Was ist an diesem Satz falsch?

„Die Bombardierung Dresdens war ein Kriegsverbrechen.“

Franz

Nix. Das war ein Verbrechen und eine Antwort der Alliierten auf Coventry.
So wie Vieles in diesem furchtbaren Krieg Antworten auf zuvor gemachte Gräueltaten war. Egal, ob die Nazis polnische oder russische Bürger gefoltert und umgebracht hat oder ob russische Soldaten deutsche Frauen vergewaltigt haben oder Kriegsgefangene in Sibirien haben erfrieren lassen.

Im Krieg zeigt sich der Mensch immer von seiner hässlichsten und primitivsten Seite.

Data

Es ist mir übrigens völlig egal, wer das gesagt hat. Schlimm genug, dass ich diesen Satz schreiben muss.

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Ein Bombardement ohne jeglichen militärischen Sinn, welches nur darauf abzielt
eine (wissentlich) voller ziviler Flüchtlinge steckende Stadt dem Erdboden gleichzumachen, ist ein Kriegsverbrechen!

Also was soll an dieser Aussage falsch sein?

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Das Problem ist, dass man sich in der Frage leicht verzettelt, indem man auf Vergleiche einzelner Militäraktionen abstellt. Jedoch muss man immer die historischen Gesamtumstände betrachten. Und historisch lag der „Bombardierung Dresdens“ etwas völlig anderes zugrunde als den Taten der Deutschen, die damals an die Macht gelangt waren.

Höcke ist ein ziemlicher Trottel. Er spricht vielleicht bestimmte Partikulargruppen an, überzeugt aber argumentativ mit seinen revisionistischen Themen und der falschen Schwerpunktwahl nicht. Hätten wir Deutschen irgendetwas von diesem ominösen Schlussstrich oder davon, dass irgendjemand auf der Welt die "Bombardierung Dresdens verurteilt? Schließlich haben unsere damaligen Gegner uns doch ohnehin schon längst verziehen, weil wir eine Demokratie etablieren konnten.

Alice Weidel bringt es auf den Punkt: „Die AfD ist eine zukunftsorientierte Partei. Sie steht für die Korrektur der Fehlentwicklungen der Gegenwart und nicht für die Revision der Vergangenheit. (…) Solche unsäglichen, rückwärtsgewandten Debatten sind überflüssig und kontraproduktiv. Herrn Höckes Alleingänge schaden der Akzeptanz der Partei bei den Bürgern.“

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Der fehlende Kontext.

Er sagte ja schon noch ein bisschen mehr, nämlich: „Die Bombardierung Dresdens war ein Kriegsverbrechen. Sie ist vergleichbar mit den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki.“ Man habe nichts anderes gewollt, „als uns unsere kollektive Identität rauben“ […] Er sprach davon, man habe die Deutschen und ihre Identität 1945 „mit Stumpf und Stil“ vernichten wollen, „man wollte unsere Wurzeln roden. Und zusammen mit der dann nach 1945 begonnenen systematischen Umerziehung hat man das dann auch fast geschafft.“ Er sagte auch, die deutsche „Geistesverfassung, unser Gemütszustand (ist) immer noch der eines total besiegten Volkes“.

Außerdem sagte er noch: „Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, dass sich ein Denkmal der Schande in das Herz der Hauptstadt gepflanzt hat“

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PS: https://www.vice.com/de/article/quiz-wer-hats-gesagt-hocke-oder-hitler?utm_source=vicefbde&utm_medium=bild

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Naja, es gilt das gesprochene Wort, insofern kannst du Höcke den dass/das-Fehler nicht anlasten.

Ansonsten gilt: Einzelpersonen stehen nicht notwendigerweise für die ganze Partei. Wenn das so wäre, wüsste ich nicht, was ich über die SPD denken müsste:

In einer Parteispendenaffäre ist der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) am Mittwoch in Untersuchungshaft genommen worden. Auch ein Bauunternehmer bleibt wegen Verdunklungsgefahr vorerst inhaftiert, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Einem dritten Beschuldigten sollte der Haftbefehl im Laufe des Tages eröffnet werden. Die Anklagebehörde wirft den Männern Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung oder Beihilfe zur Bestechung vor.

Es geht in diesem Thread ja auch nicht um die ganze Partei*, sondern um Höcke.

:paw_prints:

*Zumindest Petry hat bereits kundgetan, dass Höcke eine Belastung für die Partei sei.

PS: Whataboutism.

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Nö. Ich wollte nur, dass du das hier:

anerkennst. Und da hatte ich wohl Erfolg. Streich dir den Tag im Kalender an, […]

MOD Selina: Beitrag editiert.

Nur summieren sich da die Einzelpersonen in herausgehobenen Positionen denn doch. Etwa Herr Gedeon, der mit Holocaustleugnung kokettiert, oder jener Berliner Herr Pachal, der es für angebracht hielt, eine Laudatio auf Reinhard Heydrich halten zu müssen…

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Wieso muss man irgendwas anerkennen? KKK hat nirgends in ihrem ersten Beitrag anklingen lassen, dass sie nicht von Höcke als Einzelperson spricht.

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Wobei ich hier anmerken möchte, das Coventry als Zentrum der Rüstungsindustrie ein legitimes militärisches Ziel war.

Mich wundern ja solche Überschriften

AfD-Politiker Höcke nennt Holocaust-Mahnmal eine „Schande“

die nach meinem Verständnis beschämend für die schreibende Zunft sein sollten. Im Gegensatz zu uns haben die ihren Pressekodex, der sie u.a. zu richtiger Darstellung verpflichtet. Solch reisserische und inhaltlich falsch darstellende Überschriften sind da IMHO fehl am Platz, werden aber dem ersten Anschein nach immer mehr zur Normalität.

In der kleineren Zusammenfassung wird dann richtig zitiert.

Der AfD-Politiker hatte das Holocaust-Mahnmal in einer Rede „Denkmal der Schande“ genannt.

Und das ist es auch. Denn es erinnert an die Schande des Holocaust.

vdmaster

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Das ist eben die Frage des kontextuellen Lesens… Herr Höcke hat das natürlich gant bewußt so gemacht, ein Idiot ist er ja schließlich nicht, aber im Zusammenhang mit der vorher angesprochenen „Umerziehung“ und „Entwurzelung“ des deutschen Volkes wird durchaus klar in welche Richtung dies gemeint ist

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Nein, es ist nicht die Frage des kontextuellen Lesens, sondern die der kontextuellen Vorverurteilung jedes Wortes, jeder Wendung, die dann darin gipfelt, dass am Ende die Umkehr des Gesagten konstruiert wird.

Ich will dem Herrn hier nicht das Wort all seiner Vorstellungen reden. Aber er leugnet weder den Holocaust, noch hat er die Zerstörung des Mahnmals (ist eine Spezialform des Denkmals) gefordert. Der Satz ist eingebettet in eine längere Passage, in der beklagt, dass die historische „Erinnerungskultur“ zu sehr auf die NS-Zeit fokussiert (und damit das Schlechte), während die Zeit vor 1933 in der Darstellung weitgehend ignoriert wird. Und wenn, dann hängt man sich zuvörderst noch gern am WK1 auf. Die Idee von der „Alleinschuld Ds am WK1“ ist ja bis heute noch nicht mehrheitlich aus den Köpfen gebracht worden (schon gar nicht bei den [nichtfachlichen] Pädagogen). Entsprechende Realtität stört ja auch einige politisch.

Man muss nur einen Blick auf die historischen Sendungen im TV werfen, um zu erkennen, dass viel mehr über die „Hämorrhoiden“ Hilfer als seine willigen Helfer vermittelt wird als bspw. über die Paulskirche oder Freiheitsbewegungen wie den Bundschuh aus noch grauerer Vorzeit.

Es war ja auch so, dass D vor 1933 und sogar trotz des WK1 sehr lange Zeit eine „führende“ Nation im Bereich von Kultur und Wissenschaft war. Beim ersten war sie mitführend und beim zweiten tatsächlich „leading nation“, was man heute wohl populär als „Weltmeister der Wissenschaften“ betiteln würde.

Ich kriege auch allergische Pickel, wenn ich den Höcke in seiner pathetischen Ergriffenheit höre. Aber ich finde es völlig verfehlt, wenn man ihm aus diesem Satzteil nun einen Strick drehen möchte. Das hat mit der Ankündigung über (offenbar immer noch nicht praktizierte) sachliche Auseinandersetzung nichts zu tun.

Das zeigt sich bereits daran, dass sich nun die besonderen Gegner (vom anderen Rand) in einer Art auf ihn stürzen, die auf intellektuelle Defizite hindeutet. Da packen sie jetzt ernsthaft die Anzeige wg. Volksverhetzung aus. Das ist IMHO/IANAL vollkommen lächerlich und landet bei der Staatsanwaltschaft umgehend im Mülleimer. Aber zukräftig populistisch ist es allemal und kommt beim eigenen „Pack“ gut an, wenn gleich mit der 8.8 auf imaginierte Drachen geschossen wird, die (zugegeben: recht verschrobene) Spatzen sind.

Der Rest ist die übliche Draufdrescherei.

Dass Höcke in Ossi-Land mit diesem Punkt überhaupt so gut ankommt, liegt m.E. in der Geschichte der DDR begründet, die wir im Westen selten mit einbeziehen. Da war die Erinnerungskultur wg. des ideologischen Überbaus noch viel mehr auf Faschismus (nicht nur NS) vs. das Arbeiterparadies ausgerichtet. Von solch ideologisch fixierter Gängelei befreit (1989) trafen dann die Ossis auf die bundesdeutsche Version der Erinnerungskultur, die zumindest starke Ähnlichkeiten aufweist und zu Widerwillen führt.

Gruß
vdmaster

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gemeint ist natürlich Hitler und sein Anhang.

Nun, dann war Dresden ebenfalls ein legitimes militärisches Ziel, denn dort befanden sich nicht nur diverse Rüstungsbetriebe, sondern es war auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und die letzte intakte Garnisonsstadt hinter der Ostfront mit entsprechender Truppenkonzentration.

Gerade im Vergleich zu Coventry ist das Opfergehabe, das in Dresden gepflegt wird, mehr als ärgerlich.

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Fand Herr Harris aber nicht so wichtig:

„Von Essen abgesehen haben wir niemals ein besonderes Industriewerk als Ziel gewählt. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie. Unser eigentliches Ziel war immer die Innenstadt.“

Ziele wurden von der RAF weniger nach militärischer Bedeutung ausgewählt, sondern was am besten brennt.

Vor diesem Hintergrund ist Deine Einlassung:

sehr erhellend.

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1940: Bei dem Angriff kamen mindestens 568 Menschen ums Leben. Etwa 1000 Menschen wurden verletzt.
1941: Etwa 475 Menschen wurden bei diesen beiden Angriffen getötet und 700 verletzt.

Na ja, vielleicht möchtest Du Dich ja bei Julia Schramm anschliessen

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Du blendest völlig aus, dass a) Deutschland den Krieg begonnen hatte und b) die Flächenbombardierungen der Alliierten erst deutlich nach dem Beginn der Luftangriffe auf Großbritannien im Allgemeinen und Coventry im Besonderen - und nachdem neben Coventry auch weite Teile Londons bereits in Schutt und Asche gelegt worden waren - beschlossen und aufgenommen wurden.

Aber vielleicht kannst du ja erkären, inwiefern die mittelalterliche Altstadt und die Kathedrale Coventrys militärische Ziele waren.

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Dazu aus einem Kommentar:

Deshalb zielt Höckes Umdeutungsabsicht auch auf diese Erinnerungskultur: „Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz der Hauptstadt gepflanzt hat“, sagte er. In diesem Satz zeigt sich die ganze Perfidie der Methode. Denn wer rechts denkt, weiß ihn zu deuten. Gleichzeitig schob Höcke für alle Empörten am Tag nach der Rede eine persönliche Erklärung nach. Er habe den Holocaust als Schande für „unser Volk“ bezeichnet, dem „wir Deutschen“ ein Denkmal gesetzt hätten.

Meinte Höcke seine Worte also gar nicht so, wie all die Aufrechten sie verstanden hatten? Doch, natürlich. In seiner Rede sagte Höcke nämlich noch mehr. Er sprach davon, man habe die Deutschen und ihre Identität 1945 „mit Stumpf und Stil“ vernichten wollen, „man wollte unsere Wurzeln roden. Und zusammen mit der dann nach 1945 begonnenen systematischen Umerziehung hat man das dann auch fast geschafft.“ Er sagte auch, die deutsche „Geistesverfassung, unser Gemütszustand (ist) immer noch der eines total besiegten Volkes“. Solche Formeln sind typisch für die Untergangsbeschwörungen der Neuen Rechten, für ihre Niedergangsdrohungen. In diesem Kontext erlangt das Wort Schande eine ganz andere Bedeutung, als Höcke nachträglich glauben machen möchte.

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