Hallo Namenloser,
ich bin weder Jude noch Moslem, also kein Experte auf diesem Gebiet, das aber schon seit 75 Jahren und es steht geschrieben „Wer Ohren hat, zu hören, der höre!“ Und in 75 Jahren hört man viel.
Du darfst die Speisegesetze der Juden und der Muslime nicht durcheinander werfen. Beid beruhen zwar auf den selben Quellen, haben sich aber im Laufe der mehrtausendjährigen Geschichte verschieden ausgeformt.
Dem Moslem ist meines Wissens der Verzehr jedes Tieres mit Ausnahme von Schweinen und Schweinefleischprodukten erlaubt.
Die Juden haben da viel detailliertere Vorschriften:
Säugetiere:
Erlaubt sind alle wiederkäuenden Tiere, welche gespaltene Hufe haben. Und in der Erklärung dazu sind zur Verdeutlichung zwei Beispiele für verbotene Tiere erwähnt:
Das Schwein - es hat zwar gespaltene Hufe, jedoch ist es kein Wiederkäuer - und das Kamel - es ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine gespaltenen Hufe.
Meerestiere
Erlaubt sind alle Fische, welche Kiemen und Schuppen haben. Da der Aal keine Schuppen hat, gehört er zu den verbotenen Tieren. Natürlich ist der Verzehr von Austern, Calamari und Krabbencocktail ebenfalls tabu.
Reptilien:
ist mir nicht bekannt.
Vögel:
Da sind die zum Verzehr erlaubten Vögel (Hühner, Enten usw.) detailliert aufgezählt
Insekten:
Sind ebenfalls detailliert aufgezählt. Interessant ist, dass in dieser Liste drei Insekten (wahrscheinlich Heuschrecken) enthalten sind, bei denen man nicht mehr weiß, welches Insekt sich hinter dem hebräischen Namen verbirgt. Macht aber nix, der Verzehr von Insekten ist auch in der Negev ziemlich aus der Mode gekommen.
Ob der Koran explizit den Verzehr von Hunden verbietet, entzieht sich meiner Kenntnis, aber da alle nicht verbotenen Tiere entweder durch einen dafür zugelassenen Schlachter „geschächtet“ sein müssen (oder durch ein für die Jagd übliches Tier, z.B. einen Falken, erlegt sein müssen) erübrigt sich diese Frage wohl. Welcher muslimische Schlachter, der etwas auf sich hält, würde sich wohl herablassen, einen Hund zu schächten?
Zum Stichwort „penibel“ ist zu sagen, dass Moslems keinen Alkohol und kein Blut zu sich nehmen dürfen.
Bei Juden geht das viel weiter.
Ein jüdischer Schlachter darf kein Fleisch von einem Tier (an Juden) verkaufen, welches ein „Fehl“ hatte. Dazu gehört nicht nur - was selbstverständlich ist - dass das Tier keine Krankheit hatte, sondern es darf auch keine Verletzung, z.B. einen Beinbruch, haben. Also „Notschlachtung“ ist nicht. Das Tier muss, bevor es zerlegt wird, von einem vom Rabbinat dazu bestellten Fleischbeschauer freigegeben werden. Dieser hat darüber zu wachen, dass die Speisegesetze eingehalten werden.
Die Unvereinbarkeit von gleichzeitigem Fleisch- und Milchgenuss hast Du ja schon erwähnt. Sie beruht auf dem Satz in der Thora. „Du sollst das Fleisch des Böckleins nicht in der Milch der Mutter kochen!“ Zwischen Milchgenuss und Fleischgenuss müssen immer mindestens 6 Stunden vergangen sein.
Diese Vorschrift führt dazu, dass in einem jüdischen Haushalt zwei getrennte Küchen mit je einem kompletten Satz an Geschirr vorhanden sein müssen. Und dass wird sehr streng gehandhabt.
So wird erzählt, dass in Zeiten großer Not ein Jude beschloss, unter die Räuber zu gehen. Er lauerte also in dunkler Nacht einem Reisenden (auch ein Jude) auf, sprang aus dem Gebüsch und rief: „Gib mir Dein Geld, oder ich muss Dich hargenen (umbringen)!“ „Nein, ich geb Dir mein Geld nicht!“ „Dann muss ich Dich hargenen!“ „Dann hargene mich.“ Der Räuber zog das Messer, stutzte und stieß erbittert hervor: „Ich kann Dich nicht hargenen, das dumme Weib hat mir das milchene Messer eingepackt!“
So streng sind die Bräuche.
Gemüse, Fisch und Geflügel kann in beiden Küchen zubereitet werden, da sie ja sowohl mit Milch als auch mit Fleisch gemeinsam verzehrt werden dürfen. Bei allen Nahrungsmitteln, welche nicht durch die Hände des Fleischbeschauers gegangen sind, ist die Hausfrau für die Einhaltung der Speisegesetze verantwortlich. so muss sie darauf achten, dass z.B. kein angefaultes Blatt oder kein „angedatschtes“ Obst auf den Tisch kommt. Der Salat muss sorgfältig auf Schnecken untersucht werden, da Schnecken nicht zum Verzehr zugelassen sind.
Dir wird aufgefallen sein, dass ich die Juden viel detaillierter behandelt habe als die Moslems. Das kommt daher, dass ich mir als 14-jähriger, zu einer Zeit, als in Deutschland noch das Thema „Juden in der Nazizeit“ totgeschwiegen wurde, die Frage gestellt habe: „Was sind Juden für Menschen und warum sind sie allgemein so verhasst?“
Ich habe mir damals alles reingezogen, was ich - mit Hilfe einer sehr engagierten Buchhändlerin - an seriöser Literatur erreichen konnte, von der unkommentierten Sammlung „Das dritte Reich in Dokumenten“ bis zu Salcia Landmanns „Die Juden als Rasse“ (mit dessen Definition des Begriffs Rasse ich nie ganz einverstanden war) und „Der jüdische Witz“.
Ich hoffe, dass ich Deine Fragen wenigstens ansatzweise beantworten konnte.
Gruß merimies