Warum kämpfen sie?

Grüßli,

Religionen haben sich seit eh und je, die ganze Geschichte hindurch bis in unsere Gegenwart, bekämpft. Mich interessiert an der Religionswissenschaft nicht, was in den heiligen Schriften steht und was sich Menschen vor einigen tausend Jahren für Strategien ausdachten, um sich hochzujubeln, was zu einem großen Teil für unsere heutige Weltsicht geradezu unlogischer erscheint, als das Mächen vom Wolf und den sieben Geißlein, das klingt zum Teil sogar noch logischer.

Des Weiteren interessiert mich an der Religionswissenschaft auch buchstäblich nicht, in welchem Buch und auf welcher Seite genau man zum Beispiel das Lied findet „großer Gott wir loben dich“, und noch weniger interessiert mich an der Religionswissenschaft beispielsweise die Beantwortung der Frage, welcher Heilige immer beim abandlichen Beten einen grünen Hut aufsetzte.

Was mich brennend interessiert ist hingegen die Frage nach dem Nutzen von Religion, und weiter, warum die ganze Geschichte hindurch für diesen mir bisher unverstehbaren Nutzen gekämpft und gemordet wird, für die viele sogar lieber bereit sind zu sterben als ihren Glauben aufzugeben? Warum kämpfen religiös Gläubige so sehr für ihre Religion, halten sich aber oft so wenig an die von ihrer Religion vorgeschriebe Moral?

Welche Antworten kann die Religionswissenschaft auf diese Fragen geben, die ja auch mit der enorm wichtigen Frage korreliert, wie sich die Zukunft der Weltpolitik unter diesem Aspekt gestaltet. Ist Kampf ein Mangel an Selbstverständnis des Menschen und ist VERSTEHEN die Lösung???

Mit stets freudigen Grüßlis
Spitz

Sehr geehrter Herr Spitz,

geben Sie sich doch bitte den Ansatz von Mühe und werden Sie sich erst einmal über den Unterschied zwischen Religionswissenschaft und Theologie, den Sie ganz offensichtlich auf frappierende Weise NICHT verstanden haben, klar.

Hier eine kleine Hilfe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Theologie
Alles, was Sie nicht interessiert, ist primär Gebiet der Theologie.

und DAS
http://de.wikipedia.org/wiki/Religionswissenschaft

ist Religionswissenschaft.

Sagen Sie Bescheid, wenn Sie den Unterschied begriffen haben. Dann können wir uns weiter mit den Fragen der Legitimation, Gewaltforschung, Repatriarchalisierung und Charisma sowie dem Verhältnis zwischen Religion und Politik auseinandersetzen.

lg
Kate

Psychoanalytische Erklärung
Hi.

Religionen haben sich seit eh und je, die ganze Geschichte hindurch bis in unsere Gegenwart, bekämpft.

Hier zeigt sich wieder das Hauptproblem bei dir: Du hast keine religionsgeschichtlichen Kenntnisse. Auf dieser Nullbasis konstruierst du dann Falschbehauptungen wie obenzitierte. Fakt ist, dass Religionskriege erst durch monotheistische Religionen entstanden, und zwar - aufgrund ihrer Symbiose mit der Staatsgewalt - durch Christentum und Islam. Vorher gab es aber jede Menge polytheistischer Religionen, die niemals einen aus religiösen Gründen geführten Krieg hervorriefen, ganz einfach deswegen, weil diese Kulturen - so gewalttätig sie auch waren - fremde Religionen vollständig tolerierten. Die religiöse Intoleranz ist - man muss es leider sagen - eine Erfindung des Judentums. Jüdische Autoren haben als erste die eigene Religion als die einzige wahre hingestellt und die Anhänger anderer Religionen mit Schimpfwörtern belegt.

Was das Christentum betrifft, das diese Intoleranz natürlich aus dem Judentum übernahm, so wurde im vormittelalterlichen Christentum über den Krieg als legitimes Mittel der Verbreitung der Glaubenswahrheit ausgiebig räsonniert. Den Höhepunkt bildete Augustinus´ gruselige Feststellung:

(Contra Faustum, 22,74 f.)

Niemand darf jemals die Berechtigung eines Krieges bezweifeln, der in Gottes Namen befohlen wird, denn selbst das, was aus menschlicher Gier entsteht, kann weder den unkorrumpierbaren Gott noch seinen Heiligen etwas anhaben. Gott befiehlt Krieg, um den Stolz der Sterblichen auszutreiben, zu zerschmettern und zu unterwerfen. Krieg zu erdulden ist eine Probe für die Geduld der Gläubigen, um sie zu erniedrigen und seine väterlichen Zurechtweisungen anzunehmen. Denn niemand besitzt Macht über andere, wenn er sie nicht vom Himmel erhalten hat. Alle Gewalt wird nur auf Gottes Befehl oder mit seiner Erlaubnis ausgeübt.

Das ist Sadomasochismus in theologischer Verkleidung und hat, wie so viele andere brutale Statements von Augustinus, die destruktiven Praktiken des christlichen Mittelalters ideologisch fundiert.

Psychoanalytisch ist die monotheistische Intoleranz - das deutete ich kürzlich im Philobrett schon an - als Resultat von verdrängten Hassimpulsen gegen den allmächtigen Vatergott (des Monotheismus) zu deuten. Als Abwehrmechanismus dient die Projektion - in diesem Fall die Projektion des dem Vatergott geltenden Hasses auf die ´Ungläubigen´. Das psychologische Problem des Monotheismus besteht nämlich darin, dass durch die Reduktion des Götterhimmels auf eine einzige Figur, den Vatergott, dieser eine Macht erlangt, die den Gläubigen (unbewusst) erdrückt.

In polytheistischen Kulturen war die psychologische Situation eine völlig andere. Hier gab es eine Vielzahl von Göttern und Göttinnen, zu denen das Individuum komplexe Beziehungen pflegte, wobei zwei Unterschiede zum Monotheismus herausragen: 1) die Beziehung zu weiblichen Gottheiten, welchen den libidinösen Wünschen des Individuums entgegenkam (Mutter- und Liebesgöttinnen), und 2) die Beziehung zu einem persönlichen Schutzgott, der dem Individuum viel näher stand als die mächtigen Staats- und Stadtgötter. Diese Beziehungskomplexität verhinderte einen Aggressionsstau, wie er durch die Engführung der monotheistischen Gottesbeziehung praktisch vorprogrammiert ist.

Im monotheistischen Gott (zunächst Jahwe) vereinigen sich alle Qualitäten der polytheistischen Götter. Das bedeutet, dass der persönliche Schutzgott, im Polytheismus dem Individuum am nächsten stehend und dieses am besten kennend, mit dem obersten Gott (im Polytheismus z.B. Marduk und Re-Harachte) zu einem Wesen zusammengeht. Daraus entsteht eine potentiell klaustrophobe Angst- und Abhängigkeitssituation, wie sie in einer polytheistischen Kultur ganz undenkbar wäre. Da der Mono-Vater gegen jede Auflehnung die schlimmsten Strafen aufbietet (bis hin zur ewigen Höllenqual), bleibt dem Gläubigen nur der Ausweg der Verdrängung seiner aufbegehrenden Impulse via Hassprojektion auf Ungläubige und ´Ketzer´.

Wenn polytheistische Staaten Krieg führten, dann wurde göttlicher Auftrag oder Beistand zwar als Legitimation geltend gemacht, aber das war niemals, auch nicht im geheimen, der Grund für Kriege, die ausschließlich zur Erweiterung des staatlichen Territoriums bzw. zur Unterwerfung anderer Staaten zwecks Tributpflichtigkeit geführt wurden.

Monotheistische Religionskriege sind also - psychoanalytisch gesehen - indirekte Resultate eines verdrängten Vater(gott)hasses. Der (u.a.) aus dem Judentum hervorgegangene Christuskult bedeutet psychoanalytisch eine Reaktionsbildung gegen die als erdrückend empfundene Macht des Vaters durch die himmlische Inthronisation des Sohnes an der Seite des Vaters.

Chan

Oohh, Kate.

Hier ein Text von Michael Schmidt-Salomon, der deine Frage beantwortet:
Offenheit statt Offenbarung (1994)
Über Humanismus, Agnostizismus und die Diskursunfähigkeit „der Religiösen“
http://www.schmidt-salomon.de/salomon1.htm

In diesem Video wird der Text vorgelesen:
http://youtu.be/yOy9Jf1fLYU

Frage
Warum werden dann aber genau diese theologischen Themen in diesem Brett am laufenden Band sogar als „Idealfall“ behandelt, mit größter Aufmerksamkeit von Experten, wenn es um Religionswissenschaft und nicht um die Frage von einem „grünen Hut“ eines Heilgen geht? Außerdem erkläre doch mal selber was zum Thema „Warum kämpfen sie???“ aus deiner Perspektive!!!
Gruß
Spitz

1 Like

Hi

Weil es in diesem Brett momentan kaum religionswissenschaftliche Anfragen gibt. Ist halt so. `Man kann ja niemanden zwingen und wenn Leute theologische Fragen stellen, bekommen sie entsprechende Antworten von den Experten - unter denen sich jene befinden, die religionswissenschaftlich Arbeiten und auch ein paar Leute, die theologisch Arbeiten, die selbst gläubig argumentieren und unsere zwei Forumsmissionare.

Das hier ist ein Expertenforum, kein Automat wo man eine Münze einschmeißt und eine genehme Antwort erhält.

Zum Thema Glaubenskriege gibt es mehr als genug Literatur, das kann man auch nicht mal eben in zwei Minuten abhandeln.

Wenn du gewillt bist mehr als zwei Zeilen zu lesen fang doch mal hier an:

Martin Riesebrodt
„Die Rückkehr der Religionen. Fundamentalismus und Kampf der Kulturen“. 2. Aufl. München, 2001.
Hier geht es um Pluralisierung und die Gegenbewegungen Repatriarchalisierung (aus der auch Fundamentalismus erwächst) und charismatische Bewegungen.

Hans G. Kippenberg: Gewalt als Gottesdienst. Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung, München: C.H. Beck 2008.

Kippenberg: Aktuelle religiöse Gewalt aus handlungstheoretischer Perspektive. Frobenius-Vorlesung 2002. In: Paideuma. Mitteilungen zur Kulturkunde 49 (2003) S. 31-59

und zur staatlichen Perspekte:
Jonathan Fox. „Religious Causes of Discrimination against Ethno-Religious Minorities“, in: International Studies Quarterly Vol. 44 No. 3. 2003. S.423-450.

Charles H. Parker „Paying for the Privilege: The Management of Public Order and Religious Pluralism in Two Early Modern Societies“, in: Journal of World History, Vol. 17, No. 3. 2006, S. 267-296

Kippenberg „Die Entsäkularisierung des Nahostkonflikts. Von einem Konflikt zwischen Staaten zu einem Konflikt zwischen Religionsgemeinschaften“. In: Hans Joas/Klaus Wiegandt (Hg.), Säkularisierung und die Weltreligionen. Frankfurt a.M.: Fischer 2007, S. 465-507.

Juergensmeyer, Mark. Global Rebellion. Religious Challenges to the Secular State, From Christian Militias to Al Quaeda. Berkeley, 2008.

und generell:
Heitmeyer, Wilhelm/Hagan, John (Hrsg.) Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Wiesbaden, 2002.

Viel Spaß beim lesen und lernen!

lg
Kate

Danke
für deine Infos!
Grüßli
Spitz

PS:
Und noch ein Extra-Dank für deine für mich sehr wertvolle Aufklärung, vor allem auch für den Hinweis, dass es hier zwei Forumsmissionare gibt, die selber gläubig argumentieren, ich weiß Bescheid :smile:

1 Like

Religionen haben sich seit eh und je, die ganze Geschichte hindurch bis in unsere Gegenwart, bekämpft.

Das ist Unsinn. Religionen sind kulturelle Konstrukte, sie können sich nicht bekämpfen. Bekämpfen können sich Menschen, meinetwegen auch religiöse. Aber Menschen kämpfen nicht gegeneinander aus religiösen Gründen, sondern es geht dabei um Ressourcen und um die Verfügungsgewalt darüber bzw. ganz darwinistisch um verbesserte Chancen genetischer Reproduktion. Das ist eine anthropologische Grundkonstante, da unterscheiden sich soziale Verbände von Menschen in keinster Weise von einer Schimpansenhorde. Es geht nicht um Religion, es geht um Bananen und Sex.

Der Mensch ist allerdings fähig, quantitativ sehr viel größere und sehr viel komplexere soziale Organisationen auszubilden als jedes andere Tier. Das notwendige Instrument dazu ist gleichzeitig das menschliche ‚Alleinstellungsmerkmal‘ - die Kultur. Kulturelle Merkmale sind es dann auch, die die Identifikation des Menschen mit sozialen Verbänden ermöglichen, die mehr Mitglieder als lediglich die engere Verwandtschaft umfassen. Soziale Konflikte - auch und gerade gewaltsame - spielen sich daher an kulturellen Fronten ab; also da, wo ein oder mehrere kulturelle Merkmale sowohl Identifikations- als auch Abgrenzungsmerkmale in Konflikt miteinander stehender sozialer Verbände sind. Religion kann solch ein Merkmal sein - muss es aber nicht und ist es häufig auch nicht. So problemlos sich Beispiele für Konflikte zwischen Gruppen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit finden lassen, so problemlos lassen sich auch Beispiele für Konflikte bei gleicher Religionszugehörigkeit finden - oder für friedliche Koexistenz von Gruppen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit.

Die Aussage

Religionen haben sich seit eh und je, die ganze Geschichte hindurch bis in unsere Gegenwart, bekämpft.

wird in ihrer intellektuellen Unbedarftheit vollends deutlich, wenn man ‚Religion‘ durch ein anderes kulturelles Konstrukt ersetzt. „Sprachen haben sich seit eh und je, die ganze Geschichte hindurch bis in unsere Gegenwart, bekämpft.“ Oder, noch naheliegender: „Staaten haben sich seit eh und je, die ganze Geschichte hindurch bis in unsere Gegenwart, bekämpft.“ Wäre also das Problem gelöst, wenn man Religionen, Staaten, Sprachen oder überhaupt kulturelle Konstrukte abschaffen bzw. vereinheitlichen (ein alter Menschheitsalptraum) würde? Wohl kaum …

Es wäre allerdings ein Fehlschluss, anzunehmen, mit dem Grad kultureller Diversität stiege auch das Konfliktpotential. Darauf hat insbesondere in Deutschland in letzter Zeit der Sozialanthropologe Günther Schlee (Direktor des Max Planck Instituts für ethnologische Forschung) hingewiesen (Wie Feindbilder entstehen. Eine Theorie religiöser und ethnischer Konflikte, C.H. Beck 2006, ISBN 3-406-54743-5 Buch anschauen). Damit ist auch schon angedeutet, dass es auf diesem Forschungsgebiet Überschneidungen zwischen Anthropologie, Ethnologie und Religionswissenschaft gibt. Im Bereich Religionswissenschaft beschäftigt sich insbesondere die Unterdisziplin der Religionssoziologie damit (Religionsethnologie beschränkt sich weitgehend auf schriftlose Kulturen).

Religionen sind insofern konfliktträchtig, als sie auch dazu dienen (können), Begründungsmuster für gewaltsame Konflikte zu liefern. Dass solche vorgeschobenen Begründungen überhaupt notwendig sind, liegt interessanterweise gerade daran, dass zumindest die im Sinne ethischer Reflektion fortgeschritteneren Religionen eine Ethik der Gewaltlosigkeit propagieren - es ist ja gerade dieser Widerspruch zur ‚anthropologischen Erblast‘ agressiver Antriebe, der seine apologetische Aufhebung zur Senkung psychologischer (und religiöser!) Hemmschwellen fordert. Die Strategien solcher Apologetik wiederum werden religionswissenschaftlich unter verschiedenen Aspekten untersucht - sowohl phänomenologisch (im Bereich systematische Religionswissenschaft) als auch historisch (im Bereich Religionsgeschichte). Selbstverständlich geschieht dies aufgrund empirisch erfassten und ausgewerteten Materials und nicht wie hier als polemische und faktenarme Dampfplauderei bzw. Getrolle. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen stellen wiederum u.a. die Basis für Religionsphilosophie und Religionskritik dar, ebenfalls Unterdisziplinen der Religionswissenschaft, die sich (auf einer allgemeineren Ebene) mit der Rolle von Religion in gewaltsamen Konflikten befassen.

Angmerkt sei noch, dass die hier umrissene Rolle der Religion in einer entsprechend disponierten Kultur problemlos durch eine säkulare Ideologie ersetzt werden kann. Man kann derzeit sehr schön beobachten, wie die Öffentlichkeit im Namen von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten auf einen Wirtschaftskrieg mit Russland propagandistisch eingeschworen wird, dem dann seitens Deutschlands wohl auch die lautstark geforderte militärische „Übernahme größerer Verantwortung“ folgen wird. Das Muster unterscheidet sich in seiner Verlogenheit nicht von religiöser Gewaltapologetik; humanistische und aufklärerische Ideologie ist in gleichem Maße anfällig für missbräuchliche Verdrehungen wie Religionen. Man sollte dabei jedoch nicht vergessen, dass Religionen und säkulare Weltanschauungen wie der Humanismus die bislang einzigen Ansätze geboten haben, das anthropologische Erbe des Menschen - seine Bereitschaft, sein Überleben auf Kosten anderer Mitglieder seiner Spezies mit gewaltsamen Mitteln zu optimieren - zu überwinden.

Management statt Religion
Zunächst kritisiere ich deine religiös motivierte Sprache, deren Argumente mir als Kampf der Religionen erscheint. Offensichtlich fühlst du dich in deiner fundamentalen religiösen Identität bedroht. Nur so erklärt sich mir deine zum Teil INHUMANE Sprachanwendung, die du in deinen logisch bemühten Argumenten einflechtest, wie zum Beispiel „Dampfplauderei“, „Getrolle“, „Unsinn“ usw. (mehr ist mir im Gedächtnis nicht geblieben, bin aber sicher, dass dein Text, würde ich ihn ein zweites Mal lesen, noch mehr religiös motivierter Kampfbegriffe enthält).

Was ich hier in diesem Brett schon von Anfang an immer vermisst habe, ist die Unfähigkeit religiös Glaubender, zu WISSEN, warum sie denn so an ihren religiösen Massenideologien hängen?! Keiner der User, die ich auf gut 99,9% religiöse Gläubige schätze (statt aus distanzierten Wissenschaftlern), kann erklären, wo denn der rationale Nutzen überhaupt ist für so ein Jahrtausend alter religiöser Glaube, der gar nicht zur heutigen modernen Welt passt. Diese User wissen es ganz einfach nicht, geraten aber sofort in Panik, wenn man ihren religiösen Glauben hinterfragt und sich als bewusste Abgrenzung dazu distanziert. Als aufgeklärter Mensch und als Individualist habe ich es nicht nötig an die Märchen aus meiner frühen Kindheit zu glauben und als „Wahrheit“ mich daran festzuklammern, wie ein hilfloses Kind. Und das gilt meiner Ansicht nach für alle religiösen Massenideologien, also ohne eine Ausnahme. Im Gegensatz zum Humanismus und Individualismus sind alle Religionen absolut unlogisch.

humanistische und aufklärerische Ideologie ist in gleichem
Maße anfällig für missbräuchliche Verdrehungen wie Religionen.

Eben gerade nicht, weil die „Hinterwelten“, die alle Religionen für ihre Identitätsbedürfnisse erfunden haben, humanistische und aufgeklärte Ideologien gar nicht als „ewige Wahrheit“ verwenden. Es ist wichtig, diesen Unterschied zu begreifen, denn er verhilft einem zu mehr Lebenserfolg.

Man sollte dabei jedoch nicht vergessen, dass Religionen und
säkulare Weltanschauungen wie der Humanismus die bislang
einzigen Ansätze geboten haben, das anthropologische Erbe des
Menschen - seine Bereitschaft, sein Überleben auf Kosten
anderer Mitglieder seiner Spezies mit gewaltsamen Mitteln zu
optimieren - zu überwinden.

Lächerlich dieses Argument in deinem Bemühen, religiösen Kollektivismus mit humanistischem Individualismus zu verbinden. Letzter hat eine Tradition von ca. 2300 Jahren im westlichen Kulturkreis, da braucht man nichts aus dem Osten, der ja noch nie individualistisch war in seinem Weltbezug, und auch nicht die Glühbirne, Auto oder das Internet erfand. Der deutsche Politologen Prof. Dr. Michael Stürmer spricht genau das aus: „Vom Osten kommt doch nichts!“

Die wichtigste Erfindungen, die der Menschheit zur materiellen Lebensverbesserung verhalfen, kommen alle aus dem Westen. Es geht nicht um Religion, sondern um Management.
Spitz

3 Like

Du bist nicht besonders gut, was solche Fragen angeht, oder?

3 Like

Guten Abend!

Es geht nicht um Religion, es geht um Bananen und Sex.

Präzisierend ergänzen kann man um das von Kate genannte Stichwort Patriarchat.

Religionen haben sich seit eh und je, die ganze Geschichte hindurch bis in unsere ::Gegenwart, bekämpft.

… :wenn man ‚Religion‘ durch ein anderes kulturelles Konstrukt
ersetzt … Sprachen … Staaten …

Angmerkt sei noch, dass die hier umrissene Rolle der Religion
in einer entsprechend disponierten Kultur problemlos durch
eine säkulare Ideologie ersetzt werden kann. Man kann derzeit
sehr schön beobachten, wie die Öffentlichkeit im Namen von
Freiheit, Demokratie und Menschenrechten auf einen
Wirtschaftskrieg mit Russland propagandistisch eingeschworen
wird, dem dann seitens Deutschlands wohl auch die lautstark
geforderte militärische „Übernahme größerer Verantwortung“
folgen wird. Das Muster unterscheidet sich in seiner
Verlogenheit nicht von religiöser Gewaltapologetik;
humanistische und aufklärerische Ideologie ist in gleichem
Maße anfällig für missbräuchliche Verdrehungen wie Religionen.

Glückwunsch und Dank für diese scharfsinnig-entlarvende Analyse vergangener und sich anbahnender Konflikte.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Was mich brennend interessiert ist hingegen die Frage nach dem
Nutzen von Religion, und weiter, warum die ganze Geschichte
hindurch für diesen mir bisher unverstehbaren Nutzen gekämpft
und gemordet wird, für die viele sogar lieber bereit sind zu
sterben als ihren Glauben aufzugeben? Warum kämpfen religiös
Gläubige so sehr für ihre Religion, halten sich aber oft so
wenig an die von ihrer Religion vorgeschriebe Moral?

Es wird nicht wegen Religionen gekämpft. Nie!
Es geht IMMER um Land, Energie und (Vor-)Machtstellungen.

Religionen dienen manchmal als Banner unter dem sich die „kämpfende Truppe“ sammeln kann.

Grüße
K.

Hic Rhodos
Hast Du Deine eigene Antwort in diesem Thread selber gelöscht oder ist sie gelöscht worden?

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Es wird nicht wegen Religionen gekämpft. Nie!
Es geht IMMER um Land, Energie und (Vor-)Machtstellungen.

Hm, wie ist es dann mit den sog. Heiligen Kriegen? Geht es hier nicht im Wesentlichen um die Religion? Durch deren Verbreitung natürlich auch die Macht erweitert wird. Dennoch steht bei diesen Extremisten nicht Ihre Religion im Vordergrund?

Grüße
Markus

Hallo Markus

Es geht IMMER um Land, Energie und (Vor-)Machtstellungen.

Hm, wie ist es dann mit den sog. Heiligen Kriegen?

Das Attribut „heilig“ hilft einzig beim Vertuschen der wahren Beweggründe und ist lediglich der Versuch, den Krieg zu legitimieren.

Auch z. B. die Kreuzzüge wurden aus wirtschaftlichen Gründen geführt.

Gruss
Heinz

Hallo,

Es geht IMMER um Land, Energie und (Vor-)Machtstellungen.

Hm, wie ist es dann mit den sog. Heiligen Kriegen?

Das Attribut „heilig“ hilft einzig beim Vertuschen der wahren
Beweggründe und ist lediglich der Versuch, den Krieg zu
legitimieren.

Auch z. B. die Kreuzzüge wurden aus wirtschaftlichen Gründen
geführt.

Dies war mir in diesem Ausmaß nicht bewusst, schon etwas Übles ,der Mensch.

Vielen Dank für die Infos
Grüße
Markus

Wie willst du das denn trennen? Das geht doch überhaupt nicht. Religionsgläubige behaupten doch nicht umsonst, ich BIN meine Religion, soll heißen: ich BIN Christ, Jude, Buddhist usw.

Was hier weitgehend unbewusst abläuft, ist in Wirklichkeit eine solche Tiefe von halb-bewusster Rationalisierung in Verbindung mit einer bestimmten emotionalen Qualität, die man nicht rein theoretisch entkoppeln kann, denn das wäre völlig unrealistisch. Wenn dich heute einer zum Beispiel im Urlaub fragt, was du BIST, dann gibst du natürlich an, auf welche Staatsangehörigkeit dein Pass lautet. Das ist deine Identität, ganz gleich, wie sehr du dich damit identifizierst, du BIST diese Staatsangehörigkeit. Was hier nur rein formal der Fall sein kann, je nach der INTENSITÄT, wie sehr du dich zugehörig fühlst, ist bei einem religiösen Glauben noch sehr viel komplexer, denn den kann man, je nach INTENSITÄT, nicht einfach trennen, so zusagen hier ist die absolut „richtige“ Lehre meiner Religion, und davon BIN ich getrennt.

Nach meiner Ansicht ist es also sehr viel komplexer als diese rein theoretische Trennung, die ja nur ein Denk-Konstrukt darstellt und mit der wirklich zu ergründenden Realität erheblich differiert.

Man muss sich deshalb fragen, warum es für Religionen so wichtig war (und immer noch ist), für ihre „Wahrheit“ zu kämpfen, das beste Beispiel dafür ist doch dieses Brett?! Wenn im Dreißigjährigen Krieg dreißig Jahre lang um den „richtigen“ Glauben zwischen Katholiken und Protestanten gekämpft wurde, dann ist es so einfach nicht, die „wahre“ Religion, mit der Gläubige verwachsen sind, vom Menschen selbst zu trennen, so wie das hier als religiöse Selbstverteidigung von Gläubigen behauptet wird. Diese Behauptung entspricht nicht der Wirklichkeit.

Menschen wollen an ihre Religion als „Wahrheit“ glauben, diesen Glauben tragen sie verinnerlicht und weitestgehend unbewusst mit sich herum, dieser Glaube ist ein ganz wesentlicher Teil von ihnen selbst. Es ist daher unmöglich, den „wahren“ Glauben vom „falschen“ Verhalten zu trennen, vor allem dann nicht, wenn die Lehren der Religionen unlogisch und lebensfremd, ja sogar lebensfeindlich und lebensbehindernd sind, in ihrem Anspruch auf „Wahrheit“. Und dazu zählen nicht nur Judentum, Christentum und der Islam, sondern meiner Meinung nach grundsätzlich alle Religionen, aus einer dunklen Zeit der Unwissenschaftlichkeit. Deswegen distanziere ich mich bewusst von diesem alten religiösen Schwachsinn.
Spitz

2 Like

Hallo,

Wie willst du das denn trennen? Das geht doch überhaupt nicht.

Doch. Das hat uns der Österreicher damals ja gezeigt.
Es muss keine Religion sein. Es muss etwas sein, von dem die Menschen meinen, es verbinde sie miteinander.

Wie sehr der „Glaube“ als Religionsgrund immer nur ein vorgeschobener Grund ist, kann man z.B. „sehr schön“ bei „innerbetrieblichen“ Aggressionen sehen:
Sunniten gegen Schiiten - Katholen gegen Evangelen …

Und dazu zählen nicht
nur Judentum, Christentum und der Islam, sondern meiner
Meinung nach grundsätzlich alle Religionen, aus einer dunklen
Zeit der Unwissenschaftlichkeit. Deswegen distanziere ich mich
bewusst von diesem alten religiösen Schwachsinn.

OK - Dann „kämpfst“ Du halt unter dem Banner der Wissenschaft … … :o)

Grüße
K.