Hi Mike,
Gut, das wäre eine Erklärung für das Phänomen: Man will bewusst eine Botschaft senden damit.
Nicht nur. Das ist zwar eine attitude, und sie wirkt ein ganz klein wenig gekünstelt, aber ich empfinde sie trotzdem als echt. Manchmal übertreiben Schwule vielleicht gerade in Gegenwart heterosexueller Frauen, weil sie wissen, dass sie bei weiblichen Heteros gut ankommen
Also doch, entgegen aller (oder allen?) Ist-nur-ein-Klischee-Aussagen hier.
Ich kenne Schwule als Kunden, Mitarbeiter von Freunden und im Bekanntenkreis.
Ganz ehrlich, wer vor lauter Angst vor Vorurteilen hier „Klischee, Klischee“ schreit, ist einfach nur realitätsfern und spricht den Schwulen ihre Identität ab, die sie sehr wohl pflegen. Auch für die von mir genannten Eigenschaften würden dir jede Menge Leute, die viel mit Schwulen zu tun haben, genau das gleiche sagen. Auf diese Eigenschaften sind Schwule auch stolz.
Es kann gut sein, dass Homosexuelle sich umso unauffälliger benehmen, je problematischer für sie das soziale Umfeld ist. In Berlin lebende Schwule sind ziemlich extrovertiert.
Mich würde interessieren, ob denn welche gerade auf Tunten / weibliche Typen stehen. Ob das „tuntige“ Verhalten die Chancen auf dem Partnermarkt eher erhöht oder eher mindert.
Wobei sich deine Einschätzung jetzt schon dem Klischee nähert. Ich kenne das eher so, dass Schwule im normalen Leben sich überhaupt nicht „tuntig“ verhalten. Sie haben oft ein leicht theatralisches Auftreten in Mimik und Gestik. Ansonsten lernen sich schwule Paare genau wie andere über die Persönlichkeit kennen.
Ist diese Identifikation angeboren? Gibt es also über das Begehren hinaus weibliche Eigenschaften, die Schwulen angeboren sind?
Ich glaube, das weiß noch niemand so recht.
Ein Schwulen-Gen ist jedenfalls noch nicht gefunden worden. Kann sein, dass Schwulsein vielfach angeboren ist.
Außerhalb dieser Annahme gibt es für mich nur eine einzig plausible, eine psychoanalytische Theorie, die mit Identitätsbildung zu tun hat, und zwar mit einer stärkeren Identifikation mit dem weiblichen Geschlecht bzw. eines „Mißglückens“ der männlichen Identifikation.
Aus der Luft gegriffen ist die Weiblichkeit der Schwulen also keineswegs.
Aber dafür sind wir – wieder mal – im falschen Brett
Was kam zuerst: das Klischee (vielleicht, weil die Gesellschaft Schwule nicht als „echte Männer“ akzeptierte und sie daher als „halbe Frauen“ sah), auf das die Schwulen sich dann zu eigen gemacht haben, oder war es umgekehrt so, dass manche schwulen Männer von sich aus zu einem „weibischen“ Verhalten neigten und die Gesellschaft dies als typisch annahm?
Interessanter Gedanke. Ich weiß es nicht.
Die Gesellschaft formt ja das Verhalten einer Gruppe und wie sie sich innerhalb ihrer bewegt.
Ein Fußballspieler, der sich als schwul outet, wird sich in der Öffentlichkeit anders geben (müssen), als ein Mode-Designer sich öffentlich präsentieren darf.
Und „lesbische Eigenschaften“, so es sie denn geben sollte?
Keine Ahnung, da reichen meine persönlichen Bekanntschaften nicht hin.
Bei den wenigen Lesben die ich kenne, sind die männlichen Typen durch und durch echte „männliche“ Frauen, das hat mit Sich-Zurechtmachen überhaupt nichts zu tun.
Viel weniger noch als bei schwulen Männern, lesbische Frauen kenne ich überhaupt nicht so extrovertiert.
Das kann aber daran liegen, dass - auch laut Aussagen von Schwulen über Lesben- die gesellschaftliche Akzeptanz lesbischer Frauen noch immer weit problematischer ist, als die homosexueller Männer. Ich denke, die haben da recht.
Interessanterweise stehen Schwule überhaupt nicht auf Lesben. Man könnte ja meinen, dass eine „männliche“ Frau eine ähnliche Bedürfniskategorie erfüllt wie ein „weiblicher“ Mann, aber dem ist nicht so.
Gruß
Heidi