Warum schreien Kinder so schrecklich?

Hallo,

Reagieren vielleicht Menschen-Mütter anders auf dieses Plärren
und finden es liebreizend? Auch die Väter vielleicht …

Liebreizend? Klar, ich finde das Geschrei meines Kindes liebreizend. Darum kann ich gar nicht genug davon bekommen und bin immer total happy wenn er schreit :wink:

Ne, also ganz sicher nicht!!

Gruß

Hallo Caesarius,

Z.B. die Kohlmeisen (beide Eltern) füttern ihre Jungen, weil
sie nicht anders können. Es muß für sie folglich (be)lohnend
sein, das zu tun (vielleicht werden Endorphine in ihnen beim
Füttern freigesetzt). Würden die Jungen mit Lauten betteln,
welche die Eltern unangenehm empfinden, müßten sie verhungern.
Es ist also ein Lockruf, der die Eltern zum Füttern kommen
läßt, weil die Eltern dabei positives empfinden.

ich sehe das umgekehrt:

Das Betteln der Kohlmeisen-Jungen klingt in den Ohren ihrer Eltern nervig - sie füttern, damit wieder Ruhe ist (das ist dann die Belohnung: endlich Ruhe im Nest!).
Bei Menschen ähnlich: Das Schreien eines Säuglings oder Kleinkindes alarmiert die Eltern, es weckt sie, reißt sie aus einem Gespräch, es nervt sie sogar (damit sie, auch wenn kein offensichtlicher Grund wie Hunger oder volle Windeln vorliegt, weiter nach einem Grund fürs Schreien suchen). Die Belohnung ist dann „endlich Ruhe“ (neben dem Gefühl/Wissen, dass es dem Kind nun besser geht).

Beim Menschenkind ist das wohl nicht so. Wenn es schreit,
STILLEN es die Mütter – also sorgen dafür, daß es STILL ist.

Wie bei den Meisen:
Wenn die kleine Meise schreit (für Menschen mag’s angenehm klingen), dann sorgen die Eltern dafür, dass sie ruhig ist, indem sie füttern.

Was ich damit hervorheben möchte, ist, daß bei Menschenkindern
der „Lockruf“ zum Gefüttertwerden eher negativ empfunden wird,
und man diesen Lockruf abstellen möchte, um ihn nicht weiter
hören zu müssen (und sich natürlich vergewissert hat, daß dem
Kleinen nichts fehlt).

Wie bei den Meisen.

Es ist nur so, dass man vorwiegend auf arteigenes „Geschrei“ reagiert, weshalb die Bettelrufe der Meisen für Menschen zum Teil sogar angenehm und „niedlich“ klingen.

Berücksichtigen muß man dabei, daß durch das Stillen Oxytocin
bei der Mutter in den Blutkreislauf freigegeben wird, was
positive Gefühle bei ihr verursacht. Insofern sind zumindest
stillende Mütter verzeihender gegenüber ihren schreienden
Babys und empfinden das Schreien des Babys deshalb sogar
angenehm.

Das Schreien werden sie kaum als angenehm finden - aber: Die Oxytocin-Ausschüttung ist eine Belohnung (zusätzlich zur einsetzenden Stille), richtig reagiert zu haben. Damit die Mutter (egal ob Mensch oder anderes Säugetier) ihr Kind stillt und nicht z.B. das Kind verlässt.

Trotzdem ist es ein Rätsel, wieso Menschenkinder so schreien,
um Liebe, Zuwendung und Versorgung zu erhalten. Sie hätten es
sicher einfacher, wenn ihre „Bettelrufe“ im Ohr der Eltern
Wohlklang wären …

Nö. Wohlklang will man ja weiter hören - das würde kein Elternteil dazu überreden, jetzt möglichst sofort alles stehen und liegen zu lassen.
Aber nervtötendes Geschrei, das aufhört (und ab einem gewissen Alter zusätzlich durch ein Lächeln ersetzt wird) wenn man sich um den kleinen Schreier kümmert, das wirkt.

Dann gibt es das andere Schreien von (älteren) Kindern, das
nichts mit „Bettelruf“ zu tun hat. Es ist das unbändige
Herausschreien der gerade erlebten intensiven Empfindung. Es
handelt sich dabei um eine Affektinkontinenz, wo man Erregung
(Freude, Leid, Sieg und Verlieren, Bewegung und Anstrengung
usw.) durch ungehemmtes Herausschreien kundtut.

Dies finde ich auch sehr seltsam.
Ein Grund, warum ich (auch im „passenden“ Alter!) Spielplätze, Kindergärten oder allgemein größere Ansammlungen von Kindern gemieden habe.
Mir war es unbegreiflich, warum Kinder z.B. beim Fangenspielen geschrien haben, als würde ihnen jemand übel weh tun. Ich selbst habe in solchen Situationen nie geschrien, was wiederum andere Kinder merkwürdig fanden.

Wie dem auch sei, Schreien und Brüllen ist unangenehm für den
Hörenden. Ob Babys, die unentwegt (an der Brust) der Mutter
hängen dürfen, Tag und Nacht und ständig, nicht schreien, weiß
ich nicht.

Sie schreien wohl weniger, da die Mütter rascher merken wenn das Kind irgendein „Problem“ (Hunger, Windel voll, zu warm oder zu kalt, Kleidung kneift etc.) hat. Aber auch so ein Kind wird schreien (etwas Beängstigendes gesehen etc).

Viele Grüße,
Nina

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Hallo Nina,

Du schreibst:

ich sehe das umgekehrt:

Das Betteln der Kohlmeisen-Jungen klingt in den Ohren ihrer
Eltern nervig - sie füttern, damit wieder Ruhe ist (das ist
dann die Belohnung: endlich Ruhe im Nest!).
Bei Menschen ähnlich: Das Schreien eines Säuglings oder
Kleinkindes alarmiert die Eltern, es weckt sie, reißt sie aus
einem Gespräch, es nervt sie sogar (damit sie, auch wenn kein
offensichtlicher Grund wie Hunger oder volle Windeln vorliegt,
weiter nach einem Grund fürs Schreien suchen). Die Belohnung
ist dann „endlich Ruhe“ (neben dem Gefühl/Wissen, dass es dem
Kind nun besser geht).

wenn man Tiere anthropomorphisiert, ist das meist mit Fehlern behaftet, wir übertragen dann unsere Sichtweise als Mensch auf das Tier. Insofern hast Du recht, daß vielleicht eine Kohlmeise das für uns liebliche und leise Gezwitscher ihrer Kleinen so ätzend findet, daß sie aus freien Stücken die Gärten im Umkreis bis zur Selbstaufgabe nach Insekten absucht, um endlich die Kleinen still zu bekommen (ich beobachte seit vielen Jahren Kohlmeisen. Die sehen wahrlich während der Aufzucht ihrer Jungen schlecht aus, wie aus einem Kohlenkeller).

Nur da ist eine andere Situation als bei uns Menschen. Wir können uns nicht in eine Kohlmeise so einfühlen wie in einen Mensch. Wir wissen also nicht, was die Meise empfindet. Zum anderen sind die jungen Meisen im Nistkasten auch alleine ohne die Eltern – und trotzdem sind sie still. Wenn sie etwas älter geworden sind, hört man sie munter und leise zwitschern. Kommen ungewohnte Geräusche, verstummen sie. Und erst dann, wenn ein Elternteil sich bemerkbar macht (die Eltern rufen dann pink, pink), beginnen die Jungen, lauter zu werden, um schließlich beim Gefüttertwerden den Gipfel der Lautstärke zu erreichen.

Es ist also nicht so, daß die Kohlmeisenjungen bei Hunger laut werden, um die Eltern auf Trapp zu halten, damit die Futter suchen, um die kleinen still zu kriegen. Insofern bräuchte das Betteln der kleinen Kohlmeisen nicht sein. So wäre es auch egal, ob das Betteln der jungen Meisen für die Eltern angenehm oder unangenehm ist. Nur - wenn es unangenehm für die Meiseneltern wäre, hätte es im Grunde keinen Sinn, denn sie kommen ja sowieso zum Füttern, da braucht man sie nicht mit unangenehmen Lauten zu empfangen.

Der in den Wesen innewohnende Brut- und Aufzuchttrieb ist der eine Automatismus zur Arterhaltung, das Verhalten der Jungen der andere. Wenn die störanfälligen sensiblen Mechanismen zwischen Eltern und Kindern nicht mehr richtig funktionieren, geht es den Bach runter mit der Spezies.

Daher wundere ich mich schon, wie das doch bei den Menschen so lange funktioniert hat …

Hallo Caesarius,

wenn man Tiere anthropomorphisiert, ist das meist mit Fehlern
behaftet, wir übertragen dann unsere Sichtweise als Mensch auf
das Tier.

Ganz genau.
Viele Eindrücke wirken je nach Lebewesen ganz unterschiedlich.

Insofern hast Du recht, daß vielleicht eine
Kohlmeise das für uns liebliche und leise Gezwitscher ihrer
Kleinen so ätzend findet, daß sie aus freien Stücken die
Gärten im Umkreis bis zur Selbstaufgabe nach Insekten absucht,
um endlich die Kleinen still zu bekommen (ich beobachte seit
vielen Jahren Kohlmeisen. Die sehen wahrlich während der
Aufzucht ihrer Jungen schlecht aus, wie aus einem
Kohlenkeller).

Ja; das kommt sogar verstärkt dann vor, wenn ein Kuckuck durchgefüttert wird:
Den Elterntieren (insbesondere kleiner Vögel) muss rein optisch schlichtweg auffallen, dass der junge Kuckuck kein eigener Nachwuchs sein kann sofern sie schon mal Junge hatten.
Aber gefüttert wird trotzdem, sogar wenn die Eltern dabei fast verhungern.

Nur da ist eine andere Situation als bei uns Menschen. Wir
können uns nicht in eine Kohlmeise so einfühlen wie in einen
Mensch. Wir wissen also nicht, was die Meise empfindet. Zum
anderen sind die jungen Meisen im Nistkasten auch alleine ohne
die Eltern – und trotzdem sind sie still.

Es macht Sinn, dass ein Tierkind, dessen Eltern sich weit von ihm entfernen, weitestgehend ruhig ist:
Schreien würde nur Feinde anlocken, die Eltern würden Schreien über die Distanz hinweg nicht hören.
Ganz extrem ist das bei Rehkitzen: Liegen im Gras und selbst wenn man als Mensch fast drüber stolpert, keine Regung. Erst wenn die Mutter zurück kommt, wird es aktiv.
Junge Vögel fiepen auch erst, wenn die Eltern in Sicht- und Hörweite sind.

Bei Tieren, die überwiegend von Eltern oder anderen Artgenossen herumgetragen oder bewacht werden, ist das ganz anders: da wird bei Bedarf gleich geschrien, es ist ja jemand da, der es hört.

Kommen ungewohnte Geräusche, verstummen sie. Und erst dann,
wenn ein Elternteil sich bemerkbar macht (die Eltern rufen
dann pink, pink), beginnen die Jungen, lauter zu werden, um
schließlich beim Gefüttertwerden den Gipfel der Lautstärke zu
erreichen.

Genau. Wie gesagt, das macht Sinn:
Ein ängstliches Kind einer Art, bei der man in Gemeinschaft aufwächst, schreit um Hilfe.
Ein ängstliches Kind einer Art, bei der ein zeitweises Alleinlassen des Nachwuchses üblich ist, bleibt still, um sich nicht zu verraten.

Nur - wenn es unangenehm für die
Meiseneltern wäre, hätte es im Grunde keinen Sinn, denn sie
kommen ja sowieso zum Füttern, da braucht man sie nicht mit
unangenehmen Lauten zu empfangen.

Es ist klar, dass das Fütterungsverhalten nicht allein durch die Laute gesteuert wird.
Es gibt da einen Film von Heinz Sielmann, in dem Mövenjungenschnabel-Attrappen verwendet werden: entsprechend bemalte Holzstäbchen, trotz fehlender Laute findet ein (mäßiges) Füttern statt.

Viele Grüße,
Nina

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Hallo Caesarius,

wenn man Tiere anthropomorphisiert, ist das meist mit Fehlern
behaftet

das mit dem anthropomorphisieren ist auch so eine Sache.
Auch das kann man umgekehrt sehen.Wenn es nämlich so ist,dass wir Menschen uns selbst zu sehr vermenschlichenindem wir um unsere simplen biologische Programme irgendwelche kulturellen,ethischen,göttlichen oder sonstige Begründungen herum bauen,die es ursächlich gar nicht gibt.

Es ist also nicht so, daß die Kohlmeisenjungen bei Hunger laut
werden, um die Eltern auf Trapp zu halten, damit die Futter
suchen, um die kleinen still zu kriegen. Insofern bräuchte das
Betteln der kleinen Kohlmeisen nicht sein. So wäre es auch
egal, ob das Betteln der jungen Meisen für die Eltern angenehm
oder unangenehm ist. Nur - wenn es unangenehm für die
Meiseneltern wäre, hätte es im Grunde keinen Sinn, denn sie
kommen ja sowieso zum Füttern, da braucht man sie nicht mit
unangenehmen Lauten zu empfangen.

Wieso nicht? Ich würde hier das zeitlich-kognitive Vermögen von Meiseneltern nicht so eng fassen.Vielleicht würden die bald am Nest einpennen,wenn die Jungen nicht Rabatz machen.
Aber nun weg von der Meisenpsychologie.(mann,hat die `ne Meise!)

Der in den Wesen innewohnende Brut- und Aufzuchttrieb ist der
eine Automatismus zur Arterhaltung, das Verhalten der Jungen
der andere. Wenn die störanfälligen sensiblen Mechanismen
zwischen Eltern und Kindern nicht mehr richtig funktionieren,
geht es den Bach runter mit der Spezies.

Daher wundere ich mich schon, wie das doch bei den Menschen so
lange funktioniert hat …

Und da glaube ich eben,dass Die Schmerzhaftigkeit von Kindergebrüll
ein Mechanismus z u r Arterhaltung ist.
Eltern,egal welcher Spezies,haben nämlich in die Gänge zu kommen,und zwar hopp,hopp.Und nicht in Verzückung oder Glückseligkeit zu fallen,
angesichts des liebreizenden singsangs ihrer Jungen,wenn die etwas fordern und brauchen.
Dass das hier sonst noch erwähnte übermäßige Kindergeschrei evtl. mit kulturellen oder gesellschaftlichen Fehlern in Verbindung gebracht werden kann,ist nochmal was anderes.

viele Grüsse
Heidi

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Hallo,

ich habe eine These.
Ich habe zu hause drei Katzen. Wenn die Katzen meine Aufmerksamkeit wollen miauen sie. Eine macht dies besonders laut und penetrant. Sie verwenden das miauen nicht untereinander sondern nur bei Menschen.
Warum? Weil es funktioniert. Wir Menschen verwenden ständig, ja ununterbrochen Laute, um zu kommunizieren. Menschen sind Plappertiere, wie es keine zweiten gibt.

Nun möchten Kinder häufig die Aufmerksamkeit anderer Menschen erlangen. Das muss man mal beobachten. Ein Kind sagt was zu seiner Mutter, die beschäftigt ist, z.B. mit anderen Erwachsenen zu sprechen. Die Mutter reagiert nicht. Nun wird das Kind lauter. Und jetzt endlich reagiert die Mutter.
Wenn Kinder miteinander toben, werden sie laut, um die Aufmerksamkeit anderer Kinder zu bekommen.

Nur so als These.

Gruß
Carlos

ich kenne kein Tierbaby, das so nervig schreit wie ein
Menschenbaby. Und noch die älteren Menschenkinder schreien so
stark, daß es kein Wohlgefühl hervorruft. Anwohner von
Spielplätzen zogen schon vor Gericht deswegen. Erzieherinnen
bekommen Hörschäden und Migräne.

Tierkinder dagegen verhalten sich still oder betteln in
liebevollen Tönen nach Nahrung. Menschenbabys dagegen brüllen
so.

Reagieren vielleicht Menschen-Mütter anders auf dieses Plärren
und finden es liebreizend? Auch die Väter vielleicht … ?

Hallo,
wo hast Du denn diese abenteuerliche Parallele zum Tierreich her? Bist wahrscheinlich ein Stadtkind und hast noch nie schreiende Kälber und Ferkel gehört. Wenn Du den Resonanzkörper eines Vögelchens oder eines Kätzchens auf die Größe eines menschlichen Säuglings übertragen würdest, dann würde die Beschallung auch nicht bescheiden ausfallen.

„Schreien“ tun alle Säugetiere, die nicht unmittelbar ihr Hungergefühl gestillt bekommen. Bei Menschen kommt noch Beschäftigung, Liebevolle Zuwendung und körperliche Schmerzen hinzu (meist Bauchweh). Im Tierreich gehen die Mütter instinktiv sofort dem Bedürfnis des Kindes nach. Der Moderne Mensch meint, das Füttern und Tragen immer einen Tick hinauszuzögern, das Kind soll auch alleine schlafen - sonst wird es ein unselbständiges Muttersöhnchen. Die Erwartungen der Gesellschaft gehen nicht immer mit den Bedürfnissen eines Kindes einher. Die Toleranz der Kinderlosen Menschen gegenüber Kindern, ist oft sehr niedrig. Das ist das Problem der genervten Erwachsenen und es sollte nicht zum Problem des Kindes werden.

Seit dem letzten Jahr werden Klagen wegen Ruhestörung durch Kinder kategorisch abgewiesen. Und das ist gut so.

Holzweg und falsche Theorien!
Hi,
vielleicht solltest Du lieber im Biologiebrett posten - da würdest Du erstmal darüber aufgeklärt werden, dass Meisen im Nest bei Fremdgeräuschen still sind weil sie sich sonst in Lebensgefahr bringen, dass sie „schreien“ wenn sie Hunger haben und die Nahrung kommt, weil sie sonst nicht von den Eltern gefüttert werden und somit sterben - alles lässt sich auf eine Sache reduzieren: das Überleben. Das Überleben des Individuums (schreien um als hilfloses Wesen Beachtung und Nahrung zu bekommen) und das Überleben der Art (in dem sie sich fortpflanzt und sich um ihren Nachwuchs aufopferungsvoll kümmert).

Viele Grüße

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Hi,

gehen wir doch mal einigermaßen mit Logik an die Sache heran.

Logik liegt oft auch nur im Auge des Betrachters …

Z.B. die Kohlmeisen (beide Eltern) füttern ihre Jungen, weil
sie nicht anders können. Es muß für sie folglich (be)lohnend
sein, das zu tun (vielleicht werden Endorphine in ihnen beim
Füttern freigesetzt). Würden die Jungen mit Lauten betteln,
welche die Eltern unangenehm empfinden, müßten sie verhungern.

Falsch. Es geht jedem Tier erstmal so, dass es die Brut durchbringen will. Das kann eine Kohlmeise zB nicht, wenn die Brut gefressen wird. Also muss man dafür sorgen, dass sie nicht gefressen wird. Dafür muss die Brut ruhig sein. Schreit sie also, muss man dafür sorgen, dass sie die Klappe hält, ergo füttern.

Es ist also ein Lockruf, der die Eltern zum Füttern kommen
läßt, weil die Eltern dabei positives empfinden.

Lockruf ja, positiv nein.

Beim Menschenkind ist das wohl nicht so. Wenn es schreit,
STILLEN es die Mütter – also sorgen dafür, daß es STILL ist.

Ja, weil die Mutter weiß, dass ihr Kind bei einer gewissen Art von Schreien leidet. Kinder schreien, weil sie ihre Bedürfnisse nicht anders ausdrücken können. Werden die Bedürfnisse befriedigt, sind sie ruhig.

Kleinen nichts fehlt). Es ist also eher nicht das positive
Empfinden, das man (als Mutter oder Vater) hat, wenn man
nachts durch Babyschreien aus dem Schlaf gerissen wird,
sondern der Wunsch nach STILLE.

Nein, sondern der Wunsch danach, dass es dem Kind wieder gut geht.

Berücksichtigen muß man dabei, daß durch das Stillen Oxytocin
bei der Mutter in den Blutkreislauf freigegeben wird, was
positive Gefühle bei ihr verursacht. Insofern sind zumindest
stillende Mütter verzeihender gegenüber ihren schreienden
Babys und empfinden das Schreien des Babys deshalb sogar
angenehm.

Nope, das ist, mit Verlaub, Bullshit. Ich kenne keine Mutter, die das Schreien ihres Kindes als angenehm empfindet. Wäre das so, würd man das Kind ja eher schreien lassen, weil es doch so geil ist.

Gewisse Arten von Schreien (es gibt da verschiedene) empfinde ich mittlerweile „nur“ noch als Hinweis: „Hey, da is was falsch, änder das“ - Füttern, Wickeln, Schlafen legen. Andere machen mich regelrecht fertig, weil ich weiß, da ist mehr im Argen als ich auf die Schnelle beseitigen kann. Das kann Mütter richtig leiden lassen. Am schlimmsten (seh ich jedenfalls so) ist das verzweifelte Schreien, wenn man aus welchem Grund auch immer grad nicht zu seinem Kind kann.

Ein „angenehmes“ Schreien hab ich noch nicht erlebt.

Trotzdem ist es ein Rätsel, wieso Menschenkinder so schreien,
um Liebe, Zuwendung und Versorgung zu erhalten. Sie hätten es
sicher einfacher, wenn ihre „Bettelrufe“ im Ohr der Eltern
Wohlklang wären …

Nein, denn dann wären sie ja anscheinend zufrieden und bräuchten keine Liebe, Zuwendung und Versorgung.

Die Art Laute (Lachen, Glucksen etc.) geben sie von sich, wenn sie dann Liebe, Zuwendung und Versorgung bekommen. Wenn sie die aber benötigen, Schreien sie halt. Ist doch eigentlich auch logisch …

Dann gibt es das andere Schreien von (älteren) Kindern, das
nichts mit „Bettelruf“ zu tun hat. Es ist das unbändige
Herausschreien der gerade erlebten intensiven Empfindung. Es
handelt sich dabei um eine Affektinkontinenz, wo man Erregung
(Freude, Leid, Sieg und Verlieren, Bewegung und Anstrengung
usw.) durch ungehemmtes Herausschreien kundtut. Diese
Affektinkontinenz verliert sich mit dem Alter und der damit
zunehmenden Steuerungsfähigkeit der Empfindungen. Bei vielen
Erwachsenen bleiben diese ursprüngliche Lautäußerungen von
Empfindungszuständen jedoch erhalten, so das Kreischen beim
Einsteigen in kaltes Wasser, das Gebrülle in Sportstadien usw.

Interessante Theorie. Ich erkenne da bei Kindern eher Lebensfreude, die man in jüngeren Jahren noch ungehemmter rauslassen kann. Da das generell in der Gesellschaft nicht gern gesehen wird, gewöhnt man es sich als Erwachsener eher ab und hält seine Gefühle unter Kontrolle. Schade eigentlich. Manchmal tut einfach Rausbrüllen so gut, ob im Positiven oder Negativen.

Mit zunehmender Demenz (im Alter) können diese Laute wieder
zum Vorschein kommen.

Weil die Hemmschwelle wieder sinkt.

Wie dem auch sei, Schreien und Brüllen ist unangenehm für den
Hörenden. Ob Babys, die unentwegt (an der Brust) der Mutter
hängen dürfen, Tag und Nacht und ständig, nicht schreien, weiß
ich nicht.

Aus eigener Erfahrung und wenn man es mal weniger negativ ausdrückt: Babys, die man nicht erst schreien lässt und denen man keinen Schlaf- und Trinkrhythmus aufzwingt, sondern sie schlafen und trinken lässt, wann sie es brauchen, ja, die schreien tatsächlich weniger (ich lass jetzt mal die klassischen Schreikinder außen vor, die sind eine eigene Kategorie).

Natürlich schreit jedes Baby mal, einfach, weil die Eltern nicht immer alles sofort stehen und liegen lassen können (Bsp. Autofahrt). Aber zufriedene Kinder schreien sich in der Regel nicht erst in Rage und lassen sich auch einfacher beruhigen.

Gruß
Cess

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Hi,

Vielleicht wird es umgekehrt betrachtet logischer?
Wenn ein Tierkind herumschreit, ohne dass es in Not ist, birgt
das die Gefahr, dass sogar noch Feinde angelockt werden - es
ist also ein Evolutionsvorteil, die Schnauze zu halten.

richtig - und wenn man sich Tiere ohne nennenswerte Feinde ansieht, dann merkt man, dass die auch ganz schön Rabbatz machen können, sowohl als Jungtiere als auch als ausgewachsenes Tier. Bsp. Löwen oder Elefanten.

Wenn man schon bei der Biologie ist, kann man das bei den Erwachsenen als eine Art Paarungsritual (guckt her, ich bin der Tollste) und bei den Jungtieren als spielerische Übung ebendessen ansehen.

Gruß
Cess

Hi,

einfach: Schafe sind in der Regel Beutetiere. Dass grad kein Feind in der Nähe ist, weiß doch das Schaf nicht. Die Evolution ist nicht so schnell, dass sie den domestizierten Schafen „beigebracht“ hätte, dass es keine Fressfeinde für sie mehr gibt. Also ist generell Klappe halten angesagt (wobei ich auch schon Lämmer und Zicklein gesehen habe, die ganz schönen Krach veranstalten).

Gruß
Cess

Hi,

ich verstehe ja, daß man als Junges besonders durchdringend
und laut schreinen muß, um aus einer Gefahr gerettet zu
werden, die Alten schreien ja auch, wenn Gefahr da ist.

ich würde auch trennen: Das Geschrei von Säuglingen hat meiner Meinung nach nichts mit dem Geschrei von älteren Kindern gemeinsam.

Säuglinge schreien, wenn sie sich im weitesten Sinne unwohl fühlen: Hunger, nasser Po, müde, Verlassensangst … Und besonders ganz jungen Babys ist es da wurscht, dass die Mama kurz vorher noch im Zimmer war, um es zu beruhigen - sobald die raus ist, ist dem Baby nicht klar, dass sie im Nebenzimmer ist und es bekommt Panik. Wenn man sein Kind im eigenen Schlafzimmer schlafen lässt, im Ehebett oder direkt daran, und wenn man sich mit dem Kind gemeinsam hinlegt, bis es eingeschlafen ist, dann merkt man ganz gut, dass einschlafen auch ohne Geschrei funktioniert. Kinder, die häufig schreien sind in der Regel auch Kinder, die man häufig schreien lässt.

Dazu kommt noch, dass Säuglinge schnell überreizt sind und abends den vergangenen Tag verdauen müssen - da kann das Baby noch so müde sein, Einschlafen ist nicht drin, und das macht fertig. Kennt man als Erwachsener doch auch, dass man seinen toten Punkt überschreitet und dann vor lauter Müdigkeit nicht mehr einschlafen kann …

So wie du es darstellst, scheinen Säuglinge vorwiegend zu schreien, um die Eltern auf Trab zu halten oder um ihnen eins auszuwischen („die wollen doch auch endlich schlafen“). Das ist nicht der Fall. Wenn ein Säugling schreit, dann hat er einen triftigen Grund, der in der Regel behoben werden kann. In vielen Fällen allein dadurch, dass man ihn hochnimmt und Körperkontakt sucht.

Das Schreien älterer Kinder hat für mich, wenn man da biologisch rangehen will, etwas damit zu tun, sich seine Position in einer Gruppe zu sichern und zu zeigen „hier bin ich, ich bin der Tollste“ (überzogen ausgedrückt). Sicherlich nicht zuletzt als Übung auf die spätere Brautschau. :smile:

Gruß
Cess

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Menschen sind ja auch sonst nervig…
A

eine antwort aus der evolutionsbiologie
hi,

woher weisst du, dass das vogelzwitschern eines spatzes das muttertier nicht nervt?

es ist sehr wahrscheinlich, dass es nervt, mit „nervt“ ist ein aktivierungsmechanismus über das gehör ins neuronale zentrum einer mutter oder eines versorgenden ausgewachsenen wesens gemeint, bei dem hilfe- und versorgungsaktivitäten angeregt werden, das verläuft in der tat zunächst über nerven: es nervt also!

hinzu kommt, dass das menschlich gehör im frequenzbereich von babygeschrei (2000-5000 hz) am empfindlichsten ist, das ist von der evolution aus versorgungsgründen so sinnvoll eingerichtet. man kann es also eigentlich nie überhören, wenn ein kind versorgung braucht, sei es nahrung (beim baby) oder hilfe bei not und schmerz.

deswegen ist auch das telefonklingeln auf diesen frequenzbereich eingestellt, man hört es am besten, man reagiert sofort darauf.

ach ja: erzieherinnen und alle anderen menschen bekommen keine migräne wegen kindergeschrei, so einen medizinischen unsinn findet man in der bildzeitung, aber kann man das hier nicht so stehen lassen.

Hallo alpha

ach ja: erzieherinnen und alle anderen menschen bekommen keine
migräne wegen kindergeschrei, so einen medizinischen unsinn
findet man in der bildzeitung, aber kann man das hier nicht so
stehen lassen.

Mann sollte in einem Forum, das Wissen diskutiert, des anderen Wissen nicht als Unsinn bezeichnen, wir sind hier nicht in der Politik, wo man den anderen niedermachen muß, um zu gewinnen. Und wenn wissensmäßig unsichere Themen diskutiert werden, dann erst recht nicht so.

Zur Gesundheitsbeeinträchtigung bei Erzieherinnen und Kindergeschrei in Kindergärten bringt die Ärztezeitung ein Interview mit dem Arbeitsmediziner Prof. Rudow (hier ein Auszug):

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/schm…

„Ärzte Zeitung: Was noch gefährdet die Gesundheit von Erzieherinnen?

Rudow: Der Lärm: Öfter haben wir bis 110 Dezibel gemessen. Das erhöht das Risiko für Tinnitus, Schwerhörigkeit und Hörsturz. Nach der EU-Norm beträgt die Grenze zum Gesundheitsrisiko 80 dB.“

In „Berufliche Belastungsfaktoren in Kitas …“ von Dr. Attiya Khan wird der Arbeitsmediziner Prof. Rudow auch zitiert:

" … demnach leiden etwas mehr als 50 Prozent (der Erzieherinnen) unter Kopfschmerzen … (Prof. Rudow) führt dies auf die arbeitsbedingten Belastungen zurück. Beispielsweise verursacht dauerhafter Lärm Kopfschmerzen … (Schad, 2002; Umweltbundesamt, 1977)“

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Hi,

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/schm…

also tut mir leid, aber ein Interview mit einer Person und dann ausgerechnet in der Ärztezeitung zählt nun nicht unbedingt zu einer relevanten Quelle.

Gruß
Cess

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Allerliebste Cess

Du schriebst:

also tut mir leid, aber ein Interview mit einer Person
und dann ausgerechnet in der Ärztezeitung zählt nun nicht
unbedingt zu einer relevanten Quelle.

Ich gab zwei Quellen an.

Wie soll man es der Dame denn rechtmachen, die meint: „Aufgeben ist keine Option!“ Sicher wären da die gesamten wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Welt nicht ausreichend, um der Dame Genüge zu tun. Doch das ist out of topic.

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Hi,

Sicher wären da die gesamten
wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Welt nicht
ausreichend, um der Dame Genüge zu tun.

eine wissenschaftliche Quelle würde mir schon reichen - ein Interview mit einem Fachmann zählt für mich nicht dazu. Ist vielleicht eine Berufskrankheit von mir.

Gruß
Cess

hi,

ich habe fachliche gründe, die entstehung einer migräne nicht auf zu viel lärm zurückzuführen. das sind wissensbezogene fakten aus der medizin, psychiatrie und psychotherapie. ähnlich unsinning wäre es, ein magengeschwür auf zu viel kaffee zurückzuführen.

dagegen habe ich überhaupt nichts über die (unstrittigen) folgen der lärmschwerhörigkeit auf grund zu hohen lärms am arbeitsplatz geschrieben, bitte genauer lesen!

eine migräne ist kein stresskopfschmerz, keine spannungskopfschmerz und wird auch nicht durch lärm ursächlich ausgelöst. das sind populäre und falsche annahmen, die in der zeitung stehen. jemand mit migräne ist natürlich bei lärm völlig ausser gefecht gesetzt, wir müssen aber hier ursache und wirkung unterscheiden! wenn ich ein magengeschwür habe, schadet mir auch zu viel kaffee, aber das magengeschwür habe ich aber ganz sicher aus anderen gründen.

ok?

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hi

„Schreien“ tun alle Säugetiere, die nicht unmittelbar ihr
Hungergefühl gestillt bekommen.

Fluchttiere, die nicht wehrhaft sind, schreien eben nicht - weil sie sonst möglicherweise zum Abendessen werden (Hasen/Kaninchen/Pferde/ Rehe etc.) - die schreien nur in Todesangst (oder Wut), aber nicht weil sie Hunger haben

Gruß H.