Warum glaubt man alles, nur weil es Hawking sagt
Hi Castiglio,
Oder ist es gar Quatsch, was Hawking da feststellt/behauptet?
So ist es. Hawking ist der Letzte unter den Physikern, die im XX. Jhdt eine wesentliche Rolle gespielt haben, der etwas Kompetentes zur Philosophie und ihrer Geschichte zu sagen hätte. Mithin: Man muß nicht alles für bare Münze nehmen, was Hawking als Hobbyphilosoph von sich gibt.
Mir liegt das engl. Original noch nicht vor. Daher nur zu diesen Übersetzungen:
"Wie können wir die Welt verstehen, in der wir leben?
Ist keine Frage, für die die Physik kompetent ist.
Wie verhält sich das Universum?
Ist eine absurde Frageformulierung.
Was ist das Wesen der Wirklichkeit?
Ist keine Frage, für die die Physik kompetent ist.
Weder „Wesen“ (ousia, aristotelischer Terminus, von Cicero als „Substantia“ ins Lat. übersetzt, zentraler Begriff in der Scholastik und später nochmal im Deutschen Idealismus),
noch „Wirklichkeit“ (dito aristotelischer Terminus, entelecheia, lat. actualitas, von Meister Eckhart zuerst als „werkelicheit“ ins Deutsche übertragen)
sind Begriffe, zu denen die Physik irgendetwas über die Begriffsgeschichte Hinausgehendes zu sagen gehabt hätte. Sehr wohl aber ein Begriff, der in der Experimentalphysik vorausgesetzt wird (wenn auch lediglich als „materielle Wirklichkeit“) und damit zu deren metaphysischem Hintergrund zählt. Allein in der theoretischen Physik des Anfangs der Quantentheorie gab es einige interessante neue Aspekte, allerdings ebenfalls lediglich zum Begriff der „materiellen Wirklichkeit“.
Woher kommt das alles?
Das ist 1. lediglich in der vorsokratischen ionischen Naturphilosophie thematisiert. Seitdem war es keine Angelegenheiot der Philosophie mehr. Allerdings wurden dadruch grundlegende Fragestellungen und Methodologien für die späteren Natirwissenschaften zur Verfügung gestellt.
- kann gerade zu dieser Frage auch die theoretische Physik der Gegenwart auch nur einen Ansatz von Antwort geben. Was bislang unter den diversen „Big Bang“-Theorien so erfolgreich popularisiert wurde, hat mit einem „Anfang“ nur im Laienverständnis etwas zu tun. Physikalische Nachzeichnung einer Geschichte des Universums bzw der Materie hat mit „Anfang“ nichts zu tun. Sie hat an der Planck-Ära ihre nichtüberschreitbare Grenze.
Die M-Theorie, eine Erweiterung des Forschungsprogramms der Superstringtheorien, enthält keinerlei Hinweis auf eine Relevanz für die experimentell verifizierbare materielle Realität. Die Stringtheoretiker wissen das, das leichtgläubige Laienpublikum nicht.
Braucht das Universum einen Schöpfer? (…)
Das ist keine physikalische Frage. Sie für die Physik völlig irrelevant und die Physik hat rein methodologisch auch nicht das Geringste dazu beizutragen. Und in genau dieser Formulierung (wie gesagt, ich weiß nicht, ob das Hawkings originale Formulierung ist. Er hats aber andernorts ähnlich gesagt) ist sie auch für jeden geschulten Philosophen abstrus. Bestenfalls wurde aber der Begriff und die möglich Rolle eines nicht-weltimmanenten Schöpfungsprinzips thematisiert. Ebenfalls in aller Ausführlichkeit und weitgehend erschöpfend in der griechischen Antike.
Traditionell sind das Fragen für die Philosophie
Nö. Siehe oben.
doch die Philosophie ist tot.
Das ist Quatsch, der ausschließlich von philosophischen Laien /wie z.B. Hawking) gerne immer gerne wiedergekäut wird.
Sie hat mit den neueren Entwicklungen in der Naturwissenschaft, vor allem in der Physik, nicht Schritt gehalten."
Es ist nicht Aufgabe der Philosophie, sich mit Problemen zu befassen, die per definitionem Aufgabe der Physik sind.
Vielleicht kann ja hier jemand das Gegenteil beweisen, indem die neuesten Erkenntnisse der philosophischen Forschung (Wissenschaft bedeutet Forschung) dargestellt werden.
Das Gegenteil genau von was? Möchtest du hier ein müheloses 5-semestriges Philosophiestudium incl. 20-30 jähriger Forschungsarbeit in Form eines Postings geliefert bekommen? 
An welcher Stelle/Zeit hat die Philosophie stagniert, ist sie von der Physik (oder anderen Wissenschaften) überholt worden?
Über das Stadium, auf präsuppositionslogische Rhetoriktricks hereinzufallen, ist die Philosophie seit Aristoteles und die späteren Rhetorikschulen (Cicero, Rhetorica ad Herennium, Pyrrhonische Skepsis) hinaus.
Gruß
Metapher