Hallo zusammen,
soweit ich das noch überblicke, haben wir bisher ein paar gute Punkte zusammen, um die Antwort zu konkretisieren:
ERSTENS
Es muss klar gestellt werden, dass der Begriff „Theorie“ im Alltag durchaus eine andere bedeutung hat als in den Naturwissenschaften, und dass es wichtig ist, bei der Diskussion um naturwissenschaftliche Sachverhalte den Begriff in seiner naturwissenschaftlichen Definition zu verwenden, um Missverständnisse zu vermeiden. Dabei kann man auf Michaels Vorschlag aufbauen:
Der Begriff „Theorie“ hat zwei Bedeutungsebenen, die man nicht verwechseln darf. In der Umgangssprache ist eine Theorie etwas abgehobenes, von der Praxis losgelöstes, unwirkliches, … Man sagt z. B.: „Theoretisch weiß ich wie es geht, aber in der Praxis kriege ich es nicht hin.“ In der Fachsprache muss aber die Theorie zwingend einen direkten Bezug zur Wirklichkeit haben. Hätte sie den nicht oder würde sie sich als fehlerhaft erweisen, dann müsste man sie verwerfen. Deshalb formulierte schon Kirchhoff: „Es gibt nichts praktischeres als eine gute Theorie.“
ZWEITENS
Es muss (allgemeinverständlich) erklärt werden, was die wissenschaftliche Definition ist. Hier finde ich die Antwort von Balázs am besten, der Gerhard Vollmer zitiert hat. Man kann das vielleicht sprachlich noch vereinfachen und um ein paar Punkte erweitern, zB:
Eine Theorie im Sinne der Naturwissenschaft ist ein System von logischen Zusammenhängen, welche Beobachtungen beschreiben. Sie muß dabei
* frei von Widersprüchen sein
* mit anderen anerkannten Theorien verträglich sein
* durch empirische Befunde testbar sein
* relevante Fakten erklären (voraussagen oder retroduzieren)
* einschlägige Probleme lösen
In den Naturwissenschaften ist es nicht von Bedeutung, ob eine Theorie im philosophischen Sinne richtig ist oder nicht. Sie ist *besser*,
* je weniger Annahmen sie treffen muss und je einfacher sie ist
* je mehr Beobachtungen sie beschreibt
* je richtiger und präziser ihre Vorhersagen sind
* je größer ihr Gültigkeitsbereich ist
Theorien werden entwickelt. Es muss immer geprüft werden, wie gut sie mit empirische Beobachtungen vereinbar sind. So können neue Beobachtungen dafür sorgen, dass Theorien verändert (verbessert) werden, oder dass sie durch eine andere, bessere Theorie ersetzt werden.
Es stellt sich nicht die Frage, ob eine Theorie bewiesen ist oder nicht. Es ist nicht das Ziel und es ist praktisch auch unmöglich, eine Thorie zu beweisen. Eine Theorie macht entweder korrekte Vorhersagen oder nicht. Je mehr korrekte Vorhersagen sie schon gemacht hat, desto sicherer sind wir uns, dass sie auch zukünftige Beobachtungen korrekt beschreibt (man sagt, die Theorie ist durch viele empirische Befunde gut gesichert). Macht man unter bestimmten Bedingungen Beobachtungen, welche mit der Theorie nicht gut vereinbar sind, muss die Theorie geändert/verbessert werden oder als für dise Bedingungen ungültig erklärt werden.
DRITTENS
könnte man für die Punkte der Definition konkrete Beispiele geben und
VIERTENS
könnte man Gegenbeispiel anführen und klarstellen, warum das keine Theorien im naturwissenschaftlichen Sinne sind. So wie deconstruct das zB. gemacht hat:
Demnach wäre z.B. die Vorstellung von einem Gott auch eine naturwissenschaftliche Theorie, schließlich kann ich jede Beobachtung mit „Gott hat das gemacht“ erklären. Das ist sie aber nicht. Deine Definition kann also so kaum stimmen, weil sie viele wesentliche Punkte die zu einer Theorie gehören gar nicht erfasst. (hier wäre anzugene, welche Punkte konkret und warum)
my2ct
VG
Jochen