Warum ist immer die Faulheit schuld, wenn jemand schlecht in der Schule ist?

Ich habe oft den Satz gehört: Unser Sohn (Tochter) wäre viel besser, wenn er (sie ) mehr für die Schule tun würde.
Warum machen Eltern so ein Geschrei, wenn sie einfach ein weniger gescheites Kind haben. Ich glaube , die größte Schande im Leben , ist es , als dumm zu gelten. Der taugt nun überhaupt nichts, wenn die Gehirnzellen nicht so wollen wie die Eltern.

Und warum scherst Du sie alle über einen Kamm?

Unser Freund Dani sagte zum Thema Schul- und Ausbildung seines Zweiten: „Vaut mieux être un bon plombier qu’un ingénieur médiocre!“

So isches noch au wieder

meint

MM

Als dumm zu gelten heisst doch nicht, dass derjenige ďumm ist. Kann doch auch die Beurteilung durch Dumme sein! Wobei für mich ungeklärt ist, wie Dummheit zu definieren ist. Ich kenne Leute mit absolviertem Studium, die mir ďumm vorkommen und ausgesprochen kluge Menschen, die unabhängig vom meist schlechten Schulabschluss ihr Leben prima meistern. Schule ist halt nicht Alles.

Hallo,

nach meinen Erfahrungen in Schule und Uni hängt der Lernerfolg der Schüler weit mehr vom Lehrenden, den Schülerzahlen und der Lehrmethodik ab, als von IQ der Schüler- der ist überwiegend Durschnitt.

Aber auch Lehrer berufen sich gern darauf, dass die Schüler nur mehr tun müssten.
Mehr Interesse wecken wäre hilfreicher.

Wir brauchen nicht bessere/fleißigere Schüler, sondern bessere Lernbedingungen und Lehrer und das schon seit langem. Konzepte gibt es, z.B. in Finnland, aber hier wird nur gespart und rumgepfuscht.

Trotzdem gibt es sicher Schüler, die im Praktischen besser sind, als im Theoretischen (Mathe ist nicht jeders Ding, was ich bestens nachvollziehen kann). Und Handwerk ist ein absolut notwendiges Arbeitsgebiet, Handel und Müllabfuhr auch. Wenn die Bezahlung fairer wäre, würden Eltern ev. weniger Stress wegen der Ausbildung der Kinder haben.

Gruß, Paran

Gruß, Paran

Hallo!

Ich denke das kommt daher das deine Kids spielen viel viel interessanter finden und daher auch beim Lernen dann nur an das Spielen hinterher denken.
Dann bleibt meistens nicht all zu viel vom Stoff hängen.

liebe Grüße Erwin

Hallo Erwin,

hast Du mal überlegt, was man alles beim Spielen lernt?

Hast Du beim Bauen nie die Knöpfe von Legosteinen multipliziert, addiert, subtrahiert? Musstest Du die Grundrechenarten tatsächlich an der Schule lernen? Hatten die Figuren, die Du mit den anderen im Spiel darstelltest, nie einen historischen oder geografischen Zusammenhang? (beliebig fortzusetzen)

Ich habe den Eindruck, Du hast viel zu wenig gespielt in Deinem Leben.

Schöne Grüße

MM

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Hallo bKK,

für mich sind die Angaben etwas zu wenig.

Es hängt sicher auch u.a. ab:

- vom Kind selbst:

  • Kann und will es sich auf eine Sache konzentrieren, auch wenn es nicht immer "Spaß"macht und wenn ja, wie lange
  • Hat es durch Eltern, Freunde,… eine positive Einstellung zur Schule bekommen?
  • Spannend ist, dass sich viele Kinder sehr wohl längere Zeit bis über Stunden hinweg mit Smartphone oder anderen Dingen beschäftigen können, die Konzentration allerdings bei schulischen Dingen auf nur kurze Zeit beschränkt ist und die Ablenkungsmöglichkeit dabei extrem hoch ist

von den Voraussetzungen:

  • Ist der Schultyp der geeignete
  • Gibt es eine Überforderung/Unterforderung

von der Einstellung der Eltern:

  • „Die Schule/Lehrkraft ist zuständig“, dass mein Kind etwas lernt, nicht ich als Elternteil
  • Aufgaben sind in der Schule zu erledigen und brauche ich nicht anzusehen
  • was sich so in der Schule abspielt, ist eigentlich nur für die Schule wichtig, für mich nicht, denn Lernen hat eben in der Schule zu geschehen;
  • Wertschätzung der Lehrkräfte die sich auch vor dem Kind zeigt

von der Einstellung der Schule:

  • Bekommen die Lehrkräfte alles zur Verfügung gestellt (dazu gehört neben materiellen Ressourcen vor allem entsprechende Zeit und Wertschätzung durch die Schulleitung und übergeordnete Stellen), um ihren Beruf auch entsprechend ausüben zu können

Und:
„Faulheit“ kann auch bedeuten, sich nicht besonders anstrengen zu wollen (im schulischen Bereich), obwohl das Potential durchaus vorhanden wäre - das wiederum sehen Lehrkräfte oft eher als Eltern
Manchmal ist der Druck der Gruppe - „Streber!!!“ recht heftig.

Übrigens kommt es nicht immer darauf an, was und wie viel man gelernt hat, sondern wie man vorhandenes Wissen und Können sinnvoll kombinieren und einsetzen kann.

Gruß

dafy

Hallo

Natürlich, das trifft doch wohl auf fast jeden Schüler zu.

Wieso Geschrei? Ich hab noch nie Eltern die o.g. Aussage schreien gehört.
Und wenn: Warum machst du denn ein Geschrei darum, dass Eltern sowas sagen? Sollen die vielleicht sagen, ihr Kind sei leider ziemlich dumm? Vielleicht noch, wenn das Kind daneben steht?

Viele Grüße

Hallo dafy,

Ich bekam meine ganze Schulzeit auch immer zu hören, dass ich nur zu faul sein und sonst doch so intelligent sei.
Als ich dann um die 20zig war, stellte sich heraus, dass meine Probleme durch Legasthenie erzeugt wurden.

Das eigentlich traurige an der Geschichte war, dass auch der Schulpsychologische Dienst die Ursache nicht erkannte, sondern mir nur einen überdurchschnittlichen IQ bescheinigte. Das war um 1970, aber da war die Legasthenie schon einige Jahrzehnte bekannt.
Das andere war, dass, wenn man sein Bestes zu geben versucht und dann immer der Faulheit beschuldigt wird, dies die Begeisterung für die Schule nicht wirklich fördert …

MfG Peter(TOO)

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Hallo @Aprilfrisch,

mein Bruder hat seit circa 12 Jahren eine neue Familie. Er hatte sich von seiner Ehefrau getrennt.
Nun lebt er in einer sogenannten Patchworkfamilie.
Seine neue Freundin brachte 2 Kinder, einen Sohn, eine Tochter, mit in die Beziehung. Er selbst hat einen Sohn. Die Kinder der Freundin sind sehr gut in der Schule.
Es wird immer betont, dass sie viele Einser schreiben. Tobias, der Sohn meines Bruders kann da einfach nicht mithalten. Er ist ueberhaupt total anders. Er hat keine Freunde und hinkt staendig in allem hinterher. Natuerlich lassen Vergleiche sich nicht verhindern. Sie entstehen zwangslaeufig. Wenn es liebenswuerdig gemeint waere, faende ich es nicht schlimm. Aber dahinter steckt immer etwas bewertendes. Was mich anbelangt, war ich ebenso ein sehr schlechter Schueler, selbst wenn ich von Morgens bis Abends gebueffelt haette, waere ich trotz allem nie eine grosse Leuchte geworden. Ich habe unter diesem Vergleich sehr gelitten. Diesen Mangel an Intelligenz konnte ich nie abschuetteln. So sehr ich mich bemuehte. Es waere sehr schoen , wenn es nicht so bedeutend wichtig waere, schlau oder dumm zu sein. Es kann ja nicht nur Haeuptlinge geben. Der ueberwiegende Teil sind doch Indianer. Ich finde, in einer Gesellschaft, wo es nur noch angeblich schlaue geben tut, stimmt etwas nicht.

Wer in bestimmten Vergleichen nicht mithalten kann, empfindet selbst leise Kritik als Geschrei.
Die Flucht vor dieser Kritik, macht fuer manche das Leben unertraeglich. In der Verwandtschaft meiner Mutter gibt es ein Ehepaar, wo beide als hochintelligent eingestuft wurden. Schulnoten und Leistungen jeglicher Art waren nie ein Problem. Nun bekamen sie einen Sohn, der leider genau das Gegenteil war. Naemlich einfach nur doof. Das Leiden nahm seinen Lauf. Warum gerade wir, frugen sich die Eltern, wo wir doch so schlau sind? Hinter vorgehaltener Hand wurde gespottet und ausgelacht.

Spielen foerdert Intelligenz sehr. Wer zu wenig gespielt hat und zu frueh in einen Ernst hineingetrieben wird, kann spaeter komplett versagen. Gerade das spielerische laesst Kinder zur Entfaltung kommen. Wo vor allem ueber Fehler herzhaft gelacht werden darf.

Sie sollen nicht sagen , dass Ihr Kind dumm ist. Aber es soll bedingungslos spueren, dass es deswegen nicht weniger lieb gehabt wird. Das ist eine Voraussetzung. Unabhaengig von den geistigen Faehigkeiten. So dass, das Kind gar nicht erst in einen Engpass geraet. Ein Kind weiss oft um seine Faehigkeiten Bescheid .

Ich haette mir sehr viel Zeit gespart, wenn ich nicht wie ein wahnsinniger Goldhamster im Laufrad einem Phantom hinterhergejagt waere, ohne Aussicht , schaffe ich es oder schaffe ich es nicht, diese unsichtbare Messlatte jemals zu ueberqueren und in das gelobte Land der Geliebten Menschen vorzudringen, die als Intelligent gelten. Da sage ich mir lieber mit deutlich und sehr klaren Worten: Ich bin dumm. Na und! Warum sollte ich mich darueber schaemen.
Ich stand in einem ewigen Vergleich zu meinem Bruder. Er wurde so gepriesen, als der einzige in unserer Siedlung, der auf das Gymnasium ging. Und der spaeter studierte. Es wurde ueberhoch gehandelt. Nun geraet er ins Hintertreffen, da die Kinder seiner neuen Freundin , seinen Sohn in allem so in den Schatten stellen. Das waere alles nicht so schlimm, wenn der Druck aus dem Ganzen herausgenommen werden koennte. Einfach, indem gesagt wird: Du bist zwar etwas duemmer, aber wir moegen Dich deswegen trotz allem. Und so verliert das Wort,dumm, vor dem so viele zittern, an Bedeutung. Und dann ist Ruhe und Frieden.

Hallo Peter,

Leider war es in der Vergangenheit wirklich oft so, dass Legasthenie zwar als etwas, was nicht alle betrifft erkannt und doch nicht entsprechend beachtet wurde/werden konnte. Die Lehrkräfte hatten zu meiner Schulzeit gar keine entsprechende Ausbildung, um entsprechend hilfreich intervenieren zu können.

Immerhin wurde dir ein überdurchschnittlicher IO bescheinigt :+1: - heute würde dir damit wohl eine Hoch/Begabten-Förderung zuteil werden können, die ja als Motor für Kompensierung dienen kann.
Legasthenie - wirklich von Fachleuten attestiert - ist heutzutage kein Hemmschuh mehr für gute Leistungen, da es ja entsprechende gesetzliche RIchtlinien zur Beurteilung gibt.

Übrigens ist jedes (!) Lob eine positive Motivation, während manch andere Bemerkung genau das Gegenteil bewirkt.
Und das betrifft nicht nur den schulischen Bereich.

Gruß

dafy

Hallo bKK,

deine Worte sind alles andere als positive Motivation für dich selbst!
Ich persönlich würde keinem Menschen erklären, er wäre dumm, sein Verhalten kann das hingegen sehr wohl sein.

Schutzbehauptung, damit man sich gar nicht anstrengen muss?

Übrigens: Wer mit sich selbst zufrieden ist, hat keinen Grund, auf andere neidisch zu sein.

Gruß

dafy

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„Dumm ist der, der Dummes tut“ (Mutter Gump)

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Hallo dafy,

Ich meine nicht die Lehrkräfte und die fehlende Förderung.

Ich war zur Abklärung beim Schulpsychologischen Dienst der Stadt Basel, das ist hier eine Abteilung aus Psychologen/Psychiatern, welche sich nur mit auffälligen Schülern befasst. Ich war da einen Tag zur Abklärung, mit schriftlichem IQ-Test, Klecksbildern, einem langen Gespräch usw. Da war ich 11-12 Jahre alt.

Von dieser Stelle hätte man eigentlich etwas mehr erwarten können :frowning:

OK, eine Hoch-Begabten-Förderung bekam ich in Form eines Internates. Aber die Legasthenie wurde irgendwie übersehen.

MfG Peter(TOO)

Hallo Peter,

wie das in der Schweiz gehandhabt wurde/wird, kann ich nicht beurteilen - in Österreich gab zu der Zeit nicht so viele psychologische Beratungsstellen und auch heute dauert es noch geraume Zeit, bis man einen Termin beim Schulpsycholgen bekommt - schlichtweg Personaleinsparungen am falschen Fleck.

Bei dir - als „auffälligem“ Schüler - stand offenbar der hohe IQ im Vordergrund (und damit etwas nicht Alltägliches!) - ein solcher lässt manche Schüler anders agieren, als man es halt von Schülern erwartet. Unterforderung „lesen“ manche als Desinteresse, …

Ich darf dir meine Hochachtung ausdrücken!

Zumindest in dem Bereich hat sich schon Entscheidendes getan, Positives! Bei uns gibt es in einigen Bundesländern extra dafür ausgebildetete Lehrkräfte, die da wirklich Hervorragendes für diese Schüler auf die Beine gestellt haben und es auch weiterhin tun.

Leider bedeutet ein hoher IQ nicht zwangsläufig eine Hochbegabung in allen Bereichen - siehe Kapazitäten, die ein enormes Wissen aufweisen und phantastische Ergebnisse in ihrem Fachbereich erzielen, im Alltagsleben allerdings gröbere Probleme haben.

Gruß

dafy

Hallo dafy,

Aus meiner heutigen Sicht, hängt das Problem hauptsächlich mit einer Begabung zusammen um welche mich die meisten beneiden:
Mein gutes Gedächtnis.
Beim durchlesen eines Diktates habe ich auf dem Papier gesehen was ich schreiben wollte und nicht was wirklich auf dem Papier stand. Ich konnte den Text dann auch noch um die 14 tage wortwörtlich auswendig wiedergeben. Nach 2 bis 3 Wochen „bei Seite legen“, war dann auch für mich der Text „neu“ und ich konnte Schreibfehler selbst erkennen.

Meine Rechtschreibung hat sich durch viel lesen lange Zeit stabilisiert. Mit dem Internet hat sie sich dann wieder verschlechtert, weil man leider heute viele Rechtschreibfehler lesen muss, das verwirrt mich und ich weiss dann nicht mehr welches eigentlich die richtige Schreibweise ist.
Die letzte Rechtschreibreform, hat das alles für mich eher komplizierter gemach, als irgendetwas vereinfacht :frowning:
Naja, mittlerweile gibt es ganz brauchbare Rechtschreib-Prüfprogramme, welch auch für Forenbeiträge im Hintergrund arbeiten. :smile:

MfG Peter(TOO)

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