Nur weil die Eltern und Lehrer nicht mehr Autorität sind (Autoritäten können sie trotzdem sein), heißt das ja noch lange nicht, dass es nichts gibt, gegen dass sich die heutigen Jugendlichen auflehnen können.
Im vorliegenden Fall lehnen sie sich gegen die Industrie und Politik auf, die im Wesentlichen von der Generation ihrer Großeltern geführt wird und größtenteils im „weiter so“ verharrt bzw. wesentlich mehr auf die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerungsgruppe der Rentner eingeht als auf die der Jugendlichen, die mit dem Mist leben werden muss, den Industrie und Politik seit Jahrzehnten anrichten
Dass dieses Auflehnen nicht mit Hass und Krawall, sondern sehr friedlich daherkommt, ist m.E. ein Zeichen dafür, dass es hier eben nicht, wie Jugendlichen gerne unterstellt wird, um Protest um des Protests willen geht, sondern es sich um ein echtes, dringendes Anliegen handelt.
Bei mir war es gemischt. Meine Mutter ist von der Generation her eine Achtungsechzigerin, hat aber damals die Demonstrationen nur vom Fenster ihres Arbeitsplatzes aus mitbekommen, und unter meinen Lehrern fanden sich Anti-AKW-Wyhl-Protestierer ebenso wie katholische Nonnen.
Ja, das kann man mit Sicherheit. Ich weiß gerade nicht wo, aber ich habe kürzlich Interviews mit einigen der Schüler und deren Eltern gelesen, und darin kam deutlich zum Ausdruck, dass viele der Eltern ein mehr oder weniger schlechtes Gewissen haben (was ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann). Lange Zeit konnte das Aufmucken dieses Gewissens noch mit peniblem Sortieren des Mülls und dem Bezug von Ökostrom unterdrückt werden, aber dass der derzeitige konsumorientierte Lebensstil auf der Ausbeutung von Natur und Drittweltländern basiert und weit entfernt davon ist, nachhaltig zu sein, weiß eigentlich schon lange jeder, der sich nicht ganz fest Augen und Ohren zuhält. Und wenn man es schon selbst nicht geschafft hat, den inneren Schweinehund zu überwinden, und bis jetzt quasi sehenden Auges in die Katastrophe hineingesteuert ist, unterstützt man eben zumindest die nachfolgende Generation in der Hoffnung, dass diese das Ruder noch herumreißen kann.
Die
Generation ist nämlich meiner Ansicht nach nicht die der derzeitigen Jugendlichen, sondern die der derzeitigen Eltern, denen in ihrer Jugend eine goldene Zununft mit Saus udn Braus versprochen wurde. Die aktuell real existierenden Jugendlichen sind dagegen bereits mit Dystopien aufgewachsen und haben eine Heidenangst vor einer Zukunft mit steigenden Meeresspiegeln, vertrocknenden Akcerfllächen und allerlei sonstigen Unerquicklichkeiten. Dass sie anders als ihre Eltern nicht davon ausgehen können, mit einer guten Ausbildung auch eine guten Job oder irgendwann gar so etwas wie eine Rente zu bekommen, ist da nur noch das Sahnehäubchen.