Hoi,
Offenbar ist ein nicht ganz unwesentlicher Teil der
Bevölkerung der Auffassung, dass die Tatsache, dass er seine
Diss zum Teil zusammengeklaut hat, Herrn zu Guttenberg nicht
zu einem schlechten Verteidigungsminister macht.
Ich guttiberge jetzt mal kurz von weiter unten:
Wenn sich irgendwo ein Jemand bei einer Firma auf eine leitende Vertrauensstelle mit seinem Doktortitel bewirbt und es würde herauskommen, dass sich dieser Jemand seinen Doktortitel durch Täuschung und Klau erschlichen hat, was meinst du, wie lange dieser Jemand seinen Posten behalten dürfte?
(thx JaninaG) ^^
Minister, mit einem starken Verlag hinter sich, hat natürlich bessere Chancen im Amt zu bleiben.
Ich habe für diese Sichtweise auch durchaus Sympathie. Denn
es käme ja auch niemand auf die Idee, einem Ladendieb auf
Lebenszeit den Führerschein wegzunehmen, obwohl das doch
eigentlich nur konsequent wäre, wenn man die Maßstäbe von
Opposition und Medien aus der Guttenberg-Sache auf diesen Fall
überträgt:
Wer sich im Laden bedient, gibt zu erkennen, das er
es mit Ehrlichkeit und Rücksichtnahme im allgemeinen und der
Rechtsordnung im besonderen nicht allzu genau nimmt. Von
einem, der es mit Rücksichtnahme und Rechtsordnung nicht so
genau nimmt, muß man aber wohl auch befürchten, dass er sich
nicht an Verkehrsregeln hält. Und wenn man das weiß, dann kann
man ihn doch nicht (mehr) Auto fahren lassen. Denn Autofahren
ist eine verdammt verantwortungsvolle Angelegenheit.
Ein Ladendieb sollte einfach für sein vergehen verurteilt werden. Wer ein schlechtes Führungszeichen bei der Polizei hat, hat meistens sehr große Schwierigkeiten bei einer Firma einen Job zu finden. Das sollte vor allem bei Ministerien der Fall sein. Wenn nun im nachhinein fest gestellt wird, dass man jmd. eingestellt hat, der ein schlechtes Führungszeugnis hat, würde meistens bei Firmen vor die Tür (zunächst) gesetzt werden.
Zum Glück aber hat sich die Gesellschaft auf die maßvolle und
etwas weniger paranoide Position geeinigt, dass Ladendiebe
nicht automatisch schlechte Autofahrer sind. Und das ist aus
meiner Sicht auch vernünftig. Sich dieser Perspektive auch im
Fall Guttenberg zu befleißigen halte ich daher nicht für
„unreflektiert“, sondern für maßvoll und weise.
Ganz ehrlich gesagt, so ein Thema kotzt mich an, dass sowas 100000000000 mal durchgekaut wird und es 1000000000000000000000000000000000000 mal wichtigere Themen in der Politik gibt. Man kann fast die gesamte Gesellschaft 3 Wochen lang mit einer Dienstwagenaffäre ablenken von pol. wichtigen Entscheidungen.
Ob ich das „Weise“ finde, dass die Bevölkerung nichts macht, wundert mich nicht. Es ist ja mehr ein „SKANDAL!“, was man immer zum Smalltalk benutzen kann.
Im übrigen scheint die Mehrheit der Gesellschaft weder
Rachegelüste zu hegen (Verlust des Titels ist doch nicht
genug! Nieder mit dem Kerl! Wenigstens aber raus aus Amt und
Würden und weg von den Fleischtöpfen (wenn ich sie schon nicht
selbst haben kann)!) noch den pawlowschen Reflex der
Opposition zu teilen, die bei jedem Regenschauer
undifferenziert nach Rücktritt schreit, ganz egal ob der
Angegriffene sich hat schmieren lassen, seine Diss geklaut hat
oder zuhause seinen Müll nicht trennt.
Ja, die Opposition ist immer schlimm, egal ob schwarz-gelb, rot-grün oder braun. Die Opposition sieht alles schlecht. Meine Fresse, das ist ihr Job zu prüfen, ob die Regierung alles richtig macht und schließlich will sie bei der nächsten Wahl auch wieder dabei sein.
Außerdem ist ein „falscher“ Doktortitel als Minister nicht das gleiche, wie als würde Miss Merkel nicht den Müll trennen.
Auch das scheinen mir eher lobenswerte Eigenschaften unserer
Gesellschaft zu sein …
Arme Gesellschaft, die doch sonst auch nichts tut…
mit „Oppositions“ Grüßen,
Hanzo