Hallo,
wie jetzt? Ich dachte, das hier sei das Brett Inlandspolitik
und nicht Physik oder Umweltschutz. Insofern bin ich mit
meinem Aspekt des Themas doch viel näher an der
Brettbeschreibung.
Wie jetzt, möchtest Du daraus vielleicht Trennkost machen? Du kannst doch politische Entscheidungen nicht ohne Betrachtung der naturwissenschaftlichen Hintergründe diskutieren. Doch wo Du es erwähnst, jetzt wird mir langsam klar, warum so viele Entscheidungen der Union so wenig interdisziplinär erscheinen.
Darum wundert mich auch, warum so viele Leute das Wort
Erdbeben bei der Diskussion um deutsche AKW in den Mund
nehmen.
Noch einmal: das Risiko, daß es in Japan zu einer
unkalkulierbaren Situation kommt, war von vornherein größer
als bspw. in Deutschland.
Und das glaube ich nicht, ohne jeden Beleg. Japanische AKW sind wesentlich sicherer ausgelegt, als Deutsche. Insbesondere in Hinblick auf Erdbeben und Tsunamis. Oder andersrum, unsere schwächer. Wie hoch war denn das offizielle Restrisiko der japanischen AKW verglichen mit unseren?
Flugzeugabsturz, Terroranschlag und Grippewelle sind
prinzipiell in allen Industrienationen gleich wahrscheinlich.
In Japan kamen Erdbeben und Tsunami hinzu und waren nicht nur
ein Restrisiko, sondern relativ wahrscheinlich.
Ja, sie sind überall wahrscheinlich und die Frage, ob man mit dem Restrisiko leben möchte - vor allem in Anbetracht der (möglichen) folgen - wird nunmal von immer mehr Bürgern mit einem klaren Nein beantwortet. Und nicht zu vergessen: es ist nicht nur der Betrieb, auch die Zwischen- und Endlagerung sind nicht geklärt. Zwischengelagerte Fässer mit radioaktiven Abfällen lagern teilweise nur vor dem Regen geschützt in irgendwelchen Schuppen!
Aus diesem Grund lief die Diskussion schon von Anfang an
völlig an der Sache vorbei. Es ging nur um das Schüren der
diffusen Ängste der Bevölkerung.
Ich denke, die Unfälle in Japan haben den Menschen nur die Augen geöffnet, auf welchen Bomben sie hier eigentlich sitzen, die quasi jederzeit hochgehen können. Die Relation ist hier eine ganz andere. Flugzeugabstürze geschehen wesentlich häufiger, wobei aber meist nur Bäume oder einzelne Häuser beschädigt werden. AKW gehen so gut wie nie hoch, aber wenn dann ungleich fataler.
Als Maschinenbauingenieur weiß ich, dass Maschinen und Anlagen
anhand ihrer Anforderungen + Sicherheitszugaben ausgelegt
werden. Auch in Deutschland wird mit Sicherheit ein max.
angenommenes Erdbeben für die Auslegung herangezogen. Da die
Stärke des max. angenommenen Erdbebens vermutlich geringer
sein wird, als das der japanischen AKW, würde ich davon
ausgehen, dass unsere AKW schon bei weit geringeren Erdbeben
Probleme bekommen könnten. Nun kam es in Japan zu einem ganz
außerordentlich starken Erdbeben
Das ist ein Irrtum. Die AKW waren für 8,25 ausgelegt; eine
Stärke, die dort alle Naslang auftritt. In Deutschland sind
die Spezifikationen andere; grob gesagt: man orientiert sich
am Maximum und legt eine Schippe drauf.
Nichts anderes habe ich gesagt. Meinst Du, deutsche AKW würden bei einem 7.25er Beben keine Probleme bekommen? Das tatsächliche Erdbeben in Japan war aber nun doppelt so stark, was ein erhebliches Mehr ausmacht. Tsunami kam dummerweise dazu und wahrscheinlich etwas Pech.
nicht passieren? Und es kam zu einem Tsunami als
Zweiteinfluss, kann es das in Deutschland nicht durch
Anschlag, Absturz, schlechte Wartung auch dazu kommen?
Das sind alles Überlegungen, die man hätte vor Japan anstellen
können - auch in der Zeit von rotgrün und dem
Superduperatomkonsens aus dem Jahre 2000, nach dem alle AKW
außer Neckarwestheim heute auch noch laufen würden.
Das stimmt und es wurde auch in Betracht gezogen. Aber gegen die Atomlobby konnte man sich wohl nicht durchsetzen. Hier hätten die Grünen eine klarere Linie durchziehen müssen, aber in einer Koalition muss man auch manchmal zurückstecken. Leider hier an falscher Stelle, wie ich finde.
Woher hast Du Deine Info, dass noch alle außer Neckarwestheim am Netz wären? Lies Dir mal den Faktencheck zum letzten „Hart, aber Fair“ durch. Laut den Nachforschungen hätte Biblis A seine Restlaufzeit bereits überschritten und drei weitere wären dieses Jahr abgeschaltet worden.
Da bin ich aber froh, dass für Dich gesorgt ist. :-/
Willst Du mir damit sagen, daß alle Atomkraftgegner rein
altruistische Gedanken im Kopf haben? Warum hat dann die
Panikmache so gut funktioniert
Nein, das stimmt. Auch in der Schar der Atomgegner gibt es findige und windige Geschäftemacher. Aber Du willst mir bestimmt auch nicht erzählen, dass das das Gros der mehreren hunderttausend Demonstranten war, die letzte Woche auf die Straße gingen.
Und ich hoffe Du glaubst nicht ernsthaft, dass Du nur 200 km vom nächsten havarierten AKW oder Zwischenlager entfernt nicht betroffen sein wirst, wenn wir schon die Auswirkungen von Tschernobyl so deutlich spürten und immernoch spüren.
und wieso boomt der Verkauf von
Geigerzählern und Jodtabletten, nicht aber der von
Physikbüchern?
Vermutlich wurden die Physikbücher vor 20-30 Jahren gekauft. Nachdem die ganzen AKW gebaut waren, braucht man eben den anderen Sch…
Gruß,
Micha