Sinn von fachsprachlichen Fremdwörtern
Hi Markus.
Warum benutzen wir Menschen in zunehmenden Maße Fremdworte
oder eigenartige Satzkonstrukte, wenn es darum geht,
wissenschaftliche Aussagen, gleich welcher Art, zu machen?
Als Analogie könnte man das Verhältnis zwischem sterilisiertem Instrument verus nichtsterilisiertem Instrument ansehen. Erstens macht Hoffnung, dass der Patient ohne Kollateralschaden die OP übersteht, letzteres nicht. Dem keimfreien Instrument entspricht das Fremdwort, dem anderen das deutsche Wort.
Ich beziehe also Position für eine von Fremdwörtern durchsetzte Fachsprache. Die Semiotik lehrt uns, dass Wörter einerseits denotieren (den Gegenstand bezeichnen) und andererseits konnotieren (assoziative, z.T. emotionale Nebenbedeutungen haben). In der Regel überlagern sich beide Bedeutungsfelder, wenn wir ein Wort hören oder lesen. Man könnte dafür zahllose Beispiele anführen.
Z.B. Politiker: Den.= Inhaber eines politischen Amtes / Konn.= korrupter, eitler, opportunistischer Geselle
Atomkraft: Den.= Technologie zur Erzeugung von elektrischer Energie durch Kernreaktionen / Konn.= Damoklesschwert, Unheil, unkalkulierbares Risiko, Weltuntergang
Konnotationen werden durch den Gebrauch von Begriffen in bestimmten positiven oder negativen Kontexten erzeugt. Sie schwingen dann beim weiteren Gebrauch mit, auch wenn die Verwender das nicht unbedingt beabsichtigen.
Warum hat sich zb. für die Zeitdehnung der Begriff
„Zeitdilatation“ gebildet?
Weil Dehnung Räumlichkeit konnotiert, die mit Zeit nichts zu tun hat. „Dilation“ ist von diesem konnotativen Keim (relativ) frei, kommt also klarer rüber.
Warum sagt „man“ nicht mehr
„überflüssig“, sondern „redundant“?
„Überflüssig“ ist sehr bildhaft, zudem auch negativ konnotiert. „Redundant“ ist neutral und sagt nur, dass etwas nicht notwendig ist.
Und warum ersetzt man das vielsagende Wort „egal“ durch „irrelevant“?
Ich gestehe mal mit einem zugedrückten Auge zu, dass beide das gleiche denotieren. Allerdings hat „egal“ Konnotationen (wie z.B. "wurscht, scheiß drauf, Pustekuchen usw.), die sehr unwissenschaftlich rüberkommen. Das ist bei „irrelevant“ nicht so.
Was solls,warum Einfach wenns auch kompliziert geht.
„Kompliziert“ ist ein Fremdwort… Du siehst also in deinem eigenen Satz, dass manche Dinge mit deutschen Ausdrücken nicht befriedigend zu vermitteln sind, denn wie willst du „kompliziert“ unkompliziert eindeutschen?
Chan