Warum mögen Christen die Juden nicht?

Nur geht auch schon aus der Bibel hervor, das es der Stamm
Juda sein wird, der Jesus ans Kreuz bringen wird.

Ich frage Dich aus echtem Interesse:

Wo steht das bzw. welches Wort wird so ausgelegt.

Mike

Nun, es ist so, das das AT auf die Kreuzigung Jesus hinarbeitet.
Das ist der Sinn des AT.

Es gibt einige Stellen, aus denen hervorgeht, das es Jesus geben wird, das er sterben muß.

Jesaja 8:14
„Und er wird zum Heiligtum sein und zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israel, zum Klappnetz und zur Falle für die Bewohner Jerusalems.“

Sacharja 12:10
„Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von Jerusalem gieße ich den Geist der Gnade und des Flehens aus, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben , und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint.“

Erich

Moin Eli,

Warum so wenig Selbstkritik von den Christen hier?

Ich denke dass hat weniger mit dem „Christ sein“ zutun, sondern mehr damit, wie in Deutschland mit dem Thema Antisemitismus umgegangen wird. Einen wirklich aufrichtigen und konstruktiven Dialog zu diesem Thema habe ich persönlich in den Öffentlichkeit (und dazu zählt auch dieses Forum) noch nicht erlebt, im Gegensatz übrigens zum Antiislamismus, bei dem recht unbedarft und voller Überzeugung erläutert wird, warum man denn „die Moslems nicht mag“.

Wenn du also einen gewissen Gegensatz zwischen deinen persönlichen Erfahrungen und den Inhalten von Diskussionen in der Öffentlichkeit feststellst, dann soll mich das nicht wundern.

Genau so wenig wie es mich übrigens wundert, dass du dann dafür angegriffen wirst, dass du deine persönlichen Erfahrungen hier öffentlich zur Diskussion stellst. Meiner Meinung nach liegt das nicht daran, dass du bestimmte persönliche Erfahrungen falsch bewertest (wie dir ja hier auch schon unterstellt wurde), denn selbst wenn dies so wäre, könnte man darüber ja konstruktiv diskutieren, sondern daran, dass dieses Thema kaum öffentlichkeitstauglich ist.

Lieben Gruß,
Marion

Hallo Nick.

Einfach eigene Überschrift anschauen.

Was hat meine Überschrift „Nicht doch ein bisschen mehr Selbstkritik?“ damit zu tun, dass du mit unterstellst, ich würde jeden der sich mir feindlich gegenüberstellt nun als Antisemiten ansehen?

Ist es da nicht selbstverständich, dass Deine Un-Wahl der
Mittel auch ab und zur Antisemitismuskeule ausrutscht?

Es geht nicht darum was du für selbstverständlich hälst, sondern was tatsächlich hier geschrieben wurde. Was nun dazu führt, was hier den nun die „Un-Wahl meiner Mittel“ sein soll? Und vor allem, wo mir dabei nun die „Antisemitismuskeule“ rausrutscht?

Was Du aber sehr oft und sehr lautstark so emfpindest, ohne
dass es tatsächlich so gewesen ist.

Aha, wo empfinde ich dieses nun oft und vor allem lautstark? Und woher willst du wissen, wie es nun gewesen ist?

Da haben wir’s :smile:
Ich brauche nichts „belegen“ das tust Du ganz gut selbst.

LOL, was sollen wir nun haben? Du schriebst davon, dass durch ein solches Auftreten wie meines, es schwer fällt noch brave Nicht-Antisemiten zu sein. Alleine darauf habe ich ironisch angespielt, in dem ich die Konsequenz benannte. War dir nicht klar, was du da geschrieben hast?

Der Letzte Abschnitt ist doch nun wirklich nicht anders als „Du
böser Antisemit“ zu verstehen, oder?

Nu, wenn du meinst :wink:

Ich schrieb hier alleine, dass unter Annahme deiner Denkweise, dass Verhalten von Juden, so kritikwürdig dies nun auch sei, dazu führt, dass das Bemühen nun kein Antisemit zu sein, gefährdet wird. Da du mir hier ja genau solches Verhalten unterstellt hast, muss ich doch annehmen, dass damit eben auch deine Motivation nun braver Nicht-Antisemit zu sein, reduziert und du vielleicht genau durch diesen einen Beitrag von mir zum Antisemiten wurdest.

Da ich diese Logik nicht im Ansatz teile, distanzierte ich mich schon einmal davon.

Ich hoffe ich habe dieses nun so einfach dargestellt, dass auch dir auffällt, dass dieses nun wirklich nichts mit einer Antisemitismuskeule zu tun hat, sondern mit der ironischen Zuspitzung deines Arguments.

Gruss,
Eli

Hallo Marion.

Ich denke dass hat weniger mit dem „Christ sein“ zutun,
sondern mehr damit, wie in Deutschland mit dem Thema
Antisemitismus umgegangen wird.

Damit hast du sicherlich recht, aber hier haben Christen als Christen geantwortet. Darauf bezog ich mich und weniger darauf, dass ich denke, dass solches Verhalten nun daher kommt, dass die Betreffenden Christen sind. (Die Beteiligten mögen mir verzeihen, dass ich hier so auf der Metaebene über sie rede.)

Genau so wenig wie es mich übrigens wundert, dass du dann
dafür angegriffen wirst, dass du deine persönlichen
Erfahrungen hier öffentlich zur Diskussion stellst.

Was mich ja immer wieder dazu führt, dass man in Deutschland noch weit davon entfernt ist, angemessen sich mit der Vergangenheit auseinander gesetzt zu haben. Alleine als die Theorie der „Antisemitismuskeute“ aufkam, hätten doch eigentlich alle zusammen zucken müssen, statt zu applaudieren. Wie kann es sein, dass hier das Ansprechen von Antisemitismus mit einem Tabu belegt wird?

Das ändert aber nichts daran, dass ich auch weiterhin mit Genuss „Antisemitismuskeulen“ austeilen werden, genau dann wenn ich es für angebracht halte und dadurch allein das benannt wird, was nach meiner Wahrnehmung auch vorliegt (wobei ich selbiges hier ja nicht einmal getan habe).

Gruss,
Eli

Hallo Pendragon,

du wendest Dich einerseits direkt an Eli. Schimpfst aber über andere, ohne sie einmal namentlich zu nennen. Setzt in die Welt, dass Eli angegriffen woren sein soll. Und hälst fest, dass man Elis persönliche Erfahrungen nicht als Anlass dafür nehmen würde, darüber mal konstruktiv zu diskutieren. So sei das Thema kaum öffentlichkeitstauglich. Pffff…

Beklagt sich Eli, dass er ´angegriffen´ wurde? Ist Dir ein konkretes und nicht zu subjektives Beispiel bitte in Hinblick auf die Eingangsfrage erinnerlich? Was soll das heißen ´nicht gemocht´ zu werden? Die Moslems waren einfach nicht das Thema. Ebenso auch nicht die Atheisten. Die nenne ich der Vollständigkeit halber. Ja, es gibt noch weitere…, ;->

Einerlei. Ne, ne liebe Unergründliche, das ist genau der unschöne Stil, dessen fehlen du eigentlich beklagst: Einen aufrichtigen und konstruktiven Dialog?! Gerne, nach Dir.

Gruß
guvo

Hallo!

Wie kommst du darauf, dass wir Christen die Juden nicht mögen.
Das ist überhaupt nicht wahr. Wenn ich einen Arbeitskollegen
hätte, der Jude wäre, würde ich mich genauso gut verstehen als
ob er Christ wäre. Ich sehe darin keinen Unterschied. Ich
denke das ist bei anderen Christen genauso. Ich schätze
übrigens auch sehr den Dalai Lama. Ich beziehe mich darin auf
den nachfolgenden Satz betreffend Buddhisten.

Hallo Petra,
Du brauchst hier nicht zu bekennen, wie lieb Du alle
hast. Merkst Du nicht wie Du und andere sich hier
manipulieren lassen ?
Solche, aus der „Betroffenheit“ gemachte Aussagen
von Dir und vielen anderen werden doch nur von
Unfriedenstiftern ausgenutzt um mit den Fingern
auf Dich (und andere) zu zeigen mit Aussagen in dem
Sinne: „betroffene Hunde bellen“, obwohl es Dich eben
nicht betrifft.
Leider wird das Religionsbrett von einigen eigentlich
zu bedauernden Menschen mißbraucht um Unfrieden zu
säen weil sie so leider am meisten Resonanz, also
Beachtung finden.
Die Hinterfragung eines solchen dauernd provokativen
Verhaltens wäre ein interessantes Thema am
Psychologie-Brett.
Herzlichen Gruß VIKTOR.

Moin Eli,

Was mich ja immer wieder dazu führt, dass man in Deutschland
noch weit davon entfernt ist, angemessen sich mit der
Vergangenheit auseinander gesetzt zu haben.

Ich meine, diese Begründung fällt etwas zu kurz. Sicherlich ist die Antisemitismusdebatte in Deutschland eng mit der Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit verknüpft, aber sie hat meiner Meinung nach längst eine gewisse Eigendynamik entwickelt, wo es durchaus auch mal zu Instrumentalisierungen für alle möglichen Zwecke kommt.

Davon mal abgesehen: Was ist denn nach deiner Meinung nach eine angemessene Auseinandersetzung mit der Vergangenheit? Sieht diese für jeden gleich aus? Oder erkennt man erst am Resultat, dass eine (vielleicht sehr persönliche und individuelle) Auseinandersetzung mit der Vergangenheit stattgefunden hat?

Alleine als die
Theorie der „Antisemitismuskeute“ aufkam, hätten doch
eigentlich alle zusammen zucken müssen, statt zu applaudieren.

OH, ich habe durchaus gezuckt, genau so, wie ich jedesmal zucke, wenn hier hier gegen den Islam gehetzt wird. Wenn ich für mich herausgefunden habe, wie ich mich mit solchen Leuten auseinandersetzen kann, ohne die Nettikette zu verletzen, mische ich mich auch gerne wieder ein :-/

Wie kann es sein, dass hier das Ansprechen von Antisemitismus
mit einem Tabu belegt wird?

So würde ich das nicht sagen. Ich denke, du wirst sicher genügend begeisterte Diskussionsteilnehmer finden, die den Antisemitismus bei anderen kritisieren, z.B. bei den schlimmen Rechtsradikalen mit den Glatzen und dieser furchtbaren Musik oder irgendwelchen Oberhäuptern islamischer Staaten oder selbst diese oder jene äußerung des Papstes oder irgend eines anderen Krichenoberhauptes wird diesbezüglich noch halbwegs gesittet diskutiert. Aber du fragtest ja nach Selbst reflektion und damit rühst du meiner Meinung nach an ganz anderen Emotionen, nicht nur wenn es um das Thema Antisemitismus geht.

Das ändert aber nichts daran, dass ich auch weiterhin mit
Genuss „Antisemitismuskeulen“ austeilen werden, genau dann
wenn ich es für angebracht halte und dadurch allein das
benannt wird, was nach meiner Wahrnehmung auch vorliegt (wobei
ich selbiges hier ja nicht einmal getan habe).

:smile:

Gruß
Marion

In Medias Res (und ich hatte schon befürchtet OT)

Nun, es ist so, das das AT auf die Kreuzigung Jesus
hinarbeitet.

Mal sehr salopp gesagt von Dir. Das AT arbeitet auf die Prophezeiung der Kreuzigung hin, das ist nicht schon die Kreuzigung selber. Abegesehen davon, dass auch die Prophezeiung auslegungsbedürftig ist.

Das ist der Sinn des AT.

Das AT erzählt von Gott; dass dabei auch (möglicherweise) schon angedeutet wird, dass Gott Mensch wird, mag also vorgegeben sein; der „Sinn“ des AT ist aber vermutlich wohl mehr, ansonsten schuldest Du uns hier ein paar Erklärungen über Details wie Speisegebote usf.

Es gibt einige Stellen, aus denen hervorgeht, das es Jesus
geben wird, das er sterben muß.

Mit dem gehe ich einig, sofern man die Stellen richtig auslegt. Aber was heisst schon „richtig“ auslegen im wissenschaftlichen Sinn. Du begibst Dich somit auf die Ebene des Glaubens, welche nur sagt, dass Jesus sterben wird, nicht aber, dass jemand daran auch nur ein Quentchen weniger Schuld habe als ein anderer.

Jesaja 8:14
„Und er wird zum Heiligtum sein und zum Stein des Anstoßes und
zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israel, zum
Klappnetz und zur Falle für die Bewohner Jerusalems.“

Das war Jesus schon zu Lebzeiten, und das ist Er nach Seinem Tod nicht nur für das Israel und Jerusalem des Alten Bundes, sondern auch für das gleichsam Israel gewordene neue Volk Gottes, das Seine Botschaft vernimmt und Ihn nicht anhört, genauso wie viele Einzelne mit jüdischem Glauben Ihn nicht hören wollten.

Sacharja 12:10
„Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von
Jerusalem gieße ich den Geist der Gnade und des Flehens aus,
und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt
haben
, und werden über ihn wehklagen, wie man über
den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen,
wie man bitter über den Erstgeborenen weint.“

Wo steht da etwas von einer Kollektivschuld der Juden.

Erich

Gruss
Mike

Moin guvo,

wenn das alles gar nicht so stattfindet oder stattgefunden hat, wie ich es beschreibe, braucht sie ja auch niemand angesprochen fühlen.

Gruß
Marion

Maariaooon

ich hab´s befürchtet. Geh sie doch direkt an. Wenn nicht war nichts.

Grüße
guvo

BS"D

Hallo Eli

Ich stimme allen zu, welche die frage in dieser allgemeinen
Form ablehne, wundere mich aber gleichzeitig, dass fast alle
weit über das Ziel hinausschiessen und jeglichen christlichen
Antijudaismus bestreiten.

Das möchte ich für meinen Teil ausdrücklich nicht tun. Der christliche (!) Antijudaismus (aber der Begriff ist doppeldeutig) hat in der überwiegenden Zeit seit Entstehung des Christentums existiert. Wenn ich die Frage des Threads in „geniessbarer“ Weise zu verstehen versuche, dann besteht sie in einer Suche nach den Wurzeln. Und dann wird man (historisch) im zweiten Jahrhundert fündig, wo es darum geht, dass sich die Christen die Frage beantworten sollten, warum sie gerade bei Heiden so viel Erfolge, bei Juden aber so viele Misserfolge in der Missionierung einfuhren. Einige Fragen stellen sich aber schon von Vornherein.

Problem 1: Im ersten Jahrhundert könnte es das auch geben. Paulus berichtet ja ebenfalls von ausbleibenden Missionserfolgen in Israel (Brief an die Römer). Aber Paulus versucht zu vermitteln und deutet keinen Judenhass an. Man könnte also sagen „christlicher“ (im Sinne von in der Kirchengeschichte aufgetretenem und oft weit verbreitetem) Antijudaismus, dagegen wenigstens mit Blick auf Paulus kein „biblischer“ Antijudaismus.

Problem 2: Schätzungsweise um das Jahr 100 wurde das Johannesevangelium verfasst. Johannes betitelte diverse Gruppen des Volkes Israel zur Zeit Jesu als „die Juden“. Dazu gehören solche, die zum Glauben kamen, Freunde Jesu, Feinde Jesu usw. usf.; schwierig wird es da, wo es heisst: „DIE Juden aber schrien…“. Ähnlich steht es mit Matthäus („da rief das GANZE Volk…“). Diese Verallgemeinerungen konnten aber unmöglich jeden oder jede Angehörige des jüdischen Glaubens meinen und wollten das auch nicht, da in jener Zeit noch selbstverständlich war, dass es Judenchristen gab

Selbst in heutiger Zeit kann ich sehr wohl sagen, dass mir
Christen schon sehr feindlich gegenübergetreten sind, aus
ihrem christlichen Verständnis heraus. Dieses hier alles nun
zu leugnen, geht doch etwas zu weit.

Du redest von „christlichem“ Verständnis, und da ist schon das
Problem 3: Was heisst „christliches Verständnis“ - da sollte man doch unterscheiden zwischen genuin christlich und „von Christen zugelassen“/akzidentiell oder sogar „scheinbar“ christlich.

Warum so wenig Selbstkritik von den Christen hier?

Weil „wir“ (ich meine hier erstmal „ich“, aber vielleicht gibt’s noch weitere) auch noch weitere Anliegen haben als das Reinmenschliche, wenngleich dieses zu den höchsten gehört. Es ist z. B. wichtig, die Begrifflichkeit zu suchen - was „heisst“ Christus, was heisst Christsein, was sind bleibende Wahrheiten und was wandelbare, warum ist der Glaube als höchste Begrifflichkeit den andern Begriffen übergeordnet (z. B. weil alles andere vergänglich ist) usw. usf. Wenn die Frage nach Differenzen/Dialogen Judentum-Christentum auftaucht, dann sind auch diese Fragen angesprochen und müssen angegangen werden. Dass viele „Christen“ (nicht im Vollsinn der heutigen Zeit) einen Antijudaismus aufgebaut, gepflegt oder gefördert haben, ist trotzdem richtig. Es ist auch zu verurteilen.

Aber schliesslich und endlich ergibt sich als
Problem 4: „Selbstkritik“, wie Du sie nennst. Ich kann mir dabei drei Arten von Selbstkritik vorstellen: Kritik an mir persönlich. Dann bin ich nicht betroffen. Kritik am „Christentum“ im Vollsinn, d. h. am Glauben an Jesus Christus, an der „christlichen“ Lehre der mir bekannten christlichen Glaubensgemeinschaften oder dem, was die katholische Kirche theoretisch lehrt. Dann ist dieser Glaube kritikresistent, im Gegenteil lehrt er sogar, die Juden zu achten
(vgl. Römerbrief und bezüglich kath. Kirche die Dokumente des letzten Konzils nebst der Päpstlichen Bitte um Verzeihung Johannes Pauls II.).

Schliesslich Kritik an den glaubenseigenen Traditionen oder Auswüchsen in der Geschichte. Da ist schlussendlich in der Tat von jenem Antijudaismus zu reden, welcher von Getauften praktiziert wurde. Welche Teile dieser Geschichte hätte ich aber auf „mich selbst“ zu beziehen, um „Selbstkritik“ zu üben. Christus hat Sich selbst in diesem Bereich nichts vorzuwerfen - DAS wäre christliche Selbstkritik. Es wäre denn, man machte Gott für den Antijudaismus verantwortlich, etwa im Sinne Jjobs („Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen“). Aber von „Christen“ getragenen, von Einzelnen behaupteten „christlich gebotenen“ oder im Christentum verbreiteten Antijudaismus, das alles hat’s gegeben, und die Folgen waren fatal.

Die Schuld der Christen liegt im Wegschauen, teilweise auch im Mitgehen (dann aber nicht genuin christlich, ja sogar gegen die Lehre, wie sie heute deutlich vertreten wird) und Vorantreiben (dann streng genommen unchristlich); die Schuld des „Christentums“ im strengen Sinn hingegen gibt es nicht, daher die Doppeldeutigkeit und somit auch Makelhaftigkeit des Begriffes
„c h r i s t l i c h e r“ Antijudaismus.

Gruss
Mike

Moin guvo,

ich hab´s befürchtet. Geh sie doch direkt an. Wenn nicht war
nichts.

ähm…ich würde dir ja gerne zustimmen, wenn ich verstehen würde, was du meinst :smile:

Gruß
Marion

Hallo,
Rolf hatte schon mit überaus weisen Worten begründet, warum eigentlich nicht zu antworten ist. Weil „mögen“ als Begriff und „Konzept“ völlig deplaziert ist und es ist sicherlich nicht um die Frage des „Mögens“ geht - erst recht nicht, will man mit der GEschicte angemessen umgehen.

Ich stimme allen zu, welche die frage in dieser allgemeinen
Form ablehne, wundere mich aber gleichzeitig, dass fast alle
weit über das Ziel hinausschiessen und jeglichen christlichen
Antijudaismus bestreiten.

Dahinden hat nicht ganz zu unrecht auf unterschiedliche Kategorien hingewiesen - eben auch, worauf sich Selbstkritik genau beziehen soll: auf das Individuum, das Konzept des Glaubens, Konzepte (auch außerreligiöse) von Gläubigen.
Für jede Religion gilt: Es gibt ein Konzept in seiner Reinheit. Dies wird als abstrakte Größe gefasst und sehr schnell ist man dabei: Wer so und so denkt/handelt, ist kein Christ.
Was von Dir hier kritisiert wird, ist dann aber vielleicht sogar ein Fortschritt: Wenn Christen anderen, die antijüdisch/-semitisch argumentieren, ihr Christsein absprechen, ist ja schon einiges gewonnen. Das wäre eine produktive Umsetzung Bonhoeffers… und hätten „die Christen“ während des NAtionalsozialismus so gehandelt…
Schwierig ist aber die Entschuldung der eigenen Gruppe bzw. der Idee, der man heute anhängt, ohne sich eben zu fragen, wie denn gerade innerhalb dieses Konzepts etwas möglich war, was wir heute als Ausschlusskriterium ansehen.
Die Frage muss sich jede Religion stellen und hier in diesem Fall die christliche besonders: gehört Gewalt zu einer Religion? Warum ist eine REligion nicht gefeit vor ihrer Pervertierung?

Selbst in heutiger Zeit kann ich sehr wohl sagen, dass mir
Christen schon sehr feindlich gegenübergetreten sind, aus
ihrem christlichen Verständnis heraus. Dieses hier alles nun
zu leugnen, geht doch etwas zu weit.

Nun ja, keiner kann leugnen, wenn sich jemand Dir gegenüber feindlich verhalten hat. Andererseits geht es ja auch zu weit, dass irgenjemand von uns hier Antisemit ist, nur weil sich jemand anders Dir gegenüber feindlich verhalten hat. Soll nur sagen: Hier ist Abstraktion vielleicht etwas besser für den Dialog.

Warum so wenig Selbstkritik von den Christen hier?

So wenig? Es hat wohl doch etwas mit der Vergangenheitsbewältigung zu tun. Christen, die die Floskel des aus der Geschichte Lernen ernst nehmen, sehen warhscheinlich auch wirklich keinen Grund, warum sie Antisemiten sein sollten, obwohl vermeitliche Atheisten doch gerne Christen wiederum für alles Übel des 20.Jh. verantwortlich machen - beide Seiten auf der Suche nach der verlorenen Unschuld.

Tatsächlich kann ich, in manchen christlichen Kreisen, so etwas wie einen biblizistisch begründeten absolut üblen projüdischen Antisemitismus feststellen, manchmal auch einen antisemitischen Projudaismus. Entweder also sind wir für die Juden, die nur eben hartnäckig verstockt sind (also quasi genetisch), oder aber das Judentum ist eine tolle und spannende Religion, unsere Wurzel, nur erkennen die Juden (das sind dann die Israelis) eben nicht, wie man diese Religion richtig umsetzt. Solche Thesen werden von eher harmlosen Geistern vertreten, begegnen mir aber immer häufiger. Viele Christen meinen, sie müssten so etwas wie eine persönliche Stellungnahme zum Judentum abgeben - und hier geht es nicht um Deutsche (und ihre Geschichte), obige Position finde ich in ganz Europa. SOlange das so ist, wird es immer die Gefahr eines christlich motivierten Antijudaismus geben, der aber oft mit größter Sympathie für das Judentum vorgetragen werden. Gott sei’s geklagt. Auch hier sieht man aber, wie daneben die Frage nach den „mögen“ ist.

Grüße
taju

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Wer so und so denkt/handelt, ist kein
Christ.

Oder nehmen wir mal die Grauzone: er handelt in diesem Augenblick nicht christlich. Ich glaube, wir alle haben Momente, in denen wir nicht christlich handeln, ob bewusst oder unbewusst, ja manchmal sogar dann, wenn wir gerade meinen, besonders gläubig zu sein, und Gott muss es dann drehen, damit es recht herauskommt.

Wenn Christen anderen, die
antijüdisch/-semitisch argumentieren, ihr Christsein
absprechen, ist ja schon einiges gewonnen.

Das ist eine Zuspitzung. Sie versuchen, sich das Christentum so zurechtzubiegen, dass es passt, und das ist natürlich nicht genuin christlich. Aber es können durchaus auch viele dabeisein, die zu unsensibel für das Thema sind und dennoch gute Christen sein möchten, also nach rechter Belehrung auch fähig sind, den Hass als unchristlich zu erkennen und zu demaskieren.

Schwierig ist aber die Entschuldung der eigenen Gruppe bzw.
der Idee, der man heute anhängt, ohne sich eben zu fragen, wie
denn gerade innerhalb dieses Konzepts etwas möglich war, was
wir heute als Ausschlusskriterium ansehen.

Das ist doch ein hartes Wort. Nicht Ausschluss, aber Berichtigung und vor allem Vergeben und Büssen ist angesagt.

gehört Gewalt zu einer
Religion

genauer: Kann Gewalt von Menschen, die Gott die Ehre geben, toleriert werden, wann kann sie es, und wann ist Abstand oder Vorsicht geboten
oder wann ist die Lehre umgebogen worden (dies besonders mit Blick auf die Nazizeit. Die überwiegende Mehrheit der Christen hatte doch Bedenken, liess sich dann aber belehren, weil angeblich das Christentum in dieser Beziehung anders sei als sonst). Ich glaube, dass dann die grösste Vorsicht geboten ist, wenn an der Lehre aus „ach so guten“ Gründen, die womöglich den Leuten auch sonst gerade bequem in den Kram passen, herumgedeutelt wird, und wenn der Zeitgeist etwas gutheisst, was der Lehre widerspricht. In unserer Zeit betrifft das z. B. die Geringachtung der Alten, aber auch die Vereinsamung und die Familienfeindlichkeit.

beide Seiten auf der Suche nach der
verlorenen Unschuld.

wenn Christen nach „verlorener Unschuld“ suchen, sind sie eo ipso auf dem falschen Dampfer. Christentum unterscheidet sich meines Erachtens gerade durch die Vergebungspraxis und durch die geglaubte Gültigkeit von Verzeihung oder Vergebung von allen übrigen Lehren entscheidend.

Entweder also sind wir für die
Juden, die nur eben hartnäckig verstockt sind (also quasi
genetisch)

auf diese Art des Antijudaismus ist mit der historischen Begründung hinzuweisen; das dürfte es in der Tat seit der Frühzeit der Kirche gegeben haben

oder aber das Judentum ist eine tolle und
spannende Religion, unsere Wurzel, nur erkennen die Juden (das
sind dann die Israelis) eben nicht, wie man diese Religion
richtig umsetzt

das ist die neuere Variante und leider sehr verbreitet, das erlebe ich auch so.

Solche Thesen werden von eher harmlosen
Geistern vertreten, begegnen mir aber immer häufiger. Viele
Christen meinen, sie müssten so etwas wie eine persönliche
Stellungnahme zum Judentum abgeben

was ja an sich wieder eine zulässige Verbindungsaufnahme ist und gewöhnlich am mangelnden Wissen scheitert und nicht am bösen Willen.

Grüße
taju

Gruss und Dank für das gute Votum
Mike

Heute, wo alles und jedes geglaubt werden darf
und soll, spielt das natürlich überhaupt keine
Rolle mehr. Wenn „Juden“ heute nicht „gemocht“
werden, dann hat das nichts mit Gott zu tun.

Na womit dann? Wurzeln liegen doch in der Religion. Das ist eine interessante Stelle. Womit hat es zu tun?