Mir geht es in erster Linie darum, Eltern, die ihren Kindern
besseren Unterricht bieten als die öffentliche Schule, nicht
zu kriminalisieren,
Die Hunderttausend-Euro-Frage: wie stellt man das fest?
Mir geht es in erster Linie darum, Eltern, die ihren Kindern
besseren Unterricht bieten als die öffentliche Schule, nicht
zu kriminalisieren,
Die Hunderttausend-Euro-Frage: wie stellt man das fest?
… Eltern, die ihren Kindern besseren Unterricht bieten als die öffentliche Schule …
Die Hunderttausend-Euro-Frage: wie stellt man das fest?
Wenn der Unterschied groß ist, kann man das wohl feststellen, wenn man es wirklich will.
Ansonsten kann man natürlich an den Zensuren feststellen, ob jemand erfolgreich lernt.
Hallo
… Eltern, die ihren Kindern besseren Unterricht bieten als die öffentliche Schule …
Die Hunderttausend-Euro-Frage: wie stellt man das fest?
Wenn der Unterschied groß ist, kann man das wohl feststellen,
wenn man es wirklich will.
Soso. Kriterien?
Ansonsten kann man natürlich an den Zensuren feststellen, ob
jemand erfolgreich lernt.
Also zentrale Prüfungen für _alle_, egal wo und wie sie beschult wurden?
Gruß
Wawi
Nix mit Nazi
Dieser Schulgebäudeanwesenheitszwang wurde 1938 von den
Nationalsozialisten eingeführt, mit dem Hinweis, den
Schulbesuch notfalls mit Polizeigewalt durchzusetzen. Dieses
Gesetz – und die Praxis – gelten unglaublicherweise noch bis
heute.
Vor der Zeit des Nationalsozialismus war Hausunterricht
erlaubt.
Schulpflicht gibt es in ganz Deutschland spätestens seit dieser Regelung:
"Es besteht allgemeine Schulpflicht. Ihrer Erfüllung dient grundsätzlich die Volksschule mit mindestens acht Schuljahren und die anschließende Fortbildungsschule bis zum vollendeten achtzehnten Lebensjahre. Der Unterricht und die Lernmittel in den Volksschulen und Fortbildungsschulen sind unentgeltlich.
Die steht allerdings in Art. 145 der Weimarer Reichsverfassung vom 11.08.1919. Also nichts mit Nazi. Und auch nicht mit dem plumpen Versuch, ein historisches Rechtsinstitut als Nazigut zu diskreditieren.
Was meint ihr?
Ich sehe in Anbetracht Deines Einstiegs keine Grundlage für eine sachliche Debatte.
Hallo
Also zentrale Prüfungen für _alle_, egal wo und wie sie beschult wurden?
Die können doch einfach die Klassenarbeiten an den nächstgelegenen Schulen mitschreiben.
Viele Grüße
Doch Nazi
Hallo
Schulpflicht gibt es in ganz Deutschland spätestens seit dieser Regelung:
"Es besteht allgemeine Schulpflicht. …
Die steht allerdings in Art. 145 der Weimarer Reichsverfassung vom 11.08.1919. Also nichts mit Nazi.
Es geht eigentlich nicht um die Schulpflicht, sondern eher um den Schulzwang, der in der Tat durch die Nazis eingeführt wurde und später den beschönigenden Namen Schulpflicht erhalten hat.
Aus dem Gesetz über die Schulpflicht im Deutschen Reich vom 6. Juli 1938:
" § 12. Schulzwang. Kinder und Jugendliche, welche die Pflicht zum Besuch der Volks- oder Berufsschule nicht erfüllen werden der Schule zwangsweise zugeführt. Hierbei kann die Hilfe der Polizei in Anspruch genommen werden.
Durch Gesetz vom 16. Mai 1941 erhielt der § 12 Satz 1 folgende Fassung:
„Kinder und Jugendliche, welche die Pflicht zum Besuch der Volks-, Haupt- und Berufsschule nicht erfüllen, werden der Schule zwangsweise zugeführt.“"
http://www.verfassungen.de/de/de33-45/schulpflicht38…
Dass Kinder ggf. von der Polizei zur Schule gebracht werden, haben die Nazis eingeführt, und das passt auch zu denen. In einen demokratischen Rechtsstaat passt das nicht.
Laut dieser Diplomarbeit (Seite 12) gab es in der Weimarer Republik keinen Zwang, zur Schule zu gehen:
http://www.netzwerk-bildungsfreiheit.de/pdf/Geschich…
Und jetzt überleg doch mal ehrlich: Wenn jetzt z. B ein ganz neugieriges und lerneifriges Kind, das Eltern hat, die ihm seine Fragen beantworten und Anregungen geben können und dies auch tun (und den Lernstoff der 1. Klasse beherrschen), in die Grundschule kommt und da einen grottenschlechten Klassenlehrer mit Persönlichkeitsstörung oder völlig veralteter Pädagogik hat, da nichts lernt außer, dass Lernen keinen Spaß macht, und verstört wird, und die Eltern das Kind dann zumindetsens vorübergehend nicht zur Schule schicken, die sind dann kriminell. Das kann doch einfach nicht richtig sein.
Und jetzt sag nicht, solche Lehrer gäbe es nicht. Solche Lehrer gibt es.
Viele Grüße
Und dazu werden sie dann notfalls mit Polizeigewalt gezwungen, so wie die Nazis es wollten?
*duckundweg*
Guten Morgen,
Dafür sind die Schulen dann wohl doch gut genug?!
Dann müsste es auch einen Lehrplan für _alle_ geben, um die gleichen Wissensstände zu schaffen und Vergleichbarkeit zu schaffen. Und wer gibt die Lehrpläne vor? Rrrrrichtig, der Staat!
Wenn es dann noch „nächstgelegene“ Schulen gibt …
Also, nochmal zurück von der mir angesprochenen Problematik. Angenommen Eltern bzw. Schüler kommen der eingeführten Bildungspflicht nicht nach:
Wie gedenkst du konkret das zu ahnden und schlussendlich auch durchzusetzen wenn Eltern das definitiv nicht wollen?
Ich erbitte konkrete Vorschläge.
Gruß
Wawi
Versuch einer Zusammenfassung
Hallo,
vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Die Motivation hinter meiner Frage war, dass mich wirklich interessiert, was man für Antworten bekommt, wenn man fragt, was von der Schulpflicht gehalten wird. Wird sie eher als Segen oder als abschaffenswerter Zwang verstanden? Am liebsten hätte ich so eine Frage mal verschiedenen Leuten in der Fußgängerzone gestellt, um so eine Art Meindungsdurchschnitt zu bekommen, aber so war es natürlich einfacher Einige eurer Antworten haben mir bestätigt, dass die Schulpflicht für viele so eine Art Heilige Kuh ist und dass die Schule so eine Art Mythos umgibt, dass sie leisten kann, was sie aber in Wirklichkeit nicht leistet.
Meistens wird befürchtet, dass ohne die Schulpflicht die Zustände wie sie jetzt mit Schulpflicht schon sind, noch schlimmer wären (noch mehr Analphabeten etc. ). Die Möglichkeit, dass es genau umgekehrt wäre, wird selten in Betracht gezogen.
Was ich zum Thema Schulpflicht denke, wurde ja aus meinem Text klar. Ich wollte die Frage nicht stellen, ohne meine eigene Position dazu klarzumachen.
Der Hinweis auf die Nationalsozialisten sorgt immer für Unmut, aber es ist tatsächlich so, dass wir seitdem eine rigide Schulgebäudeanwesenheitspflicht haben. Natürlich gab es vorher schon eine Schulpflicht, das weiß ich auch, aber da vorher zum Beispiel Hausunterricht möglich war, gibt es seitdem erst die „lückenlose“ Schulpflicht. Ursprünglich ist die Schulpflicht übrigens auch nicht aus allein noblen Gründen entstanden, sondern in vielen Gegenden, um „brave folgsame Bürger, Kadetten für den Staat“ auszubilden. Aber wie gesagt, einen wirklichen Schulzwang für alle gibt es erst seit 1938. Und ich finde es tatsächlich ein Unding, dass dieses Gesetz – allein schon vom Wortlaut her - bis heute noch gilt.
In anderen Ländern gibt es eine Bildungspflicht. Ich glaube nicht, dass Deutschland bildungsmäßig untergehen würde, wie der Pisasieger Finnland, eine Land ohne Schulpflicht zeigt. Das ist ein Mythos, den die Schule gerne aufrecht erhält. Dass es jetzt schon schlimm ist, aber ohne Schulpflicht noch schlimmer wäre.
Dass Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollen, religiös motiviert seien, ist leider ein sich hartnäckig haltendes Gerücht. Die deutschen Freilerner (die alle ins Ausland ausgewandert sind), sind nicht religiös motiviert. Was sie antreibt, ist der Glaube, dass Kinder besser aus eigenem Antrieb, intrinsisch motiviert, den eigenen Interessen folgend, informell, selbstbestimmt lernen. Sie wollen einfach den Lerneifer, die Neugierde ihrer Kinder nicht durch Beschulung. zerstören.
Das mit den zwölf Stämmen war in jeder Hinsicht ein Trauerspiel. Auch als die Polizei die weinenden Kinder ihren Eltern wegriss.
Aber natürlich sind religiös motivierte Gruppen immer ein gefundenes Fressen für die Presse. Was nicht heißen soll, dass ich von religiösem Fanatismus etwas halte.
Die Untersuchungen kann ich nicht verlinken, weil ich sie aus Büchern habe. Dass unbeschulte Kinder ihren beschulten Altersgenossen um Jahre voraus sind, habe ich aus dem Buch Verdummt noch mal von John Taylor Gatto, englisch Dumbing us down. Ein New Yorker Lehrer, der Vorträge darüber gehalten hat, wie die Schule die Kinder letztlich verdummt, und dass jedes Kind besser lernt, wenn es seinem eigenen Antrieb folgt.
Wie Kinder überhaupt lernen, wenn sie nicht zur Schule gehen, habe ich aus dem Buch Bildung zu Hause, eine sinnvolle Alternative von Alan Thomas.
Er hat wissenschaftlich untersucht, wie das Lernen ohne Beschulung funktioniert. Die eine Zutat, die jegliche Lehrerausbildung, Didaktik und was nicht alles aufwiegt, ist: individuelle Aufmerksamkeit. Mit individueller Aufmerksamkeit lernen Kinder am besten und am effektivsten. Und kein Lehrer kann jedem Kind individuelle Aufmerksamkeit geben. Zu Hause ist das möglich, und wenn man sich kleine Lerngruppen mit mehreren Familien zum Beispiel organisiert, oder wenn man sich für bestimmte Themen einen Lernbegleiter organisiert, ist das auch möglich.
Freilerner-Eltern sind übrigens auch berufstätig, die sitzen nicht den ganzen Tag mit ihren Kindern am Küchentisch und beantworten deren Fragen. Vieles bringen Kinder sich ganz alleine bei. Natürlich muss man an seinen Kindern interessiert sein und für sie da sein, aber ich weiß nicht, ob der Aufwand, ein freilernendes Kind zu unterstützen wirklich höher ist, als ein beschultes Kind zu begleiten, das vielleicht Probleme in der Schule hat, Nachhilfe braucht, Schulangst oder Prüfungsangst hat, evtl. sogar gemobbt wird, oder schlicht und einfach mit den Hausaufgaben nicht klar kommt, die man dann immer begleiten muss.
Alan Thomas hat festgestellt, dass es selbst Kindern, die aus bildungsfernen Familien stammen, besser tut, nicht zur Schule zu gehen, weil auch für sie individuelle Aufmerksamkeit notwendig ist.
Das Schreckgespenst der vor dem Fernseher sitzenden und rauchenden Eltern wird immer gerne bemüht. Tatsächlich sind das aber oft die Eltern, die froh sind, wenn ihre Kinder in der Schule sind, damit sie sie nicht „an der Backe“ haben. Für Eltern aus bildungsfernen Schichten, denen ihre Kinder wichtiger sind als ihr Fernseher, gilt das, was Alan Thomas herausgefunden hat: Individuelle Aufmerksamkeit selbst ungebildeter Eltern bringt für die Kinder einen höheren Lernerfolg als Beschulung. Und das auch bei Themen, die die Eltern gar nicht wissen, und erst mit ihren Kindern lernen oder nachschauen müssen.
Ich kenne einen 11-jährigen Jungen aus so einer „Fernseh-Familie“. Die Mutter ist Analphabetin, Alkoholikerin, Kettenraucherin. Die Wohnung ist der absolute Alptraum, seit dem Einzug nicht eingerichtet, keine Tapeten oder Farbe an den Wänden, Kisten nicht ausgepackt, das Einzige, was aufgebaut ist, ist der Fernseher und die Sitzgruppe mit Ausrichtung zum Bildschirm, dort sitzt die Mutter mit heruntergelassenen Jalousien und füllt die Luft mit Rauchschwaden. Der Junge ist froh, wenn er nicht zu Hause ist. In der Schule ist er allerdings auch nicht gerne, dort leidet er mindestens genauso wie zu Hause. Englischvokabeln sind für ihn eine Qual, er kann sie sich nicht merken, und wenn er einen deutschen Text flüssig lesen soll, bricht ihm der Schweiß aus. Die sehr freundliche, engagierte und bemühte Klassenlehrerin hat ihm nun auf eigene Faust nachmittags Nachhilfestunden angedeihen lassen, paukt mit ihm Vokabeln und lernt mit ihm flüssig lesen, und hat ihm so die verhasste Schule unversehens zur Ganztagsschule gemacht. Es gibt zwei Sachen, die er total gerne macht, nämlich bei den Nachbarn Rasenmähen, bei einem Gärtner in der Nähe aufhelfen, in der Erde buddeln, Sträucher einpflanzen, von denen er sich wundersamer Weise alle Namen merken kann.
Ich glaube, wenn man den Jungen einfach seinen eigenen Interessen folgen lassen würde, und er häufiger Zeit hätte, bei dem Gärtner zu sein, dann würde er so ganz nebenbei mehr lernen, als er durch die Schulqual lernt. Der Lehrerin liegt wirklich etwas an ihm, aber was sie durch ihr Engagement eigentlich macht, ist ihn zu vergewohltätigen. Er lernt so nämlich überhaupt nichts, wird immer widerwilliger, aber bei dem Gärtner ist er jemand, der gerne mit „anpackt“ und sich für die Eigenschaften der Pflanzen interessiert.
Warum so jemandem durch die Zwangsbeschulung auch noch den letzten Mumm nehmen, warum ihn nicht einfach entscheiden lassen, was er für sich als sinnvoll erachtet?
Wer kann sagen, ob diese sinnlosen Englischvokabeln ihm in seinem Leben mehr bringen werden, als wenn er jetzt schon Zeit hätte, sich ins Gärtnerhandwerk „einzufuchsen“?
Das meine ich damit, Kindern alle Menschenrechte zu gewähren, ihnen das Recht auf Selbstbestimmung zu geben.
Übrigens mussten sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch Frauen damit herumschlagen, dass sie nicht in der Lage seien, für sich selbst zu entscheiden.
Was in den einzelnen Ländern unter Bildungspflicht verstanden wird, ist ganz unterschiedlich. In Österreich muss man jährlich eine staatliche Prüfung ablegen. Wenn die nicht bestanden wird, muss das Kind zur Schule (umgekehrt müssen beschulte Kinder, die die Prüfung nicht bestehen oder sitzen bleiben, übrigens nicht zu Hause bleiben um zu schauen, ob das besser funktioniert).
In England und Irland kann man ziemlich unbehelligt nicht zur Schule gehen, muss keine Prüfungen ablegen. In Polen wird man nach seinem eigenen Lehrplan von selbst gewählten Stammschulen geprüft. Das klingt ziemlich gut, finde ich. Freie Hand, aber trotzdem Rückmeldung von außen, so dass man nicht in Betriebsblindheit verfallen kann.
Ich wäre nicht für eine Bildungspflicht, klingt so negativ, sondern für ein Bildungsrecht. Jeder kann sich selbst aussuchen, wo und mit wem er sich bildet. Übrigens bin ich nicht für die Abschaffung der Schulen, sondern die Abschaffung der Schulpflicht. Die Schulen sollten ähnlich wie Bibliotheken sein: Für alle da, aber kein Zwang. Man kann durchaus für einige Kurse oder Fächer die Schule besuchen. Ein individuell zusammengestellter Lehrplan, dem eigenen Interesse folgend. Funktioniert in anderen Ländern gut, dort kann man tatsächlich für einzelne Fächer die Schule besuchen und sich andere Themen selbst beibringen. Zensuren würde ich als Druck-, Prüf- oder Bewertungsmittel durch den Lehrer natürlich ganz abschaffen, weil ich diese fortwährende Bewertung entwürdigend finde. Wenn man Tests oder Prüfungen macht, dann nur freiwillig und nur, weil man selbst überprüfen will, wo der eigene Wissensstand auf dem Gebiet ist, nicht weil man sich von jemand anders beurteilen lassen will.
Ich finde es traurig, dass Eltern, die ihren Kindern eine selbstbestimmte Bildung ermöglichen wollen, in Deutschland kriminalisiert werden und ins freie Ausland manchmal förmlich fliehen müssen, um nicht in Beugezwang (das Wort sagt echt alles …) genommen zu werden oder sogar das Sorgerecht entzogen zu bekommen, und das, obwohl ihnen die Gehirnforschung Recht gibt, dass Lernen nach Interesse besser funktioniert als von außen aufgezwungenes Lernen. Das Kindeswohl kann also keineswegs gefährdet sein.
Der eine Kommentar, dass Kinder von Landwirten dann vor lauter Helfen auf dem Hof keine umfassende Bildung mehr erhalten würden, ist auch so ein Vorurteil, das den Segen der Schule deutlich machen soll. Dazu fällt mir ein Bekannter von mir ein. Er ist auf einem Hof aufgewachsen, und WOLLTE wirklich gerne dort helfen, konnte aber nicht so oft helfen, wie er gerne wollte, weil er statt dessen Zeit in der Schule absitzen musste. So herum geht es also auch. Nicht dass irgendwelche Eltern ihre Kinder ausnutzen, sondern dass die Kinder die Arbeit auf dem Hof tatsächlich viel lieber getan hätten als in einem Klassenzimmer zu sitzen und die Welt nur aus Büchern zu lernen. Was soll so jemand, der sich nun mal mehr für Kühe interessiert unbedingt Französisch lernen? Vergisst er sowieso wieder. Bei besagtem Bekannten ist es übrigens so ausgegangen, dass bei ihm die Schulpflicht bildungsmäßig super funktioniert hat. Er ist jetzt Ingenieur bei BMW, verdient mehr Geld als er auszugeben weiß und trauert immer noch der von seinen Eltern aufgegebenen Landwirtschaft hinterher. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo er bei seinen ehemaligen Nachbarn die Möglichkeit bekommt, mit einem Traktor übers Feld zu fahren, stellt er fest, dass er nur dann wirklich glücklich und mit sich selbst im Einklang ist.
Hat ihm da die Schule einen Gefallen getan, dass sie ihn aus der „einschränkenden Landwirtschaft“ herausgeholt und ihn 1A gebildet hat?
Das nur als Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld dazu, dass Landwirte oder andere Personengruppen ihre Kinder ganz schrecklich ausnutzen und ihnen jegliche Bildung versagen würden. Das sind alles so Vorurteile, die sich in der Praxis oft gar nicht bewahrheiten.
In irgendeiner Antwort wurde angeregt, dass ich mich doch lieber um die Verbesserung der Schulen bemühen sollte, als den Ausstieg daraus zu fordern (so ähnlich).
Warum sollte ich irgendetwas verbessern wollen, das ich als absolut nicht kindgerecht ansehe? Da setze ich mich doch lieber für die Abschaffung des Zwangs ein, damit neben den Schulen Neues und Kindgerechtes entstehen kann.
In einem amerikanischen Buch, Real Lives, Eleven Teenagers who don`t go to school, schreiben 12- bis 16-Jährige Essays über ihr Leben ohne Schule. Einer 16-jährigen wird ebenfalls vorgeworfen, sie solle sich lieber für die Verbesserung der Schulen einsetzen, als sie zu verlassen. Sie fragt, „warum sollte ich das tun, Schule wird uns aufgezwungen, warum sollte ich mich dafür einsetzen, dass das weiter geschehen kann? Ich verbreite lieber die Information, dass man ohne Schule viel besser lernen kann.“ (geht in den USA ja ganz legal).
Ich bleibe dabei, dass ich die Schulpflicht für ein echtes Übel halte. Nachdem ich gesehen habe, wie kleine Kinder ohne jeglichen formellen Unterricht laufen und sprechen lernen, immerhin die größten menschlichen Errungenschaften (man mag sich gar nicht ausmalen, wie viele Kinder nicht mehr laufen lernen würden, wenn man Laufen zum Unterrichtsfach machen würde und an die Sache gezielt herangehen würde), und nachdem ich mehrere Leute kennengelernt habe, die in ihrem Leben nie zur Schule gegangen sind (und die Lesen genauso natürlich und selbstbeigebracht gelernt haben wie Sprechen, und dann in der „3. Klasse“ schon besser lesen konnten als ihre beschulten Altersgenossen) und die mich mit ihrem „Sosein“ echt überzeugt haben, würde ich es auf jeden Fall vermeiden wollen, bei Kindern Schaden mit der Zwangsbeschulung anzurichten.
Aber wie es in Deutschland nun mal ist, und wie es offenbar auch von vielen gutgeheißen wird (darum passiert wahrscheinlich auch keine Veränderung), muss man dann eben ins freie Ausland auswandern.
Hallo,
komischerweise verblöden die Kinder in Frankreich, Österreich, Schweiz et al. auch nicht gravierender als hierzulande.
Ich mag die Schulpflicht auch nicht, Bildungspflicht erachte ich als wichtig, aber hiergegen richtet sich der Protest der schulpflichtkritischen Eltern ganz sicher auch nicht.
Ich würde mir Lehrbücher wünschen, die diesen Namen verdienen, also solche, die einem Selbstlerner Erklärungen, Übungen und Lösungen präsentieren, anhand derer er sich heraufarbeiten kann. Davon sind alle Schulbücher, die ich gesehen habe (Gymnasim NRW) meilenweit entfernt.
LG
sine
Versuch einer Zusammenfassung
Hallo,
vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Die Motivation hinter meiner Frage war, dass mich wirklich interessiert, was man für Antworten bekommt, wenn man fragt, was von der Schulpflicht gehalten wird. Wird sie eher als Segen oder als abschaffenswerter Zwang verstanden? Am liebsten hätte ich so eine Frage mal verschiedenen Leuten in der Fußgängerzone gestellt, um so eine Art Meindungsdurchschnitt zu bekommen, aber so war es natürlich einfacher Einige eurer Antworten haben mir bestätigt, dass die Schulpflicht für viele so eine Art Heilige Kuh ist und dass die Schule so eine Art Mythos umgibt, dass sie leisten kann, was sie aber in Wirklichkeit nicht leistet.
Meistens wird befürchtet, dass ohne die Schulpflicht die Zustände wie sie jetzt mit Schulpflicht schon sind, noch schlimmer wären (noch mehr Analphabeten etc. ). Die Möglichkeit, dass es genau umgekehrt wäre, wird selten in Betracht gezogen.
Was ich zum Thema Schulpflicht denke, wurde ja aus meinem Text klar. Ich wollte die Frage nicht stellen, ohne meine eigene Position dazu klarzumachen.
Der Hinweis auf die Nationalsozialisten sorgt immer für Unmut, aber es ist tatsächlich so, dass wir seitdem eine rigide Schulgebäudeanwesenheitspflicht haben. Natürlich gab es vorher schon eine Schulpflicht, das weiß ich auch, aber da vorher zum Beispiel Hausunterricht möglich war, gibt es seitdem erst die „lückenlose“ Schulpflicht. Ursprünglich ist die Schulpflicht übrigens auch nicht aus allein noblen Gründen entstanden, sondern in vielen Gegenden, um „brave folgsame Bürger, Kadetten für den Staat“ auszubilden. Aber wie gesagt, einen wirklichen Schulzwang für alle gibt es erst seit 1938. Und ich finde es tatsächlich ein Unding, dass dieses Gesetz – allein schon vom Wortlaut her - bis heute noch gilt.
In anderen Ländern gibt es eine Bildungspflicht. Ich glaube nicht, dass Deutschland bildungsmäßig untergehen würde, wie der Pisasieger Finnland, eine Land ohne Schulpflicht zeigt. Das ist ein Mythos, den die Schule gerne aufrecht erhält. Dass es jetzt schon schlimm ist, aber ohne Schulpflicht noch schlimmer wäre.
Dass Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollen, religiös motiviert seien, ist leider ein sich hartnäckig haltendes Gerücht. Die deutschen Freilerner (die alle ins Ausland ausgewandert sind), sind nicht religiös motiviert. Was sie antreibt, ist der Glaube, dass Kinder besser aus eigenem Antrieb, intrinsisch motiviert, den eigenen Interessen folgend, informell, selbstbestimmt lernen. Sie wollen einfach den Lerneifer, die Neugierde ihrer Kinder nicht durch Beschulung. zerstören.
Das mit den zwölf Stämmen war in jeder Hinsicht ein Trauerspiel. Auch als die Polizei die weinenden Kinder ihren Eltern wegriss.
Aber natürlich sind religiös motivierte Gruppen immer ein gefundenes Fressen für die Presse. Was nicht heißen soll, dass ich von religiösem Fanatismus etwas halte.
Die Untersuchungen kann ich nicht verlinken, weil ich sie aus Büchern habe. Dass unbeschulte Kinder ihren beschulten Altersgenossen um Jahre voraus sind, habe ich aus dem Buch Verdummt noch mal von John Taylor Gatto, englisch Dumbing us down. Ein New Yorker Lehrer, der Vorträge darüber gehalten hat, wie die Schule die Kinder letztlich verdummt, und dass jedes Kind besser lernt, wenn es seinem eigenen Antrieb folgt.
Wie Kinder überhaupt lernen, wenn sie nicht zur Schule gehen, habe ich aus dem Buch Bildung zu Hause, eine sinnvolle Alternative von Alan Thomas.
Er hat wissenschaftlich untersucht, wie das Lernen ohne Beschulung funktioniert. Die eine Zutat, die jegliche Lehrerausbildung, Didaktik und was nicht alles aufwiegt, ist: individuelle Aufmerksamkeit. Mit individueller Aufmerksamkeit lernen Kinder am besten und am effektivsten. Und kein Lehrer kann jedem Kind individuelle Aufmerksamkeit geben. Zu Hause ist das möglich, und wenn man sich kleine Lerngruppen mit mehreren Familien zum Beispiel organisiert, oder wenn man sich für bestimmte Themen einen Lernbegleiter organisiert, ist das auch möglich.
Freilerner-Eltern sind übrigens auch berufstätig, die sitzen nicht den ganzen Tag mit ihren Kindern am Küchentisch und beantworten deren Fragen. Vieles bringen Kinder sich ganz alleine bei. Natürlich muss man an seinen Kindern interessiert sein und für sie da sein, aber ich weiß nicht, ob der Aufwand, ein freilernendes Kind zu unterstützen wirklich höher ist, als ein beschultes Kind zu begleiten, das vielleicht Probleme in der Schule hat, Nachhilfe braucht, Schulangst oder Prüfungsangst hat, evtl. sogar gemobbt wird, oder schlicht und einfach mit den Hausaufgaben nicht klar kommt, die man dann immer begleiten muss.
Alan Thomas hat festgestellt, dass es selbst Kindern, die aus bildungsfernen Familien stammen, besser tut, nicht zur Schule zu gehen, weil auch für sie individuelle Aufmerksamkeit notwendig ist.
Das Schreckgespenst der vor dem Fernseher sitzenden und rauchenden Eltern wird immer gerne bemüht. Tatsächlich sind das aber oft die Eltern, die froh sind, wenn ihre Kinder in der Schule sind, damit sie sie nicht „an der Backe“ haben. Für Eltern aus bildungsfernen Schichten, denen ihre Kinder wichtiger sind als ihr Fernseher, gilt das, was Alan Thomas herausgefunden hat: Individuelle Aufmerksamkeit selbst ungebildeter Eltern bringt für die Kinder einen höheren Lernerfolg als Beschulung. Und das auch bei Themen, die die Eltern gar nicht wissen, und erst mit ihren Kindern lernen oder nachschauen müssen.
Ich kenne einen 11-jährigen Jungen aus so einer „Fernseh-Familie“. Die Mutter ist Analphabetin, Alkoholikerin, Kettenraucherin. Die Wohnung ist der absolute Alptraum, seit dem Einzug nicht eingerichtet, keine Tapeten oder Farbe an den Wänden, Kisten nicht ausgepackt, das Einzige, was aufgebaut ist, ist der Fernseher und die Sitzgruppe mit Ausrichtung zum Bildschirm, dort sitzt die Mutter mit heruntergelassenen Jalousien und füllt die Luft mit Rauchschwaden. Der Junge ist froh, wenn er nicht zu Hause ist. In der Schule ist er allerdings auch nicht gerne, dort leidet er mindestens genauso wie zu Hause. Englischvokabeln sind für ihn eine Qual, er kann sie sich nicht merken, und wenn er einen deutschen Text flüssig lesen soll, bricht ihm der Schweiß aus. Die sehr freundliche, engagierte und bemühte Klassenlehrerin hat ihm nun auf eigene Faust nachmittags Nachhilfestunden angedeihen lassen, paukt mit ihm Vokabeln und lernt mit ihm flüssig lesen, und hat ihm so die verhasste Schule unversehens zur Ganztagsschule gemacht. Es gibt zwei Sachen, die er total gerne macht, nämlich bei den Nachbarn Rasenmähen, bei einem Gärtner in der Nähe aufhelfen, in der Erde buddeln, Sträucher einpflanzen, von denen er sich wundersamer Weise alle Namen merken kann.
Ich glaube, wenn man den Jungen einfach seinen eigenen Interessen folgen lassen würde, und er häufiger Zeit hätte, bei dem Gärtner zu sein, dann würde er so ganz nebenbei mehr lernen, als er durch die Schulqual lernt. Der Lehrerin liegt wirklich etwas an ihm, aber was sie durch ihr Engagement eigentlich macht, ist ihn zu vergewohltätigen. Er lernt so nämlich überhaupt nichts, wird immer widerwilliger, aber bei dem Gärtner ist er jemand, der gerne mit „anpackt“ und sich für die Eigenschaften der Pflanzen interessiert.
Warum so jemandem durch die Zwangsbeschulung auch noch den letzten Mumm nehmen, warum ihn nicht einfach entscheiden lassen, was er für sich als sinnvoll erachtet?
Wer kann sagen, ob diese sinnlosen Englischvokabeln ihm in seinem Leben mehr bringen werden, als wenn er jetzt schon Zeit hätte, sich ins Gärtnerhandwerk „einzufuchsen“?
Das meine ich damit, Kindern alle Menschenrechte zu gewähren, ihnen das Recht auf Selbstbestimmung zu geben.
Übrigens mussten sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch Frauen damit herumschlagen, dass sie nicht in der Lage seien, für sich selbst zu entscheiden.
Was in den einzelnen Ländern unter Bildungspflicht verstanden wird, ist ganz unterschiedlich. In Österreich muss man jährlich eine staatliche Prüfung ablegen. Wenn die nicht bestanden wird, muss das Kind zur Schule (umgekehrt müssen beschulte Kinder, die die Prüfung nicht bestehen oder sitzen bleiben, übrigens nicht zu Hause bleiben um zu schauen, ob das besser funktioniert).
In England und Irland kann man ziemlich unbehelligt nicht zur Schule gehen, muss keine Prüfungen ablegen. In Polen wird man nach seinem eigenen Lehrplan von selbst gewählten Stammschulen geprüft. Das klingt ziemlich gut, finde ich. Freie Hand, aber trotzdem Rückmeldung von außen, so dass man nicht in Betriebsblindheit verfallen kann.
Ich wäre nicht für eine Bildungspflicht, klingt so negativ, sondern für ein Bildungsrecht. Jeder kann sich selbst aussuchen, wo und mit wem er sich bildet. Übrigens bin ich nicht für die Abschaffung der Schulen, sondern die Abschaffung der Schulpflicht. Die Schulen sollten ähnlich wie Bibliotheken sein: Für alle da, aber kein Zwang. Man kann durchaus für einige Kurse oder Fächer die Schule besuchen. Ein individuell zusammengestellter Lehrplan, dem eigenen Interesse folgend. Funktioniert in anderen Ländern gut, dort kann man tatsächlich für einzelne Fächer die Schule besuchen und sich andere Themen selbst beibringen. Zensuren würde ich als Druck-, Prüf- oder Bewertungsmittel durch den Lehrer natürlich ganz abschaffen, weil ich diese fortwährende Bewertung entwürdigend finde. Wenn man Tests oder Prüfungen macht, dann nur freiwillig und nur, weil man selbst überprüfen will, wo der eigene Wissensstand auf dem Gebiet ist, nicht weil man sich von jemand anders beurteilen lassen will.
Ich finde es traurig, dass Eltern, die ihren Kindern eine selbstbestimmte Bildung ermöglichen wollen, in Deutschland kriminalisiert werden und ins freie Ausland manchmal förmlich fliehen müssen, um nicht in Beugezwang (das Wort sagt echt alles …) genommen zu werden oder sogar das Sorgerecht entzogen zu bekommen, und das, obwohl ihnen die Gehirnforschung Recht gibt, dass Lernen nach Interesse besser funktioniert als von außen aufgezwungenes Lernen. Das Kindeswohl kann also keineswegs gefährdet sein.
Der eine Kommentar, dass Kinder von Landwirten dann vor lauter Helfen auf dem Hof keine umfassende Bildung mehr erhalten würden, ist auch so ein Vorurteil, das den Segen der Schule deutlich machen soll. Dazu fällt mir ein Bekannter von mir ein. Er ist auf einem Hof aufgewachsen, und WOLLTE wirklich gerne dort helfen, konnte aber nicht so oft helfen, wie er gerne wollte, weil er statt dessen Zeit in der Schule absitzen musste. So herum geht es also auch. Nicht dass irgendwelche Eltern ihre Kinder ausnutzen, sondern dass die Kinder die Arbeit auf dem Hof tatsächlich viel lieber getan hätten als in einem Klassenzimmer zu sitzen und die Welt nur aus Büchern zu lernen. Was soll so jemand, der sich nun mal mehr für Kühe interessiert unbedingt Französisch lernen? Vergisst er sowieso wieder. Bei besagtem Bekannten ist es übrigens so ausgegangen, dass bei ihm die Schulpflicht bildungsmäßig super funktioniert hat. Er ist jetzt Ingenieur bei BMW, verdient mehr Geld als er auszugeben weiß und trauert immer noch der von seinen Eltern aufgegebenen Landwirtschaft hinterher. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo er bei seinen ehemaligen Nachbarn die Möglichkeit bekommt, mit einem Traktor übers Feld zu fahren, stellt er fest, dass er nur dann wirklich glücklich und mit sich selbst im Einklang ist.
Hat ihm da die Schule einen Gefallen getan, dass sie ihn aus der „einschränkenden Landwirtschaft“ herausgeholt und ihn 1A gebildet hat?
Das nur als Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld dazu, dass Landwirte oder andere Personengruppen ihre Kinder ganz schrecklich ausnutzen und ihnen jegliche Bildung versagen würden. Das sind alles so Vorurteile, die sich in der Praxis oft gar nicht bewahrheiten.
In irgendeiner Antwort wurde angeregt, dass ich mich doch lieber um die Verbesserung der Schulen bemühen sollte, als den Ausstieg daraus zu fordern (so ähnlich).
Warum sollte ich irgendetwas verbessern wollen, das ich als absolut nicht kindgerecht ansehe? Da setze ich mich doch lieber für die Abschaffung des Zwangs ein, damit neben den Schulen Neues und Kindgerechtes entstehen kann.
In einem amerikanischen Buch, Real Lives, Eleven Teenagers who don`t go to school, schreiben 12- bis 16-Jährige Essays über ihr Leben ohne Schule. Einer 16-jährigen wird ebenfalls vorgeworfen, sie solle sich lieber für die Verbesserung der Schulen einsetzen, als sie zu verlassen. Sie fragt, „warum sollte ich das tun, Schule wird uns aufgezwungen, warum sollte ich mich dafür einsetzen, dass das weiter geschehen kann? Ich verbreite lieber die Information, dass man ohne Schule viel besser lernen kann.“ (geht in den USA ja ganz legal).
Ich bleibe dabei, dass ich die Schulpflicht für ein echtes Übel halte. Nachdem ich gesehen habe, wie kleine Kinder ohne jeglichen formellen Unterricht laufen und sprechen lernen, immerhin die größten menschlichen Errungenschaften (man mag sich gar nicht ausmalen, wie viele Kinder nicht mehr laufen lernen würden, wenn man Laufen zum Unterrichtsfach machen würde und an die Sache gezielt herangehen würde), und nachdem ich mehrere Leute kennengelernt habe, die in ihrem Leben nie zur Schule gegangen sind (und die Lesen genauso natürlich und selbstbeigebracht gelernt haben wie Sprechen, und dann in der „3. Klasse“ schon besser lesen konnten als ihre beschulten Altersgenossen) und die mich mit ihrem „Sosein“ echt überzeugt haben, würde ich es auf jeden Fall vermeiden wollen, bei Kindern Schaden mit der Zwangsbeschulung anzurichten.
Aber wie es in Deutschland nun mal ist, und wie es offenbar auch von vielen gutgeheißen wird (darum passiert wahrscheinlich auch keine Veränderung), muss man dann eben ins freie Ausland auswandern.
Andere Länder, andere Sitten
Hallo,
Ich glaube jedenfalls nicht, dass diese heute noch
stattfindende Kriminalisierung von Eltern, die ihre Kinder
nicht zur Schule schickten, vorher durchgängig üblich war.
nein, früher hatten die Eltern bezüglich der Verwendung
ihrer Kinder deutlich mehr Freiheiten.
Da konnten die Eltern wenigstens noch frei entscheiden,
ob sie ihre Kinder lieber zur Arbeit auf den Acker oder
in die Fabrikhalle schicken oder in die Schule.
Da sind in anderen Ländern (z.B. Indien) die Eltern auch
noch viel freier in ihren Entscheidungen.
Wie in der Weimarer Republik mit Schulverweigerern umgegangen
wurde, weiß ich nicht, ich nehme aber an, dass da eher nicht
viel passiert ist. Auf jeden Fall wurden sie nicht von der
Polizei vorgeführt.
No, da wurden eher die Kinder vorgeführt, wenn sie wegen
Hunger sich was zu essen geklaut hatten.
Gruß Uwi
komplette Weltfremdheit
Hallo,
deine Ausführungen mögen sich recht interessant anhören und
für eine Minderheit auch machbar und vorteilhaft sein.
Eine Aufführung von Einzelbeispielen ist aber keinesfalls
repräsentativ, wo doch gleichzeitig mio. Kinder auch mit
staatlicher Schule ganz ordentlich durch Leben kommen.
In Summe halte ich die Auslassungen für weltfremdes
Geschwätz, weil man absichtlich die Möglichkeit einer
Optimierung in einer kleinen (elitären) Gruppe als
Allheilmittel und gesellschaftliche Norm deklariert.
Gut, als nette Option mag man es akzeptieren, aber das
stand ja so nicht zur Debatte.
Die publizierten Möglichkeiten sind dann genau für die
Schichten eine Optimierung, die eh schon kein großes Problem
mit Bildung und Schule haben und sich eh selber kümmern.
Dass es in einigen Ländern andere durchaus auch erfolgreiche
Formen gibt, liegt nicht zuletzt an deren speziellen
Gegebenheiten (z.B. geringe Bevölkerungsdichte, geografische
und klimatische Beschränkungen, die rein logistisch nicht
nicht so zu lösen sind wie in Dtl. wo überall ein Schulbus
vorbeifahren kann. Wir haben auch in Dtl. keine abgelegene
Gebiete, wo man mit Rentierzucht sein gutes Geld machen kann.
Dann ist es auch so, dass sich Finnland die Bildung einiges
kosten läßt.
Natürlich ist die Schulpflicht (oder Bildungspflicht) nicht
komplett uneigennützig. Folge von Bildungsmangel ist ja
schließlich soziale Abhängigkeit und lebenslange Sozialhilfe.
Das führt zwangsläufig auch zu sozialen Spannungen.
Hatte man bis vor ca. 100 Jahren nur das Bedürfnis, billigste
Arbeitskräfte für stupide Arbeiten zu beschaffen, so hat sich
das Bild mit der Technisierung der gesamten Wirtschaft und
Gesellschaft schon rigoros geändert. Das haben die Nazis also
nicht erfunden, sondern sich auch nur dem Stand der Entw.
angepasst.
So ist es auch nicht weit hergeholt, dass man eine gewisse
Uniformität in Richtung einer hoch industrialisierten
Gesellschaft hat. Wir brauchen in Dtl. eben zuerst techn.
hoch qualif. Arbeitskräfte und nur wenig Rentierzüchter
und keine Bauern, die Maniok anbauen und Ziegen hüten können
und Gärtner, die nicht lesen und schreiben können braucht
auch keiner. Selbst in der Landwirtschaft ist die Verwendung
von Dorftrotteln soweit eingeschränkt, dass diese regelmäßig
arbeitslos sind oder lebenslang nicht in der Lage eine
Fam. zu ernähren.
Deine Vermutung, dass ohne Schulpflicht die Anzahl
ungebildeter Menschen eher geringer werden könnte, weil
diese ja höhere Motivation erfahren, halte ich dann aber
für reichlich Naiv, fehlt es diese Schichten doch genau an
der Motivation, sind zu bilden. Wo sollten in genau diesen
unterpriveligierten und unmotivierten Schichten dann die
Eltern und Erzieher herkommen, die Kindern voller „Selbstmotivation“ das notwendige Wissen vermitteln?
Du selbst bringst unten Beispiele von Eltern, denen es
komplett an jeglicher „Aufmerksamkeit“ fehlt und hoffst
darauf, dass dann irgend ein „Gärtner“ ganz uneigennützig
das Kind aufnimmt und ausbildet? Was meist du,
passiert, wenn so ein niedlicher kleiner Gärtner und
Analphabet dann mal erwachsen ist und von den 2€ pro h,
die er von den netten Nachbarn erhält, eine Familie ernähren
wollte???
Und dass Verhältnisse ohne eine gewisse Reglementierung des
Lehrinhaltes tatsächlich Extreme fördern, sieht man dort,
wo z.B. religöse Fundamentalisten ihre Nachfolger drillen.
Abgesehen davon sind deine Beipiele unten etwas schwülstig,
man kommt sich vor, wie bei Rosamude Pilcher.
Ich komme selber aus der Landwirtschaft und habe als Kind
erlebt, wie man als Kind nach dem Unterricht und am Wochenende
nochmal 4-6h auf dem Acker oder auf den Wiese rackern darf.
Das muß ich nicht haben und wer es will, kann die Klitsche
gern haben. Mal Trecker fahren ist reine Nostalgie, mache
ich auch gern, aber das ist nicht der Lebensinhalt eines
Bauern an sich.
Dein Beispiel vom BMW-Ing. hinkt insofern gewaltig, weil
der Mann sich seinen Traum ja jederzeit erfüllen kann.
Landwirt werden ist weitaus einfacher, als BMW-Ing. zu werden.
Allerdings weiß jeder halbwegs gescheite Mensch, das
Landwirt ein Knochenjob ist, wo man keine Wochenenden und
selten Urlaub hat und dass bei recht miesen Einkommen.
Gruß Uwi
vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Die Motivation
hinter meiner Frage war, dass mich wirklich interessiert, was
man für Antworten bekommt, wenn man fragt, was von der
Schulpflicht gehalten wird. Wird sie eher als Segen oder als
abschaffenswerter Zwang verstanden? Am liebsten hätte ich so
eine Frage mal verschiedenen Leuten in der Fußgängerzone
gestellt, um so eine Art Meindungsdurchschnitt zu bekommen,
aber so war es natürlich einfacher Einige eurer Antworten
haben mir bestätigt, dass die Schulpflicht für viele so eine
Art Heilige Kuh ist und dass die Schule so eine Art Mythos
umgibt, dass sie leisten kann, was sie aber in Wirklichkeit
nicht leistet.
Meistens wird befürchtet, dass ohne die Schulpflicht die
Zustände wie sie jetzt mit Schulpflicht schon sind, noch
schlimmer wären (noch mehr Analphabeten etc. ). Die
Möglichkeit, dass es genau umgekehrt wäre, wird selten in
Betracht gezogen.
Was ich zum Thema Schulpflicht denke, wurde ja aus meinem Text
klar. Ich wollte die Frage nicht stellen, ohne meine eigene
Position dazu klarzumachen.
Der Hinweis auf die Nationalsozialisten sorgt immer für Unmut,
aber es ist tatsächlich so, dass wir seitdem eine rigide
Schulgebäudeanwesenheitspflicht haben. Natürlich gab es vorher
schon eine Schulpflicht, das weiß ich auch, aber da vorher zum
Beispiel Hausunterricht möglich war, gibt es seitdem erst die
„lückenlose“ Schulpflicht. Ursprünglich ist die Schulpflicht
übrigens auch nicht aus allein noblen Gründen entstanden,
sondern in vielen Gegenden, um „brave folgsame Bürger,
Kadetten für den Staat“ auszubilden. Aber wie gesagt, einen
wirklichen Schulzwang für alle gibt es erst seit 1938. Und ich
finde es tatsächlich ein Unding, dass dieses Gesetz – allein
schon vom Wortlaut her - bis heute noch gilt.
In anderen Ländern gibt es eine Bildungspflicht. Ich glaube
nicht, dass Deutschland bildungsmäßig untergehen würde, wie
der Pisasieger Finnland, eine Land ohne Schulpflicht zeigt.
Das ist ein Mythos, den die Schule gerne aufrecht erhält. Dass
es jetzt schon schlimm ist, aber ohne Schulpflicht noch
schlimmer wäre.
Dass Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken
wollen, religiös motiviert seien, ist leider ein sich
hartnäckig haltendes Gerücht. Die deutschen Freilerner (die
alle ins Ausland ausgewandert sind), sind nicht religiös
motiviert. Was sie antreibt, ist der Glaube, dass Kinder
besser aus eigenem Antrieb, intrinsisch motiviert, den eigenen
Interessen folgend, informell, selbstbestimmt lernen. Sie
wollen einfach den Lerneifer, die Neugierde ihrer Kinder nicht
durch Beschulung. zerstören.
Das mit den zwölf Stämmen war in jeder Hinsicht ein
Trauerspiel. Auch als die Polizei die weinenden Kinder ihren
Eltern wegriss.
Aber natürlich sind religiös motivierte Gruppen immer ein
gefundenes Fressen für die Presse. Was nicht heißen soll, dass
ich von religiösem Fanatismus etwas halte.
Die Untersuchungen kann ich nicht verlinken, weil ich sie aus
Büchern habe. Dass unbeschulte Kinder ihren beschulten
Altersgenossen um Jahre voraus sind, habe ich aus dem Buch
Verdummt noch mal von John Taylor Gatto, englisch Dumbing us
down. Ein New Yorker Lehrer, der Vorträge darüber gehalten
hat, wie die Schule die Kinder letztlich verdummt, und dass
jedes Kind besser lernt, wenn es seinem eigenen Antrieb folgt.
Wie Kinder überhaupt lernen, wenn sie nicht zur Schule gehen,
habe ich aus dem Buch Bildung zu Hause, eine sinnvolle
Alternative von Alan Thomas.
Er hat wissenschaftlich untersucht, wie das Lernen ohne
Beschulung funktioniert. Die eine Zutat, die jegliche
Lehrerausbildung, Didaktik und was nicht alles aufwiegt, ist:
individuelle Aufmerksamkeit. Mit individueller Aufmerksamkeit
lernen Kinder am besten und am effektivsten. Und kein Lehrer
kann jedem Kind individuelle Aufmerksamkeit geben. Zu Hause
ist das möglich, und wenn man sich kleine Lerngruppen mit
mehreren Familien zum Beispiel organisiert, oder wenn man sich
für bestimmte Themen einen Lernbegleiter organisiert, ist das
auch möglich.
Freilerner-Eltern sind übrigens auch berufstätig, die sitzen
nicht den ganzen Tag mit ihren Kindern am Küchentisch und
beantworten deren Fragen. Vieles bringen Kinder sich ganz
alleine bei. Natürlich muss man an seinen Kindern interessiert
sein und für sie da sein, aber ich weiß nicht, ob der Aufwand,
ein freilernendes Kind zu unterstützen wirklich höher ist, als
ein beschultes Kind zu begleiten, das vielleicht Probleme in
der Schule hat, Nachhilfe braucht, Schulangst oder
Prüfungsangst hat, evtl. sogar gemobbt wird, oder schlicht und
einfach mit den Hausaufgaben nicht klar kommt, die man dann
immer begleiten muss.
Alan Thomas hat festgestellt, dass es selbst Kindern, die aus
bildungsfernen Familien stammen, besser tut, nicht zur Schule
zu gehen, weil auch für sie individuelle Aufmerksamkeit
notwendig ist.
Das Schreckgespenst der vor dem Fernseher sitzenden und
rauchenden Eltern wird immer gerne bemüht. Tatsächlich sind
das aber oft die Eltern, die froh sind, wenn ihre Kinder in
der Schule sind, damit sie sie nicht „an der Backe“ haben. Für
Eltern aus bildungsfernen Schichten, denen ihre Kinder
wichtiger sind als ihr Fernseher, gilt das, was Alan Thomas
herausgefunden hat: Individuelle Aufmerksamkeit selbst
ungebildeter Eltern bringt für die Kinder einen höheren
Lernerfolg als Beschulung. Und das auch bei Themen, die die
Eltern gar nicht wissen, und erst mit ihren Kindern lernen
oder nachschauen müssen.
Ich kenne einen 11-jährigen Jungen aus so einer
„Fernseh-Familie“. Die Mutter ist Analphabetin, Alkoholikerin,
Kettenraucherin. Die Wohnung ist der absolute Alptraum, seit
dem Einzug nicht eingerichtet, keine Tapeten oder Farbe an den
Wänden, Kisten nicht ausgepackt, das Einzige, was aufgebaut
ist, ist der Fernseher und die Sitzgruppe mit Ausrichtung zum
Bildschirm, dort sitzt die Mutter mit heruntergelassenen
Jalousien und füllt die Luft mit Rauchschwaden. Der Junge ist
froh, wenn er nicht zu Hause ist. In der Schule ist er
allerdings auch nicht gerne, dort leidet er mindestens genauso
wie zu Hause. Englischvokabeln sind für ihn eine Qual, er kann
sie sich nicht merken, und wenn er einen deutschen Text
flüssig lesen soll, bricht ihm der Schweiß aus. Die sehr
freundliche, engagierte und bemühte Klassenlehrerin hat ihm
nun auf eigene Faust nachmittags Nachhilfestunden angedeihen
lassen, paukt mit ihm Vokabeln und lernt mit ihm flüssig
lesen, und hat ihm so die verhasste Schule unversehens zur
Ganztagsschule gemacht. Es gibt zwei Sachen, die er total
gerne macht, nämlich bei den Nachbarn Rasenmähen, bei einem
Gärtner in der Nähe aufhelfen, in der Erde buddeln, Sträucher
einpflanzen, von denen er sich wundersamer Weise alle Namen
merken kann.
Ich glaube, wenn man den Jungen einfach seinen eigenen
Interessen folgen lassen würde, und er häufiger Zeit hätte,
bei dem Gärtner zu sein, dann würde er so ganz nebenbei mehr
lernen, als er durch die Schulqual lernt. Der Lehrerin liegt
wirklich etwas an ihm, aber was sie durch ihr Engagement
eigentlich macht, ist ihn zu vergewohltätigen. Er lernt so
nämlich überhaupt nichts, wird immer widerwilliger, aber bei
dem Gärtner ist er jemand, der gerne mit „anpackt“ und sich
für die Eigenschaften der Pflanzen interessiert.
Warum so jemandem durch die Zwangsbeschulung auch noch den
letzten Mumm nehmen, warum ihn nicht einfach entscheiden
lassen, was er für sich als sinnvoll erachtet?
Wer kann sagen, ob diese sinnlosen Englischvokabeln ihm in
seinem Leben mehr bringen werden, als wenn er jetzt schon Zeit
hätte, sich ins Gärtnerhandwerk „einzufuchsen“?
Das meine ich damit, Kindern alle Menschenrechte zu gewähren,
ihnen das Recht auf Selbstbestimmung zu geben.
Übrigens mussten sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch
Frauen damit herumschlagen, dass sie nicht in der Lage seien,
für sich selbst zu entscheiden.
Was in den einzelnen Ländern unter Bildungspflicht verstanden
wird, ist ganz unterschiedlich. In Österreich muss man
jährlich eine staatliche Prüfung ablegen. Wenn die nicht
bestanden wird, muss das Kind zur Schule (umgekehrt müssen
beschulte Kinder, die die Prüfung nicht bestehen oder sitzen
bleiben, übrigens nicht zu Hause bleiben um zu schauen, ob das
besser funktioniert).
In England und Irland kann man ziemlich unbehelligt nicht zur
Schule gehen, muss keine Prüfungen ablegen. In Polen wird man
nach seinem eigenen Lehrplan von selbst gewählten Stammschulen
geprüft. Das klingt ziemlich gut, finde ich. Freie Hand, aber
trotzdem Rückmeldung von außen, so dass man nicht in
Betriebsblindheit verfallen kann.
Ich wäre nicht für eine Bildungspflicht, klingt so negativ,
sondern für ein Bildungsrecht. Jeder kann sich selbst
aussuchen, wo und mit wem er sich bildet. Übrigens bin ich
nicht für die Abschaffung der Schulen, sondern die Abschaffung
der Schulpflicht. Die Schulen sollten ähnlich wie Bibliotheken
sein: Für alle da, aber kein Zwang. Man kann durchaus für
einige Kurse oder Fächer die Schule besuchen. Ein individuell
zusammengestellter Lehrplan, dem eigenen Interesse folgend.
Funktioniert in anderen Ländern gut, dort kann man tatsächlich
für einzelne Fächer die Schule besuchen und sich andere Themen
selbst beibringen. Zensuren würde ich als Druck-, Prüf- oder
Bewertungsmittel durch den Lehrer natürlich ganz abschaffen,
weil ich diese fortwährende Bewertung entwürdigend finde. Wenn
man Tests oder Prüfungen macht, dann nur freiwillig und nur,
weil man selbst überprüfen will, wo der eigene Wissensstand
auf dem Gebiet ist, nicht weil man sich von jemand anders
beurteilen lassen will.
Ich finde es traurig, dass Eltern, die ihren Kindern eine
selbstbestimmte Bildung ermöglichen wollen, in Deutschland
kriminalisiert werden und ins freie Ausland manchmal förmlich
fliehen müssen, um nicht in Beugezwang (das Wort sagt echt
alles …) genommen zu werden oder sogar das Sorgerecht entzogen
zu bekommen, und das, obwohl ihnen die Gehirnforschung Recht
gibt, dass Lernen nach Interesse besser funktioniert als von
außen aufgezwungenes Lernen. Das Kindeswohl kann also
keineswegs gefährdet sein.
Der eine Kommentar, dass Kinder von Landwirten dann vor lauter
Helfen auf dem Hof keine umfassende Bildung mehr erhalten
würden, ist auch so ein Vorurteil, das den Segen der Schule
deutlich machen soll. Dazu fällt mir ein Bekannter von mir
ein. Er ist auf einem Hof aufgewachsen, und WOLLTE wirklich
gerne dort helfen, konnte aber nicht so oft helfen, wie er
gerne wollte, weil er statt dessen Zeit in der Schule absitzen
musste. So herum geht es also auch. Nicht dass irgendwelche
Eltern ihre Kinder ausnutzen, sondern dass die Kinder die
Arbeit auf dem Hof tatsächlich viel lieber getan hätten als in
einem Klassenzimmer zu sitzen und die Welt nur aus Büchern zu
lernen. Was soll so jemand, der sich nun mal mehr für Kühe
interessiert unbedingt Französisch lernen? Vergisst er sowieso
wieder. Bei besagtem Bekannten ist es übrigens so ausgegangen,
dass bei ihm die Schulpflicht bildungsmäßig super funktioniert
hat. Er ist jetzt Ingenieur bei BMW, verdient mehr Geld als er
auszugeben weiß und trauert immer noch der von seinen Eltern
aufgegebenen Landwirtschaft hinterher. Bei den seltenen
Gelegenheiten, wo er bei seinen ehemaligen Nachbarn die
Möglichkeit bekommt, mit einem Traktor übers Feld zu fahren,
stellt er fest, dass er nur dann wirklich glücklich und mit
sich selbst im Einklang ist.
Hat ihm da die Schule einen Gefallen getan, dass sie ihn aus
der „einschränkenden Landwirtschaft“ herausgeholt und ihn 1A
gebildet hat?
Das nur als Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld dazu, dass
Landwirte oder andere Personengruppen ihre Kinder ganz
schrecklich ausnutzen und ihnen jegliche Bildung versagen
würden. Das sind alles so Vorurteile, die sich in der Praxis
oft gar nicht bewahrheiten.
In irgendeiner Antwort wurde angeregt, dass ich mich doch
lieber um die Verbesserung der Schulen bemühen sollte, als den
Ausstieg daraus zu fordern (so ähnlich).
Warum sollte ich irgendetwas verbessern wollen, das ich als
absolut nicht kindgerecht ansehe? Da setze ich mich doch
lieber für die Abschaffung des Zwangs ein, damit neben den
Schulen Neues und Kindgerechtes entstehen kann.
In einem amerikanischen Buch, Real Lives, Eleven Teenagers who
don`t go to school, schreiben 12- bis 16-Jährige Essays über
ihr Leben ohne Schule. Einer 16-jährigen wird ebenfalls
vorgeworfen, sie solle sich lieber für die Verbesserung der
Schulen einsetzen, als sie zu verlassen. Sie fragt, „warum
sollte ich das tun, Schule wird uns aufgezwungen, warum sollte
ich mich dafür einsetzen, dass das weiter geschehen kann? Ich
verbreite lieber die Information, dass man ohne Schule viel
besser lernen kann.“ (geht in den USA ja ganz legal).
Ich bleibe dabei, dass ich die Schulpflicht für ein echtes
Übel halte. Nachdem ich gesehen habe, wie kleine Kinder ohne
jeglichen formellen Unterricht laufen und sprechen lernen,
immerhin die größten menschlichen Errungenschaften (man mag
sich gar nicht ausmalen, wie viele Kinder nicht mehr laufen
lernen würden, wenn man Laufen zum Unterrichtsfach machen
würde und an die Sache gezielt herangehen würde), und nachdem
ich mehrere Leute kennengelernt habe, die in ihrem Leben nie
zur Schule gegangen sind (und die Lesen genauso natürlich und
selbstbeigebracht gelernt haben wie Sprechen, und dann in der
„3. Klasse“ schon besser lesen konnten als ihre beschulten
Altersgenossen) und die mich mit ihrem „Sosein“ echt überzeugt
haben, würde ich es auf jeden Fall vermeiden wollen, bei
Kindern Schaden mit der Zwangsbeschulung anzurichten.
Aber wie es in Deutschland nun mal ist, und wie es offenbar
auch von vielen gutgeheißen wird (darum passiert
wahrscheinlich auch keine Veränderung), muss man dann eben ins
freie Ausland auswandern.
Gut, als nette Option mag man es akzeptieren, aber das
stand ja so nicht zur Debatte.
>>>doch, genau das stand zur Debatte. Mir geht es nicht darum, alle aus der Schule zu nehmen, sondern jedem die Wahl zu geben, also die Abschaffung der Schulpflicht. Wer zur Schule möchte, kann das tun, und wer es nicht möchte, kann es auch tun.
Mit kompletter Weltfremdheit hat die wachsende Unschool-Bewegung in allen Ländern, wo Unschooling erlaubt ist, nichts zu tun, sonst würde es ja nicht funktionieren, und die Bewegung würde schnell wieder schrumpfen und nicht wachsen.
Hallo Annley!
Meistens wird befürchtet, dass ohne die Schulpflicht die Zustände wie sie jetzt mit Schulpflicht schon sind, noch :schlimmer wären (noch mehr Analphabeten etc. ).
Die Korrelation von Abwesenheit der Schulpflicht und Bildungsstand in der Breite der Bevölkerung führen etliche Dritte-Welt-Länder vor.
Mehrfach erwähnst du US-amerikanische Autoren zum Thema. Was auch immer die USA sind, ein Vorbild im Bildungsstand der Bevölkerung sind die USA nicht.
Die Möglichkeit, dass es genau umgekehrt wäre, wird selten in Betracht gezogen.
Niemand bezweifelt, dass es im Einzelfall durch besonders qualifizierte und engagierte Personen gelingt, ein besseres Ergebnis als öffentliche Schulen zu erzielen. Die Betrachtung besonderer Einzelfälle lässt sich aber nicht verallgemeinern und geht an der Realität eines Gemeinwesens in unserem Fall mit 80 Millionen Menschen vorbei.
Der Hinweis auf die Nationalsozialisten sorgt immer für Unmut…
Natürlich gab es vorher schon eine Schulpflicht, das weiß ich auch…
Deine Drechselei, die aus der heute praktizierten Schulpflicht eine Nazi-Hinterlassenschaft macht, ist historischer Blödsinn. Es wird auch nicht besser dadurch, dass du dich auf die Durchsetzung der Schulpflicht zurückziehst. Mit ähnlicher Argumentation könnte man z. B. Hubschrauber (Heinrich Focke) und Computer (Konrad Zuse) verdammen, weil sie während der Nazizeit entstanden.
Dass Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollen, religiös motiviert seien, ist leider ein sich :hartnäckig haltendes Gerücht.
Die Existenz von Kreationisten ist nur ein Gerücht und natürlich gibt es auch keine verklemmten religiösen Eiferer, die Sexualkundeunterricht ablehnen. In welcher Welt lebst du?
Die deutschen Freilerner … was sie antreibt, ist der Glaube, dass Kinder besser aus eigenem Antrieb, intrinsisch :motiviert, den eigenen Interessen folgend, informell, selbstbestimmt lernen.
Daran wird niemand gehindert. Während der ersten 6 Lebensjahre dürfen Eltern ihre Kinder nach Belieben und wenn sie es für richtig halten, auch ganz alleine, fördern oder es bleiben lassen. Während dieser 6 Jahre erfolgen entscheidende Prägungen mit lebenslanger Wirkung. Da gibt es offene Gesichter, hervorragende sprachliche Ausdrucksmöglichkeit und vielfältige Interessen, in anderen Fällen aber auch verschlossene Wesen, mangelhafte Feinmotorik und ein kaum nennenswerter Wortschatz. Damit sind schon wichtige Weichen gestellt, wer die Möglichkeit zu einem selbstbestimmten Leben wird nutzen können. Auch in der Folgezeit bleibt die Weichenstellung entscheidend vom Einfluss der Eltern abhängig. Mit dem Zurückdrängen schulischen Einflusses würde sich die Vererbung der sozialen Schichtung weiter manifestieren.
Sie wollen einfach den Lerneifer, die Neugierde ihrer Kinder nicht durch Beschulung. zerstören.
Niemand bezweifelt Schwächen und oft genug Fehlleistungen der Institution Schule, einhergehend mit Demotivation, mangelhafter Förderung, Über- und Unterforderung. Dabei können engagierte Eltern mit zeitlichen und finanziellen Freiräumen manche Schwäche des Systems kompensieren. Viele Eltern verfügen über solche Möglichkeiten aber nicht oder nehmen sie nicht wahr. Um so wichtiger ist es, die Dauerbaustelle Schule zu optimieren. Besonderen Handlungsbedarf gibt es an den Rändern des Leistungsspektrums. Zu leicht bleiben Schwächere auf der Strecke und Höherbegabte werden unterfordert. Das sind aber keine grundsätzlichen, sondern reformfähige Defizite.
Freilerner-Eltern sind übrigens auch berufstätig, die sitzen nicht den ganzen Tag mit ihren Kindern am Küchentisch :und beantworten deren Fragen. Vieles bringen Kinder sich ganz alleine bei.
Ich melde Zweifel an, sobald es um zu erwerbende Kenntnisse von Geographie und Geschichte, Ethik und Religion (nicht konfessionelle Unterweisung), Biologie und Chemie, Physik, Mathematik und die eine oder andere Sprache geht. Weil wir i. a. nicht als Kibbuz- oder Allmende-Selbstversorger leben, sondern in einer von Qualifikationen abhängigen Gesellschaft, sind die genannten Kenntnisse als Allgemeinwissen, vernetzt mit berufsqualifizierenden Kenntnissen, unverzichtbar.
Alan Thomas hat festgestellt, dass es selbst Kindern, die aus bildungsfernen Familien stammen, besser tut, nicht zur :Schule zu gehen…
Ich kann dich nicht hindern, derart haarsträubenden Unsinn zu glauben. Ist gewiss das bestgeeignete Rezept, wenn man das Ziel verfolgt, erbliche Chancenlosigkeit zu produzieren und damit das Gemeinwesen und die Volkswirtschaft übel zu belasten.
Übrigens mussten sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch Frauen damit herumschlagen, dass sie nicht in der Lage :seien, für sich selbst zu entscheiden.
Dem früheren Zustand wurde durch Bildung abgeholfen, durch Zugang zu weiterführenden Schulen und Hochschulen.
Zensuren würde ich als Druck-, Prüf- oder Bewertungsmittel durch den Lehrer natürlich ganz abschaffen
Und die Bremsen deines Autos lässt du von jemandem reparieren, der nie geprüft wurde. Der Statiker deines Hauses nennt sich nur so, wurde aber nie geprüft und der dich behandelnde Arzt auch nicht. Wie und wovon soll ein Land, zumal ein Industrieland, ohne gesicherte Qualifikationen leben?
Bei besagtem Bekannten ist es übrigens so ausgegangen, dass bei ihm die Schulpflicht bildungsmäßig super :funktioniert hat. Er ist jetzt Ingenieur bei BMW, verdient mehr Geld als er auszugeben weiß und trauert immer :noch der … Landwirtschaft hinterher. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo er … die Möglichkeit bekommt, mit :einem Traktor übers Feld zu fahren, stellt er fest, dass er nur dann wirklich glücklich und mit sich selbst im :Einklang ist.
Botschaft ist angekommen: Bildung und Ausbildung machen unglücklich.
Nachdem ich gesehen habe, wie kleine Kinder ohne jeglichen formellen Unterricht laufen und sprechen lernen, :immerhin die größten menschlichen Errungenschaften…
Du lehnst Zeugnisse ab. Trotzdem bescheinige ich dir vollkommenes Unverständnis menschlicher Errungenschaften.
Für dich zum Ankreuzen:
[] ich gehöre zu einem Südstaatenclan in den USA und brauche nach Abschaffung der Sklaverei billige Arbeiter
[] ich fürchte mich vor der Konkurrenz gut ausgebildeter Menschen am Arbeitsmarkt
[] ich gründe eine politische Partei und brauche genug Dumme
[] in der Bibel steht nichts von Bildung
Gruß
Wolfgang
Hallo,
Gut, als nette Option mag man es akzeptieren, aber das
stand ja so nicht zur Debatte.
>>>doch, genau das stand zur Debatte. Mir geht es nicht darum,
alle aus der Schule zu nehmen, sondern jedem die Wahl zu
geben, also die Abschaffung der Schulpflicht.
Und genau das meine ich. Bildungsmöglichkeiten nicht als
Optionen, sondern einfach Mögl. sich davon zu verabschieden?
Wer zur Schule möchte, kann das tun, und wer es nicht möchte,
kann es auch tun.
Schwachsinn!
Den obigen Ausführungen von Wolfgang Dreyer kann ich nur
vollständig zustimmen.
Deine Methode hat dann zur Folge, dass sich die Leute, welche
sich von Schule und allg. Bildung einfach verabschieden, dann
auch gleich von jeglichen Sozialleistungen freistellen sollten.
Der geschulte und arbeitende Anteil der Bevölkerung wird wohl
nicht einsehen wollen, dass Menschen, die sich aus freien Willen
jegliche Chancen abgelehnt haben, dann ihren Lebensunterhalt
von der Allgemeinheit bezahlen lassen.
Wenn das deine Intention ist und du das als „frei“ von allem
ansiehst, dann ist es ok.
Ich schätze nur, dass die Anhänger der Unschoolbewegung dann
doch ankommen und jammern, weil sie im Leben keine Chance mehr
haben, ihren Lebensunterhalt selbst aufzubringen.
Für wenige Existenzen wäre da in Dtl. Platz als Selbstversorger.
Wenn jede Analyse bestätigt, dass Berufserfolg und ein angenehmes
Leben direkt mit dem Bildungsstatus korreliert, dann ist deine
Intention nicht der Weg, das Problem zu lösen, sondern nur eine
Methode sich vom Bodensatz der Bevölkerung zu trennen und
jegliche Verantwortung für deren Leben abzuwiegeln.
Dass der Staat zumindest die Kinder solcher assozialen Idioten
mit „dem Knüppel“ in die Schule treibt und versucht das wenige
zu retten, ist dann absolut zwingend und kann in einem
Sozialstaat nicht nur bewürwortet, sondern muss gefordert werden.
Mit kompletter Weltfremdheit hat die wachsende
Unschool-Bewegung in allen Ländern, wo Unschooling erlaubt
ist, nichts zu tun, sonst würde es ja nicht funktionieren, und
die Bewegung würde schnell wieder schrumpfen und nicht
wachsen.
Wenn rein die Existenz schon den Erfolg definiert, dann
sind die hungernden Massen der 3. Welt äußerst erfolgreich!
Außer Kopfschütteln bleibt da keine Antwort.
Gruß Uwi
„Vieles bringen Kinder sich ganz alleine bei.“
Ich melde Zweifel an, sobald es um zu erwerbende Kenntnisse von
Geographie und Geschichte, Ethik und Religion (nicht
konfessionelle Unterweisung), Biologie und Chemie, Physik,
Mathematik und die eine oder andere Sprache geht.
>>Sorry, aber wer das glaubt, hat sich noch nie damit beschäftigt, wie Lernen eigentlich geht. Wenn man sich für irgendetwas interessiert, wird man ganz natürlich von einer Wissensquelle zur anderen geführt und arbeitet sich so immer tiefer in das Fachgebiet ein.
Gerade bei Geschichte zum Beispiel ist das doch total einfach, sich selbst durch die Geschichtsbücher zu wühlen, wenn man sich interessiert.
Deutsche Freilerner-Kinder sprechen übrigens meistens fließend mindt. zwei Fremdsprachen. Liegt daran, dass sie sich oft im Ausland aufhalten (und sie sprechen besseres Englisch als Schulenglisch).
Da dir der US-amerikanische Buchmarkt in der Hinsicht nicht so zusagt, hier zwei Bücher von Schweizern und Franzosen, in denen man wunderbar sehen kann, wie man sich von Gebiet zu Gebiet selbst vorarbeitet und selbständig lernt. Olivier Keller, Denn mein Leben ist Lernen, und Andre Stern Und ich war nie in der Schule.
Die Existenz von Kreationisten ist nur ein Gerücht und natürlich
gibt es auch keine verklemmten religiösen Eiferer, die
Sexualkundeunterricht ablehnen. In welcher Welt lebst du?
>>>> Du hast meinen Satz offenbar nicht gründlich genug gelesen oder komplett missverstanden. Ich habe nicht die Existenz von Kreationisten bezweifelt, sondern sie als unter den Freilernern als praktisch nicht-existent bezeichnet.
Botschaft ist angekommen: Bildung und Ausbildung machen
unglücklich.
>>> Das war nicht die Botschaft. Die Botschaft war, dass man durch den Zwang, den einem jemand anders auferlegt, von seinem eigentlich Weg, hätte man eher nach seinen Interessen gehandelt, abkommen kann. Man tanzt halt nach somebody else`s drum.
Und die Bremsen deines Autos lässt du von jemandem reparieren,
der nie geprüft wurde. Der Statiker deines Hauses nennt sich nur
so, wurde aber nie geprüft und der dich behandelnde Arzt auch
nicht. Wie und wovon soll ein Land, zumal ein Industrieland,
ohne gesicherte Qualifikationen leben?
>>>> Deutschland ist ein sehr Schein-heiliges Land: man braucht für alles einen Schein. In anderen Ländern ist das lange nicht so ausgeprägt. Trotzdem bin ich sehr dafür (vielleicht, weil ich Deutsche bin), dass jemand Qualifikationen nachweisen kann (oder er mich durch nachweisbare Leistung überzeugt). Aber ich kann euch beruhigen: Deutsche Freilerner machen durchaus Schulabschlüsse. Man kann sich für jeden Schulabschluss als Schulexterner anmelden. Und viele gehen zur Universität, wobei das in den USA wiederum ausgeprägter ist als in Deutschland. Gegen die Universität, weil sie kein Zwang ist, habe ich nichts einzuwenden.
Übrigens mussten sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch
Frauen damit herumschlagen, dass sie nicht in der Lage :seien,
für sich selbst zu entscheiden.
Dem früheren Zustand wurde durch Bildung abgeholfen, durch
Zugang zu weiterführenden Schulen und Hochschulen.
>>> Diesem Zustand wurde durch Gesetzesänderungen abgeholfen. Noch in den 70er Jahren mussten Frauen ihre Ehemänner um Erlaubnis fragen, wenn sie arbeiten gehen wollten (gesetzlich gesehen).
In unserem Land kann man an jeder Straßenecke Bildung bekommen: Man kann sich locker außerhalb der Schule bilden. In Dritte-Welt-Ländern sieht die Situation zugegebenermaßen anders aus. Aber ich rede ja auch über die Schulpflicht in Deutschland, nicht in afrikanischen Staaten.
(jetzt kommt sicherlich der Einwand, dass wir ohne Schulpflicht dann in die Zustände zurückverfallen, ich seh`s schon ankommen).
So, und jetzt noch eine Einzelfallfrage: Da ist ein Schüler, der kann einfach nicht lernen mit 30 anderen um ihn herum, das ist einfach nichts für ihn, gemobbt wird er auch noch, weil er irgendwie so anders ist als die anderen, morgens mag er kaum noch aufstehen vor lauter Schulangst, seine Eltern waren mit ihm schon beim Therapeuten, der Schulpsychologe ist eingeschaltet, aber es hilft alles nichts, der Junge (man hat ihm sogar zwischendurch Ritalin gegen seine Verträumtheit gegeben) passt einfach nicht ins Schulsystem, er hat schon Selbstmordgedanken geäußert. Was würdet ihr vorschlagen: Einlieferung in die Psychiatrie, um ihn wieder schulfit zu machen, oder darf er zu Hause bleiben?
(und glaubt nicht, dass es sich um einen Einzelfall handelt)
Hallo
Niemand bezweifelt, dass es im Einzelfall durch besonders qualifizierte und engagierte Personen gelingt, ein besseres Ergebnis als öffentliche Schulen zu erzielen.
Genau um solche Einzelfälle geht es mir. - Ich denke nicht, dass ich die Sache ganz genauso sehe wie der/die UP, deswegen bitte ich zu beachten, dass ich nur für mich spreche.
Oder auch solche Einzelfälle, die der/die UP in seinem Antwortposting am Ende erwähnt hat: „Da ist ein Schüler, der kann einfach nicht lernen mit 30 anderen um ihn herum, das ist einfach nichts für ihn, gemobbt wird er auch noch, weil er irgendwie so anders ist als die anderen, morgens mag er kaum noch aufstehen vor lauter Schulangst, …“
Ich finde, wegen dieser Einzelfälle gehört der Schulzwang angeschafft. Ich glaube nicht, dass sich dadurch für die meisten viel oder überhaupt was ändern würde.
Viele Grüße
Genau, das meine ich auch, ich möchte den Schulzwang, also die Schulpflicht abschaffen, nicht die Schule.
Ich möchte, dass die Leute, die anders lernen wollen, die Möglichkeit dazu haben.
Und ich möchte, dass die Leute, die unter der Schule leiden, einen Ausweg finden können.
Je nach Quelle hat zwar jedes dritte oder fünfte Kind Schulangst, das wären also sogar eine ganze Menge, die unter der Schule leiden, aber es zeigt sich sogar in Ländern mit wachsender Unschool-Bewegung, das ihr Prozentsatz bei um die 2 Prozent bleibt. Die anderen 98 Prozent gehen weiter zur Schule. Es ändert sich also nicht wirklich viel.
Aber den Anderslernenden und den „Leidenden“ bieten sich andere Möglichkeiten und Auswege.
Hallo!
Ich kenne mich in der Geschichte der Schulpflicht nicht so
genau aus, denke aber,[…]
Soso.
In Art 6 RVerf Weimar, der den Katalog der Themen enthält, in denen das Reich die „ausschließliche Gesetzgebung“ hat, ist das Schulwesen nicht genannt.
D. h. es ist Ländersache, und aus dem Fehlen von Bestimmungen kann man nicht schließen, dass es keine Gesetze gab.
Wenn es keine gegeben hätte, wäre ziemlich sicher das Reich eingeschritten; den es heißt in Art 10: „Das Reich kann im Wege der Gesetzgebung Grundsätze aufstellen für: […] 2. das Schulwesen einschließlich des Hochschulwesens […]“.
dass diese Sätze aus Wikipedia häufig
zugetroffen haben werden:„Wenn im bisher gesagten von Schulpflichtgesetz die Rede ist,
muss immer mitgedacht werden, dass der Staat bis zum Beginn
des 20. Jahrhunderts diese gesetzlich geforderte Schulpflicht
gar nicht durchsetzen konnte. Schulpflichtgesetze waren eher
Absichtserklärungen. Der Staat verfügte auch nicht über ein
flächendeckendes Schulsystem, das allen potentiellen Schülern
einen ordnungsgemäßen Schulbesuch ermöglicht hätte.“
Wenn hier simplifizierend allgemein von „der Staat“ die Rede ist, dann wird deutlich, wie sehr diese Darlegung von der komplexen politischen Wirklichkeit (Reichskompetenz vs. teilselbstständiger Einzelstaaten bzw. -länder) abweicht. Fundierte Äußerungen ohne Nachweise aus den Einzelländern besagen wenig.
Für die Beurteilung des Gesetzes aus der NS-Zeit wäre die Begründung interessant, die sicherlich im Vorspann des Gesetzes zu finden wäre. Vielleicht liefert die ja noch jemand nach.
Ich glaube jedenfalls nicht, dass diese heute noch
stattfindende Kriminalisierung von Eltern, die ihre Kinder
nicht zur Schule schickten, vorher durchgängig üblich war.
Wenn in Bayern Kinder aus den letzten beiden Volksschul-Pflichtjahren zu Erntearbeiten (auf dem eigenen Hof, versteht sich) benötigt wurden, dann mussten diese entschuldigt werden: „ausbitten“ hieß das, also die Erlaubnis einholen.
Kann jemand mit Sicherheit sagen, ob diese Regelung nicht im Gesetz aus der NS-Zeit vorgesehen ist? Würde mich interessieren.
Wie in der Weimarer Republik mit Schulverweigerern umgegangen
wurde, weiß ich nicht, ich nehme aber an, dass da eher nicht
viel passiert ist. Auf jeden Fall wurden sie nicht von der
Polizei vorgeführt.
Gibt es dafür Belege oder ist das auch wieder „gedacht“?
Freundliche Grüße!
H.