Warum spricht man in Österreich 'Tunnel' als 'Tund

Hallo Jenny (und alle Anderen)!

Zunächst vielen Dank für die sorgfältigen und weitgehend überzeugenden Antworten. Es freut mich, daß ich mit meiner simplen Frage eine so intensive und interessante Diskussion auslösen konnte.

@Jenny: Meine Kenntnisse des Österreichischen habe ich von zahlreichen Aufenthalten in verschiedenen Regionen Österreichs (Urlaube, Besuch von und Treffen mit Freunden aus Wien, Graz, Innsbruck).

Das „Tundl“ ist mir allerdings bewusst nur beim Hören von Radio- und Fernsehsprechern, die ansonsten wirklich hochdeutsch sprechen, aufgefallen (gerade deshalb, weil es innerhalb des Hochdeutschen so ungewöhnlich ist). (Die Formulierung „hochdeutsch sprechen (wollen)“ war etwas zu provokant. Das „wollen“ nehme ich zurück.)

Seitdem denke ich darüber nach, ob dies wirklich nur die einzige Ausnahme ist, die die professionellen Sprecher - wahrscheinlich völlig unbewusst - machen.

Freundliche Grüße aus München!

Franz

Hi,

ich weiß sehr wohl, von welchen Dialekten du / ihr sprichst / sprecht. Aber das ist kein ö. Mich nervt es einfach - vermutlich bin ich da einfach dünnhäutig, mag ja sein - dass nicht genau hingehört wird. Bei Leuten, die sich nicht so mit Sprache beschäftigen, lasse ich das mit innerlichem Augenrollen durchgehen und hoffe auf … ich weiß nicht, was. Aber wenn man sich mit Sprache beschäftigt, oder beschäftigen will, sollte man zuhören und differenzieren können / lernen.

die Franzi

Hi,

lies dir nochmal meine Antwort durch - die „machen“ das nicht, der Laut entsteht von ganz allein, vor allem, da das österreichische l ein sehr weiches ist, das nicht nur mit der Zungenspitze an den Alveolen, sondern auch mit einem teil des Zungenrandes an den Alveolen gebildet wird.

die Franzi

Hi,

Und"Norddeutsch" haben wir beide unkorrekt verwendet. Was du
da aus Werner zitiert hast, ist Platt

falsch, das ist eher eine Art Missingsch, hat mit Plattdüütsch nicht viel zu tun. Wenn schon Korinthen kacken, dann richtig :wink:

.m

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Hallo, Franzi (Miezekatze),
ich habe schon überlegt, ob ich statt Ausnahme „machen“ schreiben soll, „Ausnahme, die ihnen“ (den Nachrichtensprechern) „unterläuft“, denn es ist klar, daß das Ganze unbewusst bzw gewohnheitsmäßig geschieht.
Dennoch scheint mir das „Meidlinger L“, also das angedeutete d vor dem l, nicht die volle Erklärung für die Abweichung der Aussprache des Wortes „Tunnel“ vom Hochdeutschen zu sein, denn es kommt ja noch das Weglassen des „e“ bzw. das Ersetzen des „e“ durch das „d“ hinzu.
Die Frage ist also immer noch, warum sonst Hochdeutsch sprechende Österreicher „Tunnl“ bzw „Tunndl“ statt „Tunnel“ oder „Tunnell“ sagen.
Daß man das „e“ der letzten Silbe bei schneller, etwas unsauberer Sprechweise gerne wegläßt, ist klar (Esl, statt Esel, Bündl, statt Bündel usw.), das tut man im Deutschen, erst recht im Österreichischen und Bayrischen allgemein. Die von mir gemeinten Sprecher scheinen die Ausnahme aber gerade und nur (?) bei Tunnel zu „machen“ (machen bitte nicht zu wörtlich nehmen - siehe oben).

Liebe Grüße aus München bzw. Pfiat di (eich)!

Hallo,
ich habe geschrieben, daß manche „o“ Laute regional ein bisserl in Richtung „ö“ gehen. Das stimmt doch, oder?

Was sagt denn dann die Vogtländerin im ersten Satz?
In dem Fall geht es in meinen Ohren nicht nur ein bisserl in Richtung „ö“ sondern ziemlich stark.

Wie sagt man in Deinem Dialekt „wollte“? Sagt man da nicht „wöllte“?

Also bei allem was ich geschrieben habe, sollte es keinen Grund zur Aufregung geben, oder?

Grüße,
Roland

Grüß Dich Franz,
ich werde einmal beim nächsten Fernsehschauen besser aufpassen :wink: Dieses „dl“ ist mir bei „Tunell“ bis jetzt noch nicht aufgefallen.
Die Jenny hat gestern geschrieben, daß wir meistens auch „Reindl“ sagen, weil
„Reinl“ und „Reindl“ sehr ähnlich klingen und irgendwann das „d“ direkt eingebaut wurde. Bei „Tunll“ und „Tundl“ ist der Klang auch sehr ähnlich.

Generell ist mir bei Rundfunksprecher aufgefallen, daß sie in Bayern eher eine mitteldeutsch-norddeutsch geprägte Aussprache haben und in Österreich bzw. Schweiz eine süddeutsch geprägte Aussprache.
Servus,
Roland

Hi,

jetzt hab ich die beiden Links dann doch mal angeklickt (hatte es mir vorher verkniffen, weil ich schließlich 19 Jahre in Meißen gelebt habe und die gängigen sächsischen, thüringischen, vogtländischen und erzgebirgischen Klänge ganz gut im Ohr habe).
Du weißt schon, dass die beiden Sprecher, die du da hörst, den Dialekt nur nachahmen? zumindest bei „Parkettboden“ muss es dir auffallen - nicht, weil du es hörst, sondern, weil Du weißt, dass du da keinen Sachsen vor dir hast.
Damit hätten wir eine schöne Bestätigung meiner Behauptung: Du kennst die Dialekte, von denen du sprichst, nicht, kennst dich anscheinend auch sonst nicht gut genug mit Phonologie aus, beschreibst die beste Näherung des Gehörten („ö“), und trägst munter zur Verbreitung eines albernen Irrtums bei. Jeder Sachse weiß, dass er selber kein „ö“ statt Hochdeutsch „o“ spricht, und fühlt sich veralbert. Nicht nur von Leuten wie den „Ö La Palöma Boys“.

Hier ein Hörbeispiel des Leipziger Sächsisch: http://www.youtube.com/watch?v=PBTALZ_j7uU (Ilse Bähnert alias Tom Pauls)
Wenn du hinhörst, wirst du feststellen, dass das o eher ein ou ist.

Und zum Vogtländischen http://www.obervogtland.de/mundart.html

Leider nur Text, aber das Prinzip wird verständlich sein. Das O wird oft, wenn nicht immer, durch u ersetzt (deswegen nennen die Leute die Gegend, in der sie leben, „fuuchtland“)
Allerdings, vielleicht beruhigt dich das ja, taucht sehr wohl ö an ungewöhnlichen Plätzen auf, es ersetzt a und ei. Aber dann auch als richtiges ö, das ist da in dem Text schon richtig umgesetzt worden.

die Franzi

Hi,

das hat nichts mit „gewohnheitsmäßig“ oder so zu tun, das sind sachen, die so sind, sowohl das verschwindende e als auch das erscheinende d.

Ich geb auf.

die Franzi

Hallo Fränzi,
warum gehst Du nicht direkt auf meine Fragen in dem letzten Artikel ein?

Du haust einfach irgendwelche Aussagen hin „das ist kein ö“… (z.T.) ohne direkten Bezug auf meinen Beitrag. Das verstehe ich nicht.

Du weißt schon, dass die beiden Sprecher, die du da hörst, den
Dialekt nur nachahmen? zumindest bei „Parkettboden“ muss es
dir auffallen - nicht, weil du es hörst, sondern, weil Du
weißt, dass du da keinen Sachsen vor dir hast.

Der Handwerker ist sicher nicht aus dem thüringerisch-sächsischen Raum. Der
andere kann sehr wohl aus Sachsen oder Thüringen sein. Das „super“ ist auf
jeden Fall sehr typisch ausgesprochen. Das „nich“ wäre in Dresden ein „ni“.
Damit wird der Mann wohl nicht aus Dresden kommen, aber es gibt auch die „nich“
Gegend im nördlichen Sachsen. Vielleicht ist dieses Video ein schlechtes
Beispiel, vor allem, weil da das eine „o“ nur sehr angedeutet in Richtung „ö“
geht.

Du schreibst, das ist kein „ö“. Wie Du selbst schreibst, hast Du dies gesagt ohne die Videos gesehen zu haben. Das finde ich schon gut…

Damit hätten wir eine schöne Bestätigung meiner Behauptung: Du
kennst die Dialekte, von denen du sprichst, nicht, kennst dich
anscheinend auch sonst nicht gut genug mit Phonologie aus,
beschreibst die beste Näherung des Gehörten („ö“), und trägst
munter zur Verbreitung eines albernen Irrtums bei. Jeder
Sachse weiß, dass er selber kein „ö“ statt Hochdeutsch „o“
spricht, und fühlt sich veralbert. Nicht nur von Leuten wie
den „Ö La Palöma Boys“.

Ich verbreite keine Albernheiten. Bei „wollte“ ist im Dresdner Dialekt
auf jeden Fall ein „ö“ und es gibt Gegenden, wo manche „o“ Laute etwas in
Richtung „ö“ gehen. Die „ou“ Aussprache fürs mittlh. lange „o“ … habe ich
auch erwähnt (gibt es auch in den bairischen Dialekten).

Hier ein Hörbeispiel des Leipziger Sächsisch:
http://www.youtube.com/watch?v=PBTALZ_j7uU (Ilse Bähnert alias
Tom Pauls)
Wenn du hinhörst, wirst du feststellen, dass das o eher ein ou
ist.

Das ist kein Widerspruch zum von mir gesagten. Diese „ou“ Laute sind
regional unterschiedlich und betreffen nicht alles "o"s.

Und zum Vogtländischen http://www.obervogtland.de/mundart.html

Leider nur Text, aber das Prinzip wird verständlich sein. Das
O wird oft, wenn nicht immer, durch u ersetzt (deswegen nennen
die Leute die Gegend, in der sie leben, „fuuchtland“)

Der Link von Dir beschreibt es eigentlich ganz gut. Es gibt mehrere Dialektgebiete im Vogtland. Damit ist auch die „o“-Ausspache sehr
unterschiedlich…

Grüße,
Roland

Hi,

du hast meinen letzten Beitrag nicht richtig gelesen: bevor ich ihn schrieb, hab ich beide Links benutzt (und auch zuende) angehört.

Gotteidank ist nur noch der Parkettboden-Link in der Diskussion, der anere ist so offensichtlich gefaket. Die Frau versucht ja nicht einmal, vogtländisch zu klingen.
„Parkettboden“ ist ein Sketch von Tramitz und Friends, so sagt es auchdie Einleitung. Der Mann, der da als zweites hereinkommt, ist Christoph Maria Herbst, ein Schauspieler aus Wuppertal. Der ist ungefähr so sächsisch, wie ich badisch bin. Er ahmt den Dialekt nach und produziert dabei etwas, was dem gesamtdeutschen Ohr sächsisch klingt. Er macht das sehr gut, aber eben nicht perfekt, er ahmt nach. Und weil für viele das sächsische o nach ö klinbgt, macht er es in die Richtung.
Dialektforscher könnten sicher exakt belegen, was er wo miteinander vermischt und falsch oder richtig macht. Aber als Beleg dafür, dass im Sächsischen etwas so und so klingt, wäre ja, als würde ich dir (als Bayern) Annette Friers Parodie eines Bayern dafür anführen, dass Bayrisch soundso klingt.

Bei „wollte“ ist im Dresdner Dialekt

auf jeden Fall ein „ö“ und es gibt Gegenden, wo manche „o“ Laute etwas in
Richtung „ö“ gehen

Du weißt schon, wo ich herkomme? Halbe Autostunde von der Dresdner Stadtmitte.

die Franzi

Hallo,

du hast meinen letzten Beitrag nicht richtig gelesen: bevor
ich ihn schrieb, hab ich beide Links benutzt (und auch zuende)
angehört.

Ja, das habe ich auch nicht angezweifelt. Du hast aber die Aussage
gemacht "das ist kein „ö“ bevor Du die Links benutzt hast. Auf das habe
ich mich bezogen.

Gotteidank ist nur noch der Parkettboden-Link in der
Diskussion, der anere ist so offensichtlich gefaket. Die Frau
versucht ja nicht einmal, vogtländisch zu klingen.

Ich sage es ganz ehrlich. Diesen Vogtländischen Dialekt kenne ich
nicht, aber trotzdem glaube ich, daß er nicht „gefaket“ ist.
Wie schon gesagt kann ich der Geschichte aus Vogtland nachgehen, wenn es
Dich interessiert. Mich interessierts jetzt selber schon narrisch wo die
Sprecherin her ist, und ob das absichtlich falsch ausgesprochen worden ist.

Ich habe einmal eine Frau aus Plauen und eine aus dem Erzgebirge gekannt.
Das „ned“ ist auf jeden Fall vogtländisch, das „glaab“ hört sich auch vogtländisch an. Wie schon gesagt ist es ein Gaudifilm, aber ich kenne
niemanden der Vogtländisch aus Gaudi nachahmt. Da wäre so ein Pseudosächsisch
viel publikumswirksamer.

„Parkettboden“ ist ein Sketch von Tramitz und Friends, so sagt
es auchdie Einleitung. Der Mann, der da als zweites
hereinkommt, ist Christoph Maria Herbst, ein Schauspieler aus
Wuppertal. Der ist ungefähr so sächsisch, wie ich badisch bin.
Er ahmt den Dialekt nach und produziert dabei etwas, was dem
gesamtdeutschen Ohr sächsisch klingt. Er macht das sehr gut,
aber eben nicht perfekt, er ahmt nach. Und weil für viele das
sächsische o nach ö klinbgt, macht er es in die Richtung.

Gut, es war dann ein schlechtes Beispiel.

Bei „wollte“ ist im Dresdner Dialekt

auf jeden Fall ein „ö“ und es gibt Gegenden, wo manche „o“
Laute etwas in
Richtung „ö“ gehen

Du weißt schon, wo ich herkomme? Halbe Autostunde von der
Dresdner Stadtmitte.

Ja, und wie sagt man zu „wollte“? Ich habe die Antwort immer noch nicht
bekommen. Das „wöllte“ bringe ich nicht als Beispiel, weil ich den Sachsen
ihre Sprache schlechtreden will, sondern weil es für mich ein Dialektwort ist, welches ich schon oft von Sachsen gehört habe.
Grüße,
Roland

Was du
da aus Werner zitiert hast, ist Platt, und das klingt wieder
anders.

Hi,
Wenn Werner plattdeutsch reden würde, hätte er nicht so 'nen Erfolg gehabt, denn dann hätte man ihn in „Restdeutschland“ kaum verstanden. Ich versteh Werner ganz prima, Plattdeutsch jedoch nur schwer.

Grüße,

  • André

Schlichtungsversuch
Hallo ihr beiden,
Ihr redet leider beide irgendwie aneinander vorbei… vielleicht kann ich’s schlichten, aber weiter unten hat ja Immo alias Vokietis schon gesagt, was er meinte.

Falsch ist die Aussage, wir Sachsen würden bei „wollte“ und Co. ein „ö“ sprechen in der Tat, da hat die miezekatze Recht. Aber ein „ou“ ist’s auch nicht.
Wenn man sagt, es geht in Richtung „ö“ kommen wir der Sache schon näher, denn der Laut in „wollte“ ist kurz und geht tatsächlich gegen „ö“, zumindest in weiten Teilen Sachsens. Speziell für Dresden kann ich nicht sprechen, aber für Leipzig.

Das kurze deutsche „ö“ ist ein [œ] (kurz, halboffen, vorne, gerundet), während das hochdeutsche kurze „o“ [ɔ] (kurz, halboffen, hinten, gerundet) ist. Im Sächsischen wird das kurze „o“ (wie in „wollte“) nun etwas zentralisiert, wodurch es gegen „ö“ geht, es aber nicht erreicht. Ein [ɵ] (kurz, halboffen, zentral, gerundet) ist dafür eine gute Näherung.
Und da’s im Hochdeutschen und in den meisten deutschen Dialekten diesen Laut nicht gibt und man gerne die Laute raushört, die man selbst kennt, hören viele Nicht-Sachsen eben, dass das sächsische „o“ irgendwie nicht wie ihr „o“ klingt, sondern mehr wie ein „ö“. Und das ist nicht falsch und auch kein Aberglaube oder sowas. Es ist allenfalls eine Übertreibung, zu sagen, es wäre einem hochdeutschen „ö“ identisch. Das ist’s natürlich nicht.

Der Laut ist einem hochdeutschen „ö“ in etwa genauso nahe wie einem „o“.

Beim langen „o“ ist’s ähnlich, da haben wir oftmals einen Diphthong, den Immo weiter unten recht treffend transkribiert hat, siehe dort.

Ja, und wie sagt man zu „wollte“? Ich habe die Antwort immer
noch nicht
bekommen. Das „wöllte“ bringe ich nicht als Beispiel, weil ich
den Sachsen
ihre Sprache schlechtreden will, sondern weil es für mich ein
Dialektwort ist, welches ich schon oft von Sachsen gehört
habe.

Genau umschreiben kann man sowas eigentlich nur im IPA, ich würde das Wort vllt. so schreiben: [ˈvɵldə] — das kann man in einer hochdeutschen Pseudoumschrift sowohl als „wollde“ als auch als „wöllde“ schreiben, beides trifft’s nicht so ganz.
Die Variante mit „ö“ wird hier von vielen einfach bevorzugt, da sie den Unterschied zum Hochdeutschen ausdrückt, den viele Leute ja auch wahrnehmen.

Gruß,

  • André

in der Schreibweise „Tunell“ (s. o.) ist es immerhin in den
Duden eingegangen :wink:, auch in die Wörterbücher von Wahrig und
Bertelsmann

Tu|nell , das; -s, -e (südd., österr., schweiz.):→
Tunnel.

Hochinteressant! Ich wusste das nicht…
Also nix mit „falsch“. =)

Grüße,

  • André

Grüß Dich Andre,
dankeschön für Deinen Schlichtungsversuch. Es gibt also manche „o“
Laute die in Teilen Sachsens ein bisserl in Richtung „ö“ gehen, oder?

Im Dresdner Raum gehen wohl relativ wenige "o"s in Richtung „ö“. Das „o“ bei
„wollte“ ist da möglicherweise eine Ausnahme. Dafür war dieser „ö“ (ähnliche
Laut) noch deutlicher ein „ö“ wie im „vogtländischen Video“ das erste „wöhl“.

Ein exakt genormtes „ö“ wirds wohl nicht sein, aber wer spricht schon exakt die
künstliche Normaussprache :wink:

Für mich war das nicht so ungewöhnlich, daß „wollte“ in Sachsen mit „ö“ (ö-ähnlichem Laut) gesprochen wird, da es im Südbairischen eine ähnliche
Form gibt. Dort wird „wollen“ und „gewollt“ allerdings mit „e“ gesprochen
also z.B. „sell hon i nit wellen/gewellt“. Aus dem „wellen“ kann sich in einer
Gegend mit „ö“-Lauten auch leicht ein „wöllen“ entwickeln. So habe ich mir das
zumindest vorgestellt, wo ich das dresdnerische „wöllde/wöllte“ (ohne Norm ö) gehört hab.

Ich muß zum „wöllte“ dazusagen, daß die dresdner Bekannte gelegentlich „wollte“
mit „o“ und dann wieder mit relativ deutlichem „ö“ spricht. Das war dann aber ziemlich die Ausnahme mit den „ö“-ähnlichen Lauten bei ihr. „Wohl“ spricht sie z.B. mit einfachen „o“.

Servus,
Roland

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zum Video aus dem Vogtland
Grüß Euch,
nachdem ich jetzt neugierig geworden bin, wo das vogtländische Video her ist,
hab ich a bisserl nachgeforscht.
Die Youtube Benutzerin „beatifikat“ hat das Video eingestellt. Dort auf ihrer Benutzerseite steht dann folgendes:
„Lisbeth, Ernst´n Schröder & Vogtländisch für Anfänger 10 Videos
produziert für www.binnert.wg.am & zum eigenen Spass :wink:

Auf „www.binnert.wg.am“ findet man dann
http://www.binnert.wg.am/hier_gehts_zum_spass.html
Die Sprecherin kommt also offenbar aus „Demeusel“.
Servus,
Roland

Grüß Dich Andre,
dankeschön für Deinen Schlichtungsversuch. Es gibt also manche
„o“
Laute die in Teilen Sachsens ein bisserl in Richtung „ö“
gehen, oder?

Ja, das ist richtig. Die Betonung liegt dabei auf „ein bisserl“ (bzw. „ä bissl“ :slight_smile:), denn der Laut befindet sich auf halbem Wege zwischen „o“ und „ö“.

Im Dresdner Raum gehen wohl relativ wenige "o"s in Richtung
„ö“. Das „o“ bei
„wollte“ ist da möglicherweise eine Ausnahme. Dafür war dieser
„ö“ (ähnliche
Laut) noch deutlicher ein „ö“ wie im „vogtländischen Video“
das erste „wöhl“.

Ich hab mir die Videos jetzt nicht angeguckt. Über Vogtländisch weiß ich auch fast nichts. Ich denke nicht, dass man irgendwo in Sachsen das Wort „wohl“ genauso wie „wöhl“ im Hochdeutschen ausspricht. Bin mir ziemlich sicher, dass das nicht der Fall ist.
Man hat’s hier wieder mit dem Laut, der zwischen o und ö liegt, zu tun.

Schau mal hier dieses Vokaltrapez:
http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/rom2/unicode/…

Dort findet man die Laute [o] („Ofen“) und [ɔ] („offen“), sowie [ø] („Öfen“) und [œ] („öffentlich“).
Der Vokal im sächsischen „wollte“ befindet sich genau zwischen [ɔ] und [œ] — ich hatte vorhin glaub einen Fehler gemacht und [ɵ] genommen, aber es sollte eher [ɞ] sein.

Aber ob nun [ɞ] oder [ɵ], oder einen Diphthong aus den beiden, wie Immo vorschlug… es ist beides weder ein „o“ noch ein „ö“, sondern was dazwischen , was es im Hochdeutschen nicht gibt.

Ein exakt genormtes „ö“ wirds wohl nicht sein, aber wer
spricht schon exakt die
künstliche Normaussprache :wink:

Nur wenige. Aber ein „ö“ kann verwirren und veranlasst die Leute, den Laut als hochdeutsches „ö“ zu sprechen. Das war wohl das, womit miezekatze ein Problem hat.

Für mich war das nicht so ungewöhnlich, daß „wollte“ in
Sachsen mit „ö“ (ö-ähnlichem Laut) gesprochen wird, da es im
Südbairischen eine ähnliche
Form gibt. Dort wird „wollen“ und „gewollt“ allerdings mit „e“
gesprochen
also z.B. „sell hon i nit wellen/gewellt“. Aus dem „wellen“
kann sich in einer
Gegend mit „ö“-Lauten auch leicht ein „wöllen“ entwickeln. So
habe ich mir das
zumindest vorgestellt, wo ich das dresdnerische
„wöllde/wöllte“ (ohne Norm ö) gehört hab.

Könnte das evtl. am darauffolgenden L-Laut liegen? In vielen Dialekten und einigen Sprachen ist ein zugrundeliegendes /l/ nach einem Vokal oft zu einem /i/ oder /u/ geworden. Wenn’s da in Richtung /i/ tendiert, kann es leicht den Vokal davor färben.
Ist aber nur 'ne Vermutung. Ich kann mir gut vorstellen, dass das in anderen Dialekten auch vorkommen könnte.

Ich muß zum „wöllte“ dazusagen, daß die dresdner Bekannte
gelegentlich „wollte“
mit „o“ und dann wieder mit relativ deutlichem „ö“ spricht.
Das war dann aber ziemlich die Ausnahme mit den „ö“-ähnlichen
Lauten bei ihr. „Wohl“ spricht sie z.B. mit einfachen „o“.

Ja, das gesprochene Sächsische ist kein reiner Dialekt mehr, man spricht immer mal mehr, mal weniger mit hochdeutschem Einfluss. Ich sprech die beiden Laute auch mehr in Richtung „o“ aus.

Gruß,

  • André

Hallo!

aber ich behaupte mal kühn dagegen,
dass „das Tunnel“ - egal, wie betont - immer falsch war

in der Schreibweise „Tunell“ (s. o.) ist es immerhin in den
Duden eingegangen :wink:, auch in die Wörterbücher von Wahrig und
Bertelsmann
Tu|nell , das; -s, -e (südd., österr., schweiz.):→
Tunnel.

Das für das österreichische Deutsch maßgebliche „Österreichische Wörterbuch“ (40. Aufl., S. 672) kennt „offiziell“ nur „der Tunnel“. Es weist aber auf die Herkunft hin: näher am Englischen (der Tunnel, „u“ kurz und betont) oder näher am Französischen (das Tunell, „e“ kurz und betont) hin und meint weiter: „Die ursprünglich in Österreich häufigere Form „das Tunell“ ist auf dem Rückzug.“
Praktisch schreibt man hierzulande nur mehr „Tunnel“ und betont es auf der ersten Silbe.
Grüße, Peter

Hi,

Ich muß zum „wöllte“ dazusagen, daß die dresdner Bekannte gelegentlich „wollte“

mit „o“ und dann wieder mit relativ deutlichem „ö“ spricht. Das war dann aber ziemlich die Ausnahme mit den „ö“-ähnlichen Lauten bei ihr.

jetzt geht mir ein ganzer Weihnachtsbaum auf. Du hast bisher immer so geklungen, als wäre das für dich imer so, mit dem o/ö, dabei geht es im wesentlichen um dieses eine Wort.
Im sächsischen gibt es einen analytischen Konjunktiv von „wollen“. Hochdeutsch (analytisch) heißt es „würde wollen“, der Sachse sagt „wöllte“
Von meinem Vati höre ich das oft… Wenn ich den Computer blockiere, heißt es „Ich wöllte dann auch mal ran“. usw. usf. Wie verbreitet das nun ist, weiß ich nicht, aber bei meinem Vati höre ich es oft (daher machen mein Bruder und ich es auch, aber dsa zählt nicht. Meine Mutti macht es, glaube ich, nicht. Vati ist aber in Dresden geboren, Mutti ne halbe Autostunde weg).

die Franzi