Hallo Romana,
Hi Avera,
zunächst einmal vielen Dank für Deine wortreiche Belehrung.
Also, wenn das wortreich war… Ich wollte lediglich aufzeigen, die Fragestellerin könnte es auch anders gemeint haben. Doch wie sie es gemeint hat, kann nur sie selbst am besten wissen bzw. beantworten.
…":Wacht er für gewöhnlich wieder auf…"
Für viele Dinge mag es
unterschiedliche Begriffe oder Umschreibungen geben. Weshalb
Dinge teils be- und umschrieben werden, statt sie konkret beim
Namen zu nennen, dafür mag es unterschiedliche Gründe geben.
Beim Tod könnte ich mir vorstellen, dass es so für einige
Menschen eine Möglichkeit ist, ihn in verharmloster Form
darzustellen, leichter bzw. teils auch überhaupt damit klar zu
kommen.
Genau, wir verniedlichen und verkleinern alles, bis wir es
nicht mehr erkennen können. Und stehen uns die Tatsachen dann
aber plötzlich und so „unerwartet“ gegenüber, entwickelt sich
schnell das Gefühl eines nur ach zu persönlichen
Betroffenseins, daß oft ausufert in ein Hadern mit dem eigenen
Schicksal. Warum hat es ausgerechnet mich getroffen? Eine
rechtzeitige und realistische Auseinandersetzung mit dem
einzig sichern in unserem Leben, könnte zumindest davor
bewahren und so die Grundlage schaffen für echtes Trauern und
Abschiednehmen.
Mit Verallgemeinerungen kehrt man alle Menschen über einen Tisch und selbst der wohl nur kleine Teil Menschen der dem Tod ins Auge blicken kann bzw. den Tod unverblümt beim Namen nennt, wird mit einer Generalisierung leider ignoriert bzw. nicht wahr genommen.
Der Tod kann einen bekanntlich in jedem Alter ereilen, nur mit zunehmendem Alter wird er natürlich immer wahrscheinlicher. Die Frage nach dem Trauern und Abschiednehmen, an wen richtet sich die? An den Toten / die Tote oder an die Hinterbliebenen? Ich mutmaße mal, dass je weniger ein Mensch sein Leben gelebt hat, umso mehr hadert er dann mit dem Boandlkramer wenn er ums Haus schleicht. Doch diese Lebenszeit lässt sich halt leider nicht mehr zurückdrehen. Ein Mensch der sein Leben gerne lebt, der hat möglicherweise auch keinen oder jedenfalls nur weniger Grund zu trauern. So ein Mensch schließt vielleicht auch Dinge ab, wenn er merkt dass die Zeit des Sterbens näher kommt. Damit meine ich nicht nur ein Testament zu machen, sondern vielleicht auch Familienzwistigkeiten beilegen, nochmal einen geliebten Ort besuchen usw. usf.: einfach die Dinge in Ordnung bringen bevor man geht. Dabei tun das leider viel zu wenige Menschen wie man oft genug an Erbschaftstreitereien sehen kann.
Alltag ist heute, dass die wenigsten Menschen im Kreise der Familie sterben sondern im Seniorenheim oder Krankenhaus. Wie soll man am Sterbebett eines mehr oder minder geliebten Menschen stehen, wenn man mit dem Tod nicht klar kommt? Da muss man arbeiten oder hat einfach keine Zeit, so leid es einem tut. Man hat es dann vielleicht nicht kommen sehen (wollen). Ui, 95 Jahre alt und schon tot, das ging aber schnell. )
„Was Du meinst, heißt
sterben. Der Mensch ist dann tot, der wacht nicht wieder auf…“
Die Fragestellerin spricht nicht vom einschlafen sondern vom
eingeschlafen sein.
Die FragestellerIn spricht davon, was nach dem Tod
kommt. Warum das nicht auch so nennen. Ob ich einschlafe oder
gerade eben eingeschlafen bin stellt lediglich einen
Unterschied im Moment dar. In so ziemlich jedem Fall wache ich
aber wieder auf, bin also nicht tot.
Klar spricht sie vom Tod, doch der Ausdruck ist ein geflügeltes Wort für den Tod, ebenso wie wenn jemand davon spricht, die Augen mal zu schließen. Das kann man so oder so sehen. Das ist halt das der Tod verniedlicht, verharmlost, abgeschwächt wird. Weshalb das ein Mensch braucht, hat er selbst zu ergründen.
Das heißt der Prozess des Sterbens ist
folglich abgeschlossen und was übrig bleibt ist neben dem
leblosen menschlichen Körper der Tod.
Falsch. Es ist lediglich der Prozeß des Einschlafens
abgeschlossen, ansonsten s.o.
Falsch, genau. Von Dir. Doch jeder sieht es so wie er mag und kann. Vielleicht ein Kommunikationsproblem?
„…Wenn jemand „eingeschlafen“ ist?!
Wacht er für gewöhnlich wieder auf. Was Du meinst, heißt sterben. Der Mensch ist dann tot, der wacht nicht wieder auf…“
Wenn jemand eingeschlafen sprich tot ist, dann stirb er nicht mehr, dann ist er schon gestorben. Beim Sterben befindet sich der Mensch zwischen Diesseits und Jenseits und ist noch am Leben, doch der Prozess endet mit dem Tod. Und von daher meinte ich, sie würde nicht „sterben“ sondern „Tod“ meinen.
Etwas irritierend für mich war die Formulierung „menschlicher Tod“. Tot ist tot, da wird nicht zwischen Mensch, Tier und was auch immer unterschieden. Gilt dasselbe nicht auch für Tiere? Und was wenn man sein Gemüse tötet? Okay, okay… Wieso nicht nur Tod sondern menschlicher Tod? Und da mutmaßte ich eben, sie meinte den pyhsischen Tod und knüpfte daran hoffnungsschwanger die Frage, was denn dann ist, was bliebe an Seele, Geist oder was auch immer.
Die Posterin meinte wohl
eher den Tod überhaupt oder den physischen Tod.
Genau. Warum sagt sie das dann nicht? Ich vermute, weil sie
noch recht jung ist und keine entsprechenden Vorbilder hatte.
Hier kann sie welche kriegen.
Vielleicht will sie es nicht so formulieren, vielleicht kann sie es nicht, was teils an Reife liegen kann, doch wie wir in unserer Kultur mit dem Tod und Toten umgehen, ist in anderen wieder mitunter ganz schön anders. Als Kind war ich genötigt worden in die Kirche zu gehen (Traumata!) und ich erinnere noch einige Frauen wie sie wehklagten und jammerten, wenn sie mal nicht mehr wären, wenn sie mal die Augen (für immer) geschlossen hätten, wenn der Herr sie zu sich gerufen habe, wenn sie ihren Frieden gefunden haben würden… puh… wenn ich nachächte, würden mir wohl noch zig Umschreibungen für den Tod einfallen, und das alles von alten Frauen! Den Tod beim Namen zu nennen, ist nicht unbedingt eine Frage des Alters allein.
Sie könnte
davon ausgehend gefragt haben, dass wenn der Körper auch
sicher zerfällt wie wir das z.B. anhand von Skeletten sehen
können, etwas - hoffnungsschwanger - übrig bleibt (Geist,
Seele…).
Sicher. Trotzdem reden wir hier vom Tod, vom Sterben, von
etwas sehr endgültigen. Und da ist es natürlich nur allzu
legitim und verbreitet nach Hoffnung auf etwas jenseitig
weiterexistierendes zu suchen. Und noch einmal: vorher ist das
Hier, das Diesseits erst mal vorbei.
Lebendige Grüße
Avera
Wenn das Diesseits erstmal vorbei ist, dann ziehst Du eine Reinkarnation in Erwägung? Ich für meinen Teil weiß es nicht und lasse mich überraschen. In meinem persönlichen Umfeld ist Wiedergeburt für fast alle Leute eine Selbstverständlichkeit. In Gewisser Weise würde eine wie auch immer geartete Wiederkehr (Kreislauf) Sinn machen und natürlich auch, dass Energie nicht verloren geht, außer wenn ich meine Steuererklärung machen muss. Seufz.
Dass wir nur eine Einbildung oder Laune der Natur sind, will ich mal nicht hoffen bzw. glauben. Und ich nehme mal an, dass das was für uns ein Menschenleben mit ca. 80 Jahren ist, ist in anderen Dimensionen wohl kaum spürbar. Doch was unser Gastauftritt hier ist und sein soll, ich kann hierüber auch nur wie wohl (fast) alle nur spekulieren.
Ciao,
Romana