Warum wollen viele Südkoreaner keine Wiedervereinigung?

Während man in der damaligen alten BRD so was wie eine Art Sehnsucht vieler Menschen nach einer Wiedervereinigung mit dem Osten erleben konnte, scheint es so ein Gefühl bei den Koreanern, speziell Südkoreanern, nicht zu geben. Die Nordkoreaner sind ohnehin vom Rest der Welt isoliert, daher können die meisten Nordkoreaner nichts mit dem Thema anfangen. Woran liegt es, dass man in Südkorea emotional nicht so sehr an einer Rückkehr zu einem Gesamtkorea hängen?

Durch die Nachkriegswirren wurden ja viele Familien auch in Deutschland Ost West verteilt. Bei meiner Verwandtschaft war nach der Vertreibung aus dem Riesengebirge (Sudetenland, heutiges Tschechien) immer zufällig ein Transport nach Mecklenburg und einer nach Süd-Dt. unterwegs.
Viele Flüchtlinge gab es auch aus den anderen Ostgebieten: Ostpreussen, Schlesien in beide deutschen Landesteile…
Auch die Neusiedlerei vor dem Krieg spielte da eine Rolle: Arme Familien konnten aus West-Dt. nach Mecklenburg umsiedeln Anfang der 30ger Jahre, weil es da günstig und viel wenig genutztes Land gab.
Dadurch gab es möglicherweise viel mehr verwandtschaftliche Beziehungen bei uns zu DDR Zeiten als in Südkorea? Ist aber nur ein Verdacht - hab keine Beziehungen zu Leuten dort!

Woher hast du diesen Eindruck?

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Hallo,

habe das mal in einer Doku gesehen, dass die Koreaner die deutsche Wiedervereinigung beobachtet haben und eher als schlechtes Beispiel sehen.

Dazu sind die Unterschiede zwischen Nord und Süd noch um ein Vielfaches größer, als sie es damals zwischen Ost und West waren.

Gruß,
Steve

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Hallo
auch in der BRD waren 1990 viele nicht sehr erfreut über
eine Wiedervereinigung .mich eingeschlossen . Ich bin
in Westberlin aufgewachsen , dann später ins Bundesgebiet umgezogen , und sah bei meinen Heimreisen mit Bus/Bahn und bei
Besuchen in der DDR . in welchem desolaten Zustand die
Infrastruktur und die Betriebsanlagen waren . Es war direkt
klar , wie teuer eine Reunion sein würde , und genauso war
es ja dann auch . Es kam der Soli usw. Ich wünschte heute noch , es wäre nicht dazu gekommen .

Gruss Michael

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Das wollte ich auch gerade schreiben!

Man will die dabei geschehenen Fehler nicht wiederholen.
Ich finde es klug, aus den Fehlern der anderen zu lernen.

Wenngleich es Gemeinsamkeiten gibt, sind die Verhältnisse und Bedingungen in Korea gravierend anders. Die beiden Volksteile sind einander viel mehr entfremdet worden, als es bei uns der Fall war. Mithin gab es bei uns Postverkehr in beide, und Besuchsverkehr in zumindest einer Richtung. Es gab für die DDR-Bürger die Möglichkeit, in eine zumindest begrenzte Anzahl anderer (soz.) Länder zu reisen.
Das alles gibt es in Nordkorea nicht, zudem die Wirtschaft noch gravierender hinter der Südkoreas zurückgeblieben ist.

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Dies scheint mir erst in den „letzten Tagen“ vor dem Mauerfall so gewesen sein. Vorher war man sachlicher, nicht so emotional.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir gegen Ende 88 noch von „irgendwann sind mal zwei deutsche Staaten in der EU und dann gibt es vielleicht in diesem Rahmen die Wiedervereinigung“. Mit „irgendwann“ war ein Zeitraum gemeint, der am Ende eines Prozesses steht und der in dem Moment noch nicht abzusehen war, auf keinen Fall 1990. „Wiedervereinigung“ war in vielen Jahren davor ein Schlagwort, dass gern den „ewig Gestrigen“ zugeschrieben wurde. Rückblickend wird das allerdings ganz anders gesehen.

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Woran machst du das fest?
Umfragen zeigen das mW so deutlich nicht.

Ich hatte in den späten 90en Jahren eine südkoreanischen Arbeitskollegen. Der hat schon von Wiedervereinigungshoffnungen im Land berichtet, auch wenn es ihm persönlich als damals 20jährigem ganz egal war.

Zwei grundlegende Unterschiede aus meiner Sicht zu DDR-BRD:

  1. Die koreanische Spaltung ist eineinhalb Generationen älter.
  2. DDR hatte (pop)kulturell bis 89 den Anschluss an die BRD nicht wirklich verloren. Es gab DDR-Punk, aber es gab Punk, es gab DDR-NDW, aber es gab NDW usw.
    Nordkorea dagegen ist mW viel abgeschnittener von dem, was in Südkorea in den vielen Jahrzehnten kulturell geschehen ist. Das gemeinsame Korea-Gefühl besteht im Grund nur aus Tradition, kaum aus Gegenwart.

Dann müsste Korea so ungefähr 1910 geteilt worden sein. Die beiden koreanischen Staaten wurden 1948 gegründet, Was war vorher, insbesondere zwischen 1910 und 1945?

1990 - 2020 = 30 Jahre.
Kann man eineinhalb Generationen nennen, meinetwegen auch eine Generation.
Wo ist das Problem?

Richtig. Gemeinhin weiß man, wann das mit Korea passiert ist, oder kann kurz nachschlagen.
Das mit 1910 ist jetzt wirklich Haarspalterei.

Nö, er hat „älter“ mit „früher entstanden“ verwechselt :blush:

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Ich auch

Das ist sehr traurig. Die Wiedervereinigung war teuer, trotzdem sollte man sich nicht wünschen, dass es zu ihr nicht gekommen wäre.

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Gerade von Westberlinern und Spandauern habe ich sehr viel Sympathie für uns Ossies und die Wiedervereinigung erlebt…nur die Wehrdienstflüchtlinge waren meist angepieselt. Selbst gegenüber einer Vereinigung von Berlin und Brandenburg waren sie positiv eingestellt…

Neben den bereits genannten Punkten wie der wirtschaftlichen Schwäche des Nordens und die gewaltigen gesellschaftlichen Unterschiede Dank jahrzehntelanger Indoktrination gäbe es imho einen gewaltigen Nachteil für ein vereinigtes Korea: Man wäre plötzlich ein direkter Nachbar von China. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Gedanke für den einen oder anderen eher abschreckend ist.

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Japanische Kolonie.

Ich gehöre nicht der Menge „viele Südkoreaner“ an und offenbar keiner meiner Vorschreiber.

Aber ich gehöre/gehörte der Menge „viele Westdeutsche“ an, die sich für die DDR interessierten und im sozialen und kulturellen Bereich einen Vorsprung der DDR sahen.

Hatte gehofft, dass wir auf Augenhöhe mal Partner in einer europäischen Gemeinschaft werden. Aber eine übers Knie gebrochene Übernahme der DDR wollte ich nicht.

Die DDR hat zur Devisenbeschaffung „Westbesucher“ zugelassen und auch die „Westpakete“ zu Weihnachten waren allgegenwärtig. Alleine das hat den familiären Zusammenhalt erhalten.

Ich denke, die „Offiziellen“ hatten auch einen gewissen Stolz, den Aufbau nach dem Krieg trotz Reparationen selbstständig hinbekommen zu haben, während die Westler von den Amis per Marshallplan unterstützt wurden.

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Richtig…und nach 1945 hat der Russe erstmal alles mitgehen lassen was nicht irgendwie versteckt wurde. In meinem Ausbildungsbetrieb wurden Bearbeitungsmaschinen unter Schutt versteckt…

Aber zurück zum Thema Korea…:

man darf nicht vergessen das Nord-und Südkorea gegeneinander Krieg geführt haben…und das nicht gerade zimperlich.
Zwischen der Suffjetzone und imperialistischen BRD gab es nur verbalen Krieg mit leichten Kollateralschäden.

Gruß