Was ich mir erwarte:
- Eine überlegtere Politik, unaufgeregter und sachlicher.
Wie stellst Du Dir das vor? Bei jedem Anschlag zurücklehnen und betteln doch bitte keine Bomben mehr zu werfen?
- Das Verbündete wieder als VERBÜNDETE behandelt werden und
nicht als Lakaien.
Das hat auch zwei Seiten. Verbündete sollten sich dann auch Verbündete zeigen und wenn sie schon nicht aktiv werden, wenigstens soweit mitarbeiten, dass sie nicht mehr von al-Queida als Bereitstellungsraum missbraucht werden können. Ich fürchte, das wird eine Weile dauern, bis da die Dinge wieder im Reinen sind. Wenigstens bekennt ja die Kanzlerin Farbe, soweit es den Iran betrifft. Aber ein Anspruch muss durch irgendetwas untermauert werden, und dieser Pnukt wurde in Europa lange übersehen.
- das zumindest wieder versucht wird, dass die Realpolitik
der USA mit den hähren Anspruchen bezüglich Menschenrechte
übereinstimmt.
Da gibt es sicherlich Dinge gerade zu biegen, jedenfalls wenn man das nach amerikanischen Maßstäben betrachtet. Sollte man allerdings europäische Maßstäbe zugrunde legen, dann müsste ja das Abhörgesetz, ja sogar die illegale Abhöpraxis, die Kontenüberwachung aller Bürger und das Meldegesetz erheblich verschärft werden um deutschem Maßstab zu entsprechen. Tatsächlich sehe ich da auch in D etwas Nachholbedarf, aber über D redet ja keiner. Was immer wieder in Europa mißverstanden wird, ist, dass auch die kleinste Diskussion in Amerika sofort laut und bunt geführt wird. Das erweckt im leiseren Europa immer gleich den Eindruck, irgendetwas sei ganz fürchterlich am Kochen.
- Blabla ist besser als Pengpeng
Blabla wenn es mehr als „blah blah“ ist. Das „blah blah“ das Nordkorea die Zeit geschaffen hat, neue Raketensysteme zu entwickeln während gleichzeitig Teile der Bevölkerung verhungerten, war nicht überzeugend. Und bereits acht Jahre in den Verhandlungen mit dem Iran über Atomentwicklung zu „verspielen“ macht mich nun, nachdem Teheran nach Meinung der internationalen Atomenergiebehörde nur noch ein oder zwei Jahre von einer für Atomwaffen ausreichenden Anreicherung entfernt ist, etwas mißtrauisch. Zumal die ja auch nur sehen, was man ihnen zeigt und keiner weiß, was die sonst noch haben. Dann könnte pengpeng nämlich die letzte Chance vor boooom sein weil blabla über Jahre nur heiße Luft produziert hat. Diplomatie kann nur dann wirken, wenn die andere Seite auch ein bisschen mitspielt.
- Als Bonus würde ich mir wünschen, bei der Einreise in die
USA nicht mehr wie ein Verbrecher behandelt zu werden.
Ich lebe in der Zwischenzeit in den USA, bin aber über Jahre hinweg alle paar Wochen eingereist. Nach 9/11 wurde es ziemlich streng, richtig. Andererseits, als Vielflieger fand ich es nicht schlecht, dass man versuchte, Wiederholungen zu verhindern. Meine inzwischen-Ehefrau hätte es fürchtbar persönlich genommen wenn ein paar Knallköppe mich ins Empire State Building umgeleitet hätten.
Allerdings, bei allen Sicherheitsmaßnahmen, ich kann mich nicht darüber beklagen, wie ein Verbrecher behandelt worden zu sein. Im Gegenteil, mit fiel oftmals die Freundlichkeit mit der die Leute bei aller Professionalität ihrem Job nachgingen, auf. Allerdings kam ich meistens über Atlanta rein und der Süden ist ja für seine Freundlichkeit bekannt. Vielleicht gilt also, was ich über Freundlichkeit gesagt habe nicht für den Hub, den Du benutzt hast, welcher es auch immer war.
Gerade der Obama-Besuch in Berlin hat ja mehr als deutlich
gezeigt, dass es in Deutschland keinen strukturell
verfestigten Antiamerikanismus gibt.
Dem möchte ich denn doch etwas widersprechen. Es gbit ihn nicht strukturell verfestigt, es gibt ihn wie eine Modeerscheinung. Der Obama-Besuch wurde ja auch deswegen ein Erfolg, weil Obama die Wunschvorstellungen (z.B. im Zusammenhang mit Irak) ausnutzte ohne sich den Problemen dahinter zu stellen. Das kann er jetzt, nachdem er gewählt ist, nicht mehr tun. Wenn er aber Realpolitik betreiben muss, dann werden wir erleben, wie schnell die Sympathien (die in Berlin auf Obama nicht auf die USA gerichtet waren) wieder abnehmen.
Eigentlich will D (und
der Rest von Europa) die USA mögen. Allerdings war das die
letzten 8 jahre zunehmend schwierig. (nein, ich mag Staaten
nicht, die Bürger meines Landes verschleppen, foltern und ohne
jeden Grund monatelang verschwinden lassen!)
Diese Fälle würde ich gerne im Einzelnen behandeln. Da gibt es echte Fälle und genauso viele Latrinenparolen. Und dass umgekehrt die Verfolgung von terroristischen Zellen gerade in D sehr lax war ist ja auch bekannt. Vor 9/11 konnte man sich ja noch damit entschuldigen, dass alles neu und überraschend war, aber später wohl kaum noch.
Was ich persönlich an Obama so beeindrucken finde:
Er schaffte es, buchstäblich aus dem Nichts heraus eine
Organisation aufzuziehen, die erst Clinton ausbootete, und
dann McCain schlug.
Natürlich ist er intelligent, und ein mitreissender Redner,
aber er scheint auch über die wichtige Fähigkeit zu verfügen,
gute und intelligente Leute für sich zu begeistern und um sich
zu scharen, ohne dass diese versammelten „Best and Brightest“
sich gegenseitig zerfleischen.
Auch da gab es Unterschiede in der Wahrnehmung hier und da. Es war eigentlich für viele Beobachter hier nicht so überraschend, dass er Hillary schlug, vielmehr haben gerade viele Befürworter McCains genau das von Anfang an befürchtet. Warum? In Europa wird Clinton immer noch als der jugendliche Präsident gesehen der irgendwie so etwas wie einen Touch von John F. K. hatte. Selbst Monika Lewinsky stützte das Image nur noch. Aber in Amerika war man näher dran. Für die USA bedeutete Clinton zwar Verbesserungen im Sozialsystem, aber auch höhere Steuern und Abgaben die die Wirtschaft abbremsten. Selbst die internationale Wirtschaftskrise, die dann Bush traf (zusätzlich zu allem anderen) konnte das nicht vergessen machen. Dazu kamen einige Unregelmäßigkeiten in der Amtsführung bis hin zum Verschwinden politischer Gegner, die man in Euriopa nie so erfuhr oder wahrnahm. Und bei allem war Hillary immer mit dabei. Hinzu kam, dass Hillary selber ein paar Äußerungen tat, die sie ziemlich disqualifizierten. Öffentlich zu sagen, dass jeder der sie nicht wähle sowieso zu blöde sei um überhaupt Wahlrecht zu haben, hat ihr dann vollends das Genick gebrochen. Obama war dagegen von A>nfang an sauber und unbelastet. Also wirklich kein Wunder, dass er Hillary schlagen konnte.
Und McCain? McCain selbst ist ein guter Mann. Er hat an einigen Stellen zu sehr mit der Wurst nach der Speckseite gewonnen. Aber er ist erfahren, er kann außerhalb der gewöhnlichen Partei- und Ideologiebeschränkungen denken und er hat eine längere Geschichte der Konflikte gerade mit den religiösen und rechtsaußen-Gruppen, die hinter Cheney und Bush standen. Er hat versucht zu Gunsten seiner Kampagne an diesen Fronten Frieden zu machen, aber da jeder wusste, dass er an recht wenigen Fäden hing, haben die Fadenzieher ihn einfach nicht unterstützt. McCain wurde Spitzenzirkeln der Republikaner fallen gelassen. Sie konnten nicht verhindern, dass er Kandidat wurde, aber das Letzte, was ein Bush, ein Cheney und ein Rumsfeld wollten, war McCain, da akzeptierte man sogar schon lieber Obama. Bush investierte in McCains Wahlkampf außer dem einen Besuch im Weißen Haus 50 Sekunden! Cheney und Rumsfeld tauchten gar nicht auf. Und mit dieser mangelnden Unterstützung fehlte es auch an Geld. Obamas Etat war vier Mal so hoch wie McCains. In den sogenannten Battleground States kamen auf einen McCain-Spot acht Obama Spots. Also wieder kein Wunder.
Und natürlich kam Obama auch nicht aus dem Nichts. Er hat schnelle Karriere gemacht, das ist richtig. Aber der lange Marsch begann bereits vor 14 Jahren. Nur fiel er da in Europa noch nicht auf. Er war noch nicht wahrgenommen.
The Best and the Brightest? Du hast mitbekommen, wer gestern als Stabschef für das Weiße Haus genannt wurde? Rahm Erhardt. Der hat Erfahrung, der hart schon Clintons Stab in ein Chaos verwandelt.
Wie es weitergeht, werden wir sehen, ich bin jedenfalls zart
optimistisch…
Alles ist besser als Bush. Ich werfe ihm zwar weniger Unerhlichkeit vor, aber ich werfe ihm Dummheit vor und das ist in so einem Amt schlimmer.
(und als Bonus ist diese Hohlnulpe Palin nicht mehr ein
Melanom weit vom Präsidentensessel entfernt)
„Hohlnulpe“ ist jetzt also auch schon ein „Argument“? Außerdem, wie viel weißt Du eigentlich über Biden? Denn der ist jetzt Vizepräsident. Ein Mann der für seine gelegentlichen rethorischen Ausfallerscheinungen bekannt ist, der christlich-fundamentalistischen Zirkeln nahe steht und gleichzeitig schon öfter mal durchaus rassistische Äußerungen vom Stapel gelassen hat. Und als ob das nicht reichte, jemand, der seinen eigenen Kandidaten durch Äußerungen beschädigt (wenn auch nicht schwer) hat, die deutlich zeigen, dass er Obama zumindest lange für unfähig hielt, die realen außenpolitischen Probleme zu lösen. Also Biden ist Dir lieber? Ich unterstelle Obama, ohne weiteren Beweis, dass er zumindest glaubt, was er sagt, dass er ein Ehrenmann ist, also etwas, dass es in der europäischen Politik schon seit 200 Jahren nicht mehr gab und dass er wirklich mehr an sein Land als an sich selbst denkt. Aber mit Biden hat er einen faulen Apfel im Korb.
Gruß
Peter B.