Hallo Tommy,
Du wertest jetzt die Art des Missbrauchs
inwiefern nehme ich eine Wertung vor, wenn ich darauf hinweise, dass derzeit nur der sexuelle Missbrauch thematisiert wird, u.a. deshalb, weil andere Arten des Missbrauches zum Zeitpunkt des Geschehens noch als nicht unübliche Erziehunsgmaßnahmen galten (und teilweise auch heute noch gelten)?
Inwiefern würden Dir die genauen Details einen persönlichen
Erkenntnisgewinn bringen?
Sie haben dazu beigetragen, dass viele Betroffene aus ihrem
persönlichen Erkenntnisgewinn heraus jetzt den Mut gefunden
haben sich zu melden.
Dafür genügt meiner Ansicht nach das Publikmachen des Missbrauches als solchem; die einzelnen sexuellen Handlungen en detail in den Medien auszubreiten, bedient nur die Schaulust des Publikums.
Und auch vor der Möglichkeit, dass detailreiche Schilderungen geradezu eine Einladung für Trittbrettfahrer sein könnten, sollte man die Augen nicht verschließen - mithin ist von Entschädigungszahlungen die Rede.
Es wird zudem alles relativ anonym behandelt, die Namen tauchen in den Medien kaum auf.
Für das nähere Umfeld und vor allem für die Opfer selbst wären aber die Schilderungen zuordenbar, und den genauen Verlauf des Missbrauches in der Zeitung zu lesen wäre mit Sicherheit für viele Opfer erneut traunatisierend. Nicht ohne Grund wird bei entsprechenden Gerichtsverhandlungen während der Befragungen der Opfer die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
Aber als katholisch Aufgewachsener und Erzogener „weiß“ man,
dass es Missbrauchsfälle der verschiedensten Arten in vielen
katholischen Einrichtungen gegeben hat (und gibt?). Nun hat
man Gewissheit. Ich möchte nicht von Genugtuung schreiben, da
ich nicht selbst betroffen bin. Aber die Entwicklung der
letzten Jahre hinsichtlich Aufklärungsbemühen wird
insbesondere der katholischen Kirche am Ende gut tun.
Ich persönlich habe Bauchschmerzen damit, dass sich die Berichterstattung nun so sehr auf die katholische Kirche konzentriert. Ich befürchte, dass dabei all die vielen, vielen alltäglichen Missbrauchsfälle unter den Tisch fallen - die Kinder, die nicht von irgendwelchen komischen alten Priestern missbraucht werden, sondern von ihrem eigenen Vater oder Großvater, von ihrem Sportlehrer oder von dem netten Nachbarn von gegenüber.
Schätzungen gehen, wenn ich mich recht entsinne, davon aus, dass in diesem unserem Land jedes vierte Mädchen und jeder siebte Junge Missbrauchserfahrungen machen - auch heute noch, auch in den besten Familien, und auch in Deiner näheren Umgebung.
Grüße
=^…^=