Was sagt das eigentlich über eine Gesellschaft aus, wenn

Schreibt dir das jemand vor? Ich sehe das nicht. Ich sehe nur, dass du jedesmal, wenn jemand etwas erwähnt, was in den östlichen Bundesländern anders läuft oder zu laufen scheint, in eine Defensivhaltung verfällst, die teilweise widersprüchlich rüberkommt, weil du einerseits sagst, dass du gegen die DDR-Regierung kritisch eingestellt warst, andererseits aber die Auswirkungen, die diese Regierung durch die Gesellschaft auf die Menschen hatte, verneinst oder die Deutungshoheit dafür für dich selbst reklamierst.

Ich kann das verstehen. Ich habe in der Hochzeit der Anti-Apartheid-Bewegung in Südafrika gelebt und war dort durchaus auf Seiten der Opposition zu finden. Aber gegenüber Kritik aus Westeuropa war ich empfindlich, weil die Menschen, die von dort aus das Apartheidsystem kritisierten oftmals die Details nicht verstanden oder mir erklären wollten, was in Südafrika los war (ich nehme an, dass es etlichen schwarzen Südafrikanern genauso mit meinen Ansichten und Aussagen ging, dass ich als weiße Südafrikanerin nämlich nur einen Blick von außen auf das Innenleben der Opposition hatte, was zumindest partiell zutraf).

Dennoch machst du genau das, was KKK dir vorhält: du springst über jedes Stöckchen, das du denkst, dass man dir hinhält und verteidigst etwas, was überhaupt nicht angegriffen wurde oder du solidarisierst dich mit Ansichten, die du selbst kritisierst, nur eben erlaubst du nicht, dass sie von außen kritisiert werden.

In diesem Fall ging es ganz konkret um die Ansicht, dass Goetz Parallelen bei den heute demonstrierenden Jugendlichen zu instrumentalisierten Jugendlichen in einer bestimmten Diktatur gezogen hat. Dem kann man zustimmen oder auch nicht, aber man darf darüber reden. Sonst dürften wir alle nur noch ganz privat, über unsere eigenen, persönlichen Erfahrungen reden und jegliche allgemeine Diskussion wäre zu verbieten. Kannst du nicht wirklich wollen.

Grüße
Siboniwe

1 Like

Merkel hat keine Grenzen geöffnet.

Man redet an Mauern.

3 Like

IMHO trifft es dieser Artikel sehr gut https://www.cicero.de/innenpolitik/schuelerstreik-greta-thunberg-jugend-politik/plus

Wobei damit natürlich nicht die Frage beantwortet wird, was es über die Gesellschaft als Gesamtheit aussagt. Aber so allgemein gefasst, wirst Du Deine Frage eher nicht gemeint haben.

Gruß
vdmaster

Nein, zumal diese Forderungen längst in der Politik angekommen sind. Wenn auch nicht in der Form umgesetzt, wie es sich verblendete Idealisten und einige radikale Aktivisten gerne wünschen würden.

Nur bricht Wunschdenken schnell an den vorhandenen Realitäten. Wir hatten es ja kürzlich beim Thema E-Mobilität.

Eigentlich folgen die Kids nur dem, was seitens eines grossen Teils der Autoritäten sogar erwünscht ist und lassen es sich in Form von Anerkennung goutieren. Wird aber die Mühsal der Umsetzung auch nur im kleinsten Maßstab aufgezeigt, scheint ein nicht unwesentlicher Teil des anfänglichen Enthusiasmus zu verblassen.

Und der Adressat dieses (vermeintlichen) Protests ist ja so apersonell wie es nur geht. „Die Politik“ soll es richten. Dass die aber auch mit anderen Zwängen ausgleichen muss, genannt sei Wohlstandserhalt in allen Facetten vom reinen Überleben bis zur sozialen Versorgung mit grösseren Annehmlichkeiten wie Reisen, wird eben gerne übersehen. Wenn die überhastete Dekarbonisierung diese Versorgung erst einmal massiv beeinträchtigt, ist ganz schnell Schluß mit lustig.

Sich auf die Straße zu stellen und ein Schild mit der Aufschrift „Gerechtigkeit jetzt“ oder „Weltfrieden jetzt“ ist ungleich billiger, als das dann auch real umzusetzen.

Gruß
vdmaster

1 Like

Ja, ja. So kann Vergesslichkeit ein Bild prägen.

Die Eltern wurden beständig vom Tod bedroht. Entweder durch den direkt bevorstehenden Atombombenangriff, den konventionellen 3. Weltkrieg, AIDS das explodierende AKW in 50 km Entfernung, den Baumtod durch sauren Regen, die übermorgen einbrechende Eiszeit, den Hungertod durch flächendeckende Arbeitslosigkeit und allerlei Seuchenarten. Die Lust an der Weltuntergangsprophezeiung war schon früher sehr ausgeprägt.

Ja, ja kehret um, der Untergang ist nahe. Nicht der Lebensstil ist das Problem, sondern die Bevölkerungsexplosion mit der Lust, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Und die Mär der Ausbeutung der 3. Welt ist ein ausgelutschtes Bonbon aus der linken Kapitalismuskritik, das keiner Prüfung standhält,

2 Like

Mist, den Link habe ich vorhin auch gesetzt. :confused:

Auflehnung im Nahfeld gibt es meiner Beobachtung nach durchaus auch, nur richtet sich diese nicht gegen die Elterngeneration, sondern gegen die Großelterngeneration. Wie bereits erwähnt, ist die heutige Elterngeneration ja in großen Teilen anders als vergangene Elterngenerationen, und das betrifft nicht nur die Erziehung der Kinder, sondern auch Lebenseinstellungen und Überzeugungen. Die Konfliktlinien laufen deshalb woanders.

„68“ kam ursprünglich aus den USA und richtete sich dort zunächst vor allem gegen den Vietnam-Krieg. Die Verknüpfung mit der Schuld der eigenen Väter (und Mütter) ist eine (west)deutsche Spezialität.

Für Schüler ist das Thema vielleicht noch ein wenig zu abstrakt, aber für meine Tochter, die mit 23 alterstechnisch knapp darüber liegt, und ihre Freunde ist es sehr präsent, wobei die Folgen des Klimawandels und die persönliche Zukunft als miteinander verzahnt erlebt werden, da die Zukunft insgesamt weniger planbar geworden ist.

1 Like

Du bist hier derjenige, der vergesslich ist, denn das Lebensgefühl war während der Jugend der heutigen Elterngeneration (der du wohl eher nicht angehörst) ein ganz anderes. Es war auf Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegründet, und diese Hoffnung schien begründet zu sein, denn der kalte Krieg ging zu Ende, die Berliner Mauer fiel und diverse moderne Technik verbesserte das alltägliche Leben rasant.

Wie sich das Lebensgefühl verändert hat, lässt sich ganz wunderbar an den Jugendbuch-Bestsellern erkennen. In den Achtzigern waren das Bücher wie „Die unendliche Geschichte“ (ja, ich weiß dass das schon 1979 erstmals erschienen ist), heute sind es Dystopien wie „The Hunger Games“ und „Divergent“.

https://www.fussabdruck.de/fussabdrucktest/#/start/index/

gibt verlangsamt sich ohnehin, da weltweit die Geburtenrate zurückgeht. Zudem gibt es sie nicht in den westlichen Industrienationen und den langsam aufschließenden Schwellenländern, und diese sind es, die das Klima kaputt machen.

Nö.

Wieder einmal eine narzisstische Kränkung durch ein banales Downvote?

1 Like

Ich halte es für ziemlich billiges Stilmittel, alle politischen Ansichten oder Bewegungen, die einem selbst nicht in den Kram passen, als „infantil“ und „emotionalisiert“ zu verunglimpfen.

Die Jugendlichen, die ich im täglichen Umgang erlebe, sind m.E. deutlich reifer und vernünftiger, als es die heutige Eltern- und Großelterngeneration in ihrer Jugend war - eben weil sie, wie oben erwähnt, einen deutlich leichteren Zugang zu deutlich mehr Informationen haben und deshalb nicht mehr in einer von den Erwachsenen abgeschotteten Kinderwelt leben. Auch dass die heutige Elterngeneration weltoffener, flexibler und ihren Kindern zugewandter ist als andere Elterngenerationen zuvor, hat nichts mit „Infantilität“ zu tun. Und warm moralische Maßstäbe im politischen Handeln etwas Schlechtes sein sollen, verstehe ich ohnehin nicht.

Ja, schon ein Mist, dass man heutzutage keine menschenfeindlichen, rassistischen Müll mehr von sich geben kann, ohne dass jemand darauf hinweist, dass es menschenfeindlicher, rassistischer Müll ist oder gar widerspricht.

1 Like

Abgesehen davon, dass sie kein mediales Tabu sind, ist der Verweis auf „Lösungsansätze beim Geo-Engenieering“ ein klassischer Fall von Verschieben in die Zukunft und Vermeiden von Veränderungen im eigenen, alltäglichen Leben.

In Sachen Klimawandel ist es bereits 2 vor 12, wenn nicht schon später, und ohne massive Änderungen im Leben jedes einzelnen Bürgers einer westlichen Konsumgesellschaft wird er sich kaum bremsen lassen.

Der Fleischkonsum ließe sich beispielsweise von jetzt auf gleich drastisch reduzieren - und das würde keineswegs die Arbeit anderen Lösungsansätzen ausschließen.

Richtig.
Hier beantwortest du im Grund auch meine Frage, die ich unten irgendwo gestellt habe, weshalb FFF das Klima-Thema so isoliert daher bringt ohne die (von @KamikazeKatze an der Stelle angesprochenen) anderen Generationsprobleme der Jugendlichen wie die Rente und die sich noch weiter steigernde Entwertung von Ausbildungsabschlüssen.

Bringt man diese Themen zusammen, dann käme man an Kompromissen zwischen diesen unterschiedlichen Zielsetzungen nicht vorbei, und die Rettet-das-Klima-Forderungen würden kaum über das hinausgehen können, was ohnehin an politischen Positionen da ist.

Abgesehen vielleicht von FFF-Gängern, die das Klima als Zielgröße vor alle andere Zielsetzungen stellen, aber schon an dieser Frage würde sich FFF zersplittern, denn wie viele Jugendliche würden denn einer Aussage zustimmen wie: „Deindustrialisiert das Land, fahrt das Wohlstandsniveau runter, riskiert den Abbau der politischen Freiheiten und des sozialen Friedens dadurch, baut notwendigerweise damit auch den Sozialstaat ab - Hauptsache das Klima wird gerettet!“. Vermutlich kaum eine/r.

Gruß
F.

1 Like

Da ist sie wieder: Die Vertauschung der Theorie und Praxis. Ja, in der Theorie könnte man wahrscheinlich einen Großteil der durch Menschen verursaten schädlichen Klimagase reduzieren - aber in der Praxis passiert dies eben nicht. Das ist kein Pessimismus sondern die Beobachtung der letzten Jahrzehnte in denen das Klimaproblem bekannt war aber in denen sich nichts getan hat. Eine praktikable Lösung ist nur eine, welche die Lebensgewohnheiten der Menschen nicht verändert, also Geoengineering von dem kaum jemand etwas mitbekommt. Die Lösungen sind jetzt schon da, von einer Verschiebung des Problems in die Zukunft kann also keine Rede sein.

Hi,

Ich habe nicht gedacht, dass das hier eine diskussion um den begriff ist, der verwendet wird, um die Aktivitäten der Schüler zj bezeichnen.
Der begriff dafür ist mir egal - aber es ist bezeichnend, dass hier eine diskussion darüber stattfindet, wie man es nun nennen soll, und nicht darüber, warum die schüler auf die Straße gehen.

Die Franzi

1 Like

Du sprichst nur von dir - du willst deine Lebensgewohnheiten nicht ändern. Andere tun das aber durchaus.

Im Kleinen lassen sich aber durchaus Veränderungen beobachten, durch die die heutigen Jugendlichen ihren Lebensstandard im Vergleich zu dem ihrer Eltern im selben Alter „verringern“: Immer mehr Jugendliche, insbesondere in städtischen Ballungsgebieten, verzichten darauf, einen Führerschein zu machen (in meinem Abi-Jahrgang war ich damit ein Freak, im Abi-Jahrgang meiner Tochter war es etwa ein Drittel). Immer mehr Jugendliche ernähren sich vegetarisch (der durchschnittliche Vegetarier ist jung, gebildet und weiblich). Immer mehr Jugendliche praktizieren Containern und verschiedene Formen von sharing economy.

1 Like

Das ist eine interessante These.
Magst du das ein bisschen ausführen?

Nicht nur (west)deutsch, sondern mit anderen Akzentuierungen auch in Frankreich und Italien.
(Damit haben wir schon die drei Länder in Europa, in denen 68 besondere Schlagkraft hatte.)
Mit noch anderen Akzentuierungen gings aber auch in Spanien oder Griechenland um die Schuld der Elterngeneration.
Das war in Europa ja beileibe nicht das „aus den USA importierte 68“, auch wenn der Anstoß durch die USA und über das Thema Vietnamkrieg gegeben worden war.

Eben.
Die verschiedenen Bereiche sind hochgradig miteinander verzahnt.

Gruß
F…

Völlig richtig!
Ich stelle nicht in Frage, dass die Jugendlichen heute ein starkes Umweltbewusstsein haben und teilweise auch ‚leben‘.
Diesem pauschalen Doppelmoral-Vorwurf gegen FFF schließe ich mich sowieso nicht an.

Gruß
F.

Ich bin 1976 geboren und ein bisschen zu jung (ich bin ja auch eher einer der jüngeren Väter in den Klassen meiner Töchter), um die No-Future-Stimmung der frühen 80er (vielleicht gabs die so auch nicht wirklich, keine Ahnung) richtig miterlebt zu haben, aber Tschernobyl war für mich ein ganz krasses Ereignis. Ich hab das Bild noch heute vor Augen als die Grundschullehrerin uns das mitgeteilt hat. Trauma-ähnlich.
Oder auch Themen wie „saurer Regen“/Waldsterben waren für mich als Kind präsent.

Ich gebe dir da nicht unrecht, aber das hat klar schon in den 80ern begonnen.
Ich denke z.B. an die beiden Bücher von Gudrun Pausewang, „Die letzten Kinder von Schewenborn … sieht so unsere Zukunft aus ?“ (1983) und „Die Wolke“ (1987).
Beides Jugendbuch-Bestseller.

Interessantes Teil-Thema.

Gruß
F.