Was macht es schwer Englisch sprechen zu lernen?

Es interessiert mich, welche Hürden den Leuten im Weg liegen, warum Englisch sprechen nicht gelernt wird.

hi,

Das liest sich, als wäre es ein Pflichtprogramm.
Beziehst du dich wirklich nur auf das sprechen oder meinst du es allgemein?

grüße
lipi

Ich beziehe mich speziell auf das Sprechen. Mich interessiert, was Leute daran hindert Englisch zu sprechen bzw. sprechen zu lernen.

hi,

sicher die gleiche Hürde warum du hier deutsch und nicht englisch schreibst.

grüße
lipi

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Hallo!

Eine Fremdsprache, zumeist Englisch, ist Pflichtfach an allen Schulen (von speziellen Einrichtungen für Lernbehinderte o. ä. abgesehen). Danach verfügen Absolventen über „Schulenglisch“. Ohne z. B. beruflich bedingte Anwendung oder persönliches Interesse nehmen diese Kenntnisse den Verlauf aller anderen Schulfächer von Geschichte bis Mathematik - sie geraten bis auf rudimentäre Reste in Vergessenheit. Bei Sprachen kommt noch der Unterschied dazu, ob man lesen und verstehen oder selbst formulieren und sprechen kann. Den Unterschied bemerke ich bei mir. Technische englische Texte gehören bei mir zum Alltäglichen. Es kostet zwar oft genug Überwindung, aber letztlich entscheide ich mich doch fürs englische Original, statt mir die Übersetzung eines fachfremden Menschen oder womöglich eines Automaten anzutun. Bis dahin funktioniert alles wunderbar. Leider hatte ich nur wenige beruflich bedingte Aufenthalte in GB und damit kaum Gelegenheit, englisch zu sprechen. So kommt es zu speziellen Situationen, z. B. Diskussion mit Chinesen in englischer Sprache. Sobald die rein technischen Ebene verlassen wird, ist deren Slang - ähnlich ungeübt wie bei mir - für mich nur schwer verständlich.

Nach abertausenden englischen Textseiten wären die Sprachprobleme (wirklich Probleme mit dem Sprechen) binnen weniger Wochen, spätestens Monaten Aufenthalts in England, Australien oder Neuseeland sicher behoben, aber die Gelegenheit hab’ ich nicht.

Mit etlichen anderen Gebieten verhält es sich ähnlich: Was nicht regelmäßig angewendet, gepflegt und geübt wird, gerät in Vergessenheit. Neben anderen Sachgebieten, die sich im Laufe eines Lebens ergeben, besitze ich mehrere Meter Aktenordner aus mehreren Studiengängen, alles mit Inhaltsverzeichnissen. Das hab ich alles mal kapiert, wurde geprüft und hatte bestanden… immer wieder erstaunlich beim Lesen nach Jahrzehnten. Von manchen Zusammenhängen ist nach vielen Jahren kaum noch ein Schimmer vorhanden, weil es keine Anwendung gab. Dafür sind einzelne Schwerpunkte umso präsenter. Mehrmals kämpfte ich mich durch uralte Aufzeichnungen, weil es ein aktueller Anwendungsfall erforderte.

Englisch oder auch mein Schulfranzösisch sind keine Sonderfälle. überhaupt ist das Geschehen bei mir kein Sonderfall. Wer irgendwas laufend anwendet, ist fit und ohne Anwendung ist man froh über ein paar rudimentäre Kenntnisse, die sich bei Bedarf wieder bis zur Brauchbarkeit reanimieren lassen.

Die einzig existierenden Hürden gibt es in Form fehlender praktischer Anwendung. Sobald es die Anwendung gibt, kümmert man sich. So hatte ich - ist Jahrzehnte her - eine französische Freundin, tobte jedes Wochenende zwischen Freitagabend und Montagfrüh zwischen HH und Paris hin und her, vergeigte die halbe Erde-Mond-Entfernung mit Vollgas per Auto . Das bisschen Schulfranzösisch war ruckzuck ausgebaut. Aber das war Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts. In Erinnerung geblieben sind hier nicht zu beschreibende spezielle Situationen, aber nur wenig Sprache. In ziemlich wilder Vergangenheit gab’s ähnlich gelagerte Gelegenheiten, leidlich Italienisch und Polnisch zu sprechen. Den Stapel Sprachkurse hab ich noch, aber die übrig gebliebenen Kenntnisse sind nicht mehr der Erwähnung wert. Sind Motivation zum Lernen und Gelegenheit zur Anwendung gegeben, lernt man jede Sprache in einer Geschwindigkeit, die in keinem Schulsystem vorgesehen ist. Sobald die Motivation abhanden kommt, setzt die Vergessenskurve ein.

Gruß
Wolfgang

Deine Frage ergibt keinen Sinn.

In Deutschland ist Englisch die erste Fremdsprache und die ist nicht fakultativ. Englisch sprechen wird gelehrt. Tatsächlich ist es ein running gag unter amerikanischen und britischen Touristen, dass die meisten jüngeren Deutschen ein ziemlich gutes Englisch sprechen.

Weil man es nicht braucht und/oder nicht will.

Beatrix

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Hallo,

auf diese ungenaue und pauschale Frage mag ich nicht anders antworten als:

„Weil es eine Fremdsprache ist.“

Hi,
Aber was ist mit älterem? Wo hört jünger auf? Und was ist mit denen, die nur glauben, Englisch zu sprechen?

Die Franzi

Deine Frage ist wirklich schwer verständlich. Natürlich lernt man in der Schule durchaus auf einem akzeptablen Niveau Englisch zu sprechen. Übrigens ganz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, in denen Sprachunterricht nur aus Vokabel- und Grammatik-Paukerei besteht, haben wir in Deutschland einen sehr großen praktischen Bezug im Fremdsprachunterricht.

Trotzdem fehlt vielen Menschen jenseits/nach der Schule die regelmäßige praktische Anwendungsmöglichkeit, was zu einer recht steilen Vergessenskurve führt. Und die führt in der Konsequenz auch zu einer Vermeidung „blamabler“ Situationen. D.h. man vermeidet es lieber ganz, auf eine Ansprache in Englisch zu antworten, als diese Herausforderung anzunehmen, und dabei dann ggf. etwas ins Stottern zu kommen.

Wie steil die Vergessenskurve sein kann, stelle ich übrigens bei mir ganz regelmäßig fest. Ich habe immer mal wieder einige Wochen/Monate, in denen ich diverse Verträge auf Englisch bearbeiten/selbst schreiben muss, dazu erläuternden Mailverkehr und diverse Telkos habe. Das läuft nach einer Woche immer wie geschmiert mit dem gesamten juristischen und technischen Fachvokabular und natürlich auch mit dem Smalltalk drum herum.

Es reichen aber auch regelmäßig einige Wochen „Ruhe“ vor solchen Themen, und ich hänge bei jedem Satz erst mal wieder auf Leo, um einzelne Vokabeln und Formulierungen nachzusehen.

Ich bin sehr gespannt auf nächste Woche. Da geht es nach rund zehn Jahren zum ersten Mal wieder für einige Tage privat nach London. Bin zwar gerade mal wieder beruflich gut im Training, und habe mich vor ein paar Wochen noch gut auch in Schweden auf Englisch durchgeschlagen, aber trotzdem wird es erst mal wieder ein bis zwei Tage brauchen, bis ich mich wieder richtig wohl fühlen werde.

Hallo,

einen wichtigen allgemeinen Aspekt möchte ich noch bringen:

Nur wer seine Muttersprache beherrscht, kann auch gut eine Fremdsprache lernen.

Herrschen bereits Defizite in der deutschen Sprache, fällt es auch schwer die Englische zu lernen.

Grüße

Hallo,
das Sprechen wird selten getan oder gebraucht. Hoeren und Lesen sind oft angewendet, Sprechen selten. In der Schule, sprechen ist die Aufgabe des Lehrers. Stell einen Schueler vorn hin, der ein Projekt, eine Uebung als Lehrerersatz an diesem Tag durchziehen soll, und der Schueler wird viel reden muessen. Lass den Schueler auf Englich die Erdkundestunde halten, noch mehr Lernerfolg in Englisch, aber nur bei einem Schueler.
Die Schule allein bringst nicht wegen des zahlenmaessigen Missverhaeltnisses von Schueler und Lehrer, einer spricht, viele hoeren und reden nicht.
Bleibt nur, Orte aufzusuchen, wo man englisch reden muss. Ausland, eigene Vortraege in Englisch, Stammtische in fremder Sprache.

Hallo,

Du redest allerdings nur vom konventionellen Frontalunterricht. Der ist auf dem Rückzug.

Grüße
Siboniwe

PS: Natürlich ist ein Auslandsaufenthalt der beste Weg eine Sprache zu lernen. Von Stammtischen etc. halte ich nicht allzuviel (besser als nichts, allerdings), weil das meist Inzuchtveranstaltungen sind.

Hallo,

das halte ich für ein Gerücht. Das gilt nur für Unterricht, der hauptsächlich Grammatik-basiert ist.

(PS: die englische / einen wichtigen, allgemeinen Aspekt / fällt es schwer, die englische zu lernen [zugegeben ist das Komma hier optional, dennoch gebräuchlich]

Grüße
Siboniwe

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Also das mit dem „ziemlich guten Englisch“ will ich mal relativieren. Das mag ausreichen, um jemand den Weg zur nächsten Haltestelle zu erklären, aber auch nicht unbedingt viel mehr.

Ich arbeite mir über tausend Kollegen in der IT. Der Altersschnitt ist gering, der Bildungsstand hoch. Trotzdem wird ständig wegen irgendwelcher Lappalien nach den Leuten gesucht, die Englisch beherrschen. In den Servicedesks haben wir natürlich den Kundenanforderungen entsprechende Language-Skills. Aber jenseits dieser Bereiche sieht das immer ganz, ganz dünn aus. Ich habe neulich mal einer Kollegin sehr deutlich schreiben müssen, dass ich nicht der „Sprachendienst“ des Unternehmens sei, worauf gleich die interessierte Frage zurückkam, wer denn sonst diese Rolle habe. Da ging es um ein paar ganz banale und einfache Sätze für ein Angebot (keine juristischen Anforderungen). Auch von anderen Kollegen (mit Studienabschluss) höre ich ständig die Bitte, doch gleich die mit mir besprochenen Dinge bitte für sie auf Englisch zu formulieren/bekomme dann gerne mal Google-Übersetzungen zur Abnahme vorgelegt.

Weil sie lieber als nur einen Artikel, besser drei wie im Deutschen hätten.

Hallo,

danke für die Korrektur.

Das Gerücht kann das Göthe-Institut sicherlich entkräften. Es hat auf seiner Seite die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

U.A.: „Sowohl die EU als auch die Mitgliedstaaten sollten die Verantwortung für die Unterstützung von Ausbildungsinitiativen übernehmen, die sicherstellen, dass alle Bürger eine sehr hohe Kompetenz in ihrer Muttersprache/ersten Sprache haben, da dies die notwendige Grundlage für ein erfolgreiches Erlernen einer zweiten und dritten Sprache schafft.“

http://www.goethe.de/lhr/prj/mac/mac/spv/de4349656.htm

Natürlich kann mensch auch einfach zuhören und die Sprache wie eine Muttersprache lernen. Ich glaube aber die Mehrheit tut dies nicht. Es war auch eher als allgemeiner Aspekt gedacht, der gerade in der Migrationsforschung im Rahmen der Integration an Bedeutung gewinnt.

Hallo,

es geht ja erstmal gar nicht um Migration. Ich denke zum Beispiel an Vielsprachenstaaten wie z.B. Südafrika (11 offizielle, offiziell gleichwertige Sprachen). Dort ist es normal, dass viele Menschen zwei, drei und mehr Sprachen sprechen. Und nicht immer werden diese Sprachen von Kindesbeinen an gelernt. Es hilft sicherlich, dass die Kinder mindestens zweisprachig aufwachsen, und später zusätzliche Sprachen lernen (ich stelle das auch bei meinen Schülern - es handelt sich dieser Tage hauptsächlich um geflüchtete Menschen - fest: diejenigen, die nur Arabisch sprechen, tun sich schwerer mit Deutsch als diejenigen, die noch andere Sprachen (z.B. Kurdisch oder Türkisch) sprechen).

Aber das Problem mit Sprachunterricht ist einfach, dass er ausgerichtet ist, auf Menschen, die in ihrer Sprache grammatische Konzepte bereits gelernt haben und den Transfer leisten können. Gerade für nicht-schulisch gebildete Menschen müsste eine neue Art des Sprachenlernens entwickelt werden (analog dessen, wie Menschen eine Sprache durch Immersion, ohne strukturierten Unterricht lernen).

Umgekehrt sehe ich auch, dass - als ich noch Englisch für Erwachsene unterrichtet habe - dass Menschen aus sogenannten Ostblockländern, sich viel schwerer mit einem Unterricht tun, der nicht auf Auswendiglernen von Listen ausgerichtet ist, weil sie genauso in der Schule gelernt haben. Diese Kursteilnehmer sind meist nach wenigen Monaten weggeblieben, weil sie mit dem Konversations-Ansatz aus den VHS-Lehrbüchern verschiedener Verlage nichts anfangen können.

Grüße
Siboniwe

Tatsächlich wird ein Engländer oder Ami in D selten mehr von uns erwarten.
Ich kann zwar englisch ziemlich gut lesen und größtenteils verstehen. Das Sprechen ist ungleich schwerer. es erfordert Übung und man muss immer mal zuhören, um passende Redewendungen aufzuschnappen für den eigenen Wortschatz.
Smalltalk ist extrem schwierig, da dazu die ganze Palette Redewendungen, Wortspiele und Scherze gehören, die man kennen und einbauen können muss.

Gruß
rakete

Es soll Menschen geben, die nicht nur zufällig auf der Straße, sondern regelmäßig im Berufsleben mit Ausländern zu tun haben, und da sollte Englisch als kleinster gemeinsamer Nenner dann schon zumindest dazu ausreichen sich über fachliche Inhalte angemessen auszutauschen und etwas Smalltalk betreiben zu können. Das ist noch weit weg von „verhandlungssicher“, aber jedenfalls deutlich mehr als nur „this way“.

Und zumindest die bis zum Abi jedem Schüler verabreichte Dosis müsste in Verbindung mit etwas ohnehin üblicherweise englischem Fachvokabular hierzu eigentlich ausreichen. Wenn mich Akademiker hingegen bitten, ihnen doch einen Bestellzettel im Sinne von „Hiermit bestellen wir gemäß ihrem Angebot … a) alle Positionen oder b) folgende Positionen“ zu erstellen, wird mir ganz anders!