Was ist das für ein Dialekt?

Hallo,

ich habe gerade in einem Buch was gefunden und würde gerne wissen, was das für ein Dialekt ist - ob es überhaupt nur EIN Dialekt ist.

Ich zitiere:

„‚N bissche‘ ruhischä da obbe, ja?“

„Zeen Joahr wohnter nu bei uns… Gestern hebb ich en Schrei geheert un bin sofott hoooch - Da hebb ich ‚se gefunne… Er wär‘ die Woch mi’m Treppewische drangewese…“

Über Antworten und Tips würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße,
Melissa

Hallo Melissa,

nagel mich nicht fest, meine kurzen Frankfurter Jahre liegen schon lange zurück, aber für mich klingt das stark nach Hessisch; aber dort, wie ja überall, gibt es einige Unterschiede.

Grüße,
MrsSippi

Servus, MrsSippi:smile:)

aber für mich klingt das stark nach
Hessisch; aber dort, wie ja überall, gibt es einige
Unterschiede.

ich dilettiere ja nur mit einem hessischen Onkel vor mich hin…*lach*…aber (auch) ich würde sagen, das ist Rhoihessisch oder „Pälzerisch“.

Und nun mögen alle Wissenden über mich herfallen und (vielleicht mit Recht) sagen, lern’ erstmal Deutsch, Weanerin:smile:

Lieben Gruß aus dem Waldviertel, jenny

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Guten Tach,

Rheinhessisch-Pfälzerisch, sage ich mal als Alt-Saarländer. Aber die schriftliche Wiedergabe von Dialekt ist problematisch.

E scheena Gruß

Pit

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Moin Jenny :wink:,

ich dilettiere ja nur mit einem hessischen Onkel vor mich
hin…

Und ich mit ein paar alten Freunden, die schrecklich frankforderisch babbeln, und mit dem Pälzischen kenn ich mich nicht aus. Für meine norddeutschen Ohren klingt das alles „ausländisch“ - das Weanerische eingeschlossen.

Grüße von der Waterkant!
MrsSippi

Hallo an alle,

Vielen Dank für eure Antworten.

Das „ruhischä“ im ersten Zitat kam mir auch hessisch vor, allerdings konnte ich mit dem zweiten Zitat nicht viel anfangen, war etwas mit dem „hebb“ und „geheert“ überfordert.

Ich kenne nunmal leider auch keinen Hessen, denn ich mal fragen könnte: „Duuuu, würdest du das auch so aussprechen?“

Leider gibt es im Internet auch keine Maschine, in die man das eingeben kann und es wird als dieser oder jener Dialekt erkannt - wie bereits gesagt wurde, es ist schwierig Dialekt schriftlich wiederzugeben.

Ich danke euch allen jedenfalls ganz herzlich für Eure Antworten.

Liebe Grüße aus Bayern,
Melissa

Hallo,

„‚N bissche‘ ruhischä da obbe, ja?“

„Zeen Joahr wohnter nu bei uns… Gestern hebb ich en Schrei
geheert un bin sofott hoooch - Da hebb ich ‚se gefunne… Er
wär‘ die Woch mi’m Treppewische drangewese…“

Wie schon gesagt, ist das mit Dialekten immer etwas schwierig, aber Frankfurterisch könnte man auch so schreiben.

Cheers, Felix

Hallo,

  • ob es überhaupt nur EIN
    Dialekt ist.

genau dies bezweifle ich. Auf Hessen, Rheinhessen und Pfalz wurde ja schon hingewiesen - aber das passt eben nicht ganz.

„‚N bissche‘ ruhischä da obbe, ja?“

„E bissje“, „e bissi“ - dann würde ich ich auch auf Südhessen tippen.

wohnter nu bei uns

„jetzad“

… Gestern hebb ich en Schrei
hebb ich 'se gefunne

„habb isch“

Freundliche Grüße,
Ralf

Servus,

das „gehebbd“ ist in einem nicht sehr ausgedehnten Bereich östlich Deines Herdes üblich, bei den Riedochsen südlich Groß-Gerau bis Lampertheim. Ich meine, die Verbreitung sei ungefähr gleich wie die von „gehadde“. Linksrheinisch glaube ich es aus Frankenthal auch schon vernommen zu haben, aber Frankenthal ist ja als alter Manufaktur- und Industriestandort eh ein Sonderfall.

Ich meine, der ausgangs zitierte Text könnte etwa in Lampertheim oder Bürstadt etwa so gesprochen werden.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Auch Hallo,

m.E. ist das, wie zuvor bereits geschrieben, eindeutig südhessisch. So ein Mischmasch aus Pälzisch, Mannemarisch und Hessisch.

Liebe Grüße,
Melissa

Viele Grüße
Mike

‚Ein bisschen ruhig ist’s da oben, nicht?‘
Hallo, Melissa

„N bissche’ ruhischä da obbe, ja?“

Ich bin nicht sicher, was dieser Dialektsatz in einem Standarddeutsch aussagt; die Antwortenden haben ihn offenbar alle verstanden …

Könnte er so lauten:
„Ein bisschen ruhig ist’s da oben, nicht?“

Gruss
Adam

Hallo Adam,

„Ein bisschen ruhig ist’s da oben, nicht?“

nein - ‚ruhischä‘ ist der Komparativ von ‚ruhisch‘.

Es handelt es sich also um eine Aufforderung: „Etwas ruhiger, da oben, ja?“. Stell Dir dazu eine erboste keifende Schreckschraube vor, die dazu mit dem Besen die Zimmerdecke malträtiert …

FG,
Ralf

Hallo melissa,

das hört sich stark nach Pfälzer Dialakt (insbesondere das „hebb“) an - könnte aber auch hessisch sein.

Gruß
Thomas

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

‚He-he, Frou Meier, machet doch nid so Krach!‘

Es handelt es sich also um eine Aufforderung: „Etwas ruhiger,
da oben, ja?“. Stell Dir dazu eine erboste keifende
Schreckschraube vor, die dazu mit dem Besen die Zimmerdecke
malträtiert …

Berndeutsch (Schweiz) würde man rufen: „Rueh da obe!“

Hier ein bekannter berndeutscher Beleg von Mani Matter:

"
Der Hansjakobli und s Babettli,
hei mit’em Chuchi-Taburettli,
es Schpili zäme gschpiut, zum Göisse,
He-he Frau Meier het das gheisse.

Da isch zum Bischpiu z’ersch s’Babettli,
druf klätteret uf ds Taburettli,
und Hansjakobli wo süsch zaaget,
isch difig-difig drunder gschnaaget.

Ganz lut het obehär ds Babettli,
jetz gschtampfet uf das Taburettli,
bis das der Hansjakobli dopplet,
so lut het unde ufe dopplet.

Und grüeft „He-he Frou Meier, machet
doch nid so Krach“ - do hei sy glachet.
Und är isch obe gsy, äs unde,
und s’Schpil het disewäg schtattgfunde.

Vo wäge grad so i däm Schpili,
wie z’grächtem Bischpil git es vili,
isch jede - doderfür wird gchrampfet,
gärn dä, wo oben’abe schtampfet.

Es isch nid jede wie ds Babettli,
so harmlos uf sim Taburettli,
drum lueget, das wi Hansjakobli,
gäng eine ungerufe doppli.

I wett fasch säge, d’Wält wär freier,
wenn meh würd grüft „He-he Frou Meier“.
"

Gruss
Adam

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Hallo Melissa,
ich komme aus der Ecke Mannheim/Heidelberg. Unseren Dialekt könnte man so aufschreiben. Ich habe auf jeden Fall alles sofort verstanden und auch laut vor mir hersagen können. Ja, glaube das würde passen.

Viele Grüße
Simone

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus Melissa,

awwer im Leewe ned!

Zwischen dem Südhessischen der Riedochsen und dem Monnemer respektive Woinemer Platt verläuft eine Sprachgrenze, die wenigstens so prägnant ist wie die zwischen Winden und Wissembourg.

Besonders deutlich ist sie zwischen Sandhofen und Lampertheim. Das hat beiläufig auch mit der historischen Konfessionsgrenze zu tun.

Freilich gibts in Monnem die für einen alten Industriestandort typischen Vermischungen. Gestern hab ich eine neue Kollegin auf ihr allerliebst hingeworfenes „Allahopp“ hin gefragt, ob sie denn ursprünglich aus der Inneren Palz stamme. Sie hat sich daraufhin als gebürtige Heidelbergerin geoutet - aber das macht Allahopp, Allavite etc. noch nicht zu kurpälzischem Vokabular. Und auch die Gudslhäusl stehen erst auf der rive gauche, un Gruschele gibts in der Neggerau auch keine.

Alla dhonn!

MM

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Hi,

vielleicht hilft Dir hier die eine oder andere Hör- bzw. Leseprobe weiter: http://www.fotodesignerin.de/prinz/deutsche-dialekte…

Vorsicht, die Hessen kommen? Hatte heute Wiener und keine Frankfurter. :smile:

Ciao,
Romana

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

„‚N bissche‘ ruhischä da obbe, ja?“

„E bissje“, „e bissi“ - dann würde ich ich auch auf Südhessen
tippen.

Nicht ganz. „e bissje“ ist Südhessisch, aber nicht ganz bis zur Grenze ans Kurpfälzische, und „e bissi“ ist mit Sicherheit nicht aus dem Südhessischen oder Badischen. Ich kann Martins Einschätzung ziemlich zustimmen.

wohnter nu bei uns

„jetzad“

„jetzad“ wird im Südhessischen und Kurpfälzischen benutzt.

… Gestern hebb ich en Schrei
hebb ich 'se gefunne

„habb isch“

Dess hebb isch gewisst! --> Kurpfälzisch

Gruß
Elke

kleine Korrektur
Sorry, ich meinte nicht „badisch“ im sprachlichen Sinn, sondern politischen. Die Kurpfalz gehört nun mal zu Baden.

Elke

Servus Elke,

aber noch nicht so arg lang. Sowohl das heutige Baden, als auch BaWü sind Kunstprodukte. Insofern zählt BaWü zu den Neuen Bundesländern, genauso wie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. „Alte Bundesländer“ sind in diesem Sinn wohl bloß die Hansestädte, Bayern und cum grano salis Hessen und das Saarland. Ob jetzt Baden oder Württemberg mehr unterschiedliche Dialekte aufweisen, sei dahingestellt - beide zusammen dürften unter allen Bundesländern führend sein, insbesondere wenn man noch das württembergische Mömpelgard dazunimmt…

Diese kleine Griffelspitzerei bloß als Anmerkung, alldieweil in diesem Brett hie und da sowas wie „Baden-Württembergisch“ und so zu lesen ist - ein Dialekt, der erst noch erfunden werden müsste, falls damit nicht analog zum Deutschen Demokratischen Allerweltssächsischen (DDA) eine Art Stuttgarter Honoratiorenschwäbisch gemeint ist.

Schönen Dank übrigens für das „hebb ich gewissd“ - ich war der festen Überzeugung, das hieße bereits ab Sandhofen „honn ich gewissd“, und das „hebb“ täte bei Lampertheim aufhören. Aber gescheit Zuhören wird halt mit einsetzendem Altersstarrsinn schwieriger, und wie 95% der Filsbächer bin ich halt auch zugezogen – So daß man als Leitfossil zwischen Lampertheim und Sandhofen eher die unterschiedliche Konjugation von haben = Hilfsverb und haben = besitzen annehmen könnte? Oder gibts die parallele Verwendung von gehebbd und gehadde auch noch in den vorgeschobenen kurpälzer Stellungen?

Beiläufig ein Abschwiff in eine ganz andere Richtung: Als Spezialistin für das Gebiet ab Weinheim Richtung Limes wird Dir vermutlich ein Begriff schon begegnet sein, den ich vor drei Tagen das erste Mal gehört habe - „Kanztrauwe“ für (rote) Johannisbeeren, gesprochen von einem Urgestein aus dem Richtung HD orientierten Teil des Odenwalds. Kannst Du (oder irgendein interessierter und versierter Mitleser) etwas zu Verbreitung und Ethymologie dieses Namens sagen?

Alla dhonn

MM