Ein wenig übertrieben habe ich zugegebenermaßen schon, aber ich kann ja mal schreiben, wie’s bei mir war.
Realschule, 7. Klasse: Hier hat der Geschichtsunterricht für mich angefangen. Das erste Quartal/Halbjahr haben wir über so kram wie das Antike Griechenland, Ägypten, Rom usw. wirklich _sehr_ oberflächlich geredet. Dann kam schon die erste Ausführung des ersten Weltkriegs. Ziemlich Zeitgleich fing es dann auch im Deutschunterricht an. Die Texte bezogen sich alle direkt oder indirekt auf die Umstände in der Kriegszeit. Es wurde mindestens 50% der Zeit über den 2. Weltkrieg gesprochen. Jedes Jahr eine Lektüre, ca. 1cm dick - natürlich - über den 2. Weltkrieg. Im Geschichtsunterricht wurde nun jedes zweite Halbjahr (vom 2. in der 7. Klasse angefangen) systematisch der 2. Weltkrieg besprochen und gesagt wie schlimm doch alles war. In den anderen Halbjahren gab’s Themen wie den 1. Weltkrieg, die Situation vor dem 2. Weltkrieg, usw. Natürlich alles immer in Perspektive auf den 2. Weltkrieg.
Resultat: Spätestens im 2. Halbjahr der 8. Klasse finden alle Schüler die Themen Nationalsozialismus, Antisemithimus und 2. Weltkrieg zum Sterben langweilig und nehmen es dementsprechend nicht mehr ernst.
Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass es in insgesamt 13 Jahren Schule nicht ein einziges Wort über die Gräueltaten der stalinistischen Sovjet Union gab. Überhaupt hat man nichts über den zweiten Weltkrieg gelernt, außer dass die Deutschen die Juden vernichten wollten. In einer Schulstunde wurde abgehandelt, dass die Amerikaner Atombomben auf Japan geworfen haben.
Was meine Erfahrung mit Geschichtsunterrichten in anderen Ländern angeht: Meine Familie stammt aus Polen, ich habe unzählige Freunde, die in verschiedensten Schuljahren in den verschiedensten amerikanischen Bundesstaaten Austäusche mitgemacht haben, wodurch unzählige Erfahrungsberichte zustande gekommen sind. Darüberhinaus pflege ich regen kontakt mit dutzenden von Menschen aus aller Welt, überwiegend aus Europa und Amerika.
Einige Diskussionen über den 2. Weltkrieg und Geschichte waren da dabei. Alle, die sich irgendwie selbstständig weitergebildet haben, hatten den selben Eindruck: Der Geschichtsunterricht in den jeweiligen Ländern ist unglaublich einseitig und teilweise einfach nur Manipulation.
Das ist richtig, Geschichte ist durchaus wichtig, jedoch könnte man das Schulfach wie es derzeit besteht genauso gut einfach Propaganda nennen, denn es ist genau das.
Es kann meines Erachtens nach einfach nicht sein, dass der Geschichtsunterricht dermaßen als Instrument zur Manipulation benutzt wird.
Ganz einfaches Beispiel:
Hitler und Stalin.
Beide sind Diktatoren.
Beide sind des Völkermords, sowohl am eigenen als auch an anderen Völkern, schuldig.
Der Eine wird verteufelt und überall als die Personifikation des Bösen dargestellt. Vom Anderen ist in einigen Ländern nie die rede (z.B. in Deutschland) und in Russland ist er sogar ein gefeierter Volksheld.
Dazu kommt noch, dass Stalin nicht nur grausam seinen erklärten Zielgruppen gegenüber war, sondern auch den Großteil seiner hochrangigen Offiziere grundlos hingerichtet und Soldaten nahezu unbewaffnet (nahezu, nicht völlig) in den sicheren Tod geschickt hat.
Nun erklär mir doch einmal jemand logisch, inwiefern ein Geschichtsunterricht Sinn macht, wenn ein Völkermörder verteufelt, während der andere vergöttert wird?