Was ist an einem "Flotten Vierer" sexistisch ?

Hallo,
http://www.bento.de/today/zdf-blamiert-sich-nach-sexistischer-bemerkung-auf-twitter-2734649/#refsponi
Der Anti-Sexismus-Wahn hat ein neues Thema: Die Jubel-Twittermeldung des ZDF Zur Leichtathletik-EM:


Unser flotter Vierer? Offensichtlich eine Anspielung auf den „flotten Dreier.“ Der plumpe Sinn für Humor an sich ist natürlich kein Problem, dass dem ZDF bei einer so tollen Leistung der Sportlerinnen nichts anderes einfällt, als ein billiger Sex-Witz vielleicht schon eher. Denn darum ging es bei dem Erfolg der Athletinnen nun wirklich nicht: um Sex.
Unter dem Post diskutieren Twitter-Nutzerinnen und Nutzer, ob der Spruch wirklich sexistisch ist. Wer ein bisschen genauer hinschaut, erkennt ein Muster: Erstaunlich oft erklären Accounts mit männlichen Namen und Avataren solchem mit weiblichen Namen, dass der Post nicht sexistisch gemeint gewesen sei.
Mit einem weiteren Tweet entschuldigte sich das ZDF. Der Post sei „in keinster Form sexistisch gemeint“ gewesen. Man hätte „ihn genauso bei einem Erfolg der Männerstaffel gepostet“.

Ich kann ebenfalls nicht nachvollziehen, weswegen man sich hier aufregen könnte. Sprinterinnen sind halt „flott“, d.h. schnell. „Vier“ sind es auch auf dem Bild; es passt alles.
Wie „verklemmt“ muss man sein, wenn man dahinter wieder etwas Sexistisches sehen will? Ein entsprechender Spruch in Bezug auf drei abgebildete Personen wäre dagegen sicherlich wirklich zweideutig (Flotter Dreier).
Peinlicher fand ich das, was sich Herr Jobatey geleistet hat:
Erst vor wenigen Tagen hatte der Moderator Cherno Jobatey Gina Lückenkämper nach ihrer Silbermedaille im 100-Meter-Sprint auf der Bühne zu einer seltsamen Form des Ehrentanzes aufgefordert. Bei der Medaillenverleihung rappte er, während Lückenkämper dazu tanzen sollte.
Die Sportlerin machte mit, unterbrach die peinliche Situation aber immer wieder für einen kurzen Moment, wirklich glücklich wirkte sie nicht. Jobatey feierte die Tanzeinlage mit einem Tweet, schrieb dazu, die Sportlerin würde sich „wie Beyoncé“ bewegen.
Fraglich, ob ein männlicher Silbermedaillen-Gewinner ebenfalls zu einer solchen Showeinlage aufgefordert worden wäre, sich solche Vergleiche hätte anhören müssen. Vermutlich hätte einfach seine Leistung im Mittelpunkt gestanden. Wie die Bild-Zeitung berichtet, verlor Jobatey nach dem Auftritt seinen Job als EM-Moderator.
Doof war es allemal und tatsächlich hätte wohl nicht jeder männliche Athlet diesen Schwachsinn mitgemacht.
Jobateys Tweet dazu ist ebenfalls nicht spaßig, sondern mehr als peinlich.
Gruß
rakete

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Was hast du daran nicht verstanden?

:paw_prints:

An sich ganz einfach:
A] der „flotte Vierer“ ist fraglos eine Anspielung auf den „flotten Dreier“. Du benennst ja selbst die Alternative „schnell“, das die Anspielung nicht beinhalten würde.
B] bei der Männerstaffel wär sehr wahrscheinlich irgendein anderer (möglicherweise nicht weniger dämlicher) Spruch gefallen, aber nicht dieser, weil halt Frauen die gewöhnlichen Objekte von Altherrenzoten sind und nicht Männer.

Diese Kombination von A] und B] ist nun mal exakt das, was „Sexismus“ genannt wird

Belachenswert ist dasgegen aus meiner Sicht, dass sich mittlerweile die Sichtweise durchgesetzt hat, jeder Anflug von Sexismus wäre was furchtbar Schlimmes und Unterlassenswertes.
Es gibt halt Strömungen, die haben argumentativ ganz wenig drauf, aber kommen damit durch, dass sie den -ismus-Katechismus nachts um halb drei rückwärts furzen können. Mit Bento hast du ein Zentralorgan dieser Strömung verlinkt :wink:

Gruß
F.

Was daran missverstanden wurde, habe ich verstanden. Ist es aber nicht etwas spießig, alle Redewendungen der Vergangenheit und der Gegenwart danach durchzuforsten, was gegenwärtig einige irgendwie antößig finden könnten ?
Ich stamme aus einer Zeit, als der „Eclair“ beim Bäcker noch „Liebesknochen“ hieß. Irgendwann hat man das als anstößig empfunden.Idiotisch. Einige hatten nur die Ähnlichkeit mit Knochen im Sinn, während andere gleich wieder an Genitalien denken.
Beim „Flotten Vierer“ gibt es neben dem Zusammenhang mit der „Geschwindigkeit“ noch den anderen: flott = attraktiv, hübsch, schön. Vermutlich ist diese Konnotation genauso anstößig wie jene mit der Sexpraktik.

Gruß
rakete

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Vermutlich würde ohne Sexismus die Hälfte der Comedians arbeitslos und die andere Hälfte würde man sich nicht ansehen wollen. Auch mancher Smalltalk würde ärmer. Es gibt m.E. viele Frauen, die genauso denken.
Gruß
rakete

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Inwiefern sind sexistische Bemerkungen denn nicht unterlassenswert? Welchen positiven Beitrag leisten derartige Bemerkungen, die andere aufgrund ihres Geschlechts abwerten?

:paw_prints:

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Es wäre ja wirklich schrecklich, wenn Mario Barth sich einen anderen Beruf suchen müsste.

Mit „man“ meinst du offensichtlich dich selbst. Es gibt auch andere Formen von Humor, die ohne Abwertung von Menschen aufgrund deren Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht etc. auskommen.

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Natürlich gibt es die. Zu den Comedians zähle ich auch Travestiekünstler/innen. Die stehen morgens auf, schminken sich, beginnen einen zotigen Spruch zu reißen, halten das den ganzen Tag durch und gehen abend wieder schlafen. Männer und Frauen kriegen bei denen ihr Fett gleichermaßen ab und kein metooler hätte sich jemals darüber aufgeregt. Etwa du?
Gruß
rakete

Das ist das Einzige, was dir zum Thema „andere Arten von Humor“ einfällt?

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Wir können gleich gerne jede Art durchgehen. Beantworte doch aber mal meine Frage.

Gruß
rakete

Wenn sie nicht vorrangig verletzend, ausbeuterisch usw. sind zum Beispiel.
Oder wenn sie Mechanismen aufdecken, wie die von r. klug ins Spiel gebrachte Travestie.
Oder sowieso als Mittel der Selbstdarstellung.
Oder oft im Rahmen künstlerischer Darstellung.
Oder …
Oder …
Oder …

Gruß
F.

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Was hat deine Frage mit dem Thema - nämlich der Frage, ob das von dir selbst genannte Beispiel sexistisch sei - zu tun? Richtig - überhaupt nichts!

Kannst du konkrete Beispiele nennen, in denen sexistische Bemerkungen über andere das nicht sind?

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Du lenkst ab. Oft genug sorgst du selber dafür, dass man in den Diskussionen von Hölzchen auf Stöckchen kommt.
Gruß
rakete

https://www.emma.de/artikel/netter-sexismus-265458
Deshalb unterscheiden Sie in feindlichen und wohlwollenden Sexismus.
Genau. Feindlicher Sexismus ist vor allem Männersache. Frauen stimmen vorwiegend wohlwollendem Sexismus zu.

Gruß
rakete

Die „Oders“ umgrenzen schon ein bisschen.
Konkret der „flotte Vierer“:
Wer wird wie stark verletzt?
Wer wird wie stark ausgebeutet?

Ums vorauszuschicken: Ja, eine kleine Verletzung ist schon dabei, wenn vier erfolgreiche Sportlerinnen da in diesem Tweet des ZDF nicht nur als erfolgreich, sondern auch zwangsweise als „sexy“ verkauft werden. Das meine ich nicht ironisch. Das kann schon nerven und vielleicht auch ein bisschen wehtun, keine Frage. Öffentliche Kommunikation soll aber genau das, nerven können und auch ein bisschen wehtun können.

Gruß
F.

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Nein, in diesem Fall hast du abgelenkt. Ob sich jemand über zotige Witze von Travestiekünstlern aufregt oder nicht, hat nichts damit zu tun, dass der „Witz“ über den „flotten Vierer“ sexistisch ist oder nicht.

Und bevor du mich nun an die Wand nageln willst: ja, ich lache auch über (manche) sexisitsche Witze. Aber ich weiß, dass die sexistisch sind und da hat nichts mit Zeitgeist o.ä. zu tun. Die waren schon immer sexistisch. Und gelentlich auch lustig.

Siboniwe

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Wo wertet das Bild oben denn ab?

Nicht alles, was ein Geschlecht nennt, ist auch nur annähernd sexistisch! Das ist doch kompletter Unsinn!

Es gibt da einen einfachen Lackmus-Test: Würde in einem Artikel über erfolgreiche männliche Sportler an prominenter Stelle eine Formulierung benutzt werden, die nahelegt, dass diese Sportler als „Personal“ für eine sexuelle Fantasie tauglich sind?

Nein?

Dann handelt es sich um eine sexistische Abwertung der Leistung dieser Frauen.

2 Like

Ich frage nochmal: wo genau ist die Abwertung?

Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Dein toller Test ist zu genau gar nichts gut, denn er beruht ausschließlich auf Vermutung.