Grüß Dich Andre,
dankeschön für Deinen Schlichtungsversuch. Es gibt also manche
„o“
Laute die in Teilen Sachsens ein bisserl in Richtung „ö“
gehen, oder?
Ja, das ist richtig. Die Betonung liegt dabei auf „ein bisserl“ (bzw. „ä bissl“
), denn der Laut befindet sich auf halbem Wege zwischen „o“ und „ö“.
Im Dresdner Raum gehen wohl relativ wenige "o"s in Richtung
„ö“. Das „o“ bei
„wollte“ ist da möglicherweise eine Ausnahme. Dafür war dieser
„ö“ (ähnliche
Laut) noch deutlicher ein „ö“ wie im „vogtländischen Video“
das erste „wöhl“.
Ich hab mir die Videos jetzt nicht angeguckt. Über Vogtländisch weiß ich auch fast nichts. Ich denke nicht, dass man irgendwo in Sachsen das Wort „wohl“ genauso wie „wöhl“ im Hochdeutschen ausspricht. Bin mir ziemlich sicher, dass das nicht der Fall ist.
Man hat’s hier wieder mit dem Laut, der zwischen o und ö liegt, zu tun.
Schau mal hier dieses Vokaltrapez:
http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/rom2/unicode/…
Dort findet man die Laute [o] („Ofen“) und [ɔ] („offen“), sowie [ø] („Öfen“) und [œ] („öffentlich“).
Der Vokal im sächsischen „wollte“ befindet sich genau zwischen [ɔ] und [œ] — ich hatte vorhin glaub einen Fehler gemacht und [ɵ] genommen, aber es sollte eher [ɞ] sein.
Aber ob nun [ɞ] oder [ɵ], oder einen Diphthong aus den beiden, wie Immo vorschlug… es ist beides weder ein „o“ noch ein „ö“, sondern was dazwischen , was es im Hochdeutschen nicht gibt.
Ein exakt genormtes „ö“ wirds wohl nicht sein, aber wer
spricht schon exakt die
künstliche Normaussprache 
Nur wenige. Aber ein „ö“ kann verwirren und veranlasst die Leute, den Laut als hochdeutsches „ö“ zu sprechen. Das war wohl das, womit miezekatze ein Problem hat.
Für mich war das nicht so ungewöhnlich, daß „wollte“ in
Sachsen mit „ö“ (ö-ähnlichem Laut) gesprochen wird, da es im
Südbairischen eine ähnliche
Form gibt. Dort wird „wollen“ und „gewollt“ allerdings mit „e“
gesprochen
also z.B. „sell hon i nit wellen/gewellt“. Aus dem „wellen“
kann sich in einer
Gegend mit „ö“-Lauten auch leicht ein „wöllen“ entwickeln. So
habe ich mir das
zumindest vorgestellt, wo ich das dresdnerische
„wöllde/wöllte“ (ohne Norm ö) gehört hab.
Könnte das evtl. am darauffolgenden L-Laut liegen? In vielen Dialekten und einigen Sprachen ist ein zugrundeliegendes /l/ nach einem Vokal oft zu einem /i/ oder /u/ geworden. Wenn’s da in Richtung /i/ tendiert, kann es leicht den Vokal davor färben.
Ist aber nur 'ne Vermutung. Ich kann mir gut vorstellen, dass das in anderen Dialekten auch vorkommen könnte.
Ich muß zum „wöllte“ dazusagen, daß die dresdner Bekannte
gelegentlich „wollte“
mit „o“ und dann wieder mit relativ deutlichem „ö“ spricht.
Das war dann aber ziemlich die Ausnahme mit den „ö“-ähnlichen
Lauten bei ihr. „Wohl“ spricht sie z.B. mit einfachen „o“.
Ja, das gesprochene Sächsische ist kein reiner Dialekt mehr, man spricht immer mal mehr, mal weniger mit hochdeutschem Einfluss. Ich sprech die beiden Laute auch mehr in Richtung „o“ aus.
Gruß,