Moin,
Wahr ist, dass Lao tse um 600 v.Chr. durch die chinesischen
Lande geisterte.
Nein, dass ist wohl nur Legende.
Ja, das sagte ich doch, oder ?
Einen Mann namens Laozi, der
das Daodejing schrieb, gab es wahrscheinlich nie.
Nun ja, irgendwer wird es geschrieben haben und die Chinesen gaben dieser Person den Namen Lao tse, was im Grunde nichts anderes heißt, als „der Alte“. Je nachdem, wo man zeitlich die Entstehung des Dao de jing ansiedelt, siedelt man dann auch Lao tse an (womit u.U. erklärt wird, warum die Legende besagt, er wäre so alt geworden )
Der Text
entstand wohl um 400 vor Chr. (wobei dazu vielleicht mehrere
Personen beigetragen haben),
Am Text meines Wissens nicht. Was später geschah, war die Gliederung in die Kapitel und der Titel, der erst im 6. Jhd. n.Chr. nachweisbar ist.
und wurde später einem weisen
Meister zugeschrieben, um den sich natürlich bald zahlreiche
Legenden rankten.
Genau. Nämlich Lao tse
Dass es sich hier um identische Personen handeln soll,
halte ich für eine schöne Legende Diese hat aber historisch
wohl keinen Bestand.
Natürlich nicht. Aber als der Buddhismus nach China kam, war
diese „schöne Legende“ eine Möglichkeit, die neue Lehre
irgendwie in den Griff zu kriegen…
Tatsächlich ist mir nicht bekannt, dass die Vorstellung, Buddha und Lao tse seien identisch gewesen, in China eine nennenswerte Verbreitung hatte. Kannst du das irgenwie belegen ? Und was meinst du mit „neue Lehre irgendwie in den Griff kriegen“ ?
Es gibt aber eine andere Reise nach Westen, die für den
chinesischen Buddhismus eine große Bedeutung hatte, nämlich
die des chinesischen Mönchs Hsüan tsang, der im 7. Jhd n.Chr.
nach Indien aufbrauch, um wertvolle buddhistische Texte nach
China zu holen.
Waren die großen Übersetzungsprojekte nicht im 4. oder 5.
Jahrhundert?
Erste „größere“ Übersetzungen gab es bereits im 2. Jhd (An Shi Kao). Allerdings waren diese frühen Übersetzungen in ihrer Wortwahl häufig vom Daoismus beeinflusst (ähnlich wie frühe Übersetzungen buddhistischer Texte in Europa häufig von christlicher Wohrtwahl beeinflusst wurden). Ein gutes Beispiel hierfür ist die Übersetzung der Langen Sukhavativyuha-Sutra (über das Land des Buddha Amitabha) durch Samghavarman, die in vielfacher Weise vom indischen Original abweichen soll.
In den folgenden Jahrhunderten gab es eine große Vielfalt an Übersetzungen, Schulen, philosophischen Richtungen auf der Grundlage buddhistischer Texte in China.
Angeblich war der Hauptgrund für die Reise Hsüan-tsangs nach Indien eben diese Vielfalt an teilweise widersprüchlichen Texten. Er brachte eine Bibliothek von 657 buddhistischen Texten mit nach China, die wiederum die Grundlage für weitreichende philosophische Tätigkeit bildeten.
Die beiden wichtigsten Schulen, die der chinesische Buddhismus in Folge hervorbrachte, sind IMHO der Amitabha-Buddhismus oder die Lehre vom Reinen Land und der „Ch’an“.
Auch in einem anderen Aspekt war die Übersetzungsarbeit der Chinesen in dieser Zeit für den Buddhismus extrem wertvoll. Viele Sanskrit-Texte wurden nämlich in Indien während des 6.-12. Jhds. zerstört und sind nur in tibetischer bzw. chinesicher Form erhalten geblieben.
Gruß
Marion
Gruß
jonas