Warum ist dieser Hass gegen Juden ?

Moin Ralf,

ich habe versucht, Antisemitismus als Spezialfall eines
bestimmten Verhaltensmusters zu erklären,

das hab ich schon verstanden und ich halte dein Posting auch für völlig korrekt. Nur haben wir es bei den Ausgangsbeispielen nicht mit Personen zutun, die ich jetzt so ohne weiteres anhand der Aussagen z.B. einem rechtsextremen Umfeld zuordnen würde.

Sicherlich gibt es vermutlich kaum rechtsextreme Gesinnung ohne Antisemitismus. Andererseits findet sich Antisemitismus jedoch in allen möglichen Gesellschaftsschichten außerhalb der rechtsextremen oder gewaltbereiten Szene (ich möchte nur mal an diese Rede von Martin Hohmann zum Nationalfeiertag erinnern) und grade hier greifen die von dir angesprochenen Verhaltensmuster eben nicht.

Wenn man mal unsere drei Ausgangsbeispiele anschaut, dann ist der entfernte Verwandte mit Sicherheit der Interessanteste. Die Begründung für seine Aussage hätte mich wirklich interessiert, sowie das Gesprächsthema, im dessen Zusammenhang diese Aussage gefallen ist.

Bei dem 13-Jährigen sehe ich isoliert auf die Witze betrachtet auch noch keinen Hinweis auf die von dir beschriebenen Verhaltensmuster. Meiner Erfahrung nach meinen Antisemiten auch das, was sie sagen. Sie sind von der Richtigkeit ihrer Aussage überzeugt.

Ich weiß nich, wieviel Erfahrung du mit Kindern und Jugendlichen in dem Alter hast, aber Judenwitze im Zusammenhang mit der Vernichtung im 3. Reich sind und waren immer eine sichere Kiste, die Geschichtszüge eines Erwachsenen zum Entgleisen zu bringen. Das Ziel lautet hier: schocken. Dies funktioniert aber nur, wenn man eben nicht, wie beim Antisemiten, vom Inhalt dieser Witze überzeugt ist, sondern im Gegenteil , wenn man um die Ungeheuerlichkeit und Geschmacklosigkeit solcher Witze weiß und sich dessen auch bewusst ist.

Bei Judenwitze im Zusammenhang mit Vorurteilen wäre ich geneigt, das genau wie bei den meisten Schwulenwitzen, Türkenwitzen, Negerwitzen etc. anders zu sehen, weil sich hier häufig doch bereits verinnerlichte Vorurteile in den Witzen widerspiegeln. Allerdings muss man auch hier genauer hinschauen. Diese Witze leben von Vorurteilen und nicht jeder, der Blondinenwitze erzählt, ist ein Frauenhasser (könnte aber einer sein).

Gruß
Marion

PS: Kompliment für deine Homepage, ist sehr informativ :smile:

hallo,

Hebräisch und
Arabisch sind typische semitische Sprachen. Das heißt
Antisemitismus richtet sich nicht zwingend gegen Juden!!!

doch. den (wie du selbst sagst bescheuerten) namen haben sich judenhasser selber gegeben.

datafox

hallo,

es ist richtig, dass Antisemitismus auf die Juden reflektiert, aber nach dem Wortlaut richtet sich der Antisemitismus gegen alle semitischen Völker.

Tschüß

Hallo Föxchen,

nun hast du aber eine schöne Breitseite abgeschossen. Dein Vorliebe für den Disput erscheint mir manchmal pathologisch. Hättest du mich nicht als naiv bezeichnet, hätte ich es mal so stehen gelassen. Aber so … na schauen wir mal:

Der Kioskbesitzer hält Juden für geschäftstüchtig.

jetzt tun wir mal so, als ob das als kompliment gemeint wäre?
so wie „italiener singen schön“? wie naiv.

Weder ein Kompliment noch eine Beschimpfung. Lediglich ein Vorurteil, wie es unsinnigerweise zu Hauf benutzt wird. Marion wurde als geschäftstüchtig „wie ein türkischer Teppichhändler“ bezeichnet und fühlte sich nicht sonderlich beleidigt. Der Vergleich mit einem Juden führt aber zu skurrilen Übersprunghandlungen, wie den Abbruch der Geschäftsbeziehung. Das ist naiv. Was kann ich dafür, dass sich Juden nicht durch ihre Sangeskunst auszeichnen?

Du kaufst
nichts mehr bei ihm. Hälst du dich nun für gerecht und
erhaben?

nein, für *geschäftstüchtig*. er/sie weiß, wo er/sie sein geld
NICHT läßt. das ist die macht des kunden.

Das soll geschäftstüchtig sein? Wollen wir mal hoffen, dass es genügend andere Kioske in der Gegend gab. Sonst wären die Blasen an den Füssen kein Merkmal für Geschäftstüchtigkeit, sondern eher für fehlgeleitete Selbstgerechtigkeit.

Warum sind die Deutschen auf der Welt so unbeliebt?

antisemitismus ist mehr als nur ein blödes vorurteil.

Eine Begrifflichkeit, die weder der Poster noch ich benutzt haben. Cashmi sprach von Judenhass, ich vom allgemeinen Umgang mit Vorurteilen bezogen auf bestimmte Gruppen.

dass die Differenzierung des Individuums vor
Vorurteilen

antisemitismus beruht nicht auf verallgemeinerung. er ist kein
vorurteil, sondern eine historisch gewachsene form der
mythologie.

Es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Du trägst eben nicht zu einer Entmythologisierung bei. Die historisch gewachsene Ablehnung der Hugenotten konnte sich jedenfalls nicht dauerhaft durchsetzen. Sie führte seinerzeit noch zu Ermorderung und Vertreibung.

Es macht aber hier
keinen Sinn, historische Indizien für Judenhass zu sammeln von
der Kreuzigung Jesu über das kanonische Zinsverbot für
Christen bis zur aktuellen israelischen Politik,

doch, NUR das „macht sinn“.

Sollte man auch die historischen Indizien für die Hugenottenverfolgung pflegen? Welchen Sinn würde das machen? Das würde einen Mythos bedingen.

historisches Indiz jemals den Hass auf eine Volksgruppe in
ihrer Gesamtheit rechtfertigen würde.

es wurde nach erklärungen für den ha0 gefragt und nicht nach
rechtfetrigungen! korrekte erklärungen für das aufkommen von
antisemitismus sind nunmal die entstehung des christentums,
seine emanzipation von der mutterreligion und der daraus
resultierende haß. in taiwan, japan, nepal… gibt es keinen
antisemitismud. dort weiß niemand was juden sind. es sind
beliebte urlaubsziele für israelis. dort kriegen se keine
langen gesichter und dumme bemerkungen. rate mal warum das so
ist.

Jetzt schliesst sich der Kreis. Wäre es nicht wunderbar, wenn Israelis Deutschland als Urlaubsziel entdecken würden? Wenn sie hier keine langen Gesichter und dumme Bemerkungen bekämen? Voraussetzung wäre eine Entmythologisierung. Mögen die historischen Indizien noch so weitreichend sein. Die Pflege jener macht keinen Sinn.

Gruss,
Klaus

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der wortlaut
hi,

es ist richtig, dass Antisemitismus auf die Juden reflektiert,
aber nach dem Wortlaut richtet sich der Antisemitismus gegen
alle semitischen Völker.

dem wortlaut nach ißt du einen hund in einem hot dog. manche fremdwörter sind eben doof gewählt.

gruß
datafox

hi,

die ich jetzt so
ohne weiteres anhand der Aussagen z.B. einem rechtsextremen
Umfeld zuordnen würde.

heutiger judenhaß ist mitnichten hauptsächlich rechtextrem angesiedelt, ja nichtmal rechts. antisemitismus ist typischerweise eine gängige einstellung, ein unterton, der ungefragt hingenommen wird.

Diese Witze leben von Vorurteilen und nicht jeder,
der Blondinenwitze erzählt, ist ein Frauenhasser (könnte aber
einer sein).

die übelsten judenwitze habe ich in israel gehört. sie machen sich lustig ÜBER antisemitismus und die vorurteile, und nicht über juden.

gruß
datafox

1 Like

hallo,

Lediglich ein
Vorurteil, wie es unsinnigerweise zu Hauf benutzt wird.

wir drehen uns im kreis. „juden sind geschäftstüchtig“ ist keine unzulässige veralgemeinerunge (Vorurteil) sondern aberglaube, mythos, urban legend. echte verallgemeinerungen wären zb. „Juden sind laut, frech, polyglott und pathetisch“.

Marion
wurde als geschäftstüchtig „wie ein türkischer Teppichhändler“
bezeichnet und fühlte sich nicht sonderlich beleidigt.

türkische teppichhädnlicher beherrschen nicht die welt, zetteln weltkriege an und unterwandern das politische system.

Die historisch
gewachsene Ablehnung der Hugenotten konnte sich jedenfalls
nicht dauerhaft durchsetzen.

es gibt keine. so einfach ist das. es war fremdenhaß, der das auslöste.

dann frage ich mal: was assoziierst du mit „scientology“? das wäre der passendere vergleich.

Voraussetzung wäre eine Entmythologisierung.

aberglaube läßt sich nicht ausrotten. er stirbt von selbst aus. oder nicht.

gruß
datafox

Noch ein Link
zu der in diesem Fall sehr informativen Seite
Kinder des Holocaust
http://www.akdh.ch/index1.html

Gruss
Armin

Dieser Beitrag wurde von der Community gemeldet und ist vorübergehend ausgeblendet.

Hallo!

Mir scheint, ein paar Dinge bei meiner Argumentation sind nicht klar geworden:

schon mal was von den „Sch*q#ß-Türken“
gehört? In den 50er und 60er Jahren von den Ithakern?´

das hat mit judenhaß nichts, aber auch gar nichts, zu tun. es
sind zwei paar schuhe. wenn du schon vergleichst, dann mit dem
haß auf freimaurer, zigeuner, zeugen jehovas, scientology,
aber NICHT irgendwelche „ausländer“.

–> Du hast recht, natürlich, aber das ist hier meiner Meinung nach nicht der Punkt: Es geht um Hass auf Minderheiten - dass die jüdische Gemeinschaft in Deutschland immer eine bildete, ist ja wohl unbestritten - , und ich wollte nicht jeden Hass und jede Minderheit undifferenziert auf eine Stufe stellen, sondern im Rahmen der Fragestellung aufzeigen:
Es gibt nicht NUR den Hass gegen Juden und im heutigen Deutschland ist er bestimmt nicht weniger verachtenswert und beschämend als zu anderen Zeiten, aber im Zentrum des Hasses gegen Minderheiten stehen heute andere Gruppen.
Dass diese keine Glaubensgemeinschaften sind, ja, ok. Aber:
Damals wurden die Juden auch wahrgenommen als nicht reine Glaubensgemeinschaft, sondern Volksgruppe. Das das Volk Israel im religiösen Sinne nichts gemein hat mit einer ethnischen Gruppe oder der Bevölkerung Israels sollte jedem klar denkenden Menschen offensichtlich sein. So viele davon waren damals aber nicht an der Regierung. (Und für Bildung zuständig)
Zitat hierzu:

  • eine religiöse Gemeinschaft, die sich gegen Andersglaubige
    abschottet
  • eine Gruppe von Menschen, die vornehmlich in
    Kaufmannns-Berufen tätig ist und im Durchschnitt als reicher wahrgenommen wird

das sind doch bereits inhalte des mythos.

–> In diesem Fall liegst Du falsch:
a) In der jüdischen Theologie und Religionspraxis gibt den Brauch, einen Menschen mit dem Wunsch zu konvertieren zunächst einmal dreimal abzuweisen, bevor er akzeptiert wird. Danach folgt eine relativ lange Phase des Studium der Religion und Sprache. Der Sinn liegt vor allem in der Überprüfung der Ernsthaftigkeit des Anliegens.
Natürlich erscheint eine solche Praxis reichlich seltsam und auch abschottend in einer chritlichen Umgebung, die völlig anders mit dem Konvertitentum umgeht und einer derer Kerngedanken die Missionierung ist.
Zitat hierzu:
„Die Absonderung der Juden von der nicht-jüdischen Welt, genauer Ihrer christlichen Umgebung, (war)für die jüdische Geschichte von größerer Bedeutung als der umgekehrte Prozesß,…“ (Hannah Arendt, Elemente, S.24; Bitte bitte nicht falsch verstehen bei diesem sensiblen Thema: Es geht NICHT um SCHULD am Hass!!!;
Außerdem: Ich bitte hier Verallgemeinerungen auf beiden Seiten einfach mal stehen zu lassen :wink:

b) Worum es mir ging war folgendes: Lange Zeit herrschten Berufsverbote für viele MinderheitenGruppen. Die Berufe, die jüdische Menschen ergreifen durften, waren Berufe, die mit Geld und Geldhandel zu tun hatten, das damals als schmutzig galt. Aus dieser Zeit stammt das Klischee, das Juden gut mit Geld umgehen können. So weit, so gut, aber:
Auch 1945 war diese Zeit noch nicht soooooo lang vorbei und es war noch eher üblich, den Beruf des Vaters zu ergreifen --> es gab sehr viele Ausnahmen, es gab eine hohe Integration, aber es gab einen prozentualen Anteil, der wesentlich höher lang als bei Nicht-Juden.

–> ZUr Mythenbildung:
Diese ganze Diskussion ist Teil der Mythenbildung: Indem man über Juden als besondere Gruppe spricht setzt man ja schon vorher fest, dass sie eine wären. Ausserdem läuft diese Art Diskussion in Deutschland (aus guten Gründen) immer extrem sensibel ab.
Ich bin selber Jüdin und ganz ehrlich: Ich kann mich weder mit dieser abstrakten Gruppe identifizieren (obwohl auch ich Familie verloren habe in den KZs), noch mag ich diese Vorsicht im Umgang! Und: Mir ist wesentlich mehr Diskriminierung oder Hass entgegengeschlagen wegen meines Geschlechts als wegen meiner Religion. Ich kenne Menschen, Türken oder Afrikaner zum Beispiel, die könnten sehr viel besser erklären, was die Worte heutzutage bedeuten…

–>

  • bestimmte Sprüche wie „nur keine jüdische Hast“ haben sich
    in der Sprache einfach festgesetzt, so wie „KreuzkruziTürken“
    im Bayerischen.

kuruzen und türken waren durchaus reale kriegsgegner und
todfeinde mitteleuropas. sie sind mit ihren heeren gegen
europa gezogen, in eroberungsabsicht, und haben mord und
grauen verbreitet. „der jude“ wird aber prinzipiell als feind eingebildet. seine machenschaften sind verschwörungen, geheimbünde und dunkle flüche. oder wieviele jüdische heere zogen bereits gegen das christliche abendland? zu „den juden“ passen „die zigeuner“. da laufen ganz ähnliche mechanismen:
verschwörungen, geheimbünde, kindermorde, verbreitete
krankheiten. mit verallgemeinerungen des fremden oder „angst vor überfremdung“ hat es aber nichts zu tun.
ich sehs ein wenig komplizierter…

–> Das ist nicht der Punkt!
Klar, es geht hier um über 5700 Jahre Geschichte, aber erstens wurden all diese Dinge auch anderen Gruppen (Religionen, Ethnien, etc) nachgesagt. Meine Beispiele sind natürlich wieder nicht besonders komplex, aber sie sollen nur als Denkanstöße dienen (sonst tipp ich ja noch morgen :wink::

  • der Voodoo-Glaube
  • die „Orientalen“
  • das „Exotische“
  • die Frauen
    –> und ganz wichtig, und das gilt im Übrigen auch für die Gruppe der Juden (wenn schon komplex…): Es ging nie NUR um Ablehnung und Hass. Es ging um (und geht) um Faszination, um Erschrecken, um Angst, um das Bedürfnis kultureller Überlegenheit, um ganz reale politische und ökonomische Machtbedürfnisse.

Und:
im Falle des Holocaust und der JUdenverfolgung ist das unantatstbar und richtig, aber - auch und gerade als Jüdin!! - : können wir nicht bitte endlich diese Täter- und Opfer-Rollen überwinden?
Ich rede hier bestimmt keinem Herrrn Hohmann den Mund, ganz im Gegenteil, was ich meine ist:
Der Hass auf Juden wird nie aufhören, solange sich Juden und Nicht-Juden nicht auf gleicher Augenhöhe begegnen können.
Und es wäre gut, wenn man dazu einfach jede Art von Vorurteil und Mythos - egal ob feindlich oder idealisierend - über Bord kippen könnte!!

viele grüße
datafox

Alles Liebe,
Norah

3 Like

hallo

Es wäre sicher sinnvoll, wenn du deine Aussagen begründen und
differenzieren würdest.

ok dann versuch ichs. ich meinte, a. ist typischerweise eine „gängige einstellung und ein unterton, der hingenommen wird“.

es gibt m.e. mehrere stufen in der entwicklung des judenfeindlichen mythos. die erste ist die christliche, die man heutzutage nur mehr als historisch bezeichnen kann. wieviele christen würden heutzutage noch ernsthaft die frage diskutieren, ob juden jesus ermordet haben und aus chrsitenblut brot backen? ja, sicher GIBT es diese ideen immer noch, aber es sind einzelne ausnahmen. würde hier in diesem forum jemand dieses schreiben, würden alle den kopfschütteln und wahrscheinlich flöge er raus, ergo ist es keine „gängige einstellung“, sondern exakt das gegenteil davon.

auch die nächste sufe, der rassische AS, ist seit 45 als historisch zu bezeichnen. es gibt zwar immer noch menschen, die solche ideen in sich tragen (j. sind eine minderwertige rasse usw.), aber wiederum ist es keine „gängige einstellung“ mehr. sagt jemand derartiges, wird er als nazi bezeichnet und sozial geächtet. und er flöge hier raus - dies als test für das argument.

m.e. ist heute die dritte stufe, eine abstraktere, erreicht. j. beherrschen zwar immer noch die welt und das kapital, allerdings subtiler und auf politischer ebene. sie packeln mit den amerikanern, wobei der präsident natürlich von den ostkustenjuden gekauft wurde. der holocaust wird in den mythos integriert. er würde vn den j. ausenutzt, um von den deutschen geld zu erpressen. an stelle von j. religion und j. rasse tritt jetzt das staatliche souverän israels als projektionsfläche.

eine britische karikatur, auf der scharon ein palästinensisches kind frißt, gewann eine auszeichnung. DAS ist die heutige form des AS. es ist „gängige einstellung, ein unterton, der hingenommen wird.“ jeder ist überzeugt davon, daß mohammed dura von isr. soldaten mit absicht erschossen wurde, obwohl dieses inzwischen forensisch widerlegt ist. das ist der alte mythos im neuen gewand. den test des arguments mit dem forum spare ich mir.

Ich kann hier auch behaupten, grundsätzlich
jeder ist ein Antisemit. Und ?

das wäre grundsätzlich falsch… und so war es auch nicht gemeint.

gruß
datafox

1 Like

Hallo,

Max Eyth hat es klipp und klar gesagt: Das Christentum!
Bezeichnend: Keiner hat mit einem Aufschrei dagegen
geantwortet.

Manche sind zu Weihnachten halt woanders … :smile:
aber bitte:

NEIN !!!

Bereits vor christlichen Zeiten waren die Juden unterschiedlichen Verfolgungen ausgesetzt. Das Christentum, das aus dem Judentum entstanden ist, betrachtet es als die „lebensspendende Wurzel“, sich selbst hingegen nur als „aufgepfropften Zweig“ (so der als Antisemit verschrieene Paulus).

Wie es dann dazu kommen konnte, dass sich das Christentum mit dem Antisemitismus eingelassen hat, gehört zu den verwirrendsten und traurigsten Kapiteln der Geschichte des Christentums.

Und tatsächlich hat, seit dem 11. oder 12. Jahrhundert, das Christentum die Hauptverantwortung für den abendländischen Antisemitismus zu tragen - vielleicht bis hin zum Holocaust. Dies abzustreiten wäre verbrecherisch. Aber trotzdem ist der Antisemitsimus kein Geburtsfehler des Christentums, sondern im Gegenteil: ihm im Kern wesensfremd.

lg
Täubchen

hi,

ich habe versucht, Antisemitismus als Spezialfall eines
bestimmten Verhaltensmusters zu erklären, das sich bereits im
Kindesalter in gruppendynamischen Prozessen entwickeln kann.

deine ausführungen zu hackordnung, selbstwertgefühl, gruppendruck usw. sind sicher korrekt, nur erklären sie nicht, warum ausgerechnet juden die exponierte stellung einer untersten hackgruppe einnehmen. juden werden antisemitisch nicht als schwach sondern im gegenteil als besonders mächtig eingestuft. außerdem hat der typische antisemit überhaupt keinen realen kontakt zu juden. das paßt alles nicht zur erklärung mit der hackordnung.

grüße
datafox

hallo,

Natürlich erscheint eine solche Praxis reichlich seltsam und
auch abschottend in einer chritlichen Umgebung, die völlig
anders mit dem Konvertitentum umgeht und einer derer
Kerngedanken die Missionierung ist.

nach obiger theorie wäre das judentum als missionarische religion dann besser bei christen akzeptiert weil dem christentum ähnlich und nicht abschottend? der islam ist so eine religion. ich bezweifle das.

b) Worum es mir ging war folgendes: Lange Zeit herrschten
Berufsverbote für viele MinderheitenGruppen.

diese ursache ist mir bekannt. ich verweise aber auf die stelle in den evangelien, in denen jesus die geldwechsler aus der unmittelbaren tempelumgebung hinauswirft. das klischee vom wucherjuden scheint doch etwas älter zu sein, wie sonst käme so eine geschichte zustande, die völlig absurd ist, wenn man die historischen hintergründe zur opferpraxis im tempel kennt?

Indem man
über Juden als besondere Gruppe spricht setzt man ja schon
vorher fest, dass sie eine wären.

naja, das muß vrausgesetzt werden, da es grundbedingung für antisemitisches denken ist. das diskutieren wir ja.

Ich kenne Menschen, Türken oder Afrikaner zum
Beispiel, die könnten sehr viel besser erklären, was die Worte
heutzutage bedeuten…

ja, das ist mir klar. die anfeindungen auf juden laufen subtiler ab als auf die üblichen „ausländer“ (=dunkelhäutige, südländische. europäer sind ja nie betroffen von „ausländerfeindlichkeit“).

–> Das ist nicht der Punkt!
Klar, es geht hier um über 5700 Jahre Geschichte, aber erstens
wurden all diese Dinge auch anderen Gruppen (Religionen,
Ethnien, etc) nachgesagt. Meine Beispiele sind natürlich
wieder nicht besonders komplex, aber sie sollen nur als
Denkanstöße dienen (sonst tipp ich ja noch morgen :wink::

  • der Voodoo-Glaube
  • die „Orientalen“
  • das „Exotische“
  • die Frauen

ja, genau! das wären bessere vergleichsobjekte gewesen als die üblichen türken und hugenotten. es geht eben nicht um verallgemeinerungen, sondern um als tief sitzend empfundene „dunkle bedeutungen“. „frauen“ ist auch ein sehr gutes beispiel.

Der Hass auf Juden wird nie aufhören, solange sich Juden und
Nicht-Juden nicht auf gleicher Augenhöhe begegnen können.

seh ich auch so.

gruß
datafox

kann mir jemand sagen, warum es diesen unterschwelligen Hass,
gegen Juden, gibt ? Ich nehme an, das ich im Geschichte Brett
richtig bin.

Neben den hier schon geschilderten geschichtlichen Ursachen (oder Rechtfertigungen) dürfte dies wohl eher ein Thema für Psychologen und Verhaltensforscher sein.
siehe etwa hier:
http://www.akdh.ch/psyche1.htm

Habe schon in vielen Foren verschiedene Einträge gelesen, auch
hier, wo sich in übelster Weise, gegen Juden, ausgelassen
wird.

Wie hier? Kannst du Beispiele nennen.

In geselliger Runde eines Geburtstages im Sommer, wurde von
einem entfernten Verwandten meines Freundes, geäußert: „Die“
hätten sie besser alle ver…

Nun das Wort Vergasen klingt wohl zu harmlos oder zu abstrakt, dehalb wende ich im Fall der Bemerkung „Die sollte man alle vergasen“ die Schocktherapie an (wird wohl mancher überzogen finden), man konfrontiert den gegenüber mit den Konsequenzen seiner absichtlichen oder „nur so dahergesagten“ Äusserung. Ich persönlich zitiere dann immer aus folgendem Dokument.
Es stammt von dem SS-Offizier Kurt Gerstein, leitender Entseuchungsoffizier der Waffen-SS. Dieser vertraute sich auf einer Zugreise im Jahre 1942 dem schwedischen Diplomaten Baron von Otter an. Dies ist eine der frühesten Nachrichten über Vergasungen.

Hier Auszüge einer Erklärung von Gernstein vom 4.5.1945:
„Am anderen Tage fuhren wir nach Belcec. Ein kleiner Spezialbahnhof war zu diesem Zweck an einem Hügel hart nördlich der Chaussee Lublin-Lemberg im linken Winkel der Demarkationslinie geschaffen worden. Südlich der Chausee einige Häuser mit der Inschrift ‚Sonderkommando Belcec der Waffen-SS‘ Da der eigentliche Chef der gesamten Tötungsanlagen, der Polizeihauptmann Wirth, noch nicht da war, stellte Globocnek mich dem SS-Hauptsturmführer Obermeyer (aus Pirmasens) vor. Dieser ließ mich an jenem Nachmittag nur das sehen, was er mir eben zeigen mußte. Ich sah an diesem Tage keine Toten, nur der Geruch der ganzen Gegend im heißen August war pestilenzartig, und Millionen von Fliegen waren überall zugegen. - Dicht bei dem kleinen zweigleisigen Bahnhof war eine große Baracke, die sogenannte Garderobe, mit einem großen Wertsachenschalter. Dann folgte ein Zimmer mit etwa 100 Stühlen, der Friseurraum. Dann eine kleine Allee im Freien unter Birken, rechts und links von doppeltem Stacheldraht umsäumt, mit Inschriften: Zu den Inhalier- und Baderäumen! - Vor uns eine Art Badehaus mit Geranien, dann ein Treppchen, und dann rechts und links je drei Räume 5*5 Meter, 1,90 Meter hoch, mit Holztüren wie Garagen. An der Rückwand, in der Dunkelheit recht sichtbar, große hölzerne Rampentüren. Auf dem Dach als ‚sinniger kleiner Scherz‘ der Davidstern!! - Vor dem Bauwerk eine Inschrift: Heckenholt-Stiftung! - Mehr habe ich an jenem Nachmittag nicht sehen können.
Am anderen Morgen um kurz vor sieben Uhr kündigt man mir an: In zehn Minuten kommt der erste Transport! Tatsächlich kam nach einigen Minuten der erste Zug von Lemberg aus an. 45 Waggons mit 6.700 Menschen, von denen 1.450 schon tot waren bei ihrer Ankunft. Hinter den vergitterten Luken schauten, entsetzlich bleich und ängstlich, Kinder durch, dia Augen voll Todesangst, ferner Männer und Frauen. Der Zug fährt ein: 200 Ukrainer reißen die Türen auf und peitschen die Leute mit ihren Lederpeitschen aus den Waggons heraus. Ein großer Lautsprecher gibt die weiteren Anweisungen: Sich ganz ausziehen, auch Prothesen, Brillen usw. Die Wertsachen am Schalter abgeben, ohne Bons oder Quittung. Die Schuhe sorgfältig zusammenbinden (wegen der Spinnstoffsammlung), denn in dem Haufen von reichlich 25 Meter Höhe hätte sonst niemand die zugehörigen Schuhe wieder zusammenfinden können. Dann die Frauen und Mädchen zum Friseur, der mit zwei, drei Scherenschlägen die ganzen Haare abschneidet und sie in Kartoffelsäcken verschwinden läßt. ‚Das ist für irgendwelche Spezialzwecke für die U-Boote bestimmt, für Dichtungen oder dergleichen!‘ sagt mir der SS-Unterführer, der dort Dienst tut. -
Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Voran ein bildhübsches junges Mädchen, so gehen sie die Allee entlang, alle nackt, Männer, Frauen, Kinder, ohne Prothesen. Ich selbst stehe mit dem Hauptmann Wirth oben auf der Rampe zwischen den Kammern. Mütter mit Säuglingen an der Brust, sie kommen herauf, zögern, treten ein in die Todeskammern! - An der Ecke steht ein starker SS-Mann, der mit pastoraler Stimme zu den Armen sagt: Es passiert euch nicht das geringste! Ihr müßt nur in den Kammern tief Atem holen, das weitet die Lungen, diese Inhalation ist notwendig wegen der Krankheiten und Seuchen. Auf die Frage, was mit ihnen geschehen würde, antwortet er: Ja, natürlich, die Männer müssen arbeiten, Häuser und Chauseen bauen, aber die Frauen brauchten nicht zu arbeiten. Nur wenn sie wollen, könnten sie im Haushalt oder in der Küche mithelfen. - Für einige von diesen Armen ein kleiner Hoffnungsschimmer, der ausreicht, daß sie ohne Widerstand die paar Schritte zu den Kammern gehen - die Mehrzahl weiß Bescheid, der Geruch kündet ihnen ihr Los! - So steigen sie die kleine Treppe herauf, und dann sehen sie alles. Mütter mit Kindern an der Brust, kleine nackte Kinder, Erwachsene, Männer und Fraquen, alle nackt - sie zögern, aber sie treten in die Todeskammern, von den anderen hinter ihnen vorgetrieben oder von den Lederpeitschen der SS getrieben. Die Mehrzahl, ohne ein Wort zu sagen. Eine Jüdin von etwa 40 Jahren mit flammenden Augen ruft: „Das Blut, das hier vergossen wird, über die Mörder“. Sie erhält 5 oder 6 Schläge mit der Reitpeitsche ins Gesicht, vom Hauptmann Wirth persönlich, dann verschwindet auch sie in der Kammer. - Viele Menschen beten. Ich bete mit ihnen, ich drücke mich in eine Ecke und schreie laut zu meinem und ihrem Gott. Wie gern wäre ich mit ihnen in die Kammer gegangen, wie gerne wäre ich ihren Tod mitgestorben. Sie hätten dann einen uniformierten SS-Offizier in ihren Kammern gefunden - die Sache wäre sang- und klanglos verschollen. Noch also darf ich nicht, ich muß noch zuvor kündigen, was ich hier erlebe! - Die Kammern füllen sich. Gut vollpacken - so hat es Hauptmann Wirth befohlen. Die Menschen stehen einander auf den Füßen. 700 bis 800 auf 25 Quadratmetern, in 45 Kubikmetern! Die SS zwängt sie physisch zusammen, soweit es überhaupt geht! - Die Türen schließen sich. Währendessen warten die anderen draußen im Freien, nackt! Man sagt mir: Auch im Winter genauso! Ja, aber sie können sich doch den Tod holen! sage ich. - Ja, grad for das sinn se ja doh! - sagt mir ein SS-Mann darauf in seinem Platt. - Jetzt endlich verstehe ich, warum die ganze Einrichtung Heckenholt-Stiftung heißt. Heckenholt ist der Chauffeur des Dieselmotors, ein kleiner Techniker, gleichzeitig der Erbauer der Anlage. Mit den Dieselauspuffgasen sollen die Menschen zu Tode gebracht werden. Aber der Diesel funktioniert nicht! Der Hauptmann Wirth kommt. Man sieht, es ist ihm peinlich, daß das gerade heute passieren muß, wo ich hier bin. Jawohl ich sehe alles! und ich warte. Meine Stoppuhr hat alles brav registriert. 50 Minuten, 70 Minuten - der Diesel springt nicht an! Die Menschen warten in ihren Gaskammern. Vergeblich. Man hört sie weinen, schluchzen … Der Hauptman Wirth schlägt mit der Reitpeitsche dem Ukrainer, der dem Unterscharführer Heckenholt beim Diesel helfen soll, 12, 13mal ins Gesicht. Nach 2 Stunden 49 Minuten - die Stoppuhr hat alles wohl registriert - springt der Diesel an. Bis zu diesem Augenblick leben die Menschen in diesen 4 Gaskammern, viermal 750 Menschen in viermal 45 Kubikmetern! - Von neuem verstreichen 25 Minuten. Richtig, viele sind jetzt tot. Man sieht das durch das kleine Fensterchen, in dem das elektrische Licht die Kammern einen Augenblick beleuchtet. Nach 28 Minuten leben noch wenige. Endlich, nach 32 Minuten ist alles tot! - -
Von der anderen Seite öffnen Männer vom Arbeitskommando die Holztüren. Man hat ihnen - selbst Juden - die Freiheit versprochen und einen gewissen Promillesatz von allen gefundenen Werten für ihren schrecklichen Dienst. Wie Basaltsäulen stehen die Toten aufrecht aneinander gepreßt in den Kammern. Es wäre auch kein Platz, hinzufallen oder auch nur sich vornüber zu beugen. Selbst im Tode erkennt man noch die Familien. Sie drücken sich, im Tode verkrampft, noch die Hände, so das man Mühe hat, sie auseinanderzureißen, um die Kammern für die nächste Charge freizumachen. Man wirft die Leichen, - naß von Schweiß und Urin, kotbeschmutzt, Menstruationsblut an den Beinen, heraus. Kinderleichen fliegen durch die Luft. Man hat keine Zeit, die Reitpeitschen der Ukrainer sausen auf die Arbeitskommandos. Zwei Dutzend Zahnärzte öffnen mit Haken den Mund und sehen nach Gold. Gold links, ohne Gold rechts. Andere Zahnärzte brechen mit Zangen und Hämmern die Goldzähne und Kronen aus den Kiefern. -
Unter allen springt der Hauptmann Wirth herum. Er ist in seinem Element. - Einige Arbeiter kontrollieren Genitalien und After nach Gold, Brillanten und Wertsachen. Wirth ruft mich heran: Heben sie mal diese Konservenbüchse mit Goldzähnen, das ist nur von gestern und vorgestern! In einer unglaublich gewöhnlichen und falschen Sprechweise sagt er zu mir: Sie glauben gar nicht, was wir jeden Tag finden an Gold und Brillanten - er sprach es mit zwei L - und Dollar. Aber schauen sie selbst. Und nun führt er mich zu einem Juwelier, der alle diese Schätze zu verwalten hatte, und ließ mich dies alles sehen. Man zeigte mir dann noch einen früheren Chef des Kaufhauses des Westens in Berlin und einen Geiger: Das ist ein Hauptmann von der alten Kaiserlich-Königlichen österreichischen Armee, Ritter des Eisernen Kreuzes I. Klasse, der jetzt Lagerältester beim jüdischen Arbeitsdienst ist! - Die nackten Leichen wurden auf Holztragen nur wenige Meter weiter in Gruben von 100 mal 20 mal 12 Meter geschleppt. Nach wenigen Tagen gärten die Leichen hoch und fielen alsdann kurze Zeit später stark zusammen, so daß man eine neue Schicht auf dieselben draufwerfen konnte. Dann wurden zehn Zentimeter Sand darüber gestreut, so daß nur noch vereinzelte Köpfe und Arme herausragten. - Ich sah an einer solchen Stelle Juden in den Gräbern auf den Leichen herumklettern und arbeiten. Man sagte mir, daß versehentlich die tot Angekommenen eines Transportes nicht entkleidet worden sein. Dies müsse natürlich wegen der Spinnstoffe und Wertsachen, die sie sonst mit ins Grab nähmen, nachgeholt werden. - Weder in Belcec noch in Treblinka hat man sich irgendwelche Mühe gegeben, die Getöteten zu registrieren oder zu zählen. Die Zahlen waren nur Schätzungen nach Waggoninhalt … - Der Hauptman Wirth bat mich, in Berlin keine Änderungen seiner Anlagen vorzuschlagen und alles so zu lassen, wie es wäre und sich bestens eingespielt und bewährt habe …
Alle meine Angaben sind wörtlich war. Ich bin mir der außerordentlichen Tragweite dieser meiner Aufzeichnung vor Gott und der gesamten Menschheit voll bewußt und nehme es auf meinen Eid, das nichts von allem, was ich registriert habe, erdichtet oder erfunden, sondern alles sich genauso verhält …“

(zitiert nach: Markus Tiedemann: „In Ausschwitz wurde niemand vergast“ http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442151422/qid…)

Natürlich wird dieser Bericht von Holocaust-Leugnern angezweifelt (was auch sonst). Es existieren aber eine ganze Anzahl offizieller Schriftstücke und Zeugnisse, die Gersteins Anwesenheit bei der Vergasung belegen.

Meine Meinung nach sollte niemand, im Namen welcher Religion, Ideologie oder Ideale auch immer, bedrängt, geängstigt, verhöhnt, materiell beeinträchtig, seiner Freiheit beraubt, gefoltert oder ermordet werden. Wird dieser Satz nicht vorbehaltlos akzeptiert, lohnt sich die Diskussion mit der Person nicht, dann muss alles versucht werden das die Ideen oder Meinungen dieser Person keine Anhänger finden kann. Man diskutiert dann zwar mit ihr, aber die eigentlichen Adressaten sind die Mitläufer und die noch Unentschlossenen, von vornherein zu sagen es hat keinen Zweck hilft nur der Gegenseite.

Gruss
Armin

diese ursache ist mir bekannt. ich verweise aber auf die
stelle in den evangelien, in denen jesus die geldwechsler aus
der unmittelbaren tempelumgebung hinauswirft. das klischee vom
wucherjuden scheint doch etwas älter zu sein, wie sonst käme
so eine geschichte zustande, die völlig absurd ist, wenn man
die historischen hintergründe zur opferpraxis im tempel kennt?

Dachte immer das wäre so Praxis gewesen, da die Juden um zu opfern Tiere kaufen mussten, diese durften aber die Tiere nur mit „reinem“ Geld bezahlen, so das sie gezwungen waren ihr „unreines“ Geld gegen „reines“ Tempelgeld zu wechseln, ebenfalls durften keine Unreinen also Behinderte und Kranke opfern, und da Jesus gegen diese Praxis war hat er sich mit den Geldwechslern und Tempeloberen angelegt.
Jesus Absicht war in meinen Augen eine Reform des Judentums und nicht die Schaffung irgendeiner Weltreligion, die wir wohl mehr Paulus zu verdanken haben.

Gruss
Armin

Hallo Täubchen (netter Nick :wink: )

Bereits vor christlichen Zeiten waren die Juden
unterschiedlichen Verfolgungen ausgesetzt.

Kannst Du da Belege nennen? Es gab einige gewaltsame Erhebungen von Juden (in Palästina und in Alexandria), die natürlich genauso gewaltsam niedergeschlagen wurden und (neben der Proselytenmacherei der Juden) zu weit verbreiteten antijüdischen Ressentiments in der römischen Gesellschaft führten. Belege hatte ich ja schon genannt; auch bei Horaz oder Juvenal gibt es ‚Stellen‘ - hauptsächlich gegen die Neubekehrten gerichtet. Von einer ‚Verfolgung‘ kann man da meiner Meinung nach allerdings nicht sprechen. Juden waren Soldaten in den Legionen, laut Flavius Josephus ernannte Caligula sogar Agrippa I. zum Prätor und Claudius später Agrippa II. Josephus berichtet auch von mehreren Juden im Range von Rittern (Equites) in Palästina. Nicht unwahrscheinlich, dass es auch jüdische Senatoren gab.

‚Verfolgung‘ trifft mE allenfalls auf die antijüdischen Edikte zu, die 135 nach dem Bar-Kochba-Aufstand durch Kaiser Hadrian erlassen wurden (z.B. Verbot der Beschneidung). Diese Edikte wurden bereits drei Jahre später durch Hadrians Nachfolger Antoninus wieder aufgehoben.

Wie es dann dazu kommen konnte, dass sich das Christentum mit
dem Antisemitismus eingelassen hat, gehört zu den
verwirrendsten und traurigsten Kapiteln der Geschichte des
Christentums.

Mit Verlaub - wenn man sich die Quellen anschaut, scheint es mir gar nicht so verwirrend, „wie es dazu kommen konnte“ …

so der als Antisemit verschrieene
Paulus

„Denn es gibt viele Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, besonders die aus den Juden, denen man das Maul stopfen muß …“
Titusbrief 1,10-11 (nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984)

Und tatsächlich hat, seit dem 11. oder 12. Jahrhundert, das
Christentum die Hauptverantwortung für den abendländischen
Antisemitismus zu tragen

Zu ernsthaften Ausschreitungen (so weit ich es überblicke) kam es tatsächlich erst nach dem Jahr 1000. Aber das war dann u.a. Ergebnis jahrhundertelanger klerikaler Hetze und keine neue (von der alten Kirche abzutrennende) Entwicklung - siehe weiter unten.

Aber trotzdem ist der
Antisemitsimus kein Geburtsfehler des Christentums, sondern im
Gegenteil: ihm im Kern wesensfremd.

Das mit dem ‚Geburtsfehler‘ kam von mir, nicht von Max. Nur zur Erinnerung: ich hatte durchaus zwischen Antisemitismus und Antijudaismus differenziert. Und ich glaube Dir ohne weiteres, dass der ‚Kern‘ des Christentums, so wie Du persönlich ihn verstehst, nichts mit Verfolgung Andersdenkender zu tun hat. Ich will hier nicht Christen an Stelle von Juden verteufeln, aber doch darauf hinweisen, dass es von Anbeginn an eine durch höchste Autoritäten legitimierte Judenfeindschaft im Christentum gab.

Einige der frühen Kirchenväter und bekennenden Judenfeinde habe ich ja schon genannt:

Origenes, um 185-254 ("… sie haben das abscheulichste Verbrechen begangen, indem sie jene Verschwörung gegen den Retter des ganzen Menschengeschlechts anzettelten …"), der so überaus fromm war, dass er sich angeblich selbst kastrierte. Vater der allegorischen Bibelexegese und vor Augustin wohl bedeutendster christlicher Theologe, wenn auch später als Häretiker gebrandmarkt (nicht wegen seiner Judenfeindlichkeit, versteht sich). Die evangelischen Christen widmen ihm trotzdem einen eigenen Gedenktag (den 27.04.).

Gregor von Nyssa, ca. 330-394 ("… Mörder des Herrn, Totschläger der Propheten, hasserfüllte Rebellen gegen Gott … Statisten des Teufels, eine Rasse von Schlangen, Verräter, in ihrem Gehirn verdunkelte Verleumder … eine Versammlung von Dämonen …"), der wegen Unterschlagung von Geldern seiner Diözese zeitweise verbannt war. Die katholischen und die orthodoxen Christen feiern seinen Gedenktag am 10.01. (und die Kopten am 14.10.).

Johannes Chrysostomos („Goldmund“), 354-407 („Die Synagoge ist ein Hurenhaus, … eine Räuberhöhle und Schlupfwinkel für wilde Tiere … mit ihrem immer stinkenden Maul leben die Juden nur für ihren Bauch und führen sich nicht besser als die Schweine und die Böcke auf in ihrer schmierigen Grobheit und ihrer übertriebenen Gier …“). Wegen seines goldenen Schandmauls noch 1908 von Papst Pius X. zum Patron der Prediger erhoben. Einer der katholischen Kirchenlehrer, bei den Orthodoxen sogar einer der vier großen Kirchenlehrer. Katholiken und Evangelische feiern ihn am 13.09. (die Orthodoxen am 12.11.).

Nicht genannt hatte ich den heiligen Ephraim oder Ephraem, 306-373 („Die Juden sind Sklavennaturen, Wahnsinnige, Teufelsdiener, Mörder, ihre Führer Verbrecher, ihre Richter Schurken, … sie sind neunundneunzigmal so schlecht wie Nichtjuden“, „Heil dir, hehre Kirche, aus jedem Mund, die du frei bist… von dem Gestank der stinkenden Juden!“). Seit jeher bei den Orthodoxen Kirchenlehrer, 1920 endlich auch von den Katholiken zum Kirchenlehrer erhoben. Gedenktag bei den Katholiken und Evangelischen am 09.06. (Orthodoxe am 28.01.).

Die Kirchenlehrer (und veritablen Heiligen) Hieronymus und Augustinus hatte ich ja ebenfalls schon genannt, auch der heilige Kirchenlehrer Ambrosius verdient durchaus eine lobende Erwähnung. Ich erspare mir weitere Zitate, man könnte Seiten über Seiten damit füllen …

Ich empfehle statt dessen die Lektüre von Karlheinz Deschners dickleibiger aber gut zu lesender „Kriminalgeschichte des Christentums“. Sicher kann man Deschner vorwerfen, er sei einseitig und polemisch (was er selbst durchaus nicht leugnet) - aber er liefert unwiderlegliche Fakten. Niemand ist so blind wie der, der sich weigert, zu sehen.

Ah - Moment - eins hab ich noch (Antijudaismus hin, Antisemitismus her):

„Der Führer ist ein Abbild des Glanzes Gottes… und nimmt Teil an seiner ewigen Autorität“
(Kardinal Michael Faulhaber)

Sorry, aber irgendwie sehe ich da schon eine Verbindung …

lg
Täubchen

Gleichfalls und nix für ungut,
Ralf

1 Like

Hi Fox,

deine ausführungen zu hackordnung, selbstwertgefühl,
gruppendruck usw. sind sicher korrekt, nur erklären sie nicht,
warum ausgerechnet juden die exponierte stellung einer
untersten hackgruppe einnehmen.

Ich hatte versucht, dies durch ihre Außenseiterrolle in einer ansonsten verhältnismäßig homogenen Gesellschaft (Christentum und eine darauf aufbauende abendländische verbindliche ‚Leitkultur‘) zu erklären. Der / das Fremde wird von Vielen automatisch als bedrohlich empfunden. Dem Außenseiter kommt die innere Solidarität der Gruppe nicht zugute; das Abreagieren von Aggressionen innerhalb der Gruppe ist mit Tabus und Sanktionen besetzt - da bietet sich der Außenseiter als Opfer praktisch von selbst an …

Die Ursachen der Außenseiterrolle (fehlende Integration in den Gesellschaftsverband) hatte ich angedeutet - sie dürften ja auch bekannt sein.

juden werden antisemitisch
nicht als schwach sondern im gegenteil als besonders mächtig
eingestuft.

Sie werden (eben durch ihre ‚Fremdheit‘) auf unreflektierte Weise als bedrohlich empfunden. Ihre offensichtliche Schwäche muss mit als Begründung für allerlei Verschwörungstheorien herhalten. Objektiv wird Schwäche wahrgenommen, subjektiv Bedrohung durch verborgene Machenschaften empfunden. Beides sind Auslöser für irrationale Attacken - wie bei einem Kettenhund.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

hi,

da die Juden um zu
opfern Tiere kaufen mussten, diese durften aber die Tiere nur
mit „reinem“ Geld bezahlen

das ist mir neu. die pilger kamen jedenfalls aus den umliegenden ländern und hatten ausländische währungen dabei. um tiere zu kaufen, mußten sie das geld wechseln. eine völlig normale angelegenheit, genau wie heute. das negative der handlung des geldwechselns ist komplett schleierhaft.

keine Unreinen also Behinderte und Kranke

die beiden begriffe sind keinesfalls kongruent. wenn man das so sagt, klingt es, als wären behinderte generell als „unrein“ erklärt worden und nur ihnen das opfern untersagt.

Jesus Absicht war in meinen Augen eine Reform des Judentums
und nicht die Schaffung irgendeiner Weltreligion, die wir wohl
mehr Paulus zu verdanken haben.

ich denke da sind wir uns einig, soweit man die gesamte sache überhaupt historisch festnageln (no pun indended) kann.

gruß
datafox

Hallo Marion,
vorweg: was Kinder / Jugendliche und ihre Lust am Provozieren angeht, kann ich Dir nur zustimmen.

Nur haben wir es bei den
Ausgangsbeispielen nicht mit Personen zutun, die ich jetzt so
ohne weiteres anhand der Aussagen z.B. einem rechtsextremen
Umfeld zuordnen würde.

Ich auch nicht …

Sicherlich gibt es vermutlich kaum rechtsextreme Gesinnung
ohne Antisemitismus. Andererseits findet sich Antisemitismus
jedoch in allen möglichen Gesellschaftsschichten außerhalb der
rechtsextremen oder gewaltbereiten Szene (ich möchte nur mal
an diese Rede von Martin Hohmann zum Nationalfeiertag
erinnern) und grade hier greifen die von dir angesprochenen
Verhaltensmuster eben nicht.

Wie schon angedeutet, würde ich es vorziehen, wenn der Begriff Antisemitismus etwas differenzierter verwendet würde. Offen gesagt, bin ich Verdikten wie „Neo-Antisemitismus“ oder „verdeckter Antisemitismus“ gegenüber etwas misstrauisch. Mir scheint, da wird häufig das blanke Grauen instrumentalisiert und ‚Antisemitismus‘ zum bloßen (und manchmal kaum gerechtfertigten) Kampfbegriff profaniert. Daher habe ich mich auf das Sartre-Zitat bezogen. Nach dieser Definition wäre Hohmann wohl kein Antisemit und der Kioskverkäufer vermutlich auch nicht. Nur ärgerliche Dummschwätzer, aber keine Judenhasser. Vielleicht greifen deswegen die genannten Verhaltensmuster nicht.

Sicher gibt es, was verdeckten oder unterschwelligen Antisemitismus angeht, auch andere, durchaus berechtigte Meinungen. Es ist natürlich wichtig, den Anfängen zu wehren. Jedoch habe ich Zweifel, ob der äußerst schwerwiegende Vorwurf des Antisemitismus sich nicht zu sehr abnutzt. Zwischen einem Herrn Hohmann oder Möllemann und einem Horst Mahler sehe ich einen gewaltigen Unterschied. Und - wie ebenfalls schon angedeutet - Hetzjagden auf Asylanten in unseren Städten und zunehmende Ausländerfeindlichkeit bis in maßgebliche politische Kreise hinein sind für mich besorgniserregender als geschändete Friedhöfe. So widerlich letzteres ist.

PS: Kompliment für deine Homepage, ist sehr informativ :smile:

Danke :smile: und freundliche Grüße,
Ralf