Hiho,
Bei uns ist das der Fall, weil wir in einer patriarchalischen
Gesellschaft leben die durch Religionen geprägt ist, die
Orientierung polarisieren und Heterosexualität auf die gute,
normale und alles andere auf die schlechte, unnormale Seite
Stellen.
Ich habe viel Zeit in Amerika verbracht und kenne dort Schwule, die unter solchen Begegebheiten tatsächlich leiden. In Deutschland habe ich das jedoch nie so extrem wahrgenommen. In Köln oder Berlin sind überall Schwule unterwegs, und ich habe so gut wie niemanden kennen gelernt, den das wirklich stört. Von einer patriarchalischen
Gesellschaft zu sprechen, halte ich daher für überzogen.
Dies liegt bei den monotheistischen Religionen meistens schon
in Wurzeln in der israelitischen Religion, die sich von den
anderen altorientalischen Religionen, wo weniger auf
Orientierung gegeben wurde, abgrenzen wollte.
Der Islam z.B. hat in Byzanz doch relativ offen die
Homosexualität umarmt. Doch irgendwann kam die völlige
umkehrung, über die Gründe bin ich mir nicht ganz im Klaren.
Es gibt da ein hübsches Buch, dass ich dir für einen Überblick
ans Herz legen möchte:
Gotthard Feustel: „Die Geschichte der Homosexualität“.
Historisch schön dargestellt, irgendwie, spätestens ab dem 18.
Jh. wurde Europa noch extrem Schwulenfeindlicher als zuvor.
Begründet wurde dies religiös, aber warum nicht schon früher?
Da bin ich auch überfragt.
Du hast mit Sicherheit einen Punkt, wenn Du die Ablehnung von Schwulen in religiösen Gruppierungen benennst. Ich denke aber, dass man dabei heutzutage Abstriche machen muss. Meine erfahrung ist die, dass es unter religiösen ‚Normalos‘ (also keinen Fundamentalisten o.ä.) sowohl Menschen gibt, die sie ablehnen, als auch solche, die das gar nicht interessiert.
Ausführlich kann ich Dir Deine Frage nicht beantworten. Darüber könnte man wohl ein ganzes Buch schreiben. Ich gehe jedoch davon aus, dass der Trend hin zur Verstädterung gesellschaftliche Spannungen speiste. Auf engem Raum geraten sich unterschiedliche Gruppen natürlich schneller in die Haare. Abgesehen davon, verlor die Kirche in dieser Zeit enorm an Einfluss, da Unternehmereliten plötzlich mit ihr auf Augenhöhe standen. Um sich zu positionieren, könnte sie sich radikalisiert haben.
Zum Fußball kann ich nur sagen: Glaubst du, dass alle Spieler
dort hetero sind? Sicherlich nicht, und doch gibt es kaum
offen schwule Fußballspieler, wenn, dann sind sie in Rente.
Warum? Weil Fußball eine Macho-Sportart ist, die Jungs dort
stehen unter extremen patriarchalen Druck und snd ein gutes
Beispiel dafür, wie Sexismus auch Männern das Leben schwer
machen kann.
Sie müssen einem Idealbild von Mann entsprechen und da
Homosexualität in unserer Kultur, völlig zu unrecht, mit
feminin-sein gleichgesetzt wird, passt das nicht und führt zu
Ausgrenzung bis Anfeindung.
Das erinnert mich an ein Seminar, dass eine ehem. Mitbewohnerin von mir mal besucht hat. In seinem Rahmen suchte man verbissen nach homosexuellen Fußballspielern hier in Frankfurt. Der gesamte Kurs konnte aber trotz aller möglichen Beteuerungen in Sachen Anonymität etc. aber keinen einzigen Schwulen finden. Und womöglich ist es nun mal so, dass es kaum schwule Fußballspieler gibt.
Zumal ich das gesamte Projekt ziemlich absurd fand: Da kommen ein paar Gender-Studenten daher, legen imaginären Schwulen irgendwelche Leidensdialektik in den Mund und geben an, sie sozusagen retten zu wollen. Für mich klingt das eher selbstgerecht als altruistisch. Wäre es nicht an Schwulen selbst, sich zu beschweren, wenn sie etwas stört? Was machen dort irgendwelche Frauen, außer sich als Edelmenschen darzustellen? Ich kann mir schwer vorstellen, dass ein schwuler Fußballspieler sich seinen vermeintlichen Ängsten und Nöten nicht ohne Frauen stellen könnte.
Bester Gruß!