Hi van Banden,
Ich…habe auch zu meinem Onkekl Harald nicht mehr Onkel Harald
gesagt, seit ich etwa 15 oder so war. Ich hab dann
angefanbgen, nur noch „Harald“ und „Maria“ zu denen zu sagen
Meine Frage: „Warum ist Wissen Macht?“ hängt nicht nur fest an den Philosophen, die sich lebenslang damit beschäftigt haben, sondern hat noch mehr zu tun mit den Bananen und meinem Neffen. Ich erinnere mich an meine Heftigkeit, als ich ihn, den damals Fünfjährigen, plötzlich an schrie: Warum, warum ist die Banane krumm?" Und er: „Ja warum Claus?“ Er hatte GEWONNEN.
Es gibt so etwas wie ein tieferliegendes Schlüsselereignis, wo mein Neffe mich schon ganz herausfordernd fragte: „Habt ihr denn auch zwei Bäder?“
Damals musste ich dem erst fünfjährigen Knirps zerknirscht (!) zugestehen: „Nein, nur eins!“ Unmittelbar darauf stellte sich der Fünfjährige sichtlich über mich. Er hatte regelrecht einen verachtenden Gesichtsausdruck, den ich so zu deuten versuche: Wenn der noch nicht mal zwei Bäder hat, ist der ja auch weniger wert als mein Vater und ich (nun, inzwischen habe auch ich zwei Bäder, aber das ist ungewollter Zufall).
Nach dem Abitur war mein Neffe, Sohn eines reichen Geschäftsmannes, als Praktikant in eine Firma eingetreten und hatte als Manager schnell Karriere gemacht. Als er alkoholabhängig wurde, baute er einen Unfall und lag mit gebrochenem Genick sechs Monate im Krankenhaus. Als er entlassen wurde, ging er zu den Anonymen Alkoholikern, um clean zu werden.
Nunmehr, als cleaner Manager, begann er nebenberuflich Gefangene zu betreuen, die wegen Alkoholprobleme eine Straftat begangen hatten. In Gesprächen wollte er sie überzeugen, seinem eigenen Beispiel zu folgen und nie mehr Alkohol zu trinken. Das machte er sieben Jahre lang. Dann schmiss er seinen Job hin und studierte Psychologie an der Universität Konstanz.
Mein Neffe kam bisher nur einmal auf unsere HINTERWELTINSEL, als er noch Student war (schon über 30 Jahre alt), mit kurzen Hosen und modischem Schuhwerk, fast zwei Meter groß als Sonnyboy, der das reiche Leben seiner Kindheit auch heute noch verkörpert, als klinischer Psychologe.
Jetzt kommt er das zweite Mal auf unsere Insel, mit seiner schwarzen Frau und seinen beiden Kindern, die ich noch nicht kenne. Aber fragen über die MACHT als „Onkel“ werde ich ihn natürlich nicht, das wäre zu unpassend.
Aber inzwischen respektieren wir uns gegenseitig und er sagte auch mal, er hätte sich mich als Dozent an seiner Universität gewünscht, denn er hätte viel von mir für sein Studium lernen können (das klang nicht schlecht!)
Nietzsche schreibt über MACHT:
„Die erste Wirkung des Glücks ist das GEFÜHL DER MACHT…“
Herzlicher Gruß
Claus
anstatt „Onkel Harald“ und „Tante Maria“ (zu sagen).
Ich fand das damals dann schon a) zu spießig und b) nicht mehr
angemessen, weil ich mich nicht mehr als kleines Kind empfand,
sondern auf Augenhöhe mit Harald und Maria. Anfangs haben die
beiden schwer daran zu beißen gehabt und auch noch
jahrzehntelang (!) sich selbst in Briefen und im direktren
Kontakt (!!) als Onkel Harald und Tante Maria bezeichnet, aber
das ging mir dann irgendwann am Allerwertesten vorbei und ich
blieb stur beim Weglassen des „Onkel“ und der „Tante“.
Es grüßt dich
Branden