Warum ist die Philosophie tot?

Hallo Gemeinde,
in seinem neuen Buch „Der große Entwurf“ schreibt Stephen Hawking:
„Wie können wir die Welt verstehen, in der wir leben? Wie verhält sich das Universum? Was ist das Wesen der Wirklichkeit? Woher kommt das alles? Braucht das Universum einen Schöpfer? (…)
Traditionell sind das Fragen für die Philosophie, doch die Philosophie ist tot. Sie hat mit den neueren Entwicklungen in der Naturwissenschaft, vor allem in der Physik, nicht Schritt gehalten.“

Vielleicht kann ja hier jemand das Gegenteil beweisen, indem die neuesten Erkenntnisse der philosophischen Forschung (Wissenschaft bedeutet Forschung) dargestellt werden.

An welcher Stelle/Zeit hat die Philosophie stagniert, ist sie von der Physik (oder anderen Wissenschaften) überholt worden?

Oder ist es gar Quatsch, was Hawking da feststellt/behauptet?

Es grüßt

Castiglio

Warum glaubt man alles, nur weil es Hawking sagt
Hi Castiglio,

Oder ist es gar Quatsch, was Hawking da feststellt/behauptet?

So ist es. Hawking ist der Letzte unter den Physikern, die im XX. Jhdt eine wesentliche Rolle gespielt haben, der etwas Kompetentes zur Philosophie und ihrer Geschichte zu sagen hätte. Mithin: Man muß nicht alles für bare Münze nehmen, was Hawking als Hobbyphilosoph von sich gibt.

Mir liegt das engl. Original noch nicht vor. Daher nur zu diesen Übersetzungen:

"Wie können wir die Welt verstehen, in der wir leben?

Ist keine Frage, für die die Physik kompetent ist.

Wie verhält sich das Universum?

Ist eine absurde Frageformulierung.

Was ist das Wesen der Wirklichkeit?

Ist keine Frage, für die die Physik kompetent ist.
Weder „Wesen“ (ousia, aristotelischer Terminus, von Cicero als „Substantia“ ins Lat. übersetzt, zentraler Begriff in der Scholastik und später nochmal im Deutschen Idealismus),
noch „Wirklichkeit“ (dito aristotelischer Terminus, entelecheia, lat. actualitas, von Meister Eckhart zuerst als „werkelicheit“ ins Deutsche übertragen)
sind Begriffe, zu denen die Physik irgendetwas über die Begriffsgeschichte Hinausgehendes zu sagen gehabt hätte. Sehr wohl aber ein Begriff, der in der Experimentalphysik vorausgesetzt wird (wenn auch lediglich als „materielle Wirklichkeit“) und damit zu deren metaphysischem Hintergrund zählt. Allein in der theoretischen Physik des Anfangs der Quantentheorie gab es einige interessante neue Aspekte, allerdings ebenfalls lediglich zum Begriff der „materiellen Wirklichkeit“.

Woher kommt das alles?

Das ist 1. lediglich in der vorsokratischen ionischen Naturphilosophie thematisiert. Seitdem war es keine Angelegenheiot der Philosophie mehr. Allerdings wurden dadruch grundlegende Fragestellungen und Methodologien für die späteren Natirwissenschaften zur Verfügung gestellt.

  1. kann gerade zu dieser Frage auch die theoretische Physik der Gegenwart auch nur einen Ansatz von Antwort geben. Was bislang unter den diversen „Big Bang“-Theorien so erfolgreich popularisiert wurde, hat mit einem „Anfang“ nur im Laienverständnis etwas zu tun. Physikalische Nachzeichnung einer Geschichte des Universums bzw der Materie hat mit „Anfang“ nichts zu tun. Sie hat an der Planck-Ära ihre nichtüberschreitbare Grenze.

Die M-Theorie, eine Erweiterung des Forschungsprogramms der Superstringtheorien, enthält keinerlei Hinweis auf eine Relevanz für die experimentell verifizierbare materielle Realität. Die Stringtheoretiker wissen das, das leichtgläubige Laienpublikum nicht.

Braucht das Universum einen Schöpfer? (…)

Das ist keine physikalische Frage. Sie für die Physik völlig irrelevant und die Physik hat rein methodologisch auch nicht das Geringste dazu beizutragen. Und in genau dieser Formulierung (wie gesagt, ich weiß nicht, ob das Hawkings originale Formulierung ist. Er hats aber andernorts ähnlich gesagt) ist sie auch für jeden geschulten Philosophen abstrus. Bestenfalls wurde aber der Begriff und die möglich Rolle eines nicht-weltimmanenten Schöpfungsprinzips thematisiert. Ebenfalls in aller Ausführlichkeit und weitgehend erschöpfend in der griechischen Antike.

Traditionell sind das Fragen für die Philosophie

Nö. Siehe oben.

doch die Philosophie ist tot.

Das ist Quatsch, der ausschließlich von philosophischen Laien /wie z.B. Hawking) gerne immer gerne wiedergekäut wird.

Sie hat mit den neueren Entwicklungen in der Naturwissenschaft, vor allem in der Physik, nicht Schritt gehalten."

Es ist nicht Aufgabe der Philosophie, sich mit Problemen zu befassen, die per definitionem Aufgabe der Physik sind.

Vielleicht kann ja hier jemand das Gegenteil beweisen, indem die neuesten Erkenntnisse der philosophischen Forschung (Wissenschaft bedeutet Forschung) dargestellt werden.

Das Gegenteil genau von was? Möchtest du hier ein müheloses 5-semestriges Philosophiestudium incl. 20-30 jähriger Forschungsarbeit in Form eines Postings geliefert bekommen? :smile:

An welcher Stelle/Zeit hat die Philosophie stagniert, ist sie von der Physik (oder anderen Wissenschaften) überholt worden?

Über das Stadium, auf präsuppositionslogische Rhetoriktricks hereinzufallen, ist die Philosophie seit Aristoteles und die späteren Rhetorikschulen (Cicero, Rhetorica ad Herennium, Pyrrhonische Skepsis) hinaus.

Gruß
Metapher

Hallo,

diese Idee, das Universum habe sich selbst erschaffen, aus dem Nichts kann nur von einem kommen, der früher - da gab es ja mal ein anderes sehr populäres Buch und einen Gott drin - erst an einen Kerl im Himmel glaubte und jetzt glaubt, das Universum sei selbst dieser Kerl… oder sollte man sagen, Hawking will es sein?
Er ist wohl an dem Punkt, an dem einst Einstein war, als er hinnehmen musste, dass es diese Weltformel nicht gibt? Und jetzt haut er nochmal ordentlich auf die Pauke?

Oder ist es gar Quatsch, was Hawking da feststellt/behauptet?

Ja, das würde ich auf eine solche Aussage bezogen sagen.
Aber sicher kann er damit viel Geld machen, und das kann er in seine weitere Forschung stecken.

Gruß
Istiden

Hi Metapher,

…weil er auf Newtons Stuhl sitzt bzw. saß vielleicht?

Mir liegt das engl. Original noch nicht vor. Daher nur zu
diesen Übersetzungen:

ein kleiner Vorgeschmack:

http://news.bbc.co.uk/today/hi/today/newsid_8979000/…

Wie verhält sich das Universum?

Ist eine absurde Frageformulierung.

Er thematisiert dabei die alte philosophische
Frage, warum ist etwas und nicht nichts.

Über das Stadium, auf präsuppositionslogische Rhetoriktricks
hereinzufallen, ist die Philosophie seit Aristoteles und die
späteren Rhetorikschulen (Cicero, Rhetorica ad Herennium,
Pyrrhonische Skepsis) hinaus.

*smile*

@ Castiglio:

Auch im Fachkreis stehen die Theoretiker in der
Kritik, es wird gar der Vorwurf esoterischer
Nähe erhoben.

Amüsant hierzu: http://www.amazon.de/Vom-Urknall-zum-Durchknall-Welt…

Mit Grüßen
L.

Guten Morgen Castiglio,

die Philosophie stagniert nicht. Junge Philosophen ziehen eine Linie zwischen der Vergangenheit zur Gegenwart und verbinden die Literatur der grossen Denker mit aktuellem Zeitgeschehen.
Das Absurde in Professor Hawkings Aussage, dass der Autor Metapher in seinem herausragenden Artikel erklärt, ist ein guter Ausgangspunkt für eine neue Gesellschaftsphilosophie, die nicht isoliert denkbar ist.
Ein guter Ansatz für interdisziplinäre Foren zu Themen von fachübergreifender Relevanz.

Professor Hawkings Marketingstrategie gefällt mir. Sex sells ist übersättigt! Vielleicht muss alles verhüllt werden, wenn das Begehren nicht verloren gehen soll. Gott sells . . .
Nur das Verborgene macht neugierig und hat einen Preis.

Die Physik von der Philosophie zu trennen, ist hier eine gute Grundbedingung. Nur Trennung erlaubt Wiedervereinigung.

Beste Grüsse,

Claude

Damit Hawking´s Verkaufszahlen leben
Hi Castiglio.

Ob die Philosphie tot ist, so wie Hawking schreibt? Da fällt mir ein Witzchen ein, bei dem ich auf die Fiktion „Gott“ zurückgreifen muss.

Nietzsche: „Gott ist tot.“ - Gott: „Nietzsche ist tot.“

Hawking unterläuft vor allem ein gravierender Fehler: er sieht nur die Alternative 1) (christlicher) Schöpfergott vs. 2) physikalisches (und als solches sich selbst generierendes) Universum. Das ist ein sehr verengter Blick auf die zur Verfügung stehenden Optionen, die weit zahlreicher sind.

„Wie können wir die Welt verstehen, in der wir leben?“

Das hat Metapher schon erhellend kommentiert. Ich möchte noch auf Habermas hinweisen. Er unterschied in „Erkenntnis und Interesse“ zwei grundsätzlich verschiedene Interessenbereiche: den technisch-naturwissenschaftlichen (empirisch-analytisch) und den symbolischen (hermeneutisch). Darüber hinaus noch den kritisch-emanzipatorischen. Hawking tut so, als sei nur der erste Bereich relevant.

Wie verhält sich das Universum?

Nun, es gibt tatsächlich Ansätze, die z.B. die sog. Naturgesetze als eine Art Verhaltensweise des Kosmos interpretieren, aber mit diesen Ansätzen hat Hawking nichts am Hut. Zwei prominente Kollegen von ihm, A.S. Eddington und Sir James Jeans, waren da schon etwas weiter.

http://de.wikiquote.org/wiki/Arthur_Stanley_Eddington

Zitat:

„Bis zu den Sternen und darüber hinaus ist die Welt mit Äther erfüllt. Er durchdringt die Räume zwischen Atomen. Äther ist überall. … Es gibt keinen Raum ohne Äther, und keinen Äther, der keinen Raum einnimmt.“

Eddington postulierte also, sicher angeregt durch esoterische Theorien, ein Weltgeistiges über das Materielle hinaus.

http://www.denkmodelle.de/themen/Inhalt/zitate/laszl…

Zitat:

"… Obwohl es ihnen eigentlich verboten war, über die Natur der Realität jenseits des Beobachtbaren nachzudenken, haben sich einige Physiker dennoch über diese Grenze hinausgewagt. Sie mutmaßten, dass die Welt, zu der Sprache und die Ausdrucksform der Wissenschaft gehören, eher geistiger als materieller Natur sei. »Um es ganz einfach auszudrücken«, sagte Eddington, »der Stoff dieser Welt ist Geist-Stoff.« Sir James Jeans stimmte ihm zu: »Nimmt man die verschiedenen möglichen Beweisführungen zusammen, wird es immer wahrscheinlicher, dass man der Realität eher eine geistige als materielle Qualität zuschreiben muß… das Universum scheint einem großen Gedanken ähnlicher zu sein als einer großen Maschine.«

Zitat Ende.

Oder ist es gar Quatsch, was Hawking da feststellt/behauptet?

Ja, natürlich. Außerdem schreibt Hawking so manches, nur um etwas scheinbar Spektakuläres in die Welt zu setzen. Siehe:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,7153…

Zitat:

"Insbesondere in religiösen Kreisen wird dieses Zitat gern als Beleg dafür angeführt, dass selbst Hawking Wissenschaft und Religion für vereinbar hält und möglicherweise gar selbst gläubig ist. Das aber dürfte ein Trugschluss sein. Hawking selbst schrieb später, dass er den berühmten Schlusssatz beim Redigieren des Buchs beinahe gestrichen hätte. „Hätte ich das getan“, so Hawking, „hätte ich womöglich die Verkaufszahlen halbiert.“

Hawkings Ex-Frau Jane bestätigte das, als sie sich von dem Physiker scheiden ließ. In einem 1999 erschienen Buch bezeichnet sie Hawking als Atheisten. Später sagte sie, dass es eine einfache Antwort auf die Frage gebe, warum Hawking Gott in seinen Werken vorkommen lasse: „Es hilft, Bücher zu verkaufen.“

Zitat Ende.

Gruß

Horst

Hallo doc.claude

die Philosophie stagniert nicht. Junge Philosophen ziehen eine
Linie zwischen der Vergangenheit zur Gegenwart und verbinden
die Literatur der grossen Denker mit aktuellem Zeitgeschehen.
Das Absurde in Professor Hawkings Aussage, dass der Autor
Metapher in seinem herausragenden Artikel erklärt, ist ein
guter Ausgangspunkt für eine neue Gesellschaftsphilosophie,
die nicht isoliert denkbar ist.
Ein guter Ansatz für interdisziplinäre Foren zu Themen von
fachübergreifender Relevanz.

Die Kritik an Hawking lässt sich auf einen
einfachen Nenner bringen, er denkt und argumentiert
in mathematischen Modellen, in Tautologien, die
nicht mit der Wirklichkeit oder treffender gesagt
mit wirklicher Wissenschaft korrelieren.
Interdisziplinäre Foren müssen dagegen aus einer
gemeinsamen wissenschaftstheoretischen Basis
heraus arbeiten. Stichwort methodologische
Approximation, eine, wie es H. Albert nannte,
„Technologie des Erkenntnisfortschritts“.
In einem solchen System von hypothetischen
Imperativen oder Empfehlungen findet Hawking
aber zweifelos seinen Platz, auch wenn sein
„Größenwahnsinn“ und sein Überheblichkeit ein
wenig relativiert werden muss.

Mit Grüßen
L.

Zirkel von Methode und Erkenntnis
Hi Laterna.

Interdisziplinäre Foren müssen dagegen aus einer
gemeinsamen wissenschaftstheoretischen Basis
heraus arbeiten. Stichwort methodologische
Approximation, eine, wie es H. Albert nannte,
„Technologie des Erkenntnisfortschritts“.

Mit etwas Fleisch solltest du dieses Silbengeklingel schon füllen. Vielleicht sind solche „interdisziplinären Foren“, wie du sie forderst, ja schon längst aktiv und produktiv, und du weißt es gar nicht…

Welche Disziplinen also, und auf welcher gemeinsamen Basis? Zur Frage der „methodologischen Approximation“ (letzteres ein Begriff aus der Mathematik, die du aber bei Hawking für philosophisch nicht tragfähig hältst) ein kritisches Zitat:

http://www.google.de/#hl=de&source=hp&q=Alber+Techno…

„Schwierigkeiten bereitet allerdings die Beurteilung einer Methodologie und damit des Fortschrittskonzepts selbst. Denn wenn eine Methodologie determiniert, was als Erkenntnisfortschritt anzusehen ist, kann nicht gleichzeitig mithilfe des so definierten Erkenntnisfortschritts die Eignung der Methodologie zur Erreichung des Erkenntnisfortschritts überprüft werden. Eine solche Bestimmung wäre offensichtlich zirkulär: Ob ein Forschungsergebnis als Erkenntnisfortschritt zu qualifizieren wäre, würde durch die Methodologie bestimmt, wobei die Brauchbarkeit der Methodologie davon abhängen würde, ob der durch die Methodologie definierte Erkenntnisfortschritt erzielt wurde.“

Zitat Ende.

Das Problem ist also, dass die Methoden das Resultat prädeterminieren. Wer aber entscheidet, welche Methoden sinnvoll sind und welche nicht?

Um Hawking etwas Gerechtigkeit widerfahren zu lassen (außer der Rede von der toten Philosophie hat er ja nichts verbrochen, und selbst da hat er partiell recht), zitiere ich abschließend eine Passage, welche die von H. favorisierte M-Theorie beschreibt.

http://download.schuledesrades.org/pdf/pleroma11.pdf

„Bereits EINSTEIN erwies unseren Raum als vierdimensional, da er auch die Zeit verräumlichte, und mittels dieser vierdimensionalen Geometrie gelang ihm die Beschreibung der Schwerkraft eben nicht als Kraft, sondern als eine geometrische Eigenschaften des Raumes. Die gegenwärtigen umfassendsten Teilchentheorien, die String- und die M-Theorie gehen gar von 10 und von 11 Dimensionen aus. (Laut ED WITTEN, dem Schöpfer der M-Theorie, steht das »M« wahlweise für magical, mysterious oder membrane) Von den elf Dimensionen gelten zehn als räumlich und eine als zeitlich, vier als offenbar und sieben als eingefaltet oder verborgen. Die Ur-Objekte in diesen 11 Dimensionen sind nicht punktartige Teilchen, wie in den konventionellen Quantenfeldtheorien, sondern Membrane, die 0- bis 9-dimenisonal sein können. Durch Krümmen und Zusammenrollen entstehen aus den flächigen Membranen einerseits eindimensionale Strings, deren beiden Enden sich zu einem Kreis zusammenfügen. Andererseits können sich Membrane zu zylinderartigen Räumen zusammenrollen, um welche die kreisförmigen Strings einfach oder mehrfach gewunden sind. Die Topologie dieser zylinderartig gekrümmten Membrane bestimmt dann das Schwingungsverhalten der Strings. Die möglichen Schwingungen und Windungen der Strings aber, die resultierenden Ober- bzw. Untertöne dieser kosmischen Saiten sind dann die in unserer Wirklichkeit erscheinenden Teilchen – die bekannten Quarks, Leptonen und Bosonen. Sie konstituieren das Atom und seine Wechselwirkungen.“

Zitat Ende.

Gruß

Horst

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Keine absolute Weltanschauung
Hi Castiglio,

die Physik ist keine absolute Weltanschauung, denn sie hat keine Sprache dafür, um soziale und geistige Phänomene zu erklären (z. B. Wirtschaft, Kunst und Politik), einer Wirklichkeit, von der alle Menschen tagtäglich mehr abhängen als von den fantastischen Spekulationen hypothetischer Physik.

Gruß
C.

Hi Horst.

Mit etwas Fleisch solltest du dieses Silbengeklingel schon
füllen. Vielleicht sind solche „interdisziplinären Foren“, wie
du sie forderst, ja schon längst aktiv und produktiv, und du
weißt es gar nicht…

*smile*

Was glaubst du wen du vor dir hast?

Ich schau mich wohl besser erst noch ein
wenig um, bevor ich mich hier engagiere.

Mit Grüßen
L.

Hallo L,

Mit etwas Fleisch solltest du dieses Silbengeklingel schon
füllen. Vielleicht sind solche „interdisziplinären Foren“, wie
du sie forderst, ja schon längst aktiv und produktiv, und du
weißt es gar nicht…

*smile*

Was glaubst du wen du vor dir hast?

Da langt ein „*smile*“ aber beileibe nicht!

Ich schau mich wohl besser erst noch ein wenig um, bevor ich mich hier engagiere.

Ja, das ist zu hoffen. Wir warten derweil auf andere Leuchter.

Also, tschüs

Boris

Hi doc.claude,

Die Physik von der Philosophie zu trennen, ist hier eine gute
Grundbedingung. Nur Trennung erlaubt Wiedervereinigung.

Meines Erachtens umgekehrt: Die Philosophie sollte sich endlich vom absoluten Machtanspruch der Physik und ihrer rein mechanistisch begründeten Metaphysik trennen, dem so genannten „Physikalismus“ als Führungswissen, dem immer noch, so scheint es mir, die Mehrheit aller lebenden Philosophen hörig ist. Dann wäre Ihr obiger Satz die Zukunft der sich weiter entwickelnden Philosophie für das 21. Jahrhundert bzw. 3. Jahrtausend. Oder nach dem US-Philosoph Ken Wilber gedacht: immer mehr Differenzierung und zugleich immer mehr Integrierung zur globalen Evolution. So machen auch Internetforen, wie z. B. „wer-weiß-was“, mehr Sinn.

Gruß
C.

Guten Tag Herr Walz,

Ihr Artikel gefällt mir gut; er zeigt auf, dass sich hinter manchen Ähnlichkeiten, Unterschiede verbergen.

Besten Dank,

Claude

Induktion vs. Deduktion

Fragen für die Philosophie, doch die
Philosophie ist tot. Sie hat mit den neueren Entwicklungen in
der Naturwissenschaft, vor allem in der Physik, nicht Schritt
gehalten."

Wenn die Philosophie die Königin der Wissenschaften sein will, darf sie sich nicht nur mit den Naturwissenschaften identifizieren und nur nachschwätzen, was diese aus ihrem Bedürfnis nach „absoluter Macht“ vordenken.

Bekanntlich gibt es ja auch noch die Sozialwissenschaften (Frankfurter Schule z. B.) und die Geisteswissenschaften seit Prof. Wilhelm Diltehy sie von den Naturwissenschaften (vorübergehend!) trennte und der die Philosophie meines Erachtens mehr zugeneigt sein sollte als der Physik. Es geht meines Erachtens um eine Frage zwischen Individuum und System. Ich persönlich glaube nicht, dass es der Philosophie je gelingen wird, über ein Systemdenken alle Wissenschaften logisch zu vereinen. Grundsatzfrage: Für was ist die Wissenschaft denn nützlich, wenn nicht nur für Sprachspiele? Doch einzig und allein für den Menschen!

Deshalb ist der Ansatz des Individuums, von dem aus die „Ganzheit“ differenzier- und integrierbar ist, für mich die Lösung der Philosophie der Zukunft, wie sie Sokrates, Descartes, Kant und ihre Nachfolger favorisierten.

Statt Deduktion favorisiere ich Induktion, um das Allgemeine zu interpretieren, und zwar deshalb, weil alle großen Erkenntnisse von Einzelnen ausgegangen sind in der Geschichte. Es gibt kein System ohne Individuen - Niklas Luhmann, der Begründer der Systemtheorie, hat das zugegeben.

Gruß
C.

Seit wann gibt es etwas anderes wie Philosophie??
Hallo,

vorweg:
Philosophie (altgr. φιλοσοφία, lat. philosóphia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“)

Für mich ist die Philosophie die Mutter aller Wissenschaften, denn in der Philosophie sucht man keine Antworten, sondern Fragen und Lösungsansätze.
Denn sobald man bei der Lösung ist, kann man den Lösungsweg und die Antwort der Physik, Biologie, Chemie, usw. oder mehreren zu ordnen.

Alle anderen Wissenschaften sind also eher Teilgebiete der Philosophie und dienen lediglich dem Beweiß der von der Philosophie aufgestellten Theorien.

P.S. Stephen Hawking ist vllt. ein genialer „Lösungsfinder“ oder Ähnliches, aber er ist sicher nicht weiße, denn wer weiße ist sollte wissen, dass man alleine nicht das gesamte Problem umfassen kann und deswegen auch kein Buch schreiben sollte, sondern vielmehr eine Diskussionsrunde eröffnen sollte.
Dabei kann der erste Beitrag gerne den Umfang eines Buches haben muss aber frei zu zugänglich sein, was über das Internet kein Problem darstellen sollte, aber er verkauft sein Buch stattdessen und bemüht sich nicht allen Anderen die Chance zu geben mit ihm darüber zu diskutieren.

Stephen Hawking ist also eher an Geld interessiert, als an Antworten, oder er ist so überheblich zu glauben er würde alleine besser sein, wie die gesamte Menschheit, was ebenfalls nicht von Weisheit zeugt.

Grüße an alle, die an Perfektion und nicht an Geld und Macht interessiert sind.

Robert

Nur ein ´Initiationsritus´
Hi Laterna.

Mit etwas Fleisch solltest du dieses Silbengeklingel schon
füllen.

Was glaubst du wen du vor dir hast?

Sag du´s mir. Ich weiß ja nicht mal, ob Mann oder Frau, aber klar ist immerhin, dass du über Philosophie etwas weißt.

Ich schau mich wohl besser erst noch ein
wenig um, bevor ich mich hier engagiere.

Eben dieses „Engagement“ sollte auch Freude am Detail beinhalten. Ein paar „fachmännische“ Termini hinzustreuen, ist noch kein Philosophieren, denn dieses besteht nicht nur aus Thesen, sondern auch aus Begründungen. Nur darauf wollte ich, bewusst etwas polemisch, hinweisen, eben weil du etwas draufzuhaben scheinst. Sieh es einfach als eine Art Initiationsritus, dass ich dir vor den Karren fuhr. Kein Grund, die Segel zu streichen.

Gruß

Horst

Hallo Claude,

die Philosophie stagniert nicht. Junge Philosophen ziehen eine
Linie zwischen der Vergangenheit zur Gegenwart und verbinden
die Literatur der grossen Denker mit aktuellem Zeitgeschehen.

Ich will nicht unhöflich sein, aber das machen Historiker (Vergangenheit-Gegenwart) oder Marcel Reich-Ranicki (Literatur-Zeitgeschehen) auch, das kann ich als Beweis, die Philosophie lebe, nicht anerkennen.

Das Absurde in Professor Hawkings Aussage, dass der Autor
Metapher in seinem herausragenden Artikel erklärt, ist ein
guter Ausgangspunkt für eine neue Gesellschaftsphilosophie,
die nicht isoliert denkbar ist.
Ein guter Ansatz für interdisziplinäre Foren zu Themen von
fachübergreifender Relevanz.

Das Absurde (…) ist ein Ausgangspunkt für eine neue Gesellschaftstheorie - kann ich das, bitte, ein wenig ausführlicher für das Verständnis haben?

Beste Grüsse,

C.

Gespannt auf eine Begründung
Hi Castiglio,

ein Ausgangspunkt für eine neue
Gesellschaftstheorie

Dies habe ich auch nicht begriffen, mir aber nicht gewagt nachzufragen, weil ich so schüchtern bin. Deshalb bin ich gespannt auf eine hoffentlich noch erfolgende Begründung von Claude auf diese mir ebenfalls rätselhafte Annahme.

Gruß
C.

Kein Lebenszeichen erkennbar
Hallo,
leider habe ich aus den Antworten kein Lebenszeichen der vermissten Philosophie entnehmen können.
Metapher differenziert zwar, dass es physikalische und philosophische Fragen gibt(eine weitere Differenzierung wäre ein eigener thread wert), der Frag- und Suchende soll aber ein Philosophiestudium absolvieren, um das Lebenszeichen zu finden.
Doc.Claude sagt nur: „Nein, stimmt nicht.“
[Edit: Name entfernt] kommt gerade vom Komödianten und erklärt dann, dass der Dualismus Glaube-Wissen längst nicht alles ist, was geht (ohne näheres beizufügen).
Claus J. Walz ist der Auffassung, dass die Physik inkompetent ist, um soziale Phänomene zu erklären (erklärt sie aber nicht für nicht zuständig).
Robert 94 erklärt die Philosophie kurzerhand und völlig neu zur Mutter der Wissenschaften, für die Antworten keine Rolle spielen, sondern nur Fragen und Lösungsansätze.

Des weiteren habe ich im thread noch Disqualifizierungsversuche gegenüber Hawking vernommen. Dazu den Tenor: „Ob die Philosophie noch lebt, kann nur ein Philosoph beurteilen.“
Das nenne ich den Bock zum Gärtner machen.

Noch einmal: ich möchte ein Lebenszeichen der Philosophie - in etwa so, wie es die Astronomie mit der Entdeckung eines lebensfreundlichen Planeten (Gliese 581g) gezeigt hat.

Lebendige Grüße
Castiglio

Die Philosophie lebt…
Hi Castiglio,

Angefangen hat die Geschichte der westlichen Philosophie im antiken Griechenland mit den Naturerklärungen bei Thales. An den folgenden Naturerklärungen waren vor allem auch die Sophisten (Weisheitslehrer) interessiert, allen voran Protagoras, der dieses Wissen für Geld verkaufte.

Der Schnitt wird durch die Politisierung zum Individualismus meines Erachtens durch Protagoras am klarsten erkennbar, von dem zuerst auch Sokrates lernte (ob Sokrates für dieses Wissen Geld bezahlt hat, entzieht sich meiner Kenntnis). Jetzt vollzieht sich nach meiner Beurteilung ein entscheidender „Paradigmawechsel“ durch Sokrates, der, von Protagoras beeinflusst, das hinlänglich vorrangige Interesse der griechischen Philosophen um 180 Grad dreht und auf seine eigene Selbsterkenntnis lenkt, mit seinem Satz: „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“

Trotz der Selbsterkenntnis des Sokrates verläuft in der Geschichte der Philosophie die Linie der Naturwissenschaft nicht von Sokrates aus konsequent weiter, sondern setzt sich von Pythagoras aus (meiner Meinung nach) fort bis Galiei, Newton, Descartes, Locke usw. bis Hawking.

Das ganze Problem ist meines Erachtens die Dominanz der Physik in allen Einzelwissenschaften, die in der Gesellschaft nach Macht und Einfluss streben und die Philosophie als Gesamtkonzept nicht mehr wie einst als Führungswissenschaft anerkennen, das drückt Prof. Stephen Hawking klar aus!

Ich glaube nicht, wie bereits erwähnt, dass die Naturwissenschaften die globale Mediengesellschaft mit ihrer Sprache erklären könnte. Allerdings gebe ich zu, dass diese Behauptung sich nur auf das bezieht, was ich favorisiere, nämlich die Hermeneutik und den emanzipierten Individualismus. Letzterer hat überhaupt nichts mit Naturwissenschaft zu tun, sondern wurde in Deutschland durch folgende Philosophen populär: Ernst Tugendhat, Philosophieprofessor an der Universität Heidelberg, desweiteren Manfred Frank, Philosophieprofessor an der Universität Tübingen sowie Volker Gerhardt, Philosophieprofessor Uni Berlin (sind nur drei simple Beispiele von zahlreichen anderen Philosophen).

Die Aufklärung, die Horst (unten) in Bezug auf Prof. Jürgen Habermas hier in diesem Thread gibt, ist entscheidend, um zu verstehen, dass es mindestens drei ganz verschiedene Richtungen in der Philosophie heute gibt. Einen besseren Beweis, dass die Philosophie lebt, gibt es sicher nicht!!!

Gruß
C.