedarf (Bier, Overstolz- oder Eckstein-Zigaretten und ein Glas Würstchen) zu fast jeder Tages- und Nachtzeit decken. Außerdem gab es vielerorts im Nebenerwerb betriebene Verkaufsstellen. Feste Öffnungszeiten hatten die nicht. War jemand zu Hause, wurde verkauft, sonst eben nicht. Am Wochenende oder zu nächtlicher Stunde war natürlich immer jemand da. Weite Wege bis zum nächsten richtigen Laden und ein Auto besaß damals kaum jemand. So waren die Nachbarschaftsläden praktische Einrichtungen. Bei uns in der (Flüchtlings-)Siedlung gab es solchen Laden, bei dessen Betreiberfamilie man sich in die Küche setzen und für 50 Pfennig die Haare schneiden lassen konnte.

Ja. Und etliche düstere Kneipen, in denen die verqualmte Luft stand, über Helmut Rahn und Sepp Herberger geredet wurde und die Besucher voneinander wussten, wer ein eisernes Kreuz hatte, bei welcher Einheit gedient und wo in Gefangenschaft gewesen. Das waren die Gesprächsthemen. Und natürlich, dass der VW Standard gerade die 4.000 Mark-Grenze überschritten hatte und welche Vorzüge er gegenüber dem Lloyd bot. Unerschwinglich war aber der eine wie der andere.

Gruß
Wolfgang

  • Anhang: In freundlicher Erinnerung an 1977

  • MM -

Servus,

dort geht es allerdings um Sonntagsöffnungszeiten im traditionellen Rahmen. 05.30 - 24 h wird man dort nicht finden.

Schöne Grüße

MM

Ist in der Tat sehr befremdlich, denn in fast jedem Land der Welt haben Sonntags die Geschäfte geöffnet und es ist mit großem Abstand auch der umsatzstärkste Wochentag.

In welchen anderen Städten Deutschland sind die Supermärkte regulär offen?

Wer spricht hier vom Ausland?

Dieses Thema ist nun geöffnet. Es ist wieder möglich, auf dieses Thema zu antworten.

ds hängt damit zusammen das bayern hoch katholisch ist und münchen die wohl katholischte stadt deutschlands! der arbeitsfreie sonntag ist eine erfindung der katholischen kirche und wird daher in münchen besonders hoch gehalten. nachdem sich die kirche durch unseren lebenswandel in laufe der zeit zunehmend damit abfinden musste das dieses arbeitsverbot in speziellen bereichen immer weiter aufgeweicht wurde hält sie nun natürlich wehement am fortbestand des arbeitsverbotes in regulären geschäftsbereichen fest. wir kennen ja die katholische kirche und wissen wie ungerne sie sich andern beugt egal wie unsinnig ihre haltung auch sein mag. der einzige unterschied zu früher ist das heute niemand mehr auf dem scheiterhaufen landet der sich gegen die kirche aufgebart.

Hm, München katholischste Stadt Deutschland… kann es sein daß Du noch nie in Münster oder Paderborn warst?