Warum spricht man in Österreich 'Tunnel' als 'Tund

Hallo Elke,

Das deutsche „Tunnèlllll“ gibt’s ja so nur im Süden.

Aber ja doch.
Auch zu belegen durch den Reim in dem schönen Lied
„Holladihia“:

Zwischen Woinem und Bergene*
do steht e Tunell
Wenn mer noi fährt, wird’s dunkel
Wenn mer raus fährt, wird’s hell.

*ich bin sicher das gibt es mit versch. lokalen Namen

fragt sich nur, wer bei wem abgestaubt hat. :wink:

Wir im Ländle singen natürlich „Zwischa Schtuagert on Cannschtatt“
http://de.wikipedia.org/wiki/Rosensteintunnel

Hast Du eine Ahnung, wie der Liedtitel „offiziell“ lautet?
Das in dem wiki-Artikel angegebene Referenzlied hat eine ganz andere Melodie.

Gruß Gudrun

jetzt geht mir ein ganzer Weihnachtsbaum auf. Du hast bisher
immer so geklungen, als wäre das für dich imer so, mit dem
o/ö, dabei geht es im wesentlichen um dieses eine Wort.
Im sächsischen gibt es einen analytischen Konjunktiv von
„wollen“. Hochdeutsch (analytisch) heißt es „würde wollen“,
der Sachse sagt „wöllte“
Von meinem Vati höre ich das oft… Wenn ich den Computer
blockiere, heißt es „Ich wöllte dann auch mal ran“. usw. usf.
Wie verbreitet das nun ist, weiß ich nicht, aber bei meinem
Vati höre ich es oft (daher machen mein Bruder und ich es
auch, aber dsa zählt nicht. Meine Mutti macht es, glaube ich,
nicht. Vati ist aber in Dresden geboren, Mutti ne halbe
Autostunde weg).

Ich kann’s nicht wissen, aber ich denke nicht, dass er das meint. Wie bereits gesagt, ich kann nur fürs Leipziger Sächsisch sprechen; inwiefern man in Dresden die "o"s anders ausspricht, weiß ich nicht.

Aber unser „o“ wird sehr oft in Richtung „ö“ verschoben, das kannst du nicht abstreiten. Und das, was die Öh La Palöma Boys singen mag zwar grauenvoll und albern sein, ist aber nur eine Übertreibung, kein völlig anderer Laut.
Wie gesagt, das sächsische „o“ tendiert wirklich zum „ö“, das ist in dem Wort keine große Ausnahme… denk nur an Wörter wie „Oma“, „oben“, „Polen“ oder „offen“, „Post“, „woll’mer?“ — dort hört man die beiden o/ö-Laute.

Grüße,

  • André
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Hallo,
ja, so klären sich die Irrtümer und falschen Annahmen. :wink:
Wenn es nur die Konjunktivform „wöllte“ gibt, dann habe ich meine Bekannte möglicherweise falsch verstanden, weil ich von dem bairischen „wellen“ ausgegangen bin. Im Nordbairischen kann das „e“ durch das nachfolgende „l“ zu einem ö-ähnlichen Laut werden => „wöllen“. Etwas ähnliches kann auch durch
Hyperkorrektur passieren.

Man sieht auf jeden Fall deutlich wie vielseitig und unterschiedlich die Dialekte in Sachsen sind.
Grüße,
Roland

Hallo Gudrun,

Hast Du eine Ahnung, wie der Liedtitel „offiziell“ lautet?

Der erste Vers (bei uns) geht ja:

Do drowe uff’m Berg
do steht 'n Schinees
der reibt sich soi Glatz oi
mit Limburger Käs.

Weshalb ich eigentlich immer dachte, das Lied hieße: „Do drowe uff’m Berg.“
Mer waaß es net, mer waaß es net…

Gruß
Elke

Hallo Andre, hallo Mietzekatze,
ich kann jetzt nur aus meiner Erinnerung von dem Gehörten sprechen,
da ich ja selber kein sächsisch sprechen kann. Bei der Bekannten
(noch relativ jung) aus Dresden wechselt die Sprache immer wieder zwischen
sächsisch gefärbten Hochdeutsch und (etwas) Dialekt. Da ist es nicht so leicht
zu beurteilen wie der ursprüngliche Dresdner Dialekt klingt und wie stark
dort das „o“ in Richtung „ö“ geht. Bei ihr ist das relativ selten der Fall.
(Möglicherweise bemüht sie sich auch nur mit mir möglichst hochdeutsch zu sprechen :wink:

Ich habe diesen speziellen Laut zwischen „o“ und „ö“ bei anderen Sachsen
schon deutlicher gehört. Also meine Vermutung ist, daß dieser „o“ Laut regional
unterschiedlich stark nach „ö“ verschoben ist. Möglicherweise im Dresdner Raum
am wenigsten. Das kann eventuell auch daran liegen, daß man im Hauptstadtbereich
immer a bisserl bemüht ist/war ein „besseres“ Deutsch (weniger dialektnah) zu
sprechen.

Das vogtländer Video und den Dialekt halte ich für echt, auch wenn es im
Vogtland Dialekte gibt, die ganz anders klingen.

Ich bin natürlich kein Sächsischexperte und kann auch nicht sächsisch sprechen,
aber ich kenne die Dialekte schon etwas vom Hören, weil ich oft mit
Leuten aus unterschiedlichen Gegenden von Sachsen gesprochen habe.

Grüße,
Roland

Servus, mit’nand:smile:)

Hast Du eine Ahnung, wie der Liedtitel „offiziell“ lautet?

Der erste Vers (bei uns) geht ja:

Bei uns ist das so: einer fängt mit der „offiziellen“ Eingangsstrophe an und die kenne ich so:

Liabe Leit heart’s guat zu
und ruckt’s a weng zamm,
mia singan eich jetzt,
was ma z’letzt so g’hert ham.
||:Holladaridio, holladaro:expressionless:|
Ja, wos sogst denn da!

und dann folgen, je nach Gesangesrunde und „Zustand“ Stophen wie die hier…scnr:smile:)

Der Pfarren aus Grinzin’
der hat an klaan winzin’
an winzigen — Huat,
aber der steht eam scho guat!
||:Holladaridio, holladaro:expressionless:|
Ja, wos sogst denn da!

Dann gibts noch die Varianten mit "sagt er! am Ende - nach wiederum einer anderne Melodie.

Ich bin nicht 100pro sicher, aber ich glaube, zu diesen Schnad(d)erhüpferln/Gstanzln/Sprüchle, etc (und wie sie alle heißen)
gibt es keinen „offiziellen“ Originaltext. Die werden in zwei bis drei Melodievarianten in allen (ländlichen) Gegenden gesungen und mündlich tradiert.

vergnügt summenden Gruß, jenny

Hallo,

Ich bin nicht 100pro sicher, aber ich glaube, zu diesen
Schnad(d)erhüpferln/Gstanzln/Sprüchle, etc (und wie sie alle
heißen)
gibt es keinen „offiziellen“ Originaltext. Die werden in zwei
bis drei Melodievarianten in allen (ländlichen) Gegenden
gesungen und mündlich tradiert.

Das glaube ich auch. Danke für deine Version.
Allerdings lässt mich das Reimschema vermuten, dass es sich nicht um die gleiche Melodie handelt.

Gruß
Elke

G’stanzln [spin-off]
Moin,

Allerdings lässt mich das Reimschema vermuten, dass es sich
nicht um die gleiche Melodie handelt.

Das ist, wie gesagt, sehr leicht möglich. Allerdings variieren die Noten oft regional nur wenig - oder aber eine Gegend hat dann aus einem bekannten Ländler eine eigene Melodie genommen, um dazu die „Stanzen“ zu dichten:smile:

Jetzt hab ich gerade einen Link gefunden, in dem auch „meine“ Strophe drin ist (a bisserl variiert) und das Thema recht komprimiert erklärt wird. Aber das Netz ist eh voll davon.
http://www.helmut-zenz.de/gstanzln.html

Gruß, jenny

1 Like

Hi,

verschoben richtung ö ist das o schon, das hatten wir geklärt.
Wir Sachsen gehen auch mit unserem Dialekt anders um als die Bayern, schon lange bevor uns eine Umfrage zum unsexiesten Dialekt erklärt hat. Ich kenne keinen Sachsen, Der sich nicht intensiv bemüht, gegenüber Nichtsachsen möglichst hochdeutsch zu sprechen - man schämt sich, weil man ausgelacht und / oder für dumm gehalten wird. Der eine ist dann mit dem Hochdeutschen erfolgreicher, der andere weniger.

mach mal Urlaub in Sachsen, mehr als n verlängertes Wochenende (oder viele verlkängerte Wochenenden), dann hörst du das gekünstelte aus dem Video schon raus. Eigentlich müßte man es auch so raushörn, das alles übertrieben ist, eine Verarsche. Alles übertrieben in die Länge gezogen.

die Franzi

Hallo,

verschoben richtung ö ist das o schon, das hatten wir geklärt.

Gott sei Dank. Ich nehme auch an, daß es regional unterschiedlich
stark verschoben ist.

Wir Sachsen gehen auch mit unserem Dialekt anders um als die
Bayern, schon lange bevor uns eine Umfrage zum unsexiesten
Dialekt erklärt hat.

Diese Umfragen kann man gleich vergessen. Bairisch ist glaub ich einmal als beliebtester Dialekt gewählt worden. Er war aber auch
auf Platz zwei für die Dialekte, die man am meisten ablehnt…
(Ich habs schon wieder vergessen, den Schmarrn)

Ich kenne keinen Sachsen, Der sich nicht
intensiv bemüht, gegenüber Nichtsachsen möglichst hochdeutsch
zu sprechen - man schämt sich, weil man ausgelacht und / oder
für dumm gehalten wird. Der eine ist dann mit dem
Hochdeutschen erfolgreicher, der andere weniger.

Die Situation ist doch sehr ähnlich wie in Bayern. Es gibt in
Bayern sehr viele Gegenden, wo sich die Leute für ihren Dialekt
schämen und ihn immer mehr aufgegeben haben. Sie sprechen dann
auch mit anderen Bayern „Hochdeutsch“ und zum Teil sogar das „bessere“
mittel- norddeutsche Hochdeutsch.
Es gibt natürlich auch in Bayern Gegenden, wo die Leut stolz sind auf
ihren Dialekt. In den letzten Jahren nimmt die Beliebtheit von Dialekten wieder zu und die Ansicht mit dem „schlechten Deutsch“ geht etwas zurück.

Ich kenne auch viele sehr patriotische Sachsen die immer und überall
ihren Dialekt reden egal ob sie 10 Jahre in Bayern leben oder nicht.

Gebildete Leute lachen andere Leute auch nicht wegen ihres Dialektes aus. Es gibt sicher Dialekte, die man lieber mag und andere die man
weniger gern mag, aber ich finde es auf jeden Fall gut, wenn man seinen Dialekt spricht und ihn pflegt. Eventuell kann man ja auch
mehrere Dialekte können.
Ich habe z.B. von einem Landler (aus Neppendorf) gehört, daß er sowohl Bairisch wie auch Sächsisch sprechen kann. Nachdem Neppendorf
in einer sächsischen Gegend liegt war es gut beide Dialekte sprechen
zu können.

mach mal Urlaub in Sachsen, mehr als n verlängertes Wochenende
(oder viele verlkängerte Wochenenden), dann hörst du das
gekünstelte aus dem Video schon raus. Eigentlich müßte man es
auch so raushörn, das alles übertrieben ist, eine Verarsche.
Alles übertrieben in die Länge gezogen.

Wie Du Dir denken kannst, war ich schon oft in Sachsen (aber halt net
überall). Die Sprache im vogtländer Video ist natürlich besonders
betont und gedehnt, aber das „Grundklangbild“ ist aus meiner Sicht schon richtig. Es ist halt normalerweise nicht so besonders betont/gedehnt, da hast schon Recht. Dieser „ö“ ähnliche Laut
bei „wöhl“ wird beim normalen Sprechen kürzer sein, aber er ist
bestimmt da. In Dresden ist dieser Laut sicher weniger deutlich zu
hören.

Grüße,
Roland

Hallo,

Und ausserdem bin ich der Meinung, dass in den miesten Wienerisch - Formen die Dialektvarialte „Tunnöö“ mit Betonung auf dem 2. Selbstlaut die gängige Form ist.

Gruss von Julius

Gstanzl
Hallo Jenny,

Die werden in zwei
bis drei Melodievarianten in allen (ländlichen) Gegenden
gesungen und mündlich tradiert.

Selbst in Berlin gibt es eine Version des Holladihia-Liedes:

Ick steh uffer Brücke
un spuck innen Kahn,
da freut sich die Spucke,
datt se Kahn fahren kann.
||: Holladihia, holladiho. :expressionless:|

Dazu gibt’s dann noch mehrere Strophen, und eine (pseudo-?)sächsische hab ich auch mal gehört:

Im Amtsgericht schlug eener de Diere (=Türe) entzwei,
der wird jetzt verklagt wegen Dierquälerei.

Vielleicht erfahren wir ja auch mal eine Norddeutsche Variante.

Liebe Grüße
Immo

Sixtes, Immo:smile:)

Selbst in Berlin gibt es eine Version des Holladihia-Liedes:

Und in Wean schreibt si dersöbe Text aso:

Und i steh auf der Bruckn
und ich spuck in den Kahn
und da g’freit si mei Spuck’n
Dass’s Kahn foahn kann’

Und in Vorarlberg hab’ ich eine Version gehört, die ich schon nicht
gesungen verstanden habe, geschweige denn aufschreiben könnte:smile:

Oh, da fallerten (man beachte den originalen Wiener Konjunktiv!)
ma schon no g’schmackige ein:smile:)

Vergnügten Gruß, jenny

Neppendorf, saxesch und boarisch nebmanand
Grüß Euch,
ich finde es schon eine Leistung seinen eigenen Dialekt sprechen zu können.
In Neppendorf leben aber Sachsen und Landler nebeneinander und die
bairischsprachigen Landler haben zusätzlich noch Sächsisch gelernt.
Ich hab vor kurzem ein paar schöne Hörbeispiele gefunden. Die sächsischen
sind zwar für mich nicht so leicht verständlich, aber allesamt sind echte
Schmankerl. Das neppendorfer Sächsisch ist zwar auch ein mitteldeutscher
Dialekt, aber trotzdem anders wie die Dialekte in Obersachsen.
Bairisch landlerische Hörbeispiele aus Neppendorf:
http://www.youtube.com/watch?v=dmkVktydrV8
http://www.siebenbuerger.de/medien/sprachaufnahmen/a…

Landler die sächsisch reden:
http://www.siebenbuerger.de/medien/sprachaufnahmen/o…
Siebenbürgen Sächsin aus Martinsdorf:
http://www.siebenbuerger.de/medien/sprachaufnahmen/o…

Viel Spaß beim Anhören!
Servus,
Roland

Hallo Elke,

Hast Du eine Ahnung, wie der Liedtitel „offiziell“ lautet?

Der erste Vers (bei uns) geht ja:

Do drowe uff’m Berg

damit (in allen möglichen Schreibweisen) hab ich mir die Finger wundgegoogelt, aber nix nix nix gefunden.

Weshalb ich eigentlich immer dachte, das Lied hieße:
„Do drowe uff’m Berg.“

Bei uns ist der erste Vers immer der mit dem Tunell. :wink:

Mer waaß es net, mer waaß es net…

Gruß Gudrun

Servus Jenny,

Und in Wean schreibt si dersöbe Text aso:
Und i steh auf der Bruckn
und ich spuck in den Kahn
und da g’freit si mei Spuck’n
Dass’s Kahn foahn kann’

und hier der Folge-Vers im Schwäbischen:

Ja, ich steh in dem Kahn
und spuck an die Brück
da kommt doch ganz plötzlich
die Spucke zurück.

Und in Vorarlberg hab’ ich eine Version gehört, die ich schon
nicht
gesungen verstanden habe, geschweige denn aufschreiben
könnte:smile:

Oh, da fallerten (man beachte den originalen Wiener
Konjunktiv!)
ma schon no g’schmackige ein:smile:)

Ond a Hondle hot gschissa
an a Fahrrädle na
jetzt freit sich der Sch***dreck,
daß er radfahre ka.

Vergnügten Gruß, jenny

Ebensolchen

Gruß Gudrun

Hallo Gudrun!

und hier der Folge-Vers im Schwäbischen:

Ja, ich steh in dem Kahn
und spuck an die Brück
da kommt doch ganz plötzlich
die Spucke zurück.

Und wieder zurück ins Berlinische (m.E. deutlich verspielter als die Schwäbische Version):

Ick steh innem Kahne
un spuck uffe Brück’,
der Kahn, der kommt weiter
un de Spucke zurück.

Ond a Hondle hot gschissa
an a Fahrrädle na
jetzt freit sich der Sch***dreck,
daß er radfahre ka.

:smile:

Liebe Grüße
Immo

Hi!

die Dialektvarialte „Tunnöö“ mit Betonung
auf dem 2. Selbstlaut die gängige Form ist.

Du meintest wohl „Dunöö“ :wink: (nicht nur im wienerischen …)

Grüße,
Tomh

Hallo!

Oh, da fallerten (man beachte den originalen Wiener
Konjunktiv!)

Also, den spricht man andernorts auch, z.B. in Bayern.

Gruß,
Max