Warum schmeckt italienischer Wein eigentlich immer so scheußlich?

Hallo,

die Frage meine ich völlig ernst: Warum schmeckt italienischer Wein immer so scheußlich?

Ich habe in meinem Leben schon viele Rotweine aus verschiedensten Regionen der Erde probiert. Gerade die deutschen und die französischen Weine schmecken nach Früchten, nach Trauben - nicht jeder Wein schmeckt gut, aber man bemerkt doch ihre Rohstoffe.

Alle italienischen Weine, die ich probiert habe, sind miserabel. Wenn ich es poetisch umschreiben sollte würde ich „Red Bull mit Essig“ sagen. Wird nach Deutschland nur der Abfall exportiert, aus dem man in Italien weder guten Wein noch guten Essig machen kann? Oder können die besonders guten Essig machen, weil die Weine so komisch sind und schnell „umkippen“?

Auf jeden Fall sitze ich gerade wieder an einer Flasche, die ich als Geschenk erhielt und überlege, wie ich dem schenkenden klar mache, dass er mir keinen Italiener mehr schenken möge. Da macht das Trinken keinen Spaß. :weary:

Grüße

jetzt mache ich mir einen negroamaro primitivo auf, lehne mich zurück und warte genüßlich auf die antwort vom @aprilfisch:wink:

Servus,

WOHER WEISST DU??

genau dieser („Luna Argenta“) wäre nämlich in meiner Antwort vorgekommen, aber nicht ganz am Anfang. Unzwar zusammen mit dem Montepulciano d’Abruzzo „Poggio d’Albe“. Beide derzeit bei Edeka im Regal, beides Repräsentanten der gefühlt immer immer dünner werdenden „bürgerlichen“ Preisklasse 8 - 9 € / L, in der man zwar keine Offenbarungen finden kann, aber doch immerhin Weine, die den Beutel nicht leer und den Kopf nicht dick machen und die Seele erfreuen.

Es ist glaub ich nicht nur für Italien typisch, dass unterhalb dieser Klasse vorwiegend übles Zeug exportiert wird und die einfachen, aber ehrlichen Kneipweine im Land konsumiert werden. Selbst bei Italienerläden, die sichtlich für die „eigenen Leute“ gemacht sind, ist in dieser Liga nichts zu finden. Man merkt das halt nicht so, dass z.B. in Deutschland so ähnlich gearbeitet wird, wenn man in der Nähe zu deutschem Weinbau sitzt und gar nicht auf Exporte angewiesen ist.

Typisch für Italien ist aber die schöne Gestaltung der Flaschen und Etiketten, mit denen hässlicher Wein als Jahrhundertjahrgang und Dachbodenfund aus Tante Ernas Keller vermarktet wird. Um die bekannten Namen aus dem Norden und der Mitte sollte man wirklich einen ziemlichen Bogen machen, wenn sie in einem deutschen Regal stehen, falls man nicht konkret den Keller kennt. Sehr schade eigentlich, weil auch im Piemont, in Venetien, in der Toskana guter Wein gemacht wird - aber da ist es wie mit dem Trollinger und Lemberger von Remstal und Stromberg: ‚Ha no, dees bissle Sach kenned mir doch graad au säll saufa!‘

Seit Brüssel nicht mehr so sehr mit Interventionskäufen in den Agrarmärkten aast und sich auf diese Weise die Weinkeller ein wenig aus den Klauen der traditionell staatsnahen Ehrenwerten Familie lösen konnten, haben sich Kalabrien, Apulien, Sizilien bei Wein schwungvoll entwickelt und bringen jetzt auch in andere Länder recht gute Weine - eventuell auch begünstigt dadurch, dass man sie in Rom nicht besonders ernst nimmt: Mir ist das von Abscheu gezeichnete Gesicht eines in MA länger zu Gast befindlichen Ingenieurs aus Rom in lebhafter Erinnerung, als ich ihm einen prima Italienerladen in G5 gezeigt hatte und wir wieder auf der Gasse standen: ‚Ma - sono africani!‘ Da muss man dann halt an Rom vorbei nach Estutgarda und Francoforte fahren, wenn man als Prophet im eigenen Land nichts gilt.

Bloß, wie gesagt: Barolo - Chianti - Frascati - Orvieto und Konsorten nur innerhalb des Landes, dann passt das schon.

Schöne Grüße

MM

kann ich nicht nachvollziehen. Wobei ich in D noch kaum italienischen Wein gekauft habe. Einzig im Kaufland von Mezza Corona den Toreldego, der geht oder halt im Versandhandel oder Import aus Italien per Spedition…

In Italien sind wir immer direkt zu Winzern gefahren (in Umbrien Terre de Trinci und mein absoluter Liebling Tudernum - von denen habe ich noch 2 Flaschen Sangiovese und noch ein paar Flaschen Rojano - mein Lieblingswein - ich muss dringend wieder nach Umbrien :sunny:

  • in der Warnliste fehlt noch Valpolicella. Asti Spumante, Lambrusco und Kalterer See, die sich ihren Ruf schon länger und schon gründlicher ruiniert haben und von denen es im Land selber dennoch schöne Ausführungen gibt, sind wohl keine separate Warnung wert.

MM

In Italien werden riesige Mengen Wein angebaut, und riesige Mengen sind von niedriger Qualität.
Daneben gibt es dort aber auch die phantastischsten Rotweine, sogar zu günstigen Preisen.
Z. B. von der Sorte Negroamaro, Primitivo oder Montepulciano.
Man muss nur wissen, wo man die kaufen kann - das ist der Trick.

Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit auf einen „schlechten“ Rotwein aus Italien zu geraten verhältnismäßig hoch.

Man muss aber auch erwähnen, dass die Italiener in Sachen Wein eher nicht so überanspruchsvoll sind.
Überwiegend ist es dort heiß und da passt ein leichter (bzw. dünner) Rotwein nun mal besser, als ein schwerer, gehaltvoller Rotwein. Kannst es ja selber mal im Sommerurlaub ausprobieren.
Ein leichte Rotwein zum Abendessen wird Dir dort schmecken - bring ihn aber lieber nicht mit nach Deutschland ;),

In Italien wird der Wein mehr getrunken als gefeiert.

Servus,

perché no?

Grade bei deutschen Roten findet man doch eigentlich schöne Beispiele dafür, dass ein leichter Rotwein sich überhaupt nicht zu verstecken braucht, wenn der Rest stimmt - und umgekehrt auch abschreckende Dornfelder dafür, dass Gerbsäure, Farbe und Alkohol alleine auch nicht glücklich machen.

Schöne Grüße

MM

reine Geschmackssache. Die einen sagen so, die anderen so.

Gruß
h.

Fahr mal in die Toskana und gönn dir einen guten Rosso di Montalcino, Morellino di Scansano oder einen Chianti, der schon mal 20 € kosten kann und du lässt die deutschen oder französischen Weine links liegen.
Die bekommst du auch hier, allerdings weder bei Aldi noch bei Lidl.

Hallo - wenn ALLE italienischen Weine scheußlich schmecken, kann es nur an einer negativen Einstellung zu Italien liegen. Italien hat, wie ALLE Weinbaunationen, gute und schlechte Weine!!! Man sollte halt mal unvoreingenommen probieren!!
Gruß Fritz

Ha, ha Arcanum. Das tue ich auch. aprilfisch steht unter so einem drückenden Wortdrang, daß man nicht lange warten brauchte bis es zur wohltätigen Entlastung kam.

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Moin,

Du hast vielleicht das gleiche Problem mit dem italienischen Rotwein, das ich mit dem französischen habe. Ich kenn mich einfach nicht aus. Bei den Italienern, Spaniern und Portugiesen kann ich mir anhand der Traube und des Anbaugebietes einigermaßen zusammenreimen ob das was ergeben könnte was mir schmeckt. Ich probiere auch gern mal was aus was ich nicht kenne. Vor allem die vielen Rebsorten in Portugal sind oft gänzlich unbekanntes Terrain. Das kann dann natürlich auch schiefgehen aber damit kann ich leben. Bei den Franzosen bin ich aber verloren. Bei jeder neuen Flasche stehe ich vor einem Rätsel, zumal die Rebsorten meist nicht draufstehen, da es sich zumeist um Cuvées handelt. Dementsprechend oft geht’s dann auch schief, sodass die Franzosen nur noch selten in meiner Einkaufstasche landen. Ich bin auch ein Fan von qualitativ hochwertigen sortenreinen Weinen, bei denen man ihre spezifischen Eigenschaften herausschmecken kann. Da hat scheinbar Frankreich nicht wirklich viel zu bieten. Wenn es aber unbedingt eine Franzose sein soll dann verlasse ich mich bei der Auswahl lieber auf meinen Weinhändler, dem idealer Weise das schmeckt was auch mir schmeckt.

Gruß
Grin

Apropos,

ich mache in Kürze Urlaub an der Côte d’Azur. Vielleicht habt Ihr ja ein paar Weinempfehlungen für mich?

Gruß
Grin

Hallo MM,

vielleicht meint er die leichteren, nicht anspruchsvollen Weine, die in Italien bei dem schönen Wetter und der Urlaubsstimmung schmecken.
Dort werden die ja allgemein auch mal eben weggetrunken nach dem Motto: Wein statt Wasser.
Wir haben solche Weine auch mit nach Hause genommen und waren dann hier recht enttäuscht.

Das betrifft aber nicht hochwertige Weine wie Montepulciano oder Barbera.

Gruß Heinz

Servus,

Nicht direkt da, aber ums Eck und unterwegs (falls Du über die A7 kommst):

  • Luberon, dort u.a. Ménerbes
  • rund um die Dentelles de Montmirail, u.a. Gigondas und Vacqueyras
  • Châteauneuf du Pape, auch die Seite von Orange (Grand Veneur z.B.)

und etwas weiter nördlich unser Haus- und Hof-Winzer

  • Le Mas d’Intras, Valvignères (Ardèche)

Rebsortenreine Abfüllungen sind da nicht so der Bringer, die Cuvée macht’s. Grenache > relativ frische, im Vergleich zu den anderen (nicht zu deutschen Roten!) eher leichtere Weine; Syrah, Merlot, Mourvèdre > mehr Tiefgang, Extrakt, Tannin. „La“ Syrah kann sortenreinen Ausbau vertragen, Merlot wird dann leicht eine Art Dornfelder: Faust in der Mitte, keine Nase, kein Abgang. Carignan > lange Zeit als Massenwein verschrien, ebenfalls eher leicht und frisch, kommt aber, wenn er aufmerksam angebaut und ausgebaut wird, recht hübsch heraus. Hat aber einen ganz typischen Geschmack, den ich laienhafterweise nur als „Carignan-Geschmack“ beschreiben kann, den man mag oder halt nicht.

In der Fraktion weiß unbedingt probieren den Viognier: Vollkommen anders als deutsche Weiße (obwohl in der Pfalz die ersten Versuche mit dieser Rebe laufen), eine Art Explosion von Blüten- und Fruchtaromen, deutliche Note von Pfirsich. Der Viognier war in den 1970er Jahren bis auf wenige Hektar ausgestorben - das oben genannte Gut Mas d’Intras gehört zu denen, die ihn „gerettet“ haben.

Schöne Grüße

MM

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Herzlichen Dank

Grin

  • und einen hammer noch, nochmal in eine ganz andere Richtung: Die ganz hellen, leichten, frischen IGP-Weine „Sable-de-Camargue“ vom fast puren Sandboden u.a. aus Aigues Mortes, vor allem Weißherbst („vin gris“) und Rosé. Bei denen kann allerdings leicht der „Ferieneffekt“ eintreten, dass der Zauber des feinen Buketts weg ist, wenn man wieder in Fulda sitzt, das Sägen der Zikaden schweigt, die Dorade wieder aus der Tiefkühlpackung kommt und der Chèvre nicht nach Rosmarin und Thymian der Garrigues duftet.

Schöne Grüße

MM

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Wobei ich als Kind den Namen einfach toll fand. :smile:
Grüße
Siboniwe

PS: Instead of complaining like other people I just wine.

Newohr? Welche Universen man da aus einem einzelnen Namen vor dem inneren Auge entwickeln konnte! (kann man das heute im Zeitalter von „Phantasy“ als Kind immer noch so gut, oder sind da die verfügbaren Speicher alle schon von fremden Bildern ‚von außerhalb‘ belegt?)

Inbegriff des Fernwehs waren die Lautsprecheransagen auf dem Bahnhof in Ulm: Da gab es einen Zug, der „Mozart“ hieß, wir stellten uns vor, dass der einen Wagen führt, in dem alle möglichen Streichinstrumente bereitliegen, so dass man unterwegs Musik machen kann. Und ab und zu wurde ein Zug angekündigt, der in eine Stadt fuhr, deren Namen schon wie ein kleines Gedicht klingt: Ljubljana! Ich hatte diesen Namen mit solchen Phantasien aufgeladen, dass ich regelrecht enttäuscht war, als ich es realiter sah, obwohl das ja eigentlich eine recht hübsche Stadt ist.

Schöne Grüße

MM

Ich persönlich nehme viele Weine, vor allem Rotweine, die ich so nicht trinken würde, zum Kochen/Sauce oder zum Einlegen von Wild zusammen mit Lorbeerblättern etc