Was ist dann Blasphemie?
Hallöchen,
Der, der beleidigt wird, wenn jemand „blasphemisches“ ausspricht, ist ja nicht Gott, sondern es geht dem Beleidiger ja darum, Menschen zu verhöhnen. Insofern kann man die Blasphemie Gesetze als Beleidigung von Menschen betrachten und insbesondere einen Angriff auf deren Menschenwürde.
Wenn wir uns den Fall des christlichen Mädchens ansehen, welches kürzlich in -wowardasnochmal?- wegen Blasphemie angeklagt wurde, weil sie angeblich Seiten des Koran verbrannt haben soll.
Wäre das dann Blasphemie?
Ein Problem der Blasphemie ist doch, dass sie vom „Getroffenen“ auf Einzelfallbasis definiert wird. „Ich empfinde es als Blasphemie, wenn man ein Bild von meinem Gott malt“ - „Ich empfinde es als Blasphemie, wenn man Papier verbrennt, auf dem Worte geschrieben sind, die von meinem Propheten formuliert wurden!“ - „…, wenn jemand ein Foto vom Inneren meines Gotteshauses macht“ - „… wenn jemand einen anbetungswürdigen Gegenstand ohne Kopfbedeckung berührt“ - „… wenn ein Ungläubiger mir die Hand schüttelt“ - „… wenn ein Ungläubiger mich ansieht“ - „… wenn ein Ungläubiger auf dem gleichen Planeten wohnt“ - „… daß Ungläubige existieren“
Wo ziehen wir die Grenze?
Was, wenn ich mir eine Religion ausdenke, in der Toilettenpapier anbetungswürdig ist? Darf ich dann alle Leute auf Blasphemie verklagen, die Toilettenpapier für den handelsüblichen Zweck einsetzen?
Ich gebe Dir in so weit Recht, dass die Nutzung von verunglimpfenden Aussagen mit dem eindeutig bestimmten Ziel, die Betroffenen in ihrer Würde zu verletzen, nah an einen Verstoß gegen das Grundgesetz herankommt.
Ein Problem besteht doch viel mehr darin, dass es sich oftmals schwer klären läßt, wo dieser Vorsatz wirklich bestand und wo er unterstellt wird.
Nimmt man noch hinzu, dass so manche Religion auch die unwissentliche Begehung von Blasphemie unter die gleiche Strafe gestellt sehen möchte wie den Vorsatz, wird es darauf hinauslaufen, dass sogar bei Erlass eines solchen Gesetzes die lautesten „Blasphemie!“ Schreihälse nicht zufrieden gestellt werden.
Warum ein halbgares Gesetz auf den Weg bringen, welches die Befürworter nicht zufrieden stellt, aber selbst den mildesten Gegnern ein Dorn im Auge ist?
Wie soll der Kompromiss aussehen?
Und das Beleidigen von Menschen, insbesondere deren Würde, kann durchaus strafbar sein und sollte unter Strafe gestellt bleiben.
Es stellt sich halt die berechtigte Frage, wodurch man sich beleidigt fühlt.
Wie viel „Beleidigung“ muss man hinnehmen?
Das Problem sind doch die Mimosen, die sich durch eine Karikatur sofort in ihrer Ehre verletzt sehen.
Wenn ich daran denke, wie viele Karikaturen es über Kohl, Schröder und Merkel gibt:
Warum soll mir Altkanzler Kohl weniger bedeutend sein als einem Christen Jesus oder einem Muslim der Prophet?
Wer entscheidet das?
Gruß,
Michael