Warum sind Lebewesen darauf ausgelegt zu sterben?

Hallo zusammen,

meine Frage ist im Grunde recht simpel zusammengefasst: Worin besteht die Notwendigkeit des Sterbens für Lebewesen?

Natürlich will ich nicht nur diesen einen Satz stehen lassen, aber vorher möchte ich anmerken, dass meine Kenntnisse geringer sein könnten als ich hoffe und meine weiteren Ausführungen sich in Fehlern verlaufen - ich bitte dies zu verzeihen.

Angemerkt sei auch noch, dass ich Atheist bin. Natürlich haben verschiedene Religionen einen ganz anderen Blick auf diese Frage, der durchaus auch interessant ist, jedoch bitte ich hier um eine wissenschaftliche Antwort.

Nun denn: Wir alle sterben einmal, so viel ist jedem von uns auch klar. Durch Krankheiten und Verletzungen ergibt es auch durchaus Sinn, immerhin sind wir wie alles Existierende vergänglich, jedoch scheint unser Körper selbst dafür gemacht zu sein, dass wir sterben.

Es gibt einige Lebewesen, zumindest ein einziges ist mir bekannt, die unter perfekten Bedingungen unsterblich sein können. Jedoch hat sich dies evolutionär nicht zur Norm entwickelt. Bereits in unserer DNA selbst ist vermerkt wie alt wir sind und Zellen teilen sich nicht unendlich oft - auch wenn dies theoretisch möglich wäre, wenn man immer wieder die nötigen Stoffe zuführt. Warum also beschränkt sich unser Körper selbst? Er hält sich mit fortschreitendem Alter immer mehr davon ab, dass weiterhin zu tun, für das er existiert: Leben.

In der Evolution setzt sich all jenes durch, dass dem Lebewesen zu optimaler Angepasstheit verhilft - es also möglichst lange lebt und viele Nachkommen hervorbringt. Soweit sollte ich wohl richtig liegen. Doch welchen evolutionären Vorteil hat es die Lebzeit zu begrenzen?
Zugegebenermaßen hätte ich durchaus einen Gedanken, der dies klären könnte, doch scheint er mir nicht ganz logisch: Der Tod ist in der Evolution notwendig, damit sie überhaupt existieren kann. Stirbt nichts, dann kann sich auch nichts neues durchsetzten - es ist einfach eine Frage des Platzes.
Jedoch sterben ohnehin die wenigsten Lebewesen tatsächlich an Altersschwäche, daher kann ich mir nicht vorstellen, dass theoretische Unsterblichkeit die Norm war und Sterben „sich durchgesetzt“ hat, da die Evolution stagnierte und eine Katastrophe all diese stagnierenden Lebewesen vernichtet hat.

Also, dass waren meine Gedankengänge in der groben Zusammenfassung, ich hoffe, dass mir einer meinen vielleicht ignoranten Fehler aufzeigen kann oder noch besser mit einer befridigenden Erklärung daherkommt.
Ahja, und Danke dafür bestenfalls den gesamten Text gelesen zu haben!

Hallo!

Wenn nichts mehr stürbe, dann gäbe es keine Evolution, das ist klar.
Du kannst dir ja mal vorstellen, wie es wäre, wenn alle Individuen nur noch eines unnatürlichen Todes abtreten würden oder gar überhaupt nicht. Denn in der dafür notwendigen Bereitstellung neuer Individuen (also Fortpflanzung) liegt ja gerade der große Pluspunkt. Die Arten haben hier die Möglichkeit zur genetischen Variation (infolge Mutationen oder Rekombination bei der sexuellen Fortpflanzung), um auf veränderte Umweltgegebenheiten überhaupt erst reagieren zu können.
Du siehst, es geht allein schon logisch nicht und eine Art, deren Individuen von Natur aus sterblich sind, die also einen endlich langen Generationswechsel aufzeigt, hat bessere Chancen in der Evolution, als eine „unsterbliche“ Art.

Gruß
Peter

Hi De Narm,

deine Frage klingt interessant formuliert, und von eher tiefgründigen Gedanken bewegt als von pauschalen. Daher antworte ich lieber mal, als einen Sumpf von Blabla aufkommen zu lassen

meine Frage ist im Grunde recht simpel zusammengefasst: Worin
besteht die Notwendigkeit des Sterbens für Lebewesen?

Da heißt es erst mal die Frage zu hinterfragen! Für das Sterben ist mir keine Notwendigkeit bekannt. Natürlich bist du für deine Nachfahren eine Konkurrenz, aber ob mehr als uralte fremde von außerhalb, das soll mal einer durchrechnen. Und auch wenn die Rekombination mit fremden Erbgut sich auf Dauer auszahlt, dass eine Paarung mit einem Ur-Ur-Ur-Neffen oder einer Cousine 17ten Grades sich nachteilig auswirkt, ist auch nicht erwiesen. Dagegen bringen sowohl Löwen als auch Chimpansen Junge um, damit die eingenen Jungen besser überleben oder schlicht früher empfangen werden.

Eine ganz andere Frage ist, was den Tod auslöst. Vom allgemeinen Lebensrisiko, das Unsterblichkeit statistisch als relativ unbedeutend erscheinen lässt, stellet sich eine Frage:

Warum altern wir?

Und das ist sicherlich die einzig wichtige Frage.

Und da gibt es zwei wichtige Antworten, die mir einfallen:

Erstens
Wenn ich ich jungen Jahren für eine umfassende Verbreitung meines Erbguts sorge, ist das effektiver, als im Alter einzeln gegen zig Enkel und Urenkel anzustinken. Und die Selektion ist immer ein Kompromiss.
Da wäre auch mal Suche nach „Egoismus der Gene“ hilfreich.

Zweitens
Organismen sind keineswegs optimal an ihre Umwelt angepasst, sondern ein wirres Sammelsurium. Wenn ich den genetischen Code als Programmierer probelesen müsste, wäre ich wahrscheinlich innerhalb Tagen wahnsinnig, wegen des unfassbaren Murks, der dort steht. Da findet sich nicht nur Müll in unfassbaren Mengen, den nur niemand rausbringt, sondern auch die Hinterlassenschaft von Tausenden oder Milliarden Viren, die sich hier vor Zugriff schützen wollten. Das „Wollen“ hier das falsche Wort ist, ahnst du sicher.

Drittens
Unter diesen Voraussetzungen gibt es immer ein paar Zellen, die durchdrehen. Denn auch die Verständigungsmechanismen der Zellen untereinander innerhalb unseres Organismus sind keineswegs perfekt. Da einen Riegel vorzuschieben, also Zellen altern zu lassen, bevor sie dich im zweiten Embryonalmonat oder im Vorschulalter an Krebs sterben lassen, dürfte eine wichtige Rolle spielen. Wie viele sterben an Krebs, bevor sie Kinder erzeugen könnten?

Natürlich will ich nicht nur diesen einen Satz stehen lassen,
aber vorher möchte ich anmerken, dass meine Kenntnisse
geringer sein könnten als ich hoffe und meine weiteren
Ausführungen sich in Fehlern verlaufen - ich bitte dies zu
verzeihen.

Kenntnisse sind immer geringer, als sie sein sollten, und man sie sich wünscht. Es kommt darauf an, die richtigen Fragen zu stellen und vor Allem die Antworten richtig zu verarbeiten.

Gerade im Bereich der Biologie ist da viel Blendwerk verbreitet, von „optimal angepasst“ bis zum „Überlegen des Stärkeren“, das wortlich „Überleben des Angepassteten“ ist. Nicht mal des „angepassten“, nur des „besser angepassten“.

Angemerkt sei auch noch, dass ich Atheist bin. …

Das hilft natürlich - nicht im biologischen Sinne :wink:

Den Rest deiner Frage hab’ ich erst mal übergangen, in der dumpfen Hoffnung, dass sie erst mal zurückgestellt sind.

Gruß, Zoelomat

Hi De Narm,

deine Frage klingt interessant formuliert, und von eher
tiefgründigen Gedanken bewegt als von pauschalen. Daher
antworte ich lieber mal, als einen Sumpf von Blabla
aufkommen zu lassen

Aha! Anscheinend bist du der Gott dieses Brettes!

Welch eine Anmaßung!

Sollen wir dir nun huldigen?

Hallo

Es besteht eigentlich keine Notwendigkeit zu sterben, insofern stimme ich mit Zoelomat überein. Sterben ist das Gegenteil von Leben.
„Darauf ausgelegt zu sterben“ liest sich etwas wie, jemand hätte es getan bzw. konstruiert.
Die Tatsache, das die meisten Menschen sicherlich sterben, rührt von Prinzipien der urältesten Lebensformen her, von denen wir ererbt haben, die sich nur durch genetisch evolutionäre Vorgänge anpassen und verbessern konnten, würde ich sagen.
Wir Menschen haben zwar inzwischen einen relativ großen und bewussten informatorischen Umfang erhalten, aber die Lebensbasis ist immer noch wie bei Einzellern und Bakterien usw…

Gelingt eine interne Erneuerung wie sie ideal wäre, bräuchten wir niemals sterben.

Man kann aber auch ganz pragmatisch an die Sache heran gehen.
In der Zelle gibt es mit dem Alter immer mehr Schäden in den Genen und als Ablagerungen, auch die Stammzellen verlieren mit dem Alter an Qualität(oder nicht?), es ist sogar sicherer, das manche Zellen sterben, weil sie sonst z.B. Krebszellen werden können.
Das Problem steckt dort im Detail, Details, welche ich aber nicht genau kenne.

Was kann einer machen, dem das nicht gefällt?

Viele Menschen klammern sich am Glauben fest, viele Religionen versprechen gutes für nach dem Tode, um zu trösten, aber ganz sicher auch um Menschen zu fangen.

Biologisch gesehen gibt es in verschiedenen Lebensformen verschiedene Methoden zur Zellerhaltung und auch Selbstzerstörung. Man könnte eine größere genetische Arbeit darauf basieren.

Ich selbst habe eine Meinung darüber was gehen könnte, was ich hier aber nicht so gut anbieten kann.

MfG
Matthias

Hallo Fragewurm,

Versuchen wir da Ganze mal an verschiedenen Modellen durchzugehen.

  1. Unsterblich, keine Reproduktion.
    Dann musst du an Gott glaub den irgendwoher muss deine Population herkommen, aber das ist nicht das Problem.
    Die Art wird aussterben, weil immer welche durch Unfälle und Naturkatastrophen sterben werden, bzw. die Umwelt ändert sich und die Lebewesen können sich nicht anpassen!

  2. Unsterblich, mit Reproduktion.
    a. Wenn die Reproduktionsrate über der Sterberate liegt, hast du das Problem, dass irgendwann die Ressourcen ausgehen (Überbevölkerung). Da ergibt dann aber auch einen Stillstand in der gesellschaftlichen Entwicklung. Beim täglichen Kampf ums überleben bleiben andere Ding wie Forschung und Kunst auf de Strecke, weil dafür keine Zeit ist.
    Das kann man in etwa bei schwer Drogensüchtigen beobachten, da dreht sich alles nur noch um den nächsten Schuss, alles Andere bleibt auf der Strecke…

b. Wenn die Sterberate höher als de Reproduktionsrate ist, stirbt die Art aus.

c. Die Sterberate ist gleich der Reproduktionsrate.
Hier fragt sich wie die Regelmechanismen sind. Die Sterberate ist eine dynamische Grösse, entsprechend kann die Population nur eine konstante Grösse haben, wenn die Reproduktionsrate auch entsprechend dynamisch ist. Das würde aber nur funktionieren, wenn die Reglung auf gesellschaftlichen Grundlagen funktioniert (Geburtenkontrolle).

OK, dafür gibt’s auch Beispiele, wie z.B. bei den Bienen. Nur die Königin legt Eier. Durch befruchten, oder nicht befruchten, der Eier kann sie bestimmen ob es Drohnen oder Arbeiterinnen gibt. Durch das Futter wird dann bestimmt ob aus der Arbeiterin eine neue Königin wird.

Ein rein genetische Kontrolle der Reproduktionsrate dürfte nicht funktionieren, weil sie zu langsam ist. Nah eine grösseren Katstrophe würde die Reproduktionsrate frühestens mit der nächsten Generation steigen, eine weiter Katastrophe und die Art stirbt aus. Das andere Problem ist, dass die Individuen mit der höheren Reproduktionsrate weiterleben, wenn der Sollbestand schon erreicht ist!
Die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Katastrophe genau die richtigen Individuen hinwegrafft ist nahezu Null und du kommst vom Bevölkerungswachstum nicht mehr runter.

d. Wir haben bis jetzt noch gar nicht angesprochen ob geschlechtliche Reproduktion oder Klonen. Beim Klonen hat man eine Monokultur, genetische Veränderungen kommen nur selten und Zufällig vor. Eine perfekt geklonte Population würde auf eine Krankheit oder Umweltveränderung identisch reagieren. Ist z.B. eine Krankheit tödlich, würde die ganze Art aussterben. Bei einer genetisch gemischte Population ist das unwahrscheinlich, da immer nur ein Teil ausgerottet werden kann und die überlebenden resistent gegen die Krankheit sind.
Bakterien vermehren sich durch Zellteilung, also klonen. Diese haben aber zwei Mechanismen entwickelt. 1. bei der Zellteilung gibt es immer wieder kleine Fehler, also Mutationen und zweitens können Bakterien DNA-Informationen miteinander austauschen. Ein Bakterium kann z.B. die Information der Resistenz gegen Penizillin als Plasmidring an ein anderes weitergeben, welches diesen dann in sein DNA einbauen und dann auch die Eigenschaft der Resistenz besitzt.

So, nun das ganze Spiel mit Sterblichkeit.

Der Schlüssel für die Weiterentwicklung einer Art lieg in der Reproduktion. Rein durch lernen kommt man nicht zum aufrechten Gang, dazu braucht es auch Veränderungen im Skelett. Solche Veränderungen kommen aber nur von Generation zu Generation zu Stande.

Je höher die Reproduktionsrate ist, umso schneller kann sich eine Art genetisch an Veränderungen anpassen. Da aber Ressourcen begrenzt sind, müssen die alten Modelle aus dem Weg geräumt werden um Platz für die Neuen zu haben!

Dann ist da noch ein grundsätzlicher Konflikt:
Damit eine genetische Entwicklung überhaupt möglich ist, müssen sich bei der Zellteilung Fehler (Mutationen) einschleichen können!
Nun wird aber der Mechanismus der Zellteilung auch benötigt um ein Lebewesen am Leben zu erhalten. Mehrzelliges Leben muss erst einmal aus einer einzelnen Zelle, welche geteilt wird, entstehen. Später müssen zumindest abgenutzte Zellen, dauernd ersetzt werden.

Ein grundsätzliches Problem ist noch, dass in unserem Universum eine Unsterblichkeit gar nicht möglich ist!
Schon unsere Sonne hat nur eine begrenzt Lebenserwartung. In etwas 2 Mrd. Jahren wird sie sich zu einem roten Riese aufblähen und de Erde verschlucken.
Vielleicht könne wir bis dann in ein anderes Sonnensystem auswandern, aber auch dessen Sonne wird irgendwann erlöschen.

Des weiteren scheint sich unser Universum unendlich auszudehnen, aber die Menge an Materie und Energie bleibt konstant. Dadurch wir es immer kälter im Universum alles endet in einem Big Freeze
http://de.wikipedia.org/wiki/Big_Rip
Auch die anderen Modelle haben irgendwie ein Ende ohne weitere Möglichkeit für Leben.

Das Ganz ist erst einmal ein Grundgerüst, welches noch beliebig ausgebaut werden kann.

MfG Pete(TOO)

Jau
Hi Nemo!

deine Frage klingt interessant formuliert, und von eher
tiefgründigen Gedanken bewegt als von pauschalen. Daher
antworte ich lieber mal, als einen Sumpf von Blabla
aufkommen zu lassen

Aha! Anscheinend bist du der Gott dieses Brettes!

Welch eine Anmaßung!

Ich weiß jedenfalls, was wissenschaftliche Fragestellungen sind. Und in den bisherigen Antworten gibt es ja, gemischt mit positiven Ansätzen, jede Menge Sentimentalitätenmüll.

Wenn du den nicht siehst, bist du jedenfalls im Bereich der Evolution als Experte nicht gefragt. Wenn du ansonsten akademisch gebildet bist, was ich mal annehme, so kennst du sicher die wohlmeinenden, aber fehlgeleiteten Stellungnahmen von Laien zu genau deinem Fachgebiet.

Und genau diese Art von NICHT-Fragen, NICHT-Argumenten habe ich vorausgesehen, und ehrlich gesagt keine Lust, sie nachzuzählen. Aber wenn ein DAMIT oder ähnliche Ausdrücke ohne Anführungszeichen benutzt werden, ist zu 99% Alarm angesagt.

Sollen wir dir nun huldigen?

Kannst du halten, wie du willst. Wenn ich, mit einem abgeschlossenen Biologie-Studium, hier vor halb- oder pseudowissenschaftlichen Blabla warne, kannst du das einfach auch anerkennen. Dass ich nicht nur im Studium aufgepasst habe, sondern auch Jahrzehnte später noch vieles verfolge und mir meine Gedanken mache, auch dafür kannst du mir oder mich wie es dir beliebt.

Wenn du da meinst …, ist mir das ziemlich egal. Und in der Bibel steht ja, dass Gott UNS nach seinem Ebenbild erschaffen hat.

Noch Fragen? Zoelomat

Hallo Zoelomat,

…Und in den bisherigen Antworten gibt es ja, gemischt mit
positiven Ansätzen, jede Menge Sentimentalitätenmüll.
Wenn du den nicht siehst, bist du jedenfalls im Bereich der
Evolution als Experte nicht gefragt. Wenn du ansonsten
akademisch gebildet bist, was ich mal annehme, so kennst du
sicher die wohlmeinenden, aber fehlgeleiteten Stellungnahmen
von Laien zu genau deinem Fachgebiet.

Und genau diese Art von NICHT-Fragen, NICHT-Argumenten habe
ich vorausgesehen, und ehrlich gesagt keine Lust, sie
nachzuzählen. Aber wenn ein DAMIT oder ähnliche Ausdrücke ohne
Anführungszeichen benutzt werden, ist zu 99% Alarm angesagt.

In diesem Thread existieren bisher (Stand 26.11. 3:45) außer deiner drei Antworten auf den UP. Ich finde sie sehr gut strukturiert und geschrieben.
Wo bitte findest du darin ´Sentimentalitätenmüll´. Ich kann derartiges nicht entdecken. Auch ein ´´DAMIT´´ oder auch nur ´DAMIT´ steht doch nirgends.

fragender Gruß
Peter

Hallo,

meine Frage ist im Grunde recht simpel zusammengefasst: Worin
besteht die Notwendigkeit des Sterbens für Lebewesen?

Es gibt Lebewesen, für die diese Notwendigkeit nicht besteht.

Für das Lebewesen Ochromonas danica , eine einzellige, begeißelte Alge, besteht prinzipiell keine Notwendigkeit des Sterbens. Sie pflanzt sich ungeschlechtlich durch Teilung fort.
Eudorina bildet scheibenförmige Kolonien die aus 16 bis 64 (meistens 32) einzelligen, begeißelten Algen bestehen und nur locker zusammenhalten. Die einzelnen Algen pflanzen sich durch Teilung einzeln fort. Für die einzelnen Lebewesen besteht auch keine „Notwendigkeit des Sterbens“.
Bei Volvox liegen 500 bis einige tausend Zellen in der Peripherie eines kugelförmigen, gemeinsamen Gallertklumpens.
Hier sind die einzelnen, begeißelten Zellen durch Plasmastränge miteinander verbunden und deshalb nicht mehr unabhängig beweglich und auch nicht mehr unabhängig teilbar!
Ihre ungeschlechtliche Vermehrung findet nun so statt, daß sich eine Zelle im Verbund viele Male in Längsrichtung teilt. Dadurch entsteht eine runde Tochterkolonie aus kleinen Zellen, die in die Oberfläche der Mutterkolonie einsinkt. Siehe z.B.:

http://www.google.de/imgres?client=firefox-a&hs=ayz&…

Damit die kugelförmigen Tochterkolonien aus dem Inneren frei kommen „besteht die Notwendigkeit“, daß die Mutterkolonie an mehreren Stellen aufbricht. Anscheinend gelingt es der Mutterkolonie danach nicht im benötigten Maße die zerrissenen Plasmastränge wieder zu schließen und die Reste der Mutterkolonie sterben ab.
Bei Volvox – einem Zwischenglied zwischen den Ein- und Vielzellern - beobachtet man das Auftreten einer Leiche.

Eine „Notwendigkeit des Sterbens“ für die Mutterkolonie erkenne ich da nicht unbedingt: den Plasmasträngen könnte es z.B. auch gelingen, sich zusammenzuflicken oder die Tochterkolonien könnten entsprechend klein sein. Aber sie tun es nun mal - mit oder ohne Notwendigkeit - nicht.

Würden die Tochterkolonien nach außen wachsen, wären die Verletzungen beim Abtrennen der Tochter von der Mutter praktisch punktförmig und die Mutter könnte weiterleben.
Vielleicht schwirrt irgendwo so ein Lebewesen herum für das die Notwendigkeit des Sterbens auch nicht besteht.

Gruß

Sven Glückspilz

Hallo Zoelomat,

Kannst du halten, wie du willst. Wenn ich, mit einem
abgeschlossenen Biologie-Studium, hier vor halb- oder

was hat die Frage im UP mit einem abgeschlossenen Biologie-Studium zu tun?

Bei deinen Beiträgen muß ich an das bekannte Sprichwort denken: „Ein abgeschlossenes Biologie-Studium schützt vor Torheit nicht“ (oder so ähnlich :smile:

Gruß

Sven Glückspilz

Hallo,

meine Frage ist im Grunde recht simpel zusammengefasst: Worin
besteht die Notwendigkeit des Sterbens für Lebewesen?

so eine Notwendigkeit besteht prinzipiell nicht.

Es gibt einige Lebewesen, zumindest ein einziges ist mir
bekannt, die unter perfekten Bedingungen unsterblich sein
können.

Prizipiell sind die meisten einzelligen Lebewesen mehr oder weniger unsterblich, zumindest kann man das so betrachten. Bakterien teilen sich einfach und leben quasi doppelt weiter.

Jedoch hat sich dies evolutionär nicht zur Norm
entwickelt.

Das ist richtig, hat sich aber eben zufällig so entwickelt. Evolution ist kein gerichteter Prozess, sondern Zufall und Behauptung unter den natürlichen Lebensbedingungen. Offenbar haben sich komplexere Lebewesen im Konkurrenzkampf behaupten und gewisse Nischen im Lebensraum Erde erfolgreich besetzen können und sind deshalb heute noch dort vertreten. Der Tod des Individuums ist nach gängiger wisenschaftlicher Meinung einfach ein Tribut an die zufällig entwickelten Komplexität unserer Lebensform.

Bereits in unserer DNA selbst ist vermerkt wie alt
wir sind und Zellen teilen sich nicht unendlich oft - auch
wenn dies theoretisch möglich wäre, wenn man immer wieder die
nötigen Stoffe zuführt. Warum also beschränkt sich unser
Körper selbst?

Offensichtlich ist es eben nicht nur aus philosophischen Gründen sondern auch biologisch nicht möglich, sonst wäre diese Eigenschaft nicht aktiv verlorengegangen. Der Mensch stirbt ja üblicherweise auch nicht, weil seine Telomere verbrauchcht sind und die Zellen sich nicht mehr teilen, sondern weil über die Zeit auf organischer Ebene so viele Probleme aufgelaufen sind, dass schlcihtweg irgendein lebensnotwendiges System nicht mehr funktioniert. Wir sind bereits wenige Tage nach der ersten Zellteilung auf der makroskopischen Ebene so stark differenziert und so komplex strukturiert, dass eine Reparatur/ Regeneration dieser komplexen Organsysteme auf zellulärer Ebene nicht mehr vollständig möglich ist. Ohne über Alterungsprozesse auf Zellebene oder Krebs zu diskutieren sind wir bereits von vorn herein als Wegwerfartikel konstruiert, um überhaupt funktionieren zu können. Wenn wir durch die langjährigen körperlichen Prozesse verbraucht sind, sterben wir.

Er hält sich mit fortschreitendem Alter immer
mehr davon ab, dass weiterhin zu tun, für das er existiert:
Leben.

Nein, so ist das nicht. Das Leben des Individuums ist ja nicht das Leben per se. Das Prinzip der Evolution sichert den Forbestand der Art, solange diese an die Umweltbedingungen inklusive Konkurrenzdruck angepasst ist. Das Leben des Individuums interessiert dabei genauso wenig wie das Fortbestehen einzelner Körperzellen.

Gruß, Jesse

Hallo!

Folgt man Richard Dawkins in seinem Buch: >Das egoistische Gen

Danke für die großartige Antwort.
Neben der evolutionären Notwendigkeit ist das Problem der Komplexität und damit verbundener nicht reparierbarer Fehler die Antwort, die ich persöhnlich als die beste erachte und die Frage am zufriedenstellensten Beantwortet.
Auch das ich die Telomere scheinbar als wichtiger für den natürlichen Tod erachtet habe, als sie es sind, ist sehr wissenswert.
Danke nochmal.

Die vielleicht kürzeste Antwort, aber im Grunde auch mit allem, was in den anderen Antworten weitaus ausführlicher zu lesen ist.
Besonders interessant ist aber die genannte Quelle, das Buch werde ich mir einmal ansehen.
Danke für deine Antwort!

Danke für deine Antwort,
zwar weniger auf Komplexlebewesen bezogen, wie ich es im Hinterkopf hatte, aber dennoch sehr interessantes Wissen!
Vorallem der vorletzte Absatz fügt sich im Kontext der anderen Antworten gut ein und hat dabei geholfen mein Gesamtbild einer Antwort auf diese Frage zu formen.

1 Like

Danke für deine recht allumfassende Antwort auf meine Frage!
Die interessantesten Punkte für die Beantwortung meiner Frage waren defenitiv hier mir vertreten, die Frage der Evolution und die auftretenden Fehler im Organismus.
Interessant ist auch das Zusatzwissen am Ende, der „Big Freeze“, nach meinem letzten Kenntnisstand kannte ich nur die Theorie, dass alles gegen Ende „zerreißt“ und alles in einen überall gleichen Brei aus Energie und Materie endet, der immer dünner wird. Praktisch wie auch heute schon, nur ohne gößere Anhäufungen wie Planeten.

„Gelingt eine interne Erneuerung wie sie ideal wäre, bräuchten wir niemals sterben.“

Die Frage ist nun, warum die Evolution dies nie geschafft hat? Also alles immer komplexer wurde ohne das Fehler behoben wurden, ja sogar immer mehr Fehler entstanden.
Gibt es dazu, neben dem in anderen Antworten erwähnten Modell des „Egoismus des Gens“, hypotetische Erklärungsversuche?
Jedenfalls danke für deine Antwort!

Danke für deine Antwort!
Sowohl der „Egoismus der Gene“ als auch die große Fehlerbelastung der Gene sind beide sehr gute Ideen für die Beantwortung meiner Frage gewesen und haben zusammen mit den anderen Antworten auf meine Frage ein sehr gutes Bild über die Problematik ergeben.
Das du den Rest der Frage ignoriert hast spielt keine Rolle, die Antwort war dennoch gut und hat mir weitergeholfen, Danke dafür nochmal!

Hi Sven!

Kannst du halten, wie du willst. Wenn ich, mit einem
abgeschlossenen Biologie-Studium, hier vor halb- oder

was hat die Frage im UP mit einem abgeschlossenen
Biologie-Studium zu tun?

Dass es um eine Biologie-Frage geht? Die im Biologie-Brett gestellt wurde? Und nicht unter "Altokzidentische Aquaristik?

Wenn dir Progerie und Teleomere spontan etwas sagten, dann können wir evtll. auf Augenhöhe sprechen, wenn du deinen Eifer ablegtest.

Ansonsten gilt die Regel EMDKH, Zoelmomat

Hi Peter,

In diesem Thread existieren bisher (Stand 26.11. 3:45) außer
deiner drei Antworten auf den UP. Ich finde sie sehr gut
strukturiert und geschrieben.

ich antworte dir nicht ohne Grund.

Der erste ist natürlich die Rechthaberei. Hatte von Anfang an die Vermutung, dass der Fragesteller nicht nur klug fragt, sondern auch an Antworten interessiert ist, und diese auch verarbeiten kann. Seine zwischenzeitlich geschriebenen Resumees, samt Dank, zeigen auch, dass er sehr genau die richtigen Ansätze erkennt. Und da gab es einige. Solche Fragesteller wünscht man sich.

Wo bitte findest du darin ´Sentimentalitätenmüll´. Ich kann
derartiges nicht entdecken. Auch ein ´´DAMIT´´ oder auch nur
´DAMIT´ steht doch nirgends.

Ich wollte sie eigentlich ja nicht zählen. Und das DAMIT war nur ein Beispiel. Aber mach mir trotzdem mal etwas Mühe:

„Wenn nichts mehr stürbe, dann gäbe es keine Evolution, das ist klar“ - aber Erdöl. OK, neben dem Thema, aber vom Tod als Konzept ist nichts gesagt.

Das ist das einzige Beispiel, das ich auf die Schnelle finde. Es gab auch einen Hinweis darauf, dass Lebenwesen ohnehin nicht ewig leben, wegen des Untergangs des Lebens auf der Erde, der ja ungeachtet der Genauigkeit des Zitats in 1 bis 2 Mrd. Jahren auf uns zukommt. Die Evolution ist aber stets nur Historie.

Nun ist eben dieses Thema ein Gegenbeispiel gegen meinen Verdacht, dass Laberköppe aller Art antworten, auf eine Frage von einem Oberlaberkopp. Eine gute Frage, mehrere gute Antworten und ein Fragesteller, der anscheinend verstanden hat und sich auch noch bedankt.

Aber Gegenbeispiele gibt es auch zur Genüge, „können Spermien Schmerz empfinden“. Dass ich da froh war, mal eine vernünftige Frage zu lesen, mit der Euphorie, das mir in der Zeit einfallende schreiben zu können, JAA, mitsamt einem kleinen Seitenhieb auf die „Meinung-ohne-Wissen-äußernden“, weil sie ja leben, also Experten sind, dass war meiner Meinung nach erst mal relativ neutral.

Wenn da andere eine Überheblichkeit rausgedeutet haben, ist das m.M. nach ein Missverständnis. Ich hab auch Psycho-Trainings „genießen“ dürfen. Und dort gelernt, dass mensch sich gern auf das negative fixiert.

Dass ein Lob der Anlass war, das geht sang- und klanglos unter.

Gruß, Zoelomat

Du reagierst ja noch recht offen und freundlich, im Gegensatz zu anderen ZeitWWW-Genossen!
P.S: Solltest du Zweifel haben, und antworten, dann …