Was denkt jeder spontan zur Schulpflicht?

Hm, wahrscheinlich bin ich für ein gemeinsames Lernziel für
alle, die Dinge, die du oben weiter nennst, würde ich nämlich
nach Abschluss einer Schullaufbahn oder Homeschoolerkarriere
durchaus erwarten: halbwegs gute Rechtschreibung,
Sprachverstaendnis, Prozentrechnung,

Und dafuer wollen wir wieviele Jahre veranschlagen? 13? Wann soll der Schueler denn der beruflichen Bildung und dem Arbeitsmarkt zur Verfuegung stehen? Allgemeinbildung ist eben mehr als das.

(Fremdsprachen würde ich
nicht erwarten).

Wie schon angemerkt: grosser Fehler. Zumindest wenn man studiert, wird von einem erwartet, dass man wenigstens englische Texte lesen kann, viele Studiengänge bieten auch die Vorlesungen, insbesondere weiterfuehrende/vertiefende nur noch in Englisch an. Mit Batscholor/Master ist man halt international geworden und es kommen immer mehr Fremdsprachler, insbesondere bei Master-Studiengaengen, an den deutschen Hochschulen an. Ist auch gut so, und die gemeinsame Verkehrssprache ist halt Englisch.

In
Großbritannien sind Fremdsprachen keine Pflicht. Deswegen
machen die meisten Schüler das nicht. Das Ergebnis: Jobs, in
denen man Fremdsprachen können muss (also meistens gute
Jobs…) bekommen eben Ausländer.

Das kommt davon, wenn man meint, Englisch reicht.
H.

Also, ich würde Fremdsprachen nicht erwarten, weil ich mit meiner Englisch-Abschlussnote 2 immer noch nicht richtig Englisch sprechen konnte. Mittlerweile spreche ich fließend Englisch (und brauche es auch beruflich), aber das habe ich im Land gelernt, nicht in der Schule.
Vielleicht sollte ich es besser ausdrücken: Ich würde Fremdsprachen in der Schule nicht erwarten, weil ich nicht der Meinung bin, dass man es dort richtig lernt (zumal die Fremdsprachenlehrer ja meistens Deutsche sind). Ich würde Auslandsaufenthalte oder Kontakt mit Muttersprachlern empfehlen, und das ist etwas, was man eben selber organisieren muss…
Wie die Situation für die deutschen Freilerner zur Zeit ist, sprechen die sowieso eine oder zwei Fremdsprachen fließend, was einfach daran liegt, dass die ja alle im Exil leben.

Mir ist noch etwas eingefallen, wie man vielleicht beide Seiten glücklich machen könnte, die, die die Schulpflicht beibehalten wollen, und die, die sie abschaffen wollen. Also: Man schafft nicht die Schulpflicht ab, sondern den Schulgebäudeanwesenheitszwang … und lässt Fernschulen zu. Die sind für einige sowieso schon zugelassen, nämlich für Diplomatenkinder und beruflich Reisende. Warum also nicht fair sein, und Fernschulen für alle zulassen? Warum auf diesem Gebäudeanwesenheitszwang bestehen?
Den Schulverängstigten, Gemobbten, Mit-Ritalin-Vollgestopften könnte so von jetzt auf gleich geholfen werden, sie melden sich einfach ab, melden sich bei einer Fernschule an (würde auch ihre Eltern beruhigen, denn „da lernen sie ja was“), und da bleiben sie dann so lange, wie es ihnen gefällt, oder bis die Wogen sich nach ein, zwei Jahren geglättet haben und sie sich in der Lage sehen, in ein Schulgebäude zurückzukehren.
Die deutschen Freilerner sind sowieso vielfach an der Fernschule Clonlara angemeldet, die natürlich in D auch nicht zugelassen ist, aber die eine sehr freie Fernschule für Freilerner ist.
Ich bin da jetzt nicht so im Thema drin und mein Wissen über Clonlara ist sehr rudimentär, aber soweit ich informiert bin, spricht die Schule jedes Jahr Empfehlungen aus, also z.B. Literaturempfehlungen, Fachbücher für Mathematik etc., die man dann in dem betreffenden Jahr durchlesen/durcharbeiten kann, aber nicht muss, man kann sich auch noch ein, zwei Jährchen Zeit lassen, sie bietet Ansprechpartner, also Lernbegleiter (das ist eine Schule, für die man Schulgeld bezahlen muss, die bietet also einen gewissen Service). Man schickt Lernberichte ein, kann auch Aufsätze einschicken, die dann kommentiert werden, und es werden gewissen Markensteine erwartet (sicherlich auch der hier schon oft als Beispiel genommene Dreisatz), die irgendwann mal erreicht werden müssen (aber eben nicht in einem bestimmten Jahr). Wenn man eine gewisse Anzahl an Jahren an dieser Schule eingeschrieben war (und Lernberichte eingeschickt hat), bekommt man den High School Abschluss (die Schule stammt halt ursprünglich aus den USA).
Die Schule finde ich nach den Infos, die ich über sie habe, ganz gut, und sie wird auch von vielen dt. Freilernern akzeptiert (viele sind dort ja sowieso schon angemeldet, obwohl es in punkto Legalisierung überhaupt nichts bringt, es bringt einem nur in sofern was, dass man nicht ganz allein auf weiter Flur lernt, sondern Unterstützung, Anregungen, Empfehlungen, Rückmeldung bekommt und ein paar Erwartungen vorgegeben bekommt).
Die Clonlara Schule ist natürlich nicht so streng wie die Deutsche Fernschule, aber viele freie Schulen sind ja auch nicht wie die staatlichen Schulen.
Das wäre eine Bildungspflicht, mit der ich voll und ganz zufrieden wäre. Sie wäre nicht so rigide wie zum Beispiel die Bildungspflicht in Österreich, wo man am Ende eines jeden Home-Schuljahres auf dem Stand der staatlichen Schule sein muss, sie lässt da wesentlich mehr Spielraum und Möglichkeiten zum Freilernen, aber sie hat eben auch ein paar Vorgaben (und man lernt den Dreisatz  ).
Ich glaube wirklich, dass man mit Fernschulen vielen helfen könnte, nicht nur den oben genannten Gruppen, Schulverängstigten und Freilernern, sondern auch denen, die alleine besser lernen können als im Klassenverband; und ich glaube auch, dass sie den befürchteten Missbrauch einer Bildungsfreiheit verhindern würde. Eltern, die an der Bildung ihrer Kinder nicht die Bohne interessiert wären, würden ihre Kinder bestimmt nicht an einer Fernschule anmelden, weil sie sich dann mehr um das Lernen ihrer Kinder kümmern müssten, als sie es in einer staatlichen Schule müssen (ich gehe ja sowieso davon aus, dass solche Eltern froh sind, wenn ihre Kinder in einem Schulgebäude sind, weil sie sie dann nicht „an der Backe“ haben), und Eltern, die ihren Kindern bestimmte Themen vorenthalten wollen (z.B. Darwin), würden die dann aber trotzdem im Lehrplan finden.

Wir hatten über Studien und Statistiken geschrieben. Mir ist wieder eingefallen, dass im November in Berlin die „Erste Global Home Education Conference“ stattfindet.
Hier ist die Website dazu: http://www.ghec2012.org/cms/content/workshops
Und natürlich gibt es da auch Studien und Statistiken, sieht man hier:

Home Education Public Policy Day / November 2

  1. By The Numbers: What Does the Research Say about Home Education?
    Distinguished academic researchers present their findings about the effects of home education on student achievement and socialization. The panel will present both quantitative statistical as well as qualitative research conducted using scientific methods.
    Panelists: Brian Ray, Ph.D, National Home Education Research Institute; Dr. Paula Rothermel, AFBPS C.Psychol.; Dr. Tatiana Kovaleva, Ed.D, Professor of Pedagogics, Moscow State Pedagogical University, President of the Tutor Association of Russi
    Wenn man also Zeit hat und hinfahren kann, wird man bestimmt zahlreiche Studien und Statistiken bekommen, und wenn man keine Zeit hat, kann man vielleicht unter den angegebenen Namen googeln (was ich jetzt noch nicht getan habe), um an Studienergebnisse heranzukommen.
    Hier zum Beispiel ist gleich was, aber ich habe jetzt keine Zeit, das zu überfliegen:
    http://www.nheri.org/
    http://www.nheri.org/research.html

Danke für die Links. Allerdings bin ich (zeitlich) damit im Moment überfordert. Mit einer Fernschulenpflicht könnte ich mich anfreunden. Verwandte von mir haben die Kinder über Fernschule beschult, weil sie mit dem deutschen Entwicklungsdienst im Ausland waren, wo es wirklich weit und breit keine deutsche oder internationale Schule gab. Die Erfahrungen sind übrigens durchaus durchwachsen und wie mir uneingeschränkt alle berichtet haben, sehr von dem Wesen der Kinder abhängig (sicher auch von den Eltern, die das ja, besonders in den ersten Jahren, ganz intensiv mitmachen müssen).

MfG
GWS

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Hallo!

Also, ich würde Fremdsprachen nicht erwarten, weil ich mit
meiner Englisch-Abschlussnote 2 immer noch nicht richtig
Englisch sprechen konnte.

Die Frage ist halt, was du unter richtig Englisch sprechen verstehst. Es hat sich sehr viel geändert in letzter Zeit. Die Mündlichkeit hat eine viel größere Bedeutung im Unterricht. Außerdem ist es auch nicht das Ziel der Schule, dafür zu sorgen, dass die Schüler völlig fließend sprechen. Sie sollen am Gymnasium lernen, auf relativ hohem Niveau kommunizieren zu können - aber zur höchsten Stufe des Europäischen Referenzrahmens ist da noch ganz viel Luft.

Mittlerweile spreche ich fließend
Englisch (und brauche es auch beruflich), aber das habe ich im
Land gelernt, nicht in der Schule.

Genau, und in der Schule hast du überhaupt kein Wort Englisch gelernt, du konntest bestimmt gar nix, als du „ins Land“ (welches von den vielen?) gekommen bist…

Vielleicht sollte ich es besser ausdrücken: Ich würde
Fremdsprachen in der Schule nicht erwarten, weil ich nicht der
Meinung bin, dass man es dort richtig lernt (zumal die
Fremdsprachenlehrer ja meistens Deutsche sind).

Ach so, und weil ich eine Sprache nicht als Muttersprache habe, kann ich sie niemandem beibringen? Du hast es fließend gelernt, weil du im Ausland warst. Glaubst du, die Fremdsprachenlehrer hängen daheim rum und tun nix und unterrichten dann Fremdsprachen, oder wie?

Ich würde
Auslandsaufenthalte oder Kontakt mit Muttersprachlern
empfehlen, und das ist etwas, was man eben selber organisieren
muss…

Stimmt. Keine einzige Schule deutschlandweit hat sowas wie Schüleraustauschprogramme. Die Schüler landen nur alle zufällig selbst organisiert zur selben Zeit am selben Ort und die Lehrer sind auch ganz zufällig zur selben Zeit da.

Wie die Situation für die deutschen Freilerner zur Zeit ist,
sprechen die sowieso eine oder zwei Fremdsprachen fließend,
was einfach daran liegt, dass die ja alle im Exil leben.

Dass man in einem Land lebt, heißt noch lange nicht, dass man die dortige Sprache spricht.

LG, Sarah

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Vielleicht sollte ich es besser ausdrücken: Ich würde
Fremdsprachen in der Schule nicht erwarten, weil ich nicht der
Meinung bin, dass man es dort richtig lernt (zumal die
Fremdsprachenlehrer ja meistens Deutsche sind). Ich würde
Auslandsaufenthalte oder Kontakt mit Muttersprachlern
empfehlen, und das ist etwas, was man eben selber organisieren
muss…

Und das können sich natürlich alle Eltern hierzulande leisten, ihre Kinder ma0 für ein halbes Jahr nach England zu schicken, um dort die Sprache zu lernen… Wie aus allem anderen geht aus diesem Beitrag hervor, daß der Threadersteller entweder ein Utopist ist oder auf die Heranzüchtung unwissender Heloten abzielt.

weil sie mit dem deutschen Entwicklungsdienst im Ausland waren

Ich habe eine Bekannte, die genau das gleiche gemacht hat, und sie hat ihren Sohn dann von einer anderen deutschen Familie, die ebenfalls dort war, mit den Fernschulmaterialien unterrichten lassen, weil es bei ihr einfach nicht klappte.
So ist das halt. Während die Schüler, wenn sie in der Schule dem Lehrer nicht zuhören, trotzdem Aufmerksamkeit simulieren (das Nichtzuhören und trotzdem aufmerksam-Wirken hat sich wahrscheinlich – seitdem es Schulen gibt – schon langsam zur Kunstform entwickelt), machen sie das bei den Eltern eben nicht. Da schalten sie ganz offensichtlich ab oder werden rebellisch. Da kann eine fremde Lehrperson helfen, oder die Einsicht, dass man Kinder zu Hause eben nicht genauso wie in der Schule unterrichten kann – da muss man dann ganz notgedrungen mehr Selbstbestimmung der Kinder oder das Achten auf ihre Interessen mit einflechten.