Hi,
gehen wir doch mal einigermaßen mit Logik an die Sache heran.
Logik liegt oft auch nur im Auge des Betrachters …
Z.B. die Kohlmeisen (beide Eltern) füttern ihre Jungen, weil
sie nicht anders können. Es muß für sie folglich (be)lohnend
sein, das zu tun (vielleicht werden Endorphine in ihnen beim
Füttern freigesetzt). Würden die Jungen mit Lauten betteln,
welche die Eltern unangenehm empfinden, müßten sie verhungern.
Falsch. Es geht jedem Tier erstmal so, dass es die Brut durchbringen will. Das kann eine Kohlmeise zB nicht, wenn die Brut gefressen wird. Also muss man dafür sorgen, dass sie nicht gefressen wird. Dafür muss die Brut ruhig sein. Schreit sie also, muss man dafür sorgen, dass sie die Klappe hält, ergo füttern.
Es ist also ein Lockruf, der die Eltern zum Füttern kommen
läßt, weil die Eltern dabei positives empfinden.
Lockruf ja, positiv nein.
Beim Menschenkind ist das wohl nicht so. Wenn es schreit,
STILLEN es die Mütter – also sorgen dafür, daß es STILL ist.
Ja, weil die Mutter weiß, dass ihr Kind bei einer gewissen Art von Schreien leidet. Kinder schreien, weil sie ihre Bedürfnisse nicht anders ausdrücken können. Werden die Bedürfnisse befriedigt, sind sie ruhig.
Kleinen nichts fehlt). Es ist also eher nicht das positive
Empfinden, das man (als Mutter oder Vater) hat, wenn man
nachts durch Babyschreien aus dem Schlaf gerissen wird,
sondern der Wunsch nach STILLE.
Nein, sondern der Wunsch danach, dass es dem Kind wieder gut geht.
Berücksichtigen muß man dabei, daß durch das Stillen Oxytocin
bei der Mutter in den Blutkreislauf freigegeben wird, was
positive Gefühle bei ihr verursacht. Insofern sind zumindest
stillende Mütter verzeihender gegenüber ihren schreienden
Babys und empfinden das Schreien des Babys deshalb sogar
angenehm.
Nope, das ist, mit Verlaub, Bullshit. Ich kenne keine Mutter, die das Schreien ihres Kindes als angenehm empfindet. Wäre das so, würd man das Kind ja eher schreien lassen, weil es doch so geil ist.
Gewisse Arten von Schreien (es gibt da verschiedene) empfinde ich mittlerweile „nur“ noch als Hinweis: „Hey, da is was falsch, änder das“ - Füttern, Wickeln, Schlafen legen. Andere machen mich regelrecht fertig, weil ich weiß, da ist mehr im Argen als ich auf die Schnelle beseitigen kann. Das kann Mütter richtig leiden lassen. Am schlimmsten (seh ich jedenfalls so) ist das verzweifelte Schreien, wenn man aus welchem Grund auch immer grad nicht zu seinem Kind kann.
Ein „angenehmes“ Schreien hab ich noch nicht erlebt.
Trotzdem ist es ein Rätsel, wieso Menschenkinder so schreien,
um Liebe, Zuwendung und Versorgung zu erhalten. Sie hätten es
sicher einfacher, wenn ihre „Bettelrufe“ im Ohr der Eltern
Wohlklang wären …
Nein, denn dann wären sie ja anscheinend zufrieden und bräuchten keine Liebe, Zuwendung und Versorgung.
Die Art Laute (Lachen, Glucksen etc.) geben sie von sich, wenn sie dann Liebe, Zuwendung und Versorgung bekommen. Wenn sie die aber benötigen, Schreien sie halt. Ist doch eigentlich auch logisch …
Dann gibt es das andere Schreien von (älteren) Kindern, das
nichts mit „Bettelruf“ zu tun hat. Es ist das unbändige
Herausschreien der gerade erlebten intensiven Empfindung. Es
handelt sich dabei um eine Affektinkontinenz, wo man Erregung
(Freude, Leid, Sieg und Verlieren, Bewegung und Anstrengung
usw.) durch ungehemmtes Herausschreien kundtut. Diese
Affektinkontinenz verliert sich mit dem Alter und der damit
zunehmenden Steuerungsfähigkeit der Empfindungen. Bei vielen
Erwachsenen bleiben diese ursprüngliche Lautäußerungen von
Empfindungszuständen jedoch erhalten, so das Kreischen beim
Einsteigen in kaltes Wasser, das Gebrülle in Sportstadien usw.
Interessante Theorie. Ich erkenne da bei Kindern eher Lebensfreude, die man in jüngeren Jahren noch ungehemmter rauslassen kann. Da das generell in der Gesellschaft nicht gern gesehen wird, gewöhnt man es sich als Erwachsener eher ab und hält seine Gefühle unter Kontrolle. Schade eigentlich. Manchmal tut einfach Rausbrüllen so gut, ob im Positiven oder Negativen.
Mit zunehmender Demenz (im Alter) können diese Laute wieder
zum Vorschein kommen.
Weil die Hemmschwelle wieder sinkt.
Wie dem auch sei, Schreien und Brüllen ist unangenehm für den
Hörenden. Ob Babys, die unentwegt (an der Brust) der Mutter
hängen dürfen, Tag und Nacht und ständig, nicht schreien, weiß
ich nicht.
Aus eigener Erfahrung und wenn man es mal weniger negativ ausdrückt: Babys, die man nicht erst schreien lässt und denen man keinen Schlaf- und Trinkrhythmus aufzwingt, sondern sie schlafen und trinken lässt, wann sie es brauchen, ja, die schreien tatsächlich weniger (ich lass jetzt mal die klassischen Schreikinder außen vor, die sind eine eigene Kategorie).
Natürlich schreit jedes Baby mal, einfach, weil die Eltern nicht immer alles sofort stehen und liegen lassen können (Bsp. Autofahrt). Aber zufriedene Kinder schreien sich in der Regel nicht erst in Rage und lassen sich auch einfacher beruhigen.
Gruß
Cess