Heute wurde berichtet, dass Erdogan seine Anzeigen wegen Beleidigung des Präsidenten in der Türkei zurück gezogen habe. In Kommentaren unserer Medien wurde das als eine Versöhnungsgeste des Regimes interpretiert. Aber muss man nicht annehmen, dass Erdogan jetzt in der Türkei auf die juristische Verfolgung seiner „Beleidiger“ verzichten kann, weil er sie mit Greifkommandos, Berufsverbot und Schlägertrupps jetzt viel einfacher vernichten kann ? In Deutschland verzichtet er ja nicht auf die Anzeigen. Da reicht sein diktatorischer Arm noch nicht weit genug ?
Udo Becker
Hallo,
die von mir beachteten Medien haben die Rücknahme der Anzeigen vermeldet und nicht als große Geste der Versöhnung kommentiert. Wenn kommentiert wurde, dann ging der Kommentar eher so in Richtung „Showeffekt des großherzigen Führers“.
Sein Palastrede tat ein Übriges, einen Würgereiz hervorzurufen.
Abschaffung der Demokratie und Beschneidung von Grundrechten, Gleichschaltung der Medien, das sind natürlich alles innere Angelegenheiten, aus denen sich andere gefälligst herauszuhalten haben.
Hallo
Was mich wirklich mal interessieren würde ist, was irgendjemand an dem toll finden kann. Anscheinend hat er die Türkei wirtschaftlich voran gebracht, außerdem hat er den Friedensprozess mit den Kurden eingeleitet. Aber das macht er doch zur Zeit wohl alles wieder zunichte. Ich kapiere es einfach nicht.
Hallo,
wir haben auch mal jemanden toll gefunden, der aus dem Knast kommend seine größenwahnsinnigen Ideen umsetzen wollte, der nach einem vorgeblichen Putsch Säuberungswellen durchführte, Medien aus- bzw. gleichschaltete,…
Wir - also zumindest du und ich - würden wohl nicht noch mal so jemandem jubelnd hinterher laufen.
Nur gehört die Aufarbeitung der eigenen Geschichte aber nicht gerade zu den Stärken der Türkei.
Zudem erleben wohl viele Türken im Ausland, dass man sie und ihr Land nicht gerade besonders gerne hat, kein hohes Ansehen genießen.
Da kommt einer wie jener gerade recht. Nüchtern betrachtet ein Fall für die gschlossene Abteilung spätestens ab der Behauptung, die Türken hätten Amerika entdeckt.
Aber es schmeichelt halt dem Nationalstolz.
Peinlich, dass man diesen Kerl nicht stärker mal zeigt,was Sache ist.
Den Bosporus bekommt die NATO auch anders gesichert und Flugzeugträger gibt es genug,da muss man sich nicht weiter anbiedern.
Zudem wäre eine simple Logik des Auswärtigen Amtes angebracht:
Wenn ein Staat von sich selber behauptet, so deratig instabil und unsicher zu sein, dass die Lage nur mit HIlfe des Ausnahmezustands zu beherrschen ist, dann würde ich das so einem Staat einfach mal glauben und eine dringende Reisewarnung aussprechen.
Griechenland ist auch sehr schön!
Servus,
dass das Geifern wider ihn so unisono und gleichgeschaltet stattfindet, macht den Mann und seine Taten zwar nicht sympathisch, aber lädt doch dazu ein, zu überlegen, ob das, was von ihm ebenfalls unisono und gleichgeschaltet berichtet wird, tatsächlich schon die ganze Wahrheit ist.
Wenn Kritik an einer Person einheitlich und im Gleichschritt von Leuten geäußert wird, die noch vor einem halben Jahr auf die Nennung dieses Namens hin nur „Erduwaaas?“ sagen konnten, sind zumindest leise Zweifel an ihrer Fundierung angebracht.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
das muss man. Allerdings haust Du mit „vernichten“ etwas stark auf die Pauke.
Wieso sollte er? Bislang weiss man es noch nicht und ich finde die Anzeige gegen Böhmermann völlig angemessen. Der Rest ist nun Sache der Justiz. Dass die dt. Medien diesen Fall überhaupt im Rahmen des präsidialen "Gnaden"aktes aufführen, stösst mir eher sauer auf. Denn er ist im Vergleich zu den möglichen Folgen entsprechender Anzeigen in der TÜR geradezu lachhaft mickrig mit Strafe bewehrt.
Ich habe jedenfalls bezogen auf die Ausgangsfrage nirgends gelesen oder gehört, dass dt. Kommentatoren selbst von Gnadenakt oder ähnlichem sprachen. Sie haben immer nur Erdogan indirekt zitiert.
vdmaster
Hallöchen, erinnert mich an einen anderen Kandidaten. Der Chefmoderator meines favorisierten Radiosenders ist Amerikaner. Kürzlich äusserte er, Trump wählen zu wollen. Das Entsetzen seiner Kollegen im Sender war förmlich sichtbar. Darauf sagte er, das Trump sehr wohl ein schrillerer Kandidat sei, als wahrscheinlich alle vor ihm, das allerdings das Bild, das die Medien in Deutschland von ihm vermitteln, komplett verzerrt sei.
Gruss
Hallo,
Zweifel sind ja immer gut, sie dienen der Überprüfung.
Wenn dann aber Erdogan an seinem Handeln gemessen und überprüft wird, dann finden sich doch mehr als genügend Gründe, diesen Zweifel auszuräumen.
Vorausgesetzt, die Fakten stimmen.
Was gibt es denn für gute Gründe, Erdogan nicht mit Sorge und Abneigung zuzugucken dabei, wie er einen Staat samt der Freiheit der BürgerInnen an die Wand fährt?
Wer hätte welche Interessen, gleichzuschalten?
Und sollen wir im Falle Nordkorea den Kerl dort auch für voll nehmen im Sinne deiner These der Gefahr der Gleichschaltung?
Gruß
Hallo,
in der TÜR bekommt man (überwiegend) keine ausgewogenen Informationen, sondern nur den Regierungssprech vorgesetzt.
Demnach
- geht es der Wirtschaft besser als je und es wird ihr morgen noch viel besserer gehen.
- wurde der Friedenszweig an die Kurden von Terroristen zerfetzt. Das ist zwar eine maßlose Übertreibung, birgt aber durchaus einen wahren Kern. Eine PKK-Splittergruppe (TAK) hatte Polizisten angegriffen und ermordet kurz bevor die türk. Staatsgewalt mit aller Härte gegen PKK und auch zivile Kurden vorging und regional den Bürgerkrieg vom Zaun brach.
- ist die ganze Welt von der Macht der TÜR zutiefst beeindruckt und muss als Bittstelller auftreten.
- ist die TÜR von lauter Feinden umzingelt und wird ständig von Verschwörern angegriffen. Wenn also die Währung mal schwächelt, dann stecken ausländische Kräfte (=Feinde) dahinter.
- hat RE der TÜR ihre historisch zustehende Würde wiedergegeben.
Gruß
vdmaster
Das könnte Stunk mit Frankreich geben.
Aber es gibt doch mehr als genug Beispiele von Äusserungen Trumps, die das Entsetzen der Mitarbeiter ohne Einschränkung rechtfertigen.
Es wäre doch das Mindeste, diesen Mann mal zu fragen, warum er denn Trump wählen möchte und was er zu den Dingen zu sagen hat, die als Tatsachen vorausgesetzt werden können.
Die Klientel, die Trump zu wählen beabsichtigt, ist ein weiterer Hinweis auf Vorsicht, die geboten ist.
Das einzige Argument für Trump kann doch eigentlich nur sein, dass Hillary eine größere Gefahr darstellt. Und das scheint auch genau das Dilemma zu sein, zumindest sieht es so aus, wenn ich meinen amerikanischen Freunden Glauben schenken darf, die es alle so ausdrücken: „Wir hatten noch nie die Situation, zwischen zwei schlechten Kandidaten entschieden zu müssen.“
Sorry für´s Abschweifen vom Kernthema.
Gruß
Vor etwa 25 Jahren stand ich, seinerzeit noch Punk, an meinem Lieblingsdönerstand und plauderte mit Osman, dem Inhaber. Dieser äusserte, für mich völlig unverständlich, das er Hitler bewundere. Auf meine Frage nach dem warum sagte er: „Hitler war ein grosser Diktator und ich liebe Diktatur!“ Bei den letzten drei Worten leuchteten seine Augen, kein Witz. Mir wäre fast das geschlauchte Dosenbier runtergefallen. Offenbar ist Osman mit dieser Einstellung nicht alleine.
Seine Worte waren, Clinton lügt, wenn sie den Mund aufmacht.
Ebenfalls sorry für OT.
Das frage ich mich bei Putin auch immer.
Nun ja, die mit mir befreundeten Amerikaner sehen das anders als dieser Radiomoderator. Zu sagen, dass sie Trump „schrill“ finden, wäre die Untertreibung des Jahres. Tatsächlich kursieren derzeit jede Menge nicht gänzlich unernste Witze darüber, im Falle eines Wahlsiegs von Trump nach Kanada überzusiedeln.
Wobei es bei Trump nicht eine bloße Behauptung, sondern nachgewiesen ist, dass er am laufenden Band lügt:
Na ja, es ist schon etwas gewagt von einer Aussage vor 25 Jahren auf die Meinung aller oder auch nur einer Mehrheit der Menschen mit derselben ethnischen Abstammung zu schließen. Nicht nur gibt es ja durchaus auch in der Türkei jede Menge Leute, die Erdogan etwas weniger als toll finden, sondern es ist auch eine Frage, ob sich Ali Normaltürke überhaupt als in einer Diktatur lebend sieht, zumal die Übergänge fließend sind und vieles aus dem Inneren heraus betrachtet nicht offensichtlich ist.
PS: Vor etwa 15 Jahren kannte ich übrigens einen (deutschen) Straßenpunk, der Hitler gut fand.
Das erinnert mich an die Zeit kurz nachdem Bush jun. das zweite mal die Wahl gewonnen hatte. Da gab es in Asien in den Urlaubsgegenden, wo man sonst viele US-Amerikaner trifft plötzlich bloss noch Kanadier.
Aber die werden ja gerade dezimiert. Möglicherweise wird er bei den nächsten wahlen mit über 90% gewählt.
Hallo Udo_Becker,
du fragst: „Warum sind unsere Medien so naiv?“
Mir reicht es, wenn du nicht naiv bist.
Tankred.