Was ist eine Theorie? (FAQ)

Hallo!

Ich meinte genau diesen unterschiedlichen Gebrauch des Wortes „Theorie“ in Alltagssprache und Fachsprache. Vielleicht schaffe ich es auch einfach nicht, plastisch genug auszudrücken. Was ich eigentlich sagen wollte: Viele Menschen glauben, dass wenn eine Theorie etwas bestimmtes aussagt, dass es dann „in Wirklichkeit“ ganz anders aussehen könnte. Wenn aber die Newtonsche Gravitationstheorie aussagt, dass sich zwei Körper gegenseitig anziehen, dann passiert es nicht, dass sich zwei bestimmte Körper „in Wirklichkeit“ ausnahmsweise mal nicht anziehen. Der alltägliche Gebrauch des Wortes „Theorie“ impliziert, dass die Ausnahme die Regel bestätigt. Theorien sind aber nur gute Theorien, wenn sie innerhalb ihres Geltungsbereichs keine Ausnahmen zulassen.

Wenn ein Wissenschaftler „in der Theorie“ sagt, meint er damit
„inklusive aller Wechselbeziehung zu anderen Themen“, z. B. in
dem Satz: „Das wissen wir nicht nur empirisch, sondern wir
haben es sogar in der Theorie verstanden.“

Ich bin mit nicht sicher, ob es einen Unterschied gibt in den
Aussagen „dazu haben wir Daten“ und „dazu haben wir eine
Theorie“. Sicher stellen Theorien Zusammenhänge zwischen
verschiedenen Beobachtungen her, aber schließt das aus, dass
eine Theorie sich auch auf ganz bestimmte Daten beziehen kann
(Bsp: „phänomenologische“(?) Theorien wie die Chaostheorie,
die besagt: chaotisches Verhalten ist eine Systemeigenschaft;
eine logische Verbindung zu anderen Themen darüberhinaus
existiert m.W. nicht - aber ich bin dankbar für
Gegenbeispiele!).

Auch da bin ich mir nicht sicher, ob ich das gut ausgedrückt habe. Was ich hier sagen wollte: Es gibt Dinge, die wir zwar empirisch erfasst haben, die wir aber noch nicht durch eine Theorie in unser Weltbild einbinden können. Meines Wissens ist es noch nicht bekannt, warum der Sonnenfleckenzyklus ca. 11 Jahre dauert. Das wäre ein Beispiel für etwas, was man „in der Theorie“ noch nicht verstanden hat. Wenn ich aber beispielsweise über die Sendecharakteristik eines Hertzschen Dipols spreche, dann gibt es eine präzise Ableitung der Formeln aus den Maxwellschen Gleichungen. Den Hertzschen Dipol hat man also „theoretisch“ voll im Griff. Mit Wechselbeziehungen zu anderen Themen meinte ich (um in diesem Beispiel zu bleiben), dass diese Theorie des Hertzschen Dipols ihn direkt mit anderen Fragestellungen verknüpft: Resonanz eines elektromagnetischen Schwingkreises, Elektromagnetische Wellen, Lichtgeschwindigkeit, Polarisation, … Der Sonnenfleckenzyklus steht aber ziemlich alleine da. (Vielleicht täusche ich mich da ja auch, ich bin kein Astrophysiker).

Hochtrabend könnte man das auch über Induktion und Deduktion erklären: Eine Theorie ermöglicht das deduktive Arbeiten. Ohne Theorie werde ich immer zum induktiven Arbeiten gezwungen. Das ist das, was Rutherford abfällig als „Briefmarkensammeln“ bezeichnet hat.

(Sorry, dass ich die Chaostheorie nicht aufgegriffen habe, aber um ehrlich zu sein: Ich weiß gar nicht, was die Chaostheorie genau ist. Es handelt sich auch um einen Begriff, der populärwissenschaftlich viel häufiger verwendet wird als in der Wissenschaft selbst, so habe ich zumindest den Eindruck. Dass ein Wirbelsturm durch den Flügelschlag eines Schmetterlings ausgelöst werden kann, ist zwar plakativ, aber nicht unbedingt eine Theorie. Außerdem bin ich mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt stimmt. „Synergetik“ oder „nichtlineare Thermodynamik“ sind Begriffe, die nach meinem Verständnis wissenschaftlicher sind, aber damit kenne ich mich zu wenig aus).

Michael

Hi Michael,

Ich verstehe Euren Einwand. Es ging mir aber bei meinem Text
gerade um die alltäglichen Missverständnisse.

Ich verstehe deinen Punkt. Allerdings finde ich ihn nicht alltäglich denn bevor ich den Satz bei dir gelsen hatte, war er mir nie über den weg gelaufen. Vllt bin ich auch nur mit den Wissenschaflern zusammengetroffen, die eben nicht so reden.

Wenn
Otto-Normalverbraucher „in der Theorie“ sagt, meint er damit
„vermutlich, vielleicht auch nicht“, z. B. in dem Satz: „In
der Theorie hast Du ja Recht, aber …“

das ist durchaus nachvollziehbar, aber ist das ein Missverständnis über den Begriff der Theorie? - das ist doch eher ein Missverständnis, wie man den Begriff gebraucht. und da gibt es zahllose Bsp.

Viele Grüße,
JPL

Das bringt auch meine Ansicht dazu gut auf den Punkt.

VG
Jochen

Hi Jochen,

Es geht IMHO über eine blose Sammlung hinaus. Die Logische
Verknüpfung ist ein wesentliches Element, und mitunter ergibt
sich aus einer Theorie eine Vorhersage oder eine Annahme, die
nicht in den Beschreibungen zu finden ist. Kurz: Eine Theorie
ist mehr als die Summe ihrer Teile :smile:

„Gebäude“ finde ich in dem Zusammenhang einfach nur einen ünglücklichen Begriff. Mir fällt aber nichts besseres ein :frowning:

Sondern nur zu einer höheren W’keit, dass die Theorie richtig
sein könnte.

Hey, JPL, hast Du die Vorlesung „Statisik“ nicht gehört?! :wink:

:wink:

Eine Theorie ist, wie eine (Null-)Hypothese entweder richtig
oder nicht. Wir wissen das nicht und wir können es nicht
herausfinden.

Jein.
Setzen wir H0: „Die Theorie ist richtig“.
solange man keine Befunde dagegen findet, bleibt sich richtig.
Nun hat sie ja aber Randbedingngen, R1,…Rn unter denen getestet wird.
D.h. wenn man H0 unter R1 testet kann es sein, dass man einmal einen Treffer lande, ein anderes Mal nicht.
Dass also H0 unter R1 stimmt, wäre -grob geschätzt- p=50%. Weitere Tests müssen her ud die grobe Schätzung pendelt sich irgendwo ein.

Im besten Fall strebt sie gegen 0 oder 1, was zu einer Ablehnung/Beibebahltung von H0 unter R1 führt.
Im ersten Fall würde man die Theorie dahingehend modifizieren, dass man R1 ausschließt, um zweiten Fall würde man die Theorie unter R1 für gültig halten und gemessen daran, wie viele Versuche fehlschlugen sie zu widerlegen wäre ein grobes Maß für ihre Glaubwürdigkeit.
Läge p irgendwo zwischen 0 und 1 müsste man an der genauen formulierung von R1 feilen.

Was wir haben sind Daten, und wir können nur die W’keit der
Daten unter der Annahme der Richtigkeit einer Theorie
beurteilen. Der Umkehrschluß ist nicht zulässig. Man könnte
die W’keit dafür, dass unsere Einschätzung über die
Richtigkeit
zutrifft, nur abschätzen, wenn wir die
Prävalenz von „richtigen Theorien“ kennen würden. Tun wir aber
nicht :wink:

prävalenzen bräuchte man nicht. wenn man eine theorie unter vielen Gesichtspunkten 1000 Mal testet spricht das (grob gesagt) eher für sie, als wenn man es nur 100 Mal gemacht hat.

Ja. Besser wäre vielleicht: …„dass eine Beobachtung durch
eine Theorie (korrekt) vorhergesagt wird“… Da taucht dann
das Wort „verstanden“ nicht mehr auf, womit auch das
ursprüngliche Problem verschwindet.

damit könnte ich mich anfreunden.

Das führt wieder zu dem
Punkt: Theorien erklären nichts; sie beschreiben nur. Sie
„erklären“ nicht, „warum“ oder „wie“ etwas funktioniert,
sonden sie sagen: „Wenn das so ist, dann ist das so“ und sie
quantifizieren diese Zusammenhänge (Wenn mann einen Apfel über
der Erde losläßt, dann wir er mit 9.81 m/s² in Richtung
Erdmittelpunt beschleunigt. - Das „erklärt“ nicht die
Gravitation)

Aber die Theorei würde eine Kraft beschreiben, die wiederum erklärt, warum der Apfel fällt. Woher die Kraft kommt, wie sie strukturiert ist,… wird nicht erklärt. Das ist mE teilweise etwas scher auseinanderzuhalten.

  1. Dass eine bestimmte Theorie nicht bewiesen werden kann, ist
    kein Mangel dieser Theorie, sondern es ist ein Wesenszug aller
    naturwissenschaftlichen Theorien.

Das sehe ich anders. Es ist ein Aspekt der Erkenntnistheorie
(*g*), die auf Falsifizierung beruht (Popper). Mit der zu
überprüfenden Theorie selber hat das nichts zu tun.

Wie sollte man anhand empirischer Daten eine Theorie
*beweisen* können?

Das sage ich gar nicht. Ich meinte, dass die nicht-beweisbarkeit nichts mit der zu prüfenden Theorie zu tun hat.
sondern mit dem Verfahren, wie man Erkentnisse gewinnt.
Nicht-Beweisbarkeit ist also keine Eigenschaft der zu prüfenden Theorie.

„Erklärungen“, die du hier meinst, sind Erkenntnisse über
Zusammenhänge. Das sieht man wohl oft so. Dennoch erklären sie
nicht das Wesen dessen, was passiert, sondern sie beschreiben
nur Zusammenhänge. Ich kann natürlich auch den Zusammenhang
zwischen Schalter und Strom und Licht usw. beschreiben und
kommen auf immer feinere „Erklärungsebenen“
(Beschreibungsebenen!), und ende irgendwo mit „unerklärten“
Annahmen, zu denen noch keine weiteren „tieferen“
Zusammenhänge beschrieben sind (Elementarladung oder Quarks,
Zeit, Raum, Energie :wink:)

Ja genau. Kann man das einfacher differenzieren?
Viele Grüße,
JPL

Hi Michael,

ich finde gut, dass nu auch der Begriff der Hypothese mit aufgenommen wurde. Jetzt steht der Begriff des Gesetzes im Raum, speziell Naturgesetz.
ich würde davon ausgehen, dass es solche gibt und wir versuchen sie zu ergründen. D.h., dass eine Theorie bestrebt ist, sich einem Naturgesetz anzunähern.
damit würde man den Begriff Theorie durch Hypothese und Naturgesetz quasi begrenzen.

Grüße,
JPL

Hallo,

Ich verstehe Euren Einwand. Es ging mir aber bei meinem Text
gerade um die alltäglichen Missverständnisse. Wenn
Otto-Normalverbraucher „in der Theorie“ sagt, meint er damit
„vermutlich, vielleicht auch nicht“,

Ich weiß nicht. Ist das so?

Ja, das ist so. Für viele Menschen sind Theorie und Praxis Gegensätze.
In unserem „Laden“ (und nicht nur hier) hört man immer wieder: in der Theorie mag das ja so und so sein, in der Praxis ist das aber gaaaanz anders.
Mit diesem Problem haben sich schon viele Geister beschäftigt, s. z.B. hier:

Und folgende „Weisheit“ ist auch weit verbreitet:

Theorie ist, wenn man alles weiss aber nichts funktioniert. Praxis ist, wenn alles funktioniert aber keiner weiss warum. Bei uns ist Theorie und Praxis vereint. Nichts funktioniert und keiner weiß warum.

Von daher finde ich den Hinweis von Michael durchaus sinnvoll.

Gruß
Roland

Alltags-Theorie vs wissenschaftliche Theorie

Wenn
Otto-Normalverbraucher „in der Theorie“ sagt, meint er damit
„vermutlich, vielleicht auch nicht“, z. B. in dem Satz: „In
der Theorie hast Du ja Recht, aber …“

das ist durchaus nachvollziehbar, aber ist das ein
Missverständnis über den Begriff der Theorie? - das ist doch
eher ein Missverständnis, wie man den Begriff gebraucht.

Natürlich ist das ein Missverständnis über den Begriff der Theorie. Es gibt sozusagen zwei verschiedene Bedeutungen des Wortes „Theorie“:

a)
Theorie im Sinne des Ottonormalbürgers, also losgelöst von Praxis, stimmt oft nicht mit der Realität zusammen usw…

b)
Theorie im Sinne der Wissenschaft, eng gekoppelt mit der Praxis und muss immer mit Realität überein stimmen.

Das Problem ist einfach, dass viele Ottnormalbürger, wenn sie was von wissenschaftlicher Theorie hört, das ganze logischerweise mit Bedeutung a) assoziieren, weil das die ihnen im Alltag geläufige Bedeutung ist. Nur leider ist das meist genau da Gegenteil von dem, was in dem Zusammenhang gemeint hat. Die Folge: Vollkommen verzerrtes Bild der Wissenschaft und den wissenschaftlichen Erfolgen und ihrer Bedeutung.

Ich kann Michael sehr gut nachvollziehen, weil mir das ebenfalls laufend passiert - hier genauso wie im Bekanntenkreis.

vg,
d.

1 Like

Hi,

Das Missverständnis ligt m.E. weniger in der Definition von
„Theorie“, sondern in der im Alltag mehr als großzügigen
Anwendung schlechter/sehr unvollständiger Theorien (auch) auf
Probleme außerhalb ihres Gültigkeitsbereichs bzw. ohne
Abschätzung von Vorhersagefehlern.

Das sehe ich nicht so, weil im Alltag meist gar keine wissenschaftliche Theorie gemeint ist. Dort ist z.B. die Straßenverkehrsordnung gemeint („theoretisch soll man das so und so machen, aber praktisch…“), eine Betriebsvorschrift ("…das hat wieder so ein Theoretiker geschrieben, der von der Praxis keine Ahnung hat…") oder ähnliche Dinge.

Das hat aber alles mit einer wissenschaftlichen Theorie nullkommanix zu tun, wird aber natürlich von vielen Leuten in die gleiche Schublade eingeordnet, weil sie eben den Begriff der wissenschaftlichen Theorie gar nicht kennen.

Von daher sehe ich hier in erster Linie ein „Definitionsproblem“. Wann bitte kommt z.B. ein Ottonormalbürger mit einer wissenschaftlichen Theorie in Konflikt, so dass er solche Sachen wie oben sagen würde? Wohl eher nie bis sehr selten. Wann kommt er dagegen mit nicht-wissenschaftlicher Theorie in Konflikt (Vorschriften, Handbücher, Regelungen, Handlungsanweisungen, Gesetze, usw)? Oft bist ständig.

vg,
d.

Hi,

Von daher sehe ich hier in erster Linie ein
„Definitionsproblem“. Wann bitte kommt z.B. ein
Ottonormalbürger mit einer wissenschaftlichen Theorie in
Konflikt, so dass er solche Sachen wie oben sagen würde? Wohl
eher nie bis sehr selten. Wann kommt er dagegen mit
nicht-wissenschaftlicher Theorie in Konflikt (Vorschriften,
Handbücher, Regelungen, Handlungsanweisungen, Gesetze, usw)?
Oft bist ständig.

D’accrod. Aber dieser Punkt kommt - finde ich - so nicht im Satz von Michael zum Ausdruck.
Grüße,
JPL

Hi,

D’accrod. Aber dieser Punkt kommt - finde ich - so nicht im
Satz von Michael zum Ausdruck.

Das stimmt schon. Vielleicht sollte man in der FAQ explizit darauf hinweisen, dass wissenschaftliche Theorien nichts mit den „Theorien des Alltags“ wie Vorschriften, Regelungen usw zu tun haben und etwas grundlegend anderes sind. Beispiele helfen IMO ja oft, bestimmte Sachen besser nachvollziehen zu können.

vg,
d.

Hallo Jochen,

So ist es wohl (meist),doch verlangt jede
naturwissenschaftliche
Theorie nach „Beweisen“ (Belegen, Bestätigung).

Nein, das Wort „Beweis“ würde ich hier vermeiden.

was gibt es da zu hinterfragen ?
Erstens habe ich Beweis in „…“ gesetzt und mit andern ähnlichen
Begriffen ergänzt und zweitens habe ich noch nie so oft gehört -
(insbesondere hier im Forum) daß die Relativitätstheorie „tausendmal“
bewiesen sei.
Außerdem - und das ist hier relevant- verlangt (schreit danach,
fordert o.a) jede Theorie nach Beweisen - das ist Fakt.
Eine Aussage aus WIKI kopiert(also nicht von mir, aber teilweise so
von mir angedacht)
Anders als im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet „Theorie“ in der Wissenschaft also im Unterschied zur Hypothese etwas Bewiesenes
Deine Einlassung ist hier unverständlich.

Das Wort „Theorie“ sagt überhaupt nichts über die
Gewissheit der Erkenntnis aus.

So ist es.

Auch das sehe ich etwas anders.

Auch da gibt es nichts anders zu sehen.Diese Aussage ist 100%
zutreffend. Du mußt mal genau lesen, was da steht - nicht schon
weiterdenkend interpretieren.

Wie Michael später schreibt,
werden unsichere Annahmen als „Hypothesen“ bezeichnet. Erst
gut gesicherte Hypothesen werden nach und nach in zu einer
Theorie „zusammengebaut“.

Das berührt erstens vorige Aussage überhaupt nicht und ist zweitens
falsch.Was verstehst Du unter „gut gesichert“ ? Bewiesen ?

Damit liegen einer Theorie viele gut
gesicherte Hypothesen zugrunde.

Da lies erst mal, was als Hypothese verstanden wird
http://de.wikipedia.org/wiki/Hypothese
Man muß nicht alles unterstreichen was so geschrieben steht - mach ich
auch nicht - aber mal so als Anhalt.

Eine Theorie ist eine
empirisch gesicherte Beschreibung von Zusammenhängen.

Empirisch gesichert - ist das kein „Beweis“, Beleg o.a.?

Da keine
Hypothese in ihrer Richtigkeit endgültig beweisbar ist, kann
auch eine Theorie immer noch als „falsch“ entlarvt werden.

Es sind die letztendlich die Bewertungen von „Beweisen“, Belegen o.a.
zu Theorien welche Theorien das Prädikat „bewiesen“ zuweisen und
diese Bewertungen fallen oft unterschiedlich aus.
Deswegen kann eben auch später mal etwas als falsch (oder bedingt
richtig) erkannt werden was erst als gesichert galt.
Und deshalb gilt meine Aussage uneingeschränkt:

… Theorien …
Ja, sie müssen Bewertungen über Beobachtungen einschließen.
Und diese Bewertungen von Beobachtungen sind oft die Ursache
unterschiedlicher Auffassungen über spezielle Theorien.
(zbsp. über die SRT oder die Urknalltheorie)

ohne ??

??

Gruß VIKTOR

Hallo!

Danke für die Anmerkungen! Wir verfassen diese FAQ ja nicht vollkommen zweckfrei für eine beliebige Leserschaft, sondern ich wollte damit schon ein ganz spezielles Werkzeug schaffen. Gerade hier bei W-W-W prallen so genannte Experten mit so genannten Laien zusammen und es kommt immer wieder zu Missverständnissen. Eines der häufigsten Beispiele, dass mir aufgefallen ist, ist der Begriff der „Theorie“. Ich stelle mir vor, dass man in Zukunft - wenn dieses Missverständnis wieder auftritt - einfach einen Link auf die FAQ setzen kann und nicht immer von vorne erklären muss, dass der Begriff „Theorie“ keine Unsicherheit zum Ausdruck bringt, sondern im Gegenteil eher ein gewisses gesichertes Maß an Validität.

Vielleicht kann man ja meinen ursprünglichen Text etwas schärfer fassen. Hier mal ein Vorschlag.

Ursprünglicher Text:
1) Das Gegenteil von „Theorie“ ist nicht „Praxis“. Kirchhoff
sagte: „Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie“.
In der Umgangssprache hört man häufig: „In der Theorie ist das
so und so, in der Praxis sieht es ganz anders aus.“ Da aber
die Theorie die Natur zu beschreiben versucht, stimmt sie
entweder mit der Natur überein – oder sie ist schlicht und
ergreifend falsch.

Verbesserungsvorschlag:
1) Der Begriff „Theorie“ hat zwei Bedeutungsebenen, die man nicht verwechseln darf. In der Umgangssprache ist eine Theorie etwas abgehobenes, von der Praxis losgelöstes, unwirkliches, … Man sagt z. B.: „Theoretisch weiß ich wie es geht, aber in der Praxis kriege ich es nicht hin.“ In der Fachsprache muss aber die Theorie zwingend einen direkten Bezug zur Wirklichkeit haben. Hätte sie den nicht oder würde sie sich als fehlerhaft erweisen, dann müsste man sie verwerfen. Deshalb formulierte schon Kirchhoff: „Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie.“

(Den Aphorismus hätte ich schon gerne drin, weil er die Sache ausgesprochen gut auf den Punkt bringt, wie ich finde).

Was haltet Ihr von dieser Fassung?

Michael

Hallo nochmal!

Ich hätte noch einen weiteren Punkt, der ganz gut zum 6. Punkt passt:

  1. Wenn eine bewährte Theorie durch eine neue Theorie ersetzt wird, dann, dann muss diese alle Aussagen der alten Theore enthalten. Sie zeichnet sich gegenüber ihr durch eine höhere Genauigkeit oder durch einen größeren Gültigkeitsbereich aus.

Hallo JPL,

Ich meinte, dass die
nicht-beweisbarkeit nichts mit der zu prüfenden Theorie zu tun
hat.
sondern mit dem Verfahren, wie man Erkentnisse gewinnt.
Nicht-Beweisbarkeit ist also keine Eigenschaft der zu
prüfenden Theorie.

Da verstehe ich dich nicht; die erkenntnistheoretischen Grundzüge gelten doch für alle Erkenntnisse, also auch für jedwede zu überprüfende Theorie !

schöner Gruß
Peter

Hallo,

Es ist eine außerordentlich interessante philosophische Frage,
ob die Naturgesetze an sich existieren und wir Menschen sie
nur zu ergründen und beschreiben versuchen, oder ob das
Naturgesetzt erst durch unsere Formulierung einer Theorie
entsteht.

Das kann man gar nicht beantworten, denn es ist die gleiche Frage nach der sogenannten „Realität“.

Grüße
Peter

Randbemerkung, …, weil (etwas OT)
Hallo,

ich nun wohl der oder ein aktueller Anlass für dieses dein Posting bin:

Da ich es leid bin, immer wieder aufs Neue erklären zu müssen,
was eine naturwissenschaftliche Theorie ist (und vor allem was
sie nicht ist)

Mit einer ähnlichen Formulierung hast du unsere kleine Diskussion in einem anderen Brett für beendet erklärt:
…aber hier können wir erst weiter diskutieren, wenn Du weißt, was eine „Theorie“ ist. Ich habe nämlich keine Lust immer wieder das gleiche hier im Forum zu erklären…

Ich will ehrlich sein.
Sie freuen mich schon ein wenig. Diese Diskussion in kleinem Kreise hier und deine Zweifel „was ist unter dem Begriff Theorie eigentlich zu verstehen?“ jetzt. Wenn man noch Literatur und ein paar Tausend weitere Diskussionsteilnehmer hinzuziehen würde, dann wird die FAQ mehrere Seiten lang und mit Ausnahme von zwei, drei Personen niemanden zu 100% zufrieden stellen.

Ich will einfach sein.
(auch wenn es den Ansichten einiger und dem Anspruch eines Wissensforums zuwider laufen mag):

Eine Theorie ist ein Erklärungsmodell aufgrund und zur Erklärung von Beobachtungen. Fertig.

Alles weitere hier in diesem Thread geschriebene sind Eingrenzungen, Abgrenzungen, Schlussfolgerungen, Vorhersagen, Reproduzierbarkeit und Bestätigung/Widerlegung (durch weitere Beobachtungen, Analysen, Statistik). Gehen über „Theorie“, dem nackten Modell zur Erklärung einer Beobachtung, hinaus.

Weshalb sollte sich eine Theorie auf Naturwissenschaften begrenzen? Wie könnte man z.B. Erklärungsmodelle aus den Beobachtungen der Volkswirtschaft den Naturwissenschaften zuordnen?

Ja, ich bin bereits beim ersten Satzteil (d)einer zukünftigen FAQ hängen geblieben. Einschränkung, Abgrenzung, …

habe ich mich mal hingesetzt und eine FAQ zu
diesem Thema verfasst.

Solange es keine Vorschaltseite im betreffenden Brett wird … :smile:

Franz

Hallo,

Sie freuen mich schon ein wenig. Diese Diskussion in kleinem
Kreise hier und deine Zweifel „was ist unter dem Begriff
Theorie eigentlich zu verstehen?“ jetzt.

Ehrlich gesagt kann ich hier keine Zweifel in Michaels Ausführungen sehen.

Wenn man noch
Literatur und ein paar Tausend weitere Diskussionsteilnehmer
hinzuziehen würde, dann wird die FAQ mehrere Seiten lang und
mit Ausnahme von zwei, drei Personen niemanden zu 100%
zufrieden stellen.

Also in praktisch allen wesentlichen Punkten kann ich hier kaum Meinungsverschiedenheiten erkennen. Praktisch ausschließlich ging es um Details bzw um Formulierungen, wie man den Text so halten kann, damit er von möglichste jedem verstanden wird. In den grundlegenden Dingen stimmen doch praktisch alle Diskussonsteilnehmer überein.

Eine Theorie ist ein Erklärungsmodell aufgrund und zur Erklärung von
Beobachtungen. Fertig.

Demnach wäre z.B. die Vorstellung von einem Gott auch eine naturwissenschaftliche Theorie, schließlich kann ich jede Beobachtung mit „Gott hat das gemacht“ erklären. Das ist sie aber nicht. Deine Definition kann also so kaum stimmen, weil sie viele wesentliche Punkte die zu einer Theorie gehören gar nicht erfasst.

vg,
d.

1 Like

Hallo!

Schön, dass Du hierher gefunden hast.

ich nun wohl der oder ein aktueller Anlass für dieses dein
Posting bin:

Da ich es leid bin, immer wieder aufs Neue erklären zu müssen,
was eine naturwissenschaftliche Theorie ist (und vor allem was
sie nicht ist)

Mit einer ähnlichen Formulierung hast du unsere kleine
Diskussion in einem anderen Brett für beendet erklärt:
…aber hier können wir erst weiter diskutieren, wenn Du
weißt, was eine „Theorie“ ist. Ich habe nämlich keine Lust
immer wieder das gleiche hier im Forum zu erklären…

Stimmt, Du bist der aktuelle Anlass. Fühl Dich geehrt! Allerdings hätte ich es Dir in all den vielen Details, die in diesem Thread genannt werden, erklärt, wenn Du der erste wärst. Es waren aber so viele, wo der Begriff der Theorie immer der Stolperstein war, so dass ich mich entschlossen habe, dieses Thema ein für allemal zu klären - natürlich mit der freundlichen Mitarbeit aller interessierten Forumsteilnehmer.

Ich will ehrlich sein.
Sie freuen mich schon ein wenig. Diese Diskussion in kleinem
Kreise hier und deine Zweifel „was ist unter dem Begriff
Theorie eigentlich zu verstehen?“ jetzt.

Ähm … welche Zweifel? Ich glaube schon zu wissen, was eine Theorie ist. Der Grund, warum ich das hier zur Diskussion stelle ist ein anderer: Ich möchte, dass der Text von möglichst allen Beteiligten mitgetragen wird und so verständlich und informativ wie möglich gehalten wird.

Eine Theorie ist ein Erklärungsmodell aufgrund und zur
Erklärung von Beobachtungen. Fertig.

Ein Modell ist … naja, nun mal ein Modell. Es gibt schon einen Grund, warum es den Begriff Theorie separat davon gibt.

Weshalb sollte sich eine Theorie auf Naturwissenschaften
begrenzen? Wie könnte man z.B. Erklärungsmodelle aus den
Beobachtungen der Volkswirtschaft den Naturwissenschaften
zuordnen?

Naturwissenschaftliche Theorien haben Gemeinsamkeiten mit Theorien aus anderen Bereichen, aber sie haben auch wesentliche Unterschiede. In der Mathematik muss sich z. B. eine Theorie aus ihren Axiomen ableiten lassen (diese Forderung gibt es in der Naturwissenschaft nicht). Dafür kennt die Mathematik die Begriffe Beobachtung und Experiment nicht, die in der Naturwissenschaft ganz zentral sind. Eine mathematische Theorie ist also etwas anderes als eine naturwissenschaftliche Theorie. Bei den Geistes- und Sozialwissenschaften kenne ich mich nicht genügend aus und möchte mich daher nicht aus dem Fenster lehnen.

Solange es keine Vorschaltseite im betreffenden Brett wird …

Keine Sorge. Im Parabrett tummle ich mich ohnehin eher selten. Viel häufiger braucht man diesen Text bei der Argumentation gegen Kreationisten („Die Evolutionstheorie ist ‚nur‘ eine Theorie.“) und gegen Relativitätsgegner („Die Relativitätstheorie ist ‚nur‘ eine Theorie.“)

Gruß, Michael

2 Like

Hi Peter,

Da verstehe ich dich nicht; die erkenntnistheoretischen
Grundzüge gelten doch für alle Erkenntnisse,
also auch für jedwede zu überprüfende Theorie !

Das stimmt, ist aber ein Modell, das wir verwenden um erkentnisse (Theorien) zu überprüfen. und eben das hätte man auch anders aufziehen können, z.B. indem man einen Versuch macht und wenn der keine Ablehnung herbeiführt wird die Theorie als unumstösslich richtig betrachtet.
es liegt nicht an der Theorie selbst, dass sie nicht beweisbar ist, sondern an dem Konzept, wie wir beweisbar definieren.

Grüße,
JPL

Hi d.,

das ist eien gute Idee - vorschläge?

VG,
JPL