Mißbrauch des Forums, der Sprache, der Vernunft
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Hallo miteinander.
Ein ziemlich übles Pamphlet hat E.B. eingebracht.
Es würde über die Kräfte des Lesers und über meine eigene gehen, tät’ ich versuchen, die Fülle der verwirrten Fehlannahmen, Angriffen, Unterstellungen, Verzerrungen und Mißverständnissen aufarbeiten, die aus dem Elaborat herauspoltern.
Ich möchte aber schon einiges dabei andeuten, im Ansatz anbehandeln.
Ich bekomme nämlich den Eindruck, etwas ähnliches zehntausende von Malen schon vernommen zu haben. Solch ein Text, wie der hier vorhandene, könnte man in seiner „Denk“-Ausstrukturierung vielleicht sogar paradigmatisch nennen.
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Zunächst das Menschliche/Gesellschaftliche/Politische:
Das Pamphlet tritt mit dem Gestus auf,
**_"ICH/WIR Be-Sitzer von Anspruch, Recht/Rechten, Macht und Aufstieg;
du/ihr unreiner Angeklagter, Gunstabhängiger, Noch-Geduldeter, Zu-Rechtfertigender, vielleicht potentiell Zu-Verpönender, gar Zu-Verbannender!"_**
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und entfaltet ihn im demonstrativen Modus der Selbstverständlichkeit.
Diese totalitäre Überwältigung darf man nicht als „Machtergreifung“ mißverstehen.
Im Selbstverständnis solcher totalitären Denkstrukturen gehört bereits die Macht per se dem Angreifer, und zwar vom nebelhaft/mytischen/Heideggerischen „Anbeginn“ an, was solch ein mythischer Ursprung auch denn nun „sei“.
Sollte der Angegriffene sich noch irgendwelcher „Mächtigkeiten“ erdreisten, fallen sie nämlich unter die Sparte „Usurpation“, zu verfolgendem ungerechtfertigtem „Waffentragen“, „weitere Anklagepunkten“ wie auch „besondere Schuld-Erschwerungen“.
Spätestens hier muß man sich wirklich die Frage stellen: Was hat solch ein „Sprech“, wie von mir ausgeführt, in solch einem Brett zu suchen??!!
Die Antwort ist klar:
Null gar nichts.
Meine angedeutete Analyse entspricht in der Tat dem Mißbrauch, daß das Pamphlet entfaltet. Jedes Darauf-Eingehen muß dazu tendieren, das Grundmißräuchliche in jenem Text anzusprechen.
Nicht nur ein Mißbrauch des Brettes „Religionswissenschaft“, das ja kein politisches/soziologisches Aufruhr/Rühr-Brett ist, nicht nur ein Mißbrauch des Forums, das kein schnöder Manifest-Träger zur Eroberung der Bastille sein möchte, sondern auch ein Mißbrauch der Sprache und der Vernunft.
Das fängt schon mit der Eingangsfrage an. Als eigentliche Frage völlig unverständlich. Jemand erklärt sich als Angehöriger einer zornigen Glaubensgemeinschaft, die er „Atheisten“ benamst, möchte nun von „Anderen“ wissen, warum er selbst ein Wut-Gläubiger ist. Ein Kind ab zehn/elf Jahren würde spontan antworten, „Ja, sagst du es mir, woher soll ich 's wissen?!“
Richtig, es ist gar keine Frage.
Es ist eine Klage/Anklage, welche die Verkommnheit, die Grund-Schuld des Angegriffenen aufdeckt. Er, nur er zwingt mich ja, ein Wütender zu sein, da beißt keine Kir_ s _chenmaus den Faden ab. Pfui, (Atheo-)Deibbel nochmal !!!
Solch ein manipulativer Umgang mit Sprache durchzieht das gesamte Elaborat, ist ein konstitutiver Bestandteil des Manifests.
Zum Mißbrauch der Vernunft werde ich auch weiter unten einiges andeuten, wenn ich versuchen werde, die eigentlichen philosophischen/theologischen Absurditäten des Textes husch husch zu streifen.
Aber schon hier:
Woher stammt der Furor, der so offenkundig „authentische“ Duktus der Empörung?
Sicher ja, zugegeben, zum Teil aus einem völkischen braunen Sumpf, auf den ich auch kursorisch eingehen werde, aber wesentlich doch **aus dem triumphierenden, sich selbst feierndem Stolz über die eigene Ignoranz und Vernunft-Ferne, aus dem erregten Siegesempfinden, die „Metropole“ jederzeit zu stürmen und überrennen zu vermögen, sie abzuschleifen, die überlebenden Schweizer Gardisten entblößt und urelendlich in Holzkäfigen prang-ausstellen zu können, Stammes-Urwüchsigkeit endlich wiederherzustellen.
Das URWÜCHSIGE macht uns frei; das Urwüchsige sind wir; das Urwüchsige, Spontane,„Authentische“, Vitale, Aufbrechende ist die neue, die rechte Vernunft!**
Daher weht der Sturm der Befreiten.
Frei von der Knetschaft von Wissen und Verstand zu sein, ist berauschend, gibt aber auch Heimat zurück, macht einheimisch.
Was da alles an Topoi der Ignoranz aufgeboten wird, ist schon ein dicker Hund:
Das _ „finstere Mittelalter“ _(!);
Kir s che, Kirchen, Religionen, Schriften, Traditionen
alles gleich „Gott“, „Religion“, „Glaube“,
alles ein Eintopf, alles gut für die Kessel der Vol_ x _küche.
Auf solche skandalöse Zustände wird hingewiesen, wie das Auftreten von Soutanierten in der Glotze oder das Noch-nicht-dem-Erdboden-gleich-gemacht-worden-Sein von Domen und Kapiteln und Synagogen;
auf die Drogenverseuchung der alkoholisierten Welt durch Religionen, das einzige was sie je zustandegebracht haben, besonders dabei die Muslime mit ihren fanatischen Brauerei-Exporten, der Pa b st mit seinem millionenverprassenden Sekt-Dauerrausch, die Buddhisten und Hinduisten mit ihren Orgien mitten im Elend des Volxes!
Das Volx steht auf! El Bourbon steht auf, das Volx trottet mit ihm, der Sieg ist seiner!
Ich höre ja auf, schon gut, ich höre ja auf…
Würde man alle „Pretiosen“ des kostbaren Textes ausschlachten, säße man noch bis nächster Woche dabei.
Kurz zum daitschen braunen völkischen Sumpf:
Die hier angesprochenen antiwestlichen antizivilisatorischen Sehnsüchte und Ressentiments gibt es in „Germanien“ tatsächlich. Sie werden vom Volx seit langem gehütet, gepflegt, geschmiedet. Ein Hauch von Aufstand mit Forken und Fackeln soll als potentielle Bedrohung immer im Hintergund rumoren und rülpsen. Das Rumoren poltert dabei: „Die Demokraten sind wir; wir singen, was Demos und Kratie sind; wir verfemen die Falschen, Welschen, Krummen, Feilscher, Schriftlern! Nehmt euch in Acht, Verkommene!“
Zum philosophischen/theologischen Restunsinn & Vernunft-Crash:
"Glaube" ist etwas, das mit dem heutigen „ich glaube, ich nehme an, daß es regnet“, nichts zu tun hat.
Es entstammt aus sprachlichen Wurzeln, die allesamt in Richtung „Lieben“, „Vertrauen“, „Begegnen“, „Sich-Anvertrauen“ hinweisen.
Es spricht den Kern einer liebenden Existenz an.
Und ja, G*tt kann man weder beweisen noch abstreiten.
„Er“ ist jenseits solchen Humbugs.
Ein Gott den es „gäbe“, kann es nicht „geben“, außer als Götze, den man gleich in der Pfeife rauchen könnte.
G*tt „gibt“ es nicht.
„Er“ wird erfahren oder nicht erfahren.
„Er“ ist, dem wem „er“ ist, „Er“ ist zu ihm, "er ist dem, wem „ihm“ sich öffnet.
Eine Erfahrung der Liebe, die sich der Sprache vollends entzieht.
abifiz