Hallo Christian,
nur um das klar zu stellen: es geht mir nicht darum, einfach zu widersprechen - wenngleich das manchmal so scheinen mag. Ich habe Gründe für das, was ich schreibe und ich versuche, die Frage sachlich für mich zu klären.
Es stimmt natürlich. Man kann den millionen Bürgern mit
tausenden Statistiken und Berechnungen belegen, was alles
passieren kann, wenn der im „Restrisiko“ enthaltene Fall
eintritt.
das Problem ist, daß das Restrisiko nicht weltweit gleich ist.
In Japan war es vornherein viel größer als in Deutschland,
weil die AKW nur auf Erdbeben ausgelegt waren, die dort alle
Naslang auftreten.
Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens starker Erdbeben ist in Japan definitiv wesentlich höher. Aber kannst Du belegen, dass auch das Restrisiko unter Einbeziehung aller aufgrund der erhöhten Erdbebenwahrscheinlichkeit ergriffenen zusätzlichen Maßnahmen größer ist, als bei uns? Ich habe gehört, dass viele unserer AKW nichtmal das japanische Erdbeben überstanden hätten…
Wahrscheinlich müssen wir nicht mit so starken Erdbeben rechnen, aber was ist mit Flugzeugabstürzen, Meteoriteneinschlägen, Terrorangriffen, menschlichem Versagen, technischen Mängeln, unzureichender Wartung und den Dingen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können?
Daß jetzt mit dem AKW in Japan politisch
gearbeitet wird, ist in etwa so sinnvoll wie über die
Sicherheit von Flugzeugen anhand der Absturzstatistiken in
Schwarzafrika zu diskutieren.
Der Vergleich eines Flugzeugabsturzes mit einem SuperGAU ist nicht wesentlich sinnvoller, sorry.
Ich denke, dass Fukushima einen Symbolcharakter hat und haben wird: Es IST möglich, trotz ALLER heutiger Technik, dass das eintritt, was nicht eintreten DARF. Etwas, das nicht mehr vom Menschen kontrollierbar ist, wenn es einmal begonnen hat, und dessen Auswirkung für MILLIONEN von Menschen potentiell tödlich, kanzerogen oder in sonstiger Form schädlich ist, für Wochen, Jahre oder weit länger (z.B. plutonium im Grundwasser).
Man kann ja zu Atomkraft stehen wie man will, aber die Art und
Weise, wie mit dem Thema umgegangen wird, geht mir schwer auf
den Zeiger. Mit sachorientierter Diskussion hat das nichts zu
tun; man spielt schlicht und ergreifend mit den Ängsten der
Menschen vor einer unsichtbaren Gefahr.
Ja, die Gefahr ist unsichtbar und gerade deshalb so schwerwiegend.
Bis vor kurzem habe ich mich auch nicht allzu tief mit der Atomproblematik befasst und mir gesagt: „es passiert ja nie was, also habe ich auch kein Problem damit“. Aber das war falsch.
Es ist tatsächlich eine Frage der Logik und der Definition von (Rest-)Risiko aus meinem ursprünglichen Post.
Jetzt ganz im ernst, bitte tu mir mal einen Gefallen und überleg ehrlich für Dich selbst: wovon willst Du Dich selbst überzeugen? Kann es sein, dass Du Dir sagst, das Risiko ist so gering, dass es NIE eintreten wird? Machst Du Dir also KEINE Gedanken um das, was passiert, falls Du Dich irrst und es bei uns zu einem Super-GAU kommt?
Wenn Du erkennst, dass es bei uns passieren KANN (nichts anderes sagt das Wort Restrisiko), wie gehst Du dann damit um? Sagst Du: „pech gehabt, sterben wir eben alle“? Oder glaubst Du, dass das alles halb so wild ist, Man sieht ja nichts?
Dann lass mich Dich daran erinnern, dass bereits jetzt in Tokyo (250km von Fukushima eins entfernt) erhöhte Radioaktivität und belastetes Grundwasser festgestellt wurde.
Das Restrisiko kann nicht so gering sein, dass der Fall nicht eintritt, was Fukushima zeigt. Und es sind die unkontrollierbaren Auswirkungen, die hier eine - von der CDU/CSU heruntergespielte aber existenzielle - Grundfrage stellen.
Gruß,
Michael