Einige Bedenken
Hi.
ich bin auf der Suche nach dem universellen Bindeglied für alle Menschen und erhoffe mir hier Anregungen.
Ok, aber mehr als Theorien oder Hypothesen kannst du nicht erwarten. Jeder wird eine andere Antwort geben, abhängig von seinen philosophischen oder religiösen Prämissen. Beweisbar ist da gar nichts.
Damit meine ich konkreter, was es ist, das von allen Menschen
akzeptiert wird, an was sich alle Menschen halten, was ihnen
gemeinsam ist.
Eine gemeinsame „geistige Klammer“, die du a.a.O. ansprichst, gibt es sicher nicht in dem Sinne, den du vermutlich intendierst (Geist im Sinne von „mind“), jedenfalls nicht auf einer „universellen“ Ebene. In kleineren sozialen Einheiten gibt es solches sicher (kulturelle Identitätsmuster), aber darum geht es dir ja nicht.
Meine gedankliche Ausgangslage:
Alle Menschen werden durch die Sprache verbunden, aber durch
die vielen verschiedenen Sprachen werden sie doch voneinander
getrennt.
Letzteres ist kein Argument, da Sprachen mehr oder weniger gut übersetzbar sind. Sprache als solche aber ist keine „geistige Klammer“.
Alle Menschen glauben an etwas, aber die Religionen trennen sie voneinander.
Das ist eine sich selbst widersprechende Tautologie. Religionen sind Glaubenssysteme. Da kannst du keinen Widerspruch konstruieren.
Der Glaube vereint, die Religion trennt.
Genauso gut könntest du die Aussage umkehren, das wäre ebenso falsch. Glaube und Religion gehören zusammen, statt, wie du meinst, Gegensätze zu sein. Natürlich gibt es Fälle, wo einer seinen individuellen „Glauben“ hat, der mit keiner offiziellen Religion übereinstimmt, oder er glaubt an unbeweisbare naturwissenschaftliche Theorien (z.B. Urknall oder die Entstehung des Geistigen aus dem Materiellen). In beiden Fällen liegt dennoch so etwas wie Religiosität vor (im letzten Fall unter der Bedingung, dass man „Religion“ funktionalistisch definiert).
Freiheit vereint die westliche Welt, aber in totalitären und Gottesstaaten gibt es keine Freiheit.
Das sind nur Parolen, auch wenn sie nachvollziehbar sind. Welche „Freiheit“ meinst du denn? Die Freiheit „von“ etwas (Unabhängigkeit) oder die Freiheit „zu“ etwas (Wahlfreiheit)? Da sollte man differenzieren. Dein obiger Satz heißt im Grunde: „Demokratie vereint die westliche Welt, aber in totalitären und Gottesstaaten gibt es keine Demokratie“. Demokratie ist nicht das selbe wie Freiheit.
Wissen verstehe ich als die Gemeinsamkeit der Begriffe.
Na ja, die „geistige Klammer“ sollte aber höher lokalisiert werden als auf der Ebene der Benennung von Viecherln, wie deinem Beispiel.
Ein Elefant heißt im
deutschsprachigen Raum „Elefant“, auf suaheli „tembo“, in
Aserbaidschan „fil“ und in Malaysia „gajah“.
Aber die unterschiedlichen Worte bezeichnen denselben Begriff.
Nein, sie haben nur die gleiche Denotation , d.h. wenn ein Elefant um die Ecke kommt, ruft der Deutsche „Elefant“ und der Malaysier „gajah“. Ein Begriff umfasst aber aus semiotischer Sicht Denotation (Objektbezug) und Konnotation (also das, was an Nebenbedeutungen im Begriff mitschwingt). In Malaysia haben Elefanten einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland, ihr Begriff also tausend Mal mehr konnotativen Gehalt.
Leichtverständliches Beispiel: Ein Christ konnotiert, wenn er eine Kirche sieht, ganz andere Dinge als ein Atheist. Beide benutzen dafür aber den gleichen Begriff „Kirche“.
Ist es überhaupt eine philosophische Fragestellung?
Natürlich.
Chan